• Avril 2020, 3e mois d’avril le plus chaud depuis 1900
    http://www.meteofrance.fr/actualites/81663271-avril-2020-3e-mois-d-avril-le-plus-chaud-depuis-1900

    Une série inédite d’onze mois consécutifs plus chauds que les normales

    Avril 2020 sera ainsi le 11e mois consécutif sur la France et une telle série de 11 mois « chauds » consécutifs à l’échelle du pays est inédite depuis le début des mesures en France.

  • Extinction Rebellion - Inneneinsichten einer ökopopulistischen Sekte | Telepolis
    https://www.heise.de/tp/features/Extinction-Rebellion-Inneneinsichten-einer-oekopopulistischen-Sekte-4701351.ht

    11. April 2020 Christian Ganzer - Extinction Rebellion ist weder radikal, noch basisdemokratisch oder offen für Kritik - Ein Erfahrungsbericht

    Extinction Rebellion (XR) gilt als radikale, basisdemokratische und für Kritik und Veränderung offene Bewegung. Mein mehrmonatiges Eintauchen in die „Rebellion“ ergab ein durchwachsenes und doch eindeutiges Bild: Radikal? Mitnichten. Basisdemokratisch? So basisdemokratisch, wie eine in der Retorte geschaffene und einem sakrosankten Katechismus verpflichtete Bewegung voller unausgesprochener Hierarchien eben sein kann. Offen für Kritik? Eher im Gegenteil. Ein Ketzerprozess bereitete meinem Experiment ein vorzeitiges Ende.
    Intro

    Auf der Suche nach Möglichkeiten, mich in der Klimabewegung zu engagieren, stieß ich auf „Extinction Rebellion“. Im Sommer 2019 trug ich mich in die Mailingliste der Leipziger Gruppe ein. Als ich zu einer Aktion anlässlich des „Earth Overshoot Day“ eingeladen wurde, ging ich hin. Am Treffpunkt fand ich eine Gruppe von etwa fünfzehn Leuten, die vorhatten, Kreuzungen zu besetzen. Dabei wurde das Wort „Besetzung“ hier anders verstanden, als ich es aus der Vergangenheit kannte: Mit einem Transparent und vielen Fahnen ausgestattet wollte man die Kreuzung bei „grün“ betreten - und wieder verlassen, sobald die Fußgängerampel wieder auf „rot“ umsprang.

    Die AutofahrerInnen, vor denen sich unser kleines Spektakel abspielte, hatten keinerlei Nachteil davon. Dennoch wurden Flugblätter mit der großen Überschrift „Sorry!“ verteilt, in denen man sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigte. Bei einem kleinen Zug durch die Leipziger Innenstadt rief eine XR-Aktivistin immer wieder ins Megaphon: „Wir leben über unsere Verhältnisse!“

    Kurze Zeit später wurde ich zu einem Kennenlernplenum ("Onboarding") eingeladen. Eine große Runde überwiegend junger Leute, im Schnitt wohl ein Vierteljahrhundert jünger als ich, saß im Café-Raum eines Hausprojektes im Leipziger Westen zusammen. Die „DNA“ von Extinction Rebellion wurde erklärt, Nachfragen beantwortet. Meine beiden Fragen schienen allerdings nicht gut ins Konzept zu passen:

    Erste Frage: Ob die 3. Forderung nach Einrichtung einer Bürgerversammlung, die Beschlüsse über die nötigen Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2025 treffen soll, nicht im Widerspruch zum postulierten Zeitmangel stehe. Wenn zunächst die Demokratie durch die verfassungsrechtliche Implementierung einer Bürgerversammlung umgebaut werden soll und letztere sich dann konstituieren, sich anschließend informieren, sodann diskutieren und Beschlüsse fassen soll, würde bis 2025 wohl kein Gramm CO2 eingespart werden. Versammlungsleiter Rolf* war offensichtlich zum ersten Mal mit diesem Widerspruch konfrontiert und ließ sich lediglich ein „Das könnte man so sehen“ entlocken.

    Die zweite Frage zielte auf die Gründe für das Prinzip der Gewaltfreiheit ab, ich wollte etwas über das Mindset der Bewegung erfahren. Rolf* antwortete in etwas aggressivem Tonfall mit den Worten: „Weil 95% der gewalttätigen revolutionären Bewegungen zum Faschismus geführt haben.“ Dagegen seien gewaltfreie Bewegungen wie die Gandhis und Martin Luther Kings erfolgreich gewesen. Auf meinen Protest, so einen Unsinn solle er einem Historiker - denn ein solcher bin ich nun mal - bitte nicht erzählen, ergriff eine andere Aktivistin das Wort und sprach von wissenschaftlichen Studien, die belegt hätten, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit von gewaltfreien Bewegungen höher sei.

    Obwohl mich die Vorstellung irritierte, die Mittel der politischen Auseinandersetzung würden nicht mehr nach Situation, Ethik und Zielen, sondern nach Wahrscheinlichkeitsberechnungen gewählt, blieb ich bis zum Ende des inzwischen in das Leipzig-Plenum übergegangenen Treffens. Mir fiel auf, dass es keinerlei inhaltliche Auseinandersetzungen gab - es wurde ausführlich über technische Lösungen für Kommunikationswege und Aktionen gesprochen, aber nicht über Politik.

    Der Sommer ging vorüber. Kurz vor der großspurig angekündigten „Berlin-Blockade“, deren Auswirkungen von der Berliner Verkehrsleitstelle nicht bemerkt werden sollten, ging ich auf ein Infotreffen. Im Anschluß kam ich mit Franz* ins Gespräch, einem Aktivisten aus der lokalen Führungsriege von XR. Er versicherte mir, dass die Bewegung flexibler sei, als es meinem Eindruck entsprach. Da nach meinen Beobachtungen bei Extinction Rebellion eine Wagenburgmentalität vorherrschte, die die Bewegung gegen Kritik von außen immunisierte, beschloss ich den Versuch zu unternehmen, Diskussionen von innen anzustoßen. Ich wurde Teil der Bewegung. Schon bald merkte ich, dass die Probleme größer sind, als ich zuvor wahrgenommen hatte.
    Erfahrungen

    In den Monaten, die ich bei XR verbracht habe, habe ich eine Menge netter, offener Leute getroffen. Viele positionierten sich im weitesten Sinne irgendwie links. Deutlich waren aber auch esoterische Tendenzen und ein deutlicher Hang zur Emotionalisierung von Politik und Diskurs. Bei XR-Leipzig sind Personen über 30 selten, Personen über 40 noch seltener. Soweit ich es beurteilen kann, nahmen bis auf einen Mann aus einem europäischen Nachbarland keine Menschen mit Migrationshintergrund an den Plena teil (nicht überraschend, dass der Leipziger Mattermost-Kanal „People of Color“ fast keine Mitglieder hat - und dort auch nichts gepostet wird; ebenso wie im LGBTQIA+-Kanal). Frauen stellen in der Regel rund zwei Drittel der Anwesenden. Fast alle studierten.

    Im Herbst 2019 waren die Leipzig-Plena so groß geworden, dass die drei Stadtteilgruppen West, Ost und Süd geschaffen wurden. Die konstituierende Sitzung des Ost-Plenums, die in den Räumen eines linken Hausprojektes stattfand, stellte den Beginn meiner aktiven Beteiligung an XR dar. Unter einer an der Wand hängenden Fahne der Antifaschistischen Aktion wurde darüber diskutiert, wie die Plena ablaufen sollten. Vor dem Hintergrund der bei XR vorherrschenden politischen und theoretischen Inhaltsleere schlug ich vor, bei jedem Plenum Zeit für inhaltliche Auseinandersetzungen einzuplanen. Wie aus der Pistole geschossen antwortete jemand, dies müsse aber zeitlich begrenzt werden. Um zuverlässig für regelmäßigen Input zu sorgen, gründete ich später mit zwei Gleichgesinnten einen entsprechenden Arbeitskreis.

    Problematisch stellte sich die Raumsituation dar: man bräuchte repräsentablere Räumlichkeiten für Treffen, da XR gezielt Personen aus der bürgerlichen Mitte ansprechen wolle. Plena, bei denen man auf dem Fußboden und unter Antifa-Symbolen sitzen muss, könnten in dieser Hinsicht kontraproduktiv wirken.

    Meine Beteiligung an XR bestand im Wesentlichen darin, aufklärerische Positionen und Denkweisen einzubringen, eine „Immunisierung“ gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus voranzubringen, esoterische und emotionalisierende Ansätze zu problematisieren. An Aktionen unter XR-Fahne wollte ich mich nicht beteiligen, solange den Erklärungen gegen Roger Hallams Holocaust-Relativierungen keine Taten gefolgt waren.

    Hallam ist der wohl prominenteste Gründer von XR und galt intern als Chefstratege. Er hatte in einem ZEIT-Interview den Holocaust als „just another fuckery in human history“ bezeichnet und gesagt, der Holocaust werde in Deutschland überbewertet. Dies war nicht die erste und nicht die letzte holocaustrelativierende Aussage des Mannes, der wie kein anderer weltweit als Sprecher der Bewegung wahrgenommen wurde. XR Deutschland und einige Ortsgruppen distanzierten sich von den Aussagen, andere hielten dies nicht für nötig. Anstelle eines Ausschlusses Hallams aus der Bewegung begann eine monatelange Mediation, die zum jetzigen Zeitpunkt von manchen Beteiligten als gescheitert angesehen wird, aber nicht zu einem Abschluss gebracht wurde.
    Dezentralität & Angst

    Eigentlich müsste jeder Text über XR mit dem Hinweis beginnen, dass XR zuallererst dezentral ist, verallgemeinernde Aussagen daher nicht zu treffen seien. Viele AktivistInnen haben XR als dezentralem Verbund erfahren, was vieles von der Kritik, wie sie beispielsweise Jutta Ditfurth an XR vorgebracht hat, bei Mitgliedern der Bewegung ins Leere laufen lässt.

    Die Reaktionen lauten in der Regel: Es mag ja sein, dass es die kritisierten Erscheinungen gebe, aber das seien Einzelstimmen, Einzelfälle, Einzelpersonen, Einzelmeinungen. Nicht einmal der XR-Bundespressesprecher Tino Pfaff könne wirklich für die ganze Bewegung sprechen, sondern spräche eigentlich nur für sich, sagte dieser in einem Interview. Und doch tritt Extinction Rebellion als eine weltweite Bewegung auf, mit einem Programm, einem Symbol und einer immer gleichen Kostüm-Show, den „Red Rebels“ - die Pantomime ohne jedes Narrativ betreiben.

    Auch der Ablauf von Plena und sogar Telefonkonferenzen folgt weitgehend dem gleichen Muster. So stehen am Anfang und am Ende jeweils eine „Check-in“- und eine „Check-out“-Runde, bei der alle Anwesenden ihre Befindlichkeit mitteilen.

    Besonders in einem Ziel - vielleicht dem einzigen, das wirklich zählt- ist man sich weltweit einig: Wachstum! Anders als beispielsweise Fridays for Future oder Ende Gelände pflegt XR eine Rekrutierungskultur. Inhalte sind bei weitem nicht so wichtig wie Masse.
    Angst

    Auch könnte man jeden Text über XR mit „Am Anfang ist die Angst“ überschreiben. Wenn XR-AktivistInnen öffentlich oder bewegungsöffentlich in mobilisierender Mission auftreten, sprechen sie häufig vor allem von Angst und darüber, wie berechtigt diese Angst sei. Selbst von „rationaler Angst“ ist da schon mal die Rede.1 Bei genauerem Hinsehen erscheint das alles als ziemlich Ich-bezogene, so ist die Rede von Angst vor dem Verlust von Erstweltmittelstandsprivilegien (Ersparnisse, Karriere, Kleinfamilie)2.

    Angst ist ein schlechter Ratgeber und selten eine zureichende Basis für Entscheidungen und Handlungen. Ohne positiven Streif am Horizont macht Angst vor allem aber auch gefügig, etwa gegenüber jemandem, der einen Plan hat, wie der prophezeite Untergang abzuwenden ist. Andauernde Angst macht führertauglich oder besser gesagt: macht es leichter, sich einem Guru oder Führer, der „die Lösung“ kennt und einen von der Angst erlöst, unterzuordnen.

    Dauerhaft kultivierte Angst führt auch zu einer Haltung, bei der der Zweck die Mittel heiligt: Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Malthusianismus, Kooperation mit Nazis - alles notfalls legitimiert durch die dystopische Angst vor dem Untergang, legitimiert durch das Apokalyptische. Angst macht auch Eile und Opferbereitschaft, was seit je gut mit Irrationalismus und Esoterik zusammengeht, denn „wir haben keine Zeit für Diskussionen“ - manche werden aber bereit sein, sich den kruden Vorstellungen Roger Hallams von der Notwendigkeit von Opfern zu unterwerfen.
    Inhaltsleere & mangelnde politische Bildung

    Zu meinen ersten Eindrücken von XR gehörte auch eine erstaunliche Inhaltsleere. Mit der 2. Forderung, die Welt solle bis 2025 klimaneutral wirtschaften, wirkt die Bewegung auf den ersten Blick zwar sehr radikal - aber die Forderung ist so offenkundig unrealistisch, dass man den Verdacht nicht los wird, es eher mit einem der typischen Werbeversprechen des Co-Gründers Roger Hallam zu tun zu haben, der für seine PR-Tricks auch sonst nicht unbekannt ist.

    Über „2025“ hinausgehende inhaltliche Positionen findet man bei XR nicht. Alles Weitere soll von der in der 3. Forderung genannten Bürgerversammlung beschlossen werden, deren Ergebnissen XR bequemerweise nicht vorgreifen möchte. Diese Ergänzung der parlamentarischen Demokratie bei gleichzeitiger Abwesenheit jeglicher konkreter Position (nicht einmal die Nutzung von Atomenergie wird ausgeschlossen) lässt sich kaum als „radikal“ - also als „an die Wurzeln gehend“ verstehen.

    Die Bewegung tritt gern so auf, als hätte sie zivilen Ungehorsam als erste entdeckt, ja gleichsam erfunden.3 „Demonstrieren reicht nicht mehr!“, jetzt müssen andere Mittel her! - und so werden vor allem medienwirksame Aktionen durchgeführt, bei denen größter Wert darauf gelegt wird fotogen zu sein, damit es Journalisten, die man zu lenken hofft, auch bestmöglich radikal erscheint. Ohne die Dramaturgie ist es dennoch nicht mehr als bspw. die „Besetzung“ eines Büros der Linkspartei in Berlin, wo man tatsächlich auf Einladung der Partei gekommen war und mit Erlaubnis der Gastgeberin für ein paar Minuten ein Banner aus dem Fenster hängen durfte. Faktisch wurde nichts besetzt, aber es sah gut aus, als PR-Gag reichte es.

    Das grundsätzliche Problem ist aber ein anderes: Bei den Aktivisten ist ein erschreckender Mangel an politischer Bildung und politischem Bewusstsein zu verzeichnen - was zunächst keine Schuldzuweisung sein soll. Viele, wenn nicht die meisten, waren zuvor nie politisch tätig. Mit der Geschichte von Widerstand und sozialen Bewegungen sind sie wenig oder gar nicht vertraut. Inhaltliche Auseinandersetzungen fanden auf den von mir besuchten Plena so gut wie nicht statt. Wer Lust zum Diskutieren hat, macht dies in männlich dominierten Onlineforen oder in besonderen Arbeitsgruppen - die aber selten sind. Wer sich in politischen Debatten noch nicht zu Hause fühlt, bleibt diesen lieber fern und lernt das dazugehörige Handwerkszeug daher nicht.

    In Einzelfällen kam es bei Plena zwar zu kontroversen inhaltlichen Diskussionen - selbstverständlich zeitlich begrenzt. Beim „Check-out“ äußerten dann aber erschreckend viele „RebellInnen“, die Diskussion habe sie sehr „angestrengt“ und „erschöpft“. Grundsätzlich habe man aber überhaupt keine Zeit, sich mit Analysen oder theoretischen Fragen zu beschäftigen, gar zu diskutieren, weil man ja schnell die Welt retten muss. Man würde gern sagen, dies sei eine polemische Übertreibung. Es war aber so. Radikale oder überhaupt nur politische Positionen entwickelt man so nicht.

    Auch die Umsetzung der Forderungen ist von vornherein ausgeschlossen, da nicht darüber diskutiert werden kann, wie man sie umsetzen möchte - es wird nicht mal diskutiert, wer sie umsetzen könnte und sollte. Folgerichtig stehen die „Aktionen“ kaum einen Zusammenhang mit den Forderungen (und Prinzipien). Für viele scheint die Identitätsfrage eine große Rolle beim Engagement zu spielen. Während der „Berlin-Blockade“ war der Ruf „Extinction - Rebellion!“ die am häufigsten gerufene Parole - nicht anders, als Fußballfans den Namen ihres jeweiligen Vereins rufen.

    Das Konzept der Bürgerversammlungen hat nicht nur in Deutschland keine große Tradition. Die Tatsache, dass sich innerhalb weniger Monate weltweit zehntausende junger Menschen plötzlich die Forderung nach der Einrichtung von Bürgerversammlungen zu eigen machten, stimmt zumindest nachdenklich. Kennen sie dieses Konzept wirklich und sind sie wirklich so davon mitgerissen - oder steckt etwas Anderes hinter ihrer festen Überzeugung, XR könne damit die Welt retten?

    Wie bei XR insgesamt gilt auch hier: Das Programm wurde von einer kleinen Personengruppe vorgegeben, denen man die Kompetenz offenbar zutraut. Veränderungen sind in ihm nicht vorgesehen, mithin gibt es also auch keinen Diskussionsbedarf. Wer sich zu den drei Forderungen und zehn Prinzipien „bekennt“, kann als „XR“ öffentlich auftreten. Die Anlehnung an die „Heilige Dreifaltigkeit“ und zehn Gebote wird kein Zufall sein, sie ist - wie so vieles bei XR - Grundlage für ein geschicktes Marketing. Aber ja, es hat die Struktur einer Bekenntnisreligion.
    Rechts/Links - mittige Strategie

    Extinction Rebellion will „beyond politics“ sein und verortet sich außerhalb des „Links-Rechts-Spektrums“. Besonders die Abgrenzung nach links wird häufig betont. Als Argument hierfür führen AktivistInnen an, man wolle „die bürgerliche Mitte“ gewinnen - und die würde ohne diese Abgrenzung abgeschreckt.4 Dennoch ordnen sich die meisten XRlerInnen, mit denen ich zu tun hatte, selber als links ein, manche auch ausdrücklich als linksradikal.

    Im Leipziger Telegram-Kanal erscheinen täglich Beiträge, die in jedem linken Aktionskanal auftauchen könnten, wiederholt habe ich Leipziger XR-AktivistInnen auch auf Antifa-Demos getroffen. Ein Aktivist erklärte mir, „man“ sei links und auch die zehn Prinzipien seien, bei Lichte betrachtet, sehr links. Das wolle man aber aus strategischen Gründen nicht nach außen vermitteln.

    Möglicherweise funktioniert im „postfaktischen Zeitalter“ eine derartige Unaufrichtigkeit ja als politische Strategie. Im Ergebnis verliert XR aber potentielle linke BündnispartnerInnen, während das Ausbleiben einer klar antifaschistischen Positionierung eine „Immunisierung“ gegen rechts erschwert. Paradoxerweise stößt der Unwille mancher linker Organisationen, der Bewegung Infrastruktur wie Räume zur Verfügung zu stellen, bei den „RebellInnen“ auf Unverständnis. Man fühlt sich links und bemerkt nicht, dass die „taktische“ Abgrenzung nach links bei Linken nicht so gut ankommt.

    Außerhalb Leipzigs tummeln sich aber auch ganz andere Gestalten bei XR. Verschwörungsgläubige sind da ebenso zu finden wie Holocaust-Relativierer oder Leute, die eine Zusammenarbeit mit Nazis befürworten, solange diese nur das Klima retten wollen. Eine tatsächliche Verortung ist also jenseits der Befindlichkeit kaum möglich. Die starken Hierarchien deuten zumindest für die Leipziger Gruppen darauf hin, dass sich zwar Personen als „links“ verorten, aber nicht merken, dass sie nicht links, jedenfalls nicht links im Sinne von progressiv und aufgeklärt sind - dazu müsste man auch mal über Inhalte und Strategien reden und ein Verhältnis zu Kritik leben, das über Lippenbekenntnisse hinausgeht, mit denen man sich für Offenheit und Lernbereitschaft feiert.
    Umgang mit Kritik

    Nicht bloß bei XR Leipzig ist der Umgang mit Kritik problematisch. Kritik von außen perlt an der Bewegung ab wie an einer Teflonbeschichtung. Auf Kritik von innen reagieren die AktivistInnen dagegen unterschiedlich, in der Regel aber nicht inhaltlich. Stattdessen verweisen sie auf die vermeintlich falsche Form, die falsche Zeit oder den falschen Ort der Kritik. Die „Gewaltfreie Kommunikation“ nach Marshall B. Rosenberg instrumentalisierend, entgegnen XRlerInnen auch gerne, die Kritik sei „gewaltvoll“, enthalte „Zuschreibungen“ oder sei sonstwie „verletzend“. Dabei sind offensichtlich nur wenige AktivistInnen mit Rosenbergs Konzept „gewaltfreier Kommunikation“ wirklich vertraut - zumindest im Umgang mit KritikerInnen ist sie offensichtlich nicht mehr das Ideal.

    Nach meinen ersten Erfahrungen und Recherchen schickte ich eine Mail über den Verteiler der Leipziger Gruppe. Darin kritisierte ich den unzureichend und mit falschen historischen Parallelen begründeten Grundsatz der Gewaltfreiheit der Bewegung und wies auf den Widerspruch zwischen der Forderung nach sehr schnellem Erreichen von Klimaneutralität und dem Ziel der Einführung einer Bürgerversammlung hin. Außerdem drückte ich meine Zweifel an der Neugründung einer weiteren Klimabewegung aus, die wegen der mit dem Aushandeln von Strukturen und Inhalten verbundenen Reibungsverlusten ebenfalls im Widerspruch zur postulierten Dringlichkeit des Anliegens stehe.

    Daraufhin brach bei den Leipziger XR-ChefInnen hektische Betriebsamkeit aus. Wie echte PolitikerInnen agierend, wurde eine Antwort über den Verteiler geschickt, in der auch alle darüber informiert wurden, dass ich zu einem Gespräch eingeladen worden sei. Außerdem wurde - ohne Plenumsbeschluß - umgehend die Zensur der Mailingliste eingeführt: auf meine nächsten Mails erhielt ich nur automatisch generierte Mitteilungen, denen zufolge meine Nachricht von den AdministratorInnen freigegeben werden müssten, was nie geschah.

    Ein Aktivist mit dem vielsagenden Nickname „delay“ teilte mir mit, dass wir die Diskussion nunmehr zu zweit weiterführen würden. Obwohl ein Doodle zur Terminfindung für das angekündigte Gespräch eingerichtet wurde, fand ein solches nie statt.

    Als ich später begann, mich in Plena und Arbeitsgruppen einzubringen, entschieden offenbar manche schnell, dass ich vor allem verdächtig bin. Kritik und Zweifel an XR zu äußern, eine klarere Abgrenzung nach rechts zu fordern, Diskussionen über Inhalte, die über konkrete Klimafragen hinausgehen, all das löste besonders bei manchen XR-Oberen misstrauische Wachsamkeit aus. Von mir in der Bildungs-AG vorgeschlagene Themen wurden als „zu links geframt“ zurückgewiesen. Ebenso erging es meinem Vorschlag, eine Bildungsveranstaltung zur Frage von „System change statt climate change“ zu organisieren, damit wir diskutieren könnten, was eigentlich mit „system change“ (und dem System) gemeint ist. Rolf* meinte, das sei völlig unnötig, weil es in Ordnung wäre, wenn jeder etwas anderes unter dem zu verändernden System und der einzuschlagenden Richtung verstehe. Hauptsache, die Leute erschienen zu den Aktionen.
    Konflikt & Machtmissbrauch: Zuspitzung

    Noch am selben Abend forderte Ludwig*, einer der lokalen Führer, mich in einem Zwischen-Tür-und-Angel-Gespräch auf, XR zu verlassen, weil ich „zu links“ sei. Überrascht wies ich sein Anliegen zurück. Es war die Zeit, als die Holocaust-Relativierungen Roger Hallams auch bei XR hohe Wellen schlugen. Auf der Internetplattform Mattermost erklärte eine ganze Reihe von AktivistInnen einen Streik. Zu ihren Forderungen gehörte der Ausschluss von Roger Hallam aus XR.

    Hier postete Ludwig* am 3. Dezember 2019 eine Aufforderung an die Streikenden, XR zu verlassen. Er drückte seinen Wunsch aus, mit seinen Kindern „nicht auf der falschen Seite der Mauer“ leben zu wollen und führte etwas aus, was ich als „lieber Ökofaschismus als Weltuntergang“ las. Er forderte, den Aktivismus nicht durch Diskussionen zu stören. Meinen scharf formulierten Widerspruch interpretierte Ludwig* als Beleidigung: Ich hätte ihn „Nazi“ genannt - was ich selbstredend nicht getan hatte. Wer Jahrzehnte in der Zeitgeschichtsforschung unterwegs ist, schaut nun mal genauer hin.

    Schnell wurde die Auseinandersetzung durch einen gegen mich gerichteten Shitstorm abgelöst, an dem sich einige Leute aus der Leipziger XR-Führungsriege beteiligten. Um Inhalte ging es dabei nicht mehr, die Kampagne weitete sich auf weitere Mobbingversuche aus. Wenige tage später forderte Ludwig*, man müsse besprechen „wie wir mit menschen umgehen, die zwar zu unseren plena kommen, aber unsere forderungen/prinzipien/vision der veränderung nicht unterstützen“.

    Es wäre möglich gewesen, das Problem auf dem folgenden Plenum zu besprechen - mit dem offensichtlichen Nachteil, dass die inhaltlichen Fragen auf den Tisch gekommen wären. Statt dessen wurde mit einem Bericht vom „nationalen“ Treffen und einer „Dragons Dream“ genannten Methode die Zeit ohne Diskussionen herumgebracht - dadurch wurden auch der eigentlich fest vereinbarte inhaltliche Input und Möglichkeiten zur Diskussion vermieden.

    Innerhalb kürzester Zeit wurde noch im Dezember 2019 in einem intransparenten Verfahren ein „Gremium“ gebildet, das eine Konfliktvermittlung und ggf. ein Ausschlussverfahren gegen mich gestalten und moderieren sollte. An der Ausarbeitung des Verfahrens war neben Norman*, der als Heilpraktiker in Leipzig tätig ist, auch der als „Waldmensch“ bekannt gewordene Esoteriker Jürgen Wagner (Alias „Öff Öff“, XR Marburg) beteiligt. Beide bildeten mit wenigen anderen die bundesweite Projektarbeitsgruppe (PAG) „DNA Care“. Die Protokolle der Sitzungen des Leipziger „Gremiums“ wurden genauso geheim gehalten wie seine Zusammensetzung. Wem das jetzt wie ein schlechter Roman vorkommt, hat mein volles Verständnis.

    Statt einer Konfliktmoderation zwischen mir und Ludwig* kündigte das „Gremium“ die Durchführung eines „Restorative Empathy Circles“ (REC) zur Moderation eines Gruppenkonfliktes an. Der Grund dafür sei, dass ich „Unruhe in die Gruppe gebracht“ habe und eine unüberschaubare Anzahl von Beschwerden gegen mich vorläge. In diesem Zusammenhang wurde ich von Norman* mehrfach als „Täter“ bezeichnet. Was meine „Taten“ und wer meine „Opfer“ waren, wusste das „Gremium“ angeblich nicht - ebensowenig wie es die Zahl meiner „Opfer“ nennen wollte.

    Gedanken an die Heilige Inquisition sind schwer zu verdrängen, wenn man Gerüchte herrschen lässt. Ketzer in 21. Jahrhundert überleben immerhin und kommen manchmal auch zu überraschenden Einsichten: Wenige Wochen später erfuhr ich, dass mich Norman* und Steven*, der auch in Leipziger autonomen Awareness-Strukturen tätig ist, während der Prozessvorbereitung von A bis Z belogen hatten: Im „Gremium“ hatten sich tatsächlich im wesentlichen Leute gesammelt, die irgendwie geartete Probleme mit mir hatten. Ein Versuch, diverse Positionen einzubeziehen, wie es das XR-SOS-Handbuch vorsieht, wurde nicht unternommen.

    Dem „Gremium“ waren also Zahl und Inhalte der gegen mich erhobenen Vorwürfe nur zu gut bekannt. Hinter der gebetsmühlenartig wiederholten Formel, man führe das Verfahren „nach bestem Wissen und Gewissen“ durch, stand also nichts als systematische Unaufrichtigkeit. Genauso systematisch verschleierten die Mitglieder des „Gremiums“ den Charakter der AG auch gegenüber dem Rest der Ortsgruppe. Zu all dem passt, dass mir „freigestellt“ wurde, mich dem REC zu unterziehen: „Die Nichtteilnahme am REC führt automatisch zum Ausschluss.“

    Den „Restorative Empathy Circle“ hat man sich wie eine filmreife Sektensitzung vorzustellen: In der Mitte standen vier Stühle. Zwei für Heilpraktiker Norman*, der moderierte, und den Co-Moderator, einer für mich; der vierte Platz war Personen vorbehalten, die nacheinander ihre Anklagen gegen mich vorbringen sollten. Im äußeren Stuhlkreis hatten weitere ca. 20 Personen aus der Leipziger XR-Ortsgruppe Platz genommen, diese hatten sich aber nicht einzubringen, sie sollten, so nötig, am Ende ein Urteil sprechen.

    AktivistInnen, die noch nicht lange bei XR waren, waren ausdrücklich aufgefordert worden, der Veranstaltung fernzubleiben - die Führungsriege befürchtete offenbar diese noch „ungefestigten“ Köpfe mit so einem Verfahren abzustoßen; außerdem bestand die Gefahr, die „Neuen“ könnten das zuvor geschaffene dämonische Bild von mir nicht mit jenem zusammenbringen, das sie sich in den zurückliegenden Plena von mir hatten machen können. Schließlich ging es um einen Ausschluss, den man sich nicht durch unsichere Kantonisten verderben lassen wollte.

    Bis zum Beginn des REC wurde ich über die Inhalte der gegen mich erhobenen Vorwürfe, über Zahl und Identität der BeschwerdeführerInnen im Unklaren gelassen - eine klassische Methode zur Erhöhung des psychischen Drucks. So erwartete ich gespannt die Enthüllung, wer meine vielen „Opfer“ denn nun sein würden, die sich monatelang nicht getraut hatten, mich mal anzusprechen, um sich über mein Fehlverhalten zu beschweren.

    Als Norman* in den äußeren Kreis fragte, wer zu mir in den Circle steigen wolle, meldeten sich ausschließlich Leute aus der Führungsriege von XR-Leipzig. In meiner Einschätzung durchweg einigermaßen selbstbewußte und eloquente Leute, die bestimmt nicht zu schüchtern sind, jemanden anzusprechen oder um ein klärendes Gespräch zu bitten. Aus dem „emotionalen Ausgleich“ wurde nichts. Ludwig*, der mir als erstes gegenübersaß, erklärte, nach den fast drei Monaten, die seit unserem Streit vergangen waren, seien seine Emotionen nicht mehr aktuell. Stattdessen fragte er mich nun nach meiner Motivation, bei XR mitzuwirken - und ob ich hinter den 3 Forderungen und 10 Prinzipien stehe. Wie in einem Trivialroman versuchte Ludwig* sich in der Rolle des Gesinnungspolizisten in einem politischen Schauprozess. Und schon der gemeine Leser weiß: Wer da mitspielt, hat verloren. Also lässt man es besser.

    Den weiteren Ablauf - mit zwei weiteren Beschwerdeführerinnen - werde ich an dieser Stelle nicht ausführlich referieren, erwähnt sei aber das Ende der Veranstaltung: Ludwig* forderte eine Abstimmung über meinen Ausschluss. Da dies offenbar für viele trotz der Inszenierung zu überraschend kam, konnte er sich damit nicht durchsetzen. Ein Folgetreffen wurde anberaumt.

    Nach dem Verlassen des Gebäudes ließ Ludwig* seiner Frustration freien Lauf, indem er herumbrüllte, über die Nachteile der Demokratie schimpfte und Teile einer Baustellenabsperrung herumwarf. Soweit zur Gewaltfreiheit. Ich erklärte etwas später auf Mattermost, dass und warum ich XR verlasse. Es folgte ein Shitstorm streng nach Lehrbuch, neue, wenig phantasievolle Vorwürfe wurden in Umlauf gebracht. Von Mobbing könne gar keine Rede sein, ich sei der Lügner, ein Macker, der Inbegriff toxischer Männlichkeit, der jedes Paradies vergiftet, und im übrigen hätte ich zur Sachbeschädigung aufgerufen.

    Auch Bundespressesprecher Tino Pfaff schaltete sich wieder ein, bereit, allem beizupflichten, was man ihm zutrug. Die 1. Forderung von XR „Sagt die Wahrheit!“ und das XR-Prinzip „No shaming, no blaming“ gelten offenbar nicht im Umgang mit KritikerInnen.

    Das eigentlich Erschreckende jedoch ist das Fehlen von Reaktionen auf die Rituale der Unwürde. Weder der Machtmißbrauch, der zur Zensur der Mailingliste durch einen kleinen Führungszirkel am Plenum vorbei führte, noch das allen Prinzipien widersprechende Zustandekommen des Inquisitionsgremiums, noch der Ablauf des Verfahrens wurde von den Leipziger „RebellInnen“ als Problem angesehen. Großes Geschrei gibt es immer nur, wenn sich KritikerInnen vermeintlich nicht an die Regeln halten - Urteilskraft gilt nur als Verurteilungskraft.

    Wie wenig die „RebellInnen“ bereit waren, sich auf die inhaltliche Auseinandersetzung einzulassen, zeigt das Protokoll eines Plenums der Gruppe Leipzig-Ost vom 11. März 2020, bei dem über das Verfahren gesprochen wurde: Dieses sei „nicht optimal gelaufen, aber war nötig und gut, dass es stattgefunden hat“. Und: „wir müssen für die Zukunft auch daran denken, wie wir ’toxische Trolle’ aus Plena/OG ausschließen.“
    Fazit

    Ich habe mir XR einige Monate lang von außen und dann von innen angesehen. Dabei hatte ich zunächst die Hoffnung, eine Bewegung gefunden zu haben, in der ich mich politisch engagieren könnte. Schon bald änderte sich meine Motivation dahingehend, dass ich die Notwendigkeit sah, politische Bildung in die Bewegung zu tragen und mich einem Abdriften in Esoterik und Ökofaschismus entgegenzustemmen. Viele derer, die mit ähnlichen Motivationen bei XR aktiv waren, haben aufgegeben.

    Im Rückblick erscheint mir der Umgang mit kritischem Denken besonders problematisch: „Wir sind eine lernende Bewegung“, aber unsere Kritiker haben alle keine Ahnung, wollen uns nur Böses, hegen „irrationalen Haß“ oder wollen „sich über uns stellen“. Kritisches Denken als notwendige Zuwendung zu Problemen wird vor allem als Bedrohung und Verunsicherung verstanden und entsprechend abgewiesen. Eine Urteilskraft, die hauptsächlich als Waffe geübt wird, verliert aber ihre konstruktive Funktion als Werkzeug zur eigenen Weiterentwicklung.

    XR bleibt mit seinen unausgesprochenen und nicht legitimierten Hierarchien weit hinter dem Standard des Rests der Gesellschaft zurück. Verborgen wird dies unter einer dicken, flauschigen Decke aus demonstrativer Wohlfühlkultur, „Care“, „Awareness“, „Gewaltfreiheit“ etc. Die dahinter tobende Gewalt bricht ungebremst hervor, wenn jemand abweicht. „Bekenne Dich zu den 10 Geboten, pardon, Prinzipien!“ Zweifel? Kritik? Ketzer!

    Extinction Rebellion ist eine zentral gegründete, dezentrale Bewegung. Und dieser Ur-Widerspruch ist nicht der einzige in dieser Retortenbewegung. XR ist politische Bewegung und Familienersatz versprechende sektenartige Struktur in Einem. Ohne politische Forderungen, mit umso mehr Wohlfühlklimbim. Die Bewegung will „Hierarchien überwinden“, unterwirft sich aber dem von Hallam & Co. gestifteten, als sakrosankt geltenden Programm, und bildet durch nichts als durch erhöhtes Aktivitätslevel legitimierte informelle Hierarchien aus. Es gibt weder Wahlen, noch Rechenschaftspflicht. Folgerichtig wendet man sich auch mit Forderungen nicht an die Parlamente, sondern an die Regierungen.

    XR wurde „von SozialwissenschaftlerInnen entworfen“ , die aber nicht bemerkt haben, dass eine demokratische Bewegung auch über Mechanismen zur Veränderung des Programms verfügen muß, weil es mehr bieten muß als ein Katechismus.5 Das Ergebnis sind unerkannte Selbstwidersprüche.

    XR spricht sich gegen Biologismen wie Rassismus oder Sexismus aus, verwendet jedoch für die eigenen Strukturen biologistische Sprache: So ist von der „DNA von XR“ die Rede oder vom "Vertrauen als Blut der Bewegung"6. Es gibt eine Bundes-AG (im XR-Sprecsh: „nationale“ AG), „DNA Care“, zu Deutsch etwa „AG Erbgutpflege“. Die Verwendung des Ausdrucks DNA für eine soziale Bewegung lässt darauf schließen, dass Veränderungen der Programmatik als widernatürlich abgelehnt werden.

    Tatsächlich reagierten viele „RebellInnen“ mit angstmotivierter Ablehnung auf Überlegungen, die 10 Prinzipien zu verändern. XR möchte Menschen aus allen politischen Lagern sammeln UND sich einheitlich politisch nach außen positionieren. Man möchte „offen für alle“ sein, drängt linke KritikerInnen aber raus.

    XR will auf Grundlagen der Wissenschaft gestützt agieren, setzt aber gleichzeitig auf Emotionalisierung, ist offen für Esoterik und Verschwörungsgläubige und verweigert sich der Grundlage aller Wissenschaft: dem Diskurs, dem Streit - immer unter Hinweis auf die Dringlichkeit des Anliegens.

    XR trägt seine Gewaltfreiheit so sehr wie einen Bauchladen vor sich her, dass andere Gruppen und Bewegungen sich dadurch manchmal als gewalttätig gelabelt sehen; der zugrundeliegende Gewaltbegriff ignoriert jedoch staatliche und ökonomische Gewalt weitgehend und besteht auf „gewaltfreier Kommunikation“, während Mobbing und äußerst aggressives Auftreten gegen KritikerInnen zur Normalität gehören.

    Meine Erfahrungen in dieser Hinsicht stellen selbstverständlich keinen Einzelfall dar, wie mir aus verschiedenen Ecken der Bundesrepublik berichtet wurde. Man möchte gerne vielfältig sein, fühlt sich in der Einfalt aber wohler: man ist weiß, jung und verfügt über einen recht hohen Grad formaler Bildung. Wer sich nicht einer bestimmten, angelernten Kommunikationsweise bedient, riskiert gemaßregelt zu werden.

    Zu anderen Gruppen und Bewegungen pflegt XR ein eher instrumentelles Verhältnis. Man überlegt diese zu unterstützen, nicht in erster Linie, weil man deren Anliegen gut findet, sondern weil man sich dadurch Zulauf zur eigenen Bewegung erhofft.7

    Bedenklich ist das krude Verständnis mancher Führungsgestalten von einem Leben in „Selbstaufopferung“, dem kaum je widersprochen wird. XR-AktivistInnen wollen „Emotionen [...] zur Grundlage des Handelns machen“. Die Kombination aus nicht legitimierten Hierarchien, Sektenartigkeit und gegenaufklärerischen Tendenzen sowie Abgrenzung gegen alles, was „links“ wirken könnte, beinhaltet ein großes Potential für das künftige Abdriften in eine ökofaschistische Bewegung.

    XR wird nichts zum Verlangsamen des Klimawandels beitragen - eher im Gegenteil, denn XR bindet Kapazitäten und schwächt damit Bewegungen, die einem modernen Anspruch an transparente und demokratische Organisationen sehr viel besser gerecht werden.

    Alle Namen sind frei erfunden

    Fussnoten
    1

    Vortrag in Göttingen: https://www.youtube.com/watch?v=lnPAL4TIAzQ

    2

    „Ich fühle Angst. Angst vor drohenden Hungerkatastrophen, Angst vor Trinkwassermangel. Wenn nicht für mich, dann für mein Kind und dessen Generation. Angst vor dem Zusammenbruch der Banken, die meine Ersparnisse, Reserven, Zukunftspläne mit in den Abgrund nehmen.“ Andrea auf Mattermost, 6.12.2019.
    3

    „Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass mehr Klima- und Artenschutz mit Petitionen u.ä. nicht erreicht werden kann - deshalb gibt es ja die Extinction Rebellion. Aber in Zeiten, in denen wir unseren gewaltfreien zivilen Ungehorsam nicht auf die Plätze und Straßen bringen können und ohnehin viel Zeit online verbringen, halte ich das Unterzeichnen von Petitionen für ein sinnvolles Puzzleteilchen jener *Online Rebellion / Love Rebellion*, die wir als Alternative jetzt auf den Weg bringen müssen.“ Edith* auf Mattermost, 24.3.2020.
    4

    „klimarettung ist antifaschismus. aber es gibt einen grund, dass nicht so zu verkaufen, weil mit der antifa als erstes straßenschlachten assoziert werden, was die bürgerliche mitte, ohne die wir die klimarettung vergessen können, verständlicherweise abschreckt.“ Ludwig* auf Mattermost, 5.12.2020.
    5

    https://www.youtube.com/watch?v=lnPAL4TIAzQ

    00:10:00.
    6

    XR Deutschland (Hg.): Ein selbstorganisierendes System (SOS). Das Handbuch (work in progress, Stand: 01.08.2019), S. 29. https://extinctionrebellion.de/documents/170/SOS-Handbuch-20190801_4.pdf
    7

    „Auch eine Fragestellung für die Vernetzungs-AG. Lokale Bürgerinitiativen, die sich z.B. gegen den Bau neuer Straßen engagieren, könnten wir ggf. unterstützen (braucht von unserer Seite nicht so viel Organisation/Logistik, sorgt aber trotzdem dafür, dass XR in den Medien auftaucht und verbessert wahrscheinlich bei vielen Leuten unser Ansehen). Deshalb wäre es gut zu wissen, was es in der Nähe für welche gibt (ein Beispiel, was ich kenne, weil auch die Rote Beete dabei ist, ist http://www.alternative-b87.de).“ Protokoll der Leipziger Recherche-AG vom 23.1.2020.

    #crise #sectes #rechauffement_climatique

  • L’intensification des courants atlantiques pousse les espèces tempérées à migrer vers l’océan Arctique
    https://www.nature.com/articles/s41467-020-15485-5
    http://www.cnrs.fr/fr/lintensification-des-courants-atlantiques-pousse-les-especes-temperees-migrer-d

    L’équipe de scientifiques du CNRS et de l’Université de Laval à l’origine de ce travail, s’est penchée sur les courants de surface atlantiques. Ses recherches montrent que la vélocité de ces courants est aujourd’hui jusqu’à deux fois plus importante qu’il y a vingt-quatre ans. En outre, les auteurs démontrent que cette intensification des courants pousse certaines espèces tempérées à migrer et à se développer dans l’océan Arctique.

    #Réchauffement_climatique

  • Attestation de déplacement automobile dérogatoire
    http://carfree.fr/index.php/2020/04/01/attestation-de-deplacement-automobile-derogatoire

    La lutte contre le #Réchauffement_climatique prend un coup d’accélérateur (passez-nous l’expression) grâce à Greta Thunberg et sa Skolstrejk för klimatet (« grève scolaire pour le #climat ») débutée en 2018. En Lire la suite...

    #Destruction_de_la_planète #Fin_de_l'automobile #Pollution_automobile #Ressources #covid-19 #déplacements #Europe #humour

  • Pandémie de Covid-19 : la première d’une longue liste en raison du dérèglement climatique ?
    https://www.actu-environnement.com/ae/news/dereglement-climat-coronavirus-augmentation-propagation-virus-pa

    La fonte de la cryosphère et la hausse des températures augmentent le risque d’exposition à des pathogènes humains, laissant craindre que la pandémie de Covid-19 ne soit que la première des épidémies à venir si le dérèglement du climat n’est pas enrayé.

    Le dégel du pergélisol n’est pourtant pas le danger le plus immédiat, selon les chercheurs. L’exploitation industrielle des ressources minières et gazières du nord de la Sibérie, facilitée par la fonte de la banquise, représente une menace toute aussi importante pour la santé humaine. « Les prospections n’ont pas encore commencé, explique Chantal Abergel, mais elles ne deviennent possibles parce qu’avec le réchauffement climatique, ces terres sont beaucoup plus accessibles qu’auparavant. Tant qu’il n’y a pas de passage humain dans ces zones-là, il n’y a pas tellement de risques que l’on réactive des pathogènes humains. Par contre, creuser dans le passé avec des pelleteuses et remuer des milliers de tonnes de pergélisol pour aller chercher ces richesses va ramener des choses beaucoup plus anciennes en surface », prévient-elle.

    Existerait-il un risque que les virus ainsi libérés se propagent de la Sibérie au reste de la planète ? « Tout dépendra des précautions sanitaires qui seront prises dans ces endroits-là », estime Chantal Abergel. « Il peut ne rien se passer si l’on établit des campements où il y a tout sur place, afin d’éventuellement enrayer une infection bactérienne ou virale. Si les choses restent confinées, il y a moins de danger que cela s’éparpille partout, même si, à partir du moment où il y a des humains, il y a toujours un danger. »

    #Coronavirus #épidémies #Réchauffement_climatique

  • Didier Fassin : « Ce n’est pas d’en haut qu’il faut espérer du changement » - Page 1 | Mediapart
    https://www.mediapart.fr/journal/culture-idees/220320/didier-fassin-ce-n-est-pas-d-en-haut-qu-il-faut-esperer-du-changement

    #Didier_Fassin, #médecin et #sociologue, professeur à Princeton et au Collège de France, compare la situation en France et aux États-Unis face à l’épidémie de coronavirus. La #crise actuelle peut-elle faire espérer un changement réel ?

    Didier Fassin est médecin, sociologue et anthropologue. Il est professeur à l’Institute for Advanced Study de Princeton et titulaire de la chaire annuelle de Santé publique du Collège de France, également directeur d’études à l’#EHESS. Il est notamment l’auteur de La Vie – Mode d’emploi critique et de Mort d’un voyageur – Une contre-enquête, tous deux publiés au Seuil. Entretien sur la #gouvernementalité par temps de crise, la situation comparée des deux côtés de l’Atlantique et ce que pourrait être le monde d’après.

    Comment le médecin et sociologue ayant étudié les manières de gouverner regarde la réaction gouvernementale à l’épidémie de coronavirus ?

    Didier Fassin : L’épidémie de Covid-19 n’a pas d’équivalent dans l’histoire mondiale depuis plus d’un siècle, et les récentes épidémies d’autres coronavirus, notamment le SRAS en 2002 et le MERS en 2012, avaient été très limitées, ne laissant pas entrevoir la diffusion actuelle du Covid-19. Dans ces conditions, il n’est pas complètement étonnant qu’on n’ait pas immédiatement pris la mesure du problème.

    Didier Fassin en 2016. © DR
    Néanmoins, de nombreux spécialistes des maladies émergentes avaient prévu qu’après les alertes des grippes aviaire et porcine et des infections aux virus Zika et Ebola, une pandémie de grande ampleur finirait par se produire, et les experts de santé publique travaillent depuis longtemps sur ce qu’on appelle en anglais « health preparedness », c’est-à-dire la réponse à une crise sanitaire majeure en contexte d’incertitude.
    Or, il faut se rendre à l’évidence avec le sociologue Andrew Lakoff, qui a étudié plusieurs crises de ce type aux États-Unis : ce qui caractérise les dispositifs en place pour faire face à ces menaces, c’est d’être, comme l’indique le titre de son livre, « unprepared ». Les réactions disparates et désordonnées de la plupart des gouvernements au niveau mondial, de même que l’absence de tests et de masques dans la quasi-totalité des pays, montrent qu’il y a une grande impréparation.

    De plus, les modèles mathématiques fournissent des projections tellement variées qu’elles ne sont que d’une aide limitée – on parlait d’un million de cas de fièvre Ebola, il y en a eu 29 000 – et les solutions proposées par la santé publique ne diffèrent guère de celles mises en œuvre contre la peste au XIVe siècle et contre le choléra au XIXe siècle. Au moins en attendant un éventuel traitement ou vaccin.

    En résumé, il est finalement remarquable que la réponse des États à la crise du Covid-19 se résume aujourd’hui à une police sanitaire appliquée avec plus ou moins de rigueur dans un contexte de pénurie de moyens.

    En situation de crise et de peur, on voit une tension se développer entre sécurité et liberté. L’équilibre vous semble-t-il aujourd’hui respecté ? Et que vous inspire cette notion d’« état d’urgence sanitaire » ?

    Du point de vue du rapport entre sécurité et liberté, le vrai basculement est intervenu il y a quelques années avec l’état d’urgence mis en place après les attentats de Paris en 2015, puis sans cesse renouvelé pendant deux ans. Le basculement a eu deux composantes.

    La première dimension, émotionnelle, correspond à la phase initiale, en novembre 2015 : le peuple et ses représentants ont ressenti un profond désir d’état d’urgence en pensant qu’il était normal de sacrifier la liberté pour plus de sécurité. En fait, les enquêtes parlementaires ont montré que rien n’avait été gagné en sécurité, mais qu’on avait beaucoup perdu en liberté.

    La seconde dimension, légale, correspond paradoxalement à la fin de l’état d’urgence, le 1er novembre 2017 : deux jours avant, le président de la République a en effet fait voter une loi qui a inscrit dans le droit ordinaire les principales prérogatives de l’état d’urgence. Cette loi s’ajoute à d’autres votées avant et après elle qui donnent plus de pouvoirs et moins de limites aux forces de l’ordre, et on en a vu les conséquences avec la violence de la répression des manifestations depuis lors, notamment contre les « gilets jaunes ».

    L’état d’urgence sanitaire me semble, dans ces conditions, relever plutôt d’un geste performatif, destiné à montrer que le gouvernement veut se donner tous les moyens d’agir. Ce n’est évidemment pas exclusif d’abus de pouvoir et d’excès d’usage de la force par la police contre certains publics qui sont sa cible habituelle, mais je ne crois pas que cela change beaucoup la donne du point de vue de la santé publique. Cela étant, il importe de rester collectivement vigilants sur les atteintes possibles, voire durables, aux libertés publiques.

    Vous êtes professeur à l’Institute for Advanced Study de Princeton et au Collège de France. Comment regardez-vous les façons de réagir au coronavirus des deux côtés de l’Atlantique ?

    Si la France a réagi lentement à l’#épidémie, en ne tirant pas profit de ce qui s’était passé en Chine et de ce qui s’annonçait en Italie, elle a fini par prendre le problème à bras-le-corps, alors que les États-Unis n’ont toujours pas pris la mesure de la situation deux mois après leurs premiers cas. Il y a au moins deux grandes différences entre les deux pays.

    La première tient à la confiance dans la #science, qui est affirmée dans le cas français, même si cette affirmation vient après des années de coupes budgétaires dans le domaine de la recherche, alors qu’elle est contestée et dénigrée par le gouvernement états-unien, qui s’est illustré par un déni presque systématique des grands problèmes de notre temps, à commencer par le #réchauffement_climatique.

    Le président des États-Unis a d’abord affirmé que la gravité du Covid-19 était une invention des démocrates pour le déstabiliser, puis a déclaré que des cas existaient bien mais que l’infection était bénigne, que l’épidémie était sous contrôle et qu’elle allait même disparaître comme par miracle, selon ses termes. Il a ensuite répété que les tests et les masques étaient disponibles quand les médecins ne disposaient ni des uns pour confirmer les cas ni des autres pour se protéger, et il essaie maintenant de faire croire au public qu’un traitement efficace a été découvert et va être distribué, en référence à l’hydroxychloroquine, pour laquelle n’existe aucun essai clinique reconnu. Le chef de l’État français s’est au contraire maintes fois réclamé des scientifiques pour prendre ses décisions, y compris celle, très controversée, de maintenir le premier tour des élections municipales.
    Dans les deux pays, cependant, on observe les mêmes stratagèmes de dissimulation de la vérité. Ainsi, on prétend que les tests sont nécessaires seulement pour les patients les plus graves, alors qu’il serait essentiel de pouvoir tester tous les cas suspects pour d’évidentes raisons épidémiologiques et médicales, et on affirme que les masques doivent être réservés à certains professionnels, quand toutes celles et tous ceux qui sont en contact avec des malades devraient pouvoir en bénéficier.

    La seconde différence importante concerne l’organisation politique et administrative de chaque pays. Les États-Unis ont une multitude de niveaux de décision – État fédéral, États, comtés, municipalités –, sans autorité hiérarchique. Par exemple, le maire de Los Angeles a décrété il y a quelques jours le confinement non autoritaire de ses administrés. Puis le gouverneur de la Californie en a fait de même pour ses 40 millions de résidents. Il a été suivi le lendemain par le gouverneur de l’État de New York. Mais à la date du 20 mars, aucun autre État n’a pris cette décision. Quant au président, il continue de diffuser des nouvelles inexactes, de faire des déclarations sans lien avec la réalité et de s’abstenir de toute injonction forte. Dans une certaine mesure, compte tenu de l’impéritie catastrophique des autorités fédérales, il est probablement préférable qu’elles ne soient pas en charge, mais on comprend que ce système génère une hétérogénéité complète des décisions.

    À l’opposé, la France jacobine et centralisée peut mettre en place une réponse plus homogène sur l’ensemble du territoire, et ce que décide le gouvernement peut être appliqué partout. Cela ne garantit évidemment pas que cela le soit de la même façon sur l’ensemble du territoire. Les forces de l’ordre manifestent plus de zèle dans les quartiers populaires que dans les quartiers résidentiels. On peut faire son jogging ou promener son chien dans le centre de Paris où elles sont absentes, mais on se fait contrôler et sanctionner si on est dehors en Seine-Saint-Denis, où elles patrouillent régulièrement.

    Vous affirmez dans une récente tribune pour le site AOC que les États-Unis produisent les conditions de possibilité d’une progression massive de l’épidémie parmi les plus vulnérables. En quoi ?

    Il y a 2,2 millions de personnes dans l’ensemble du #système_carcéral, ce qui inclut les prisons fédérales, les prisons des 50 États et les prisons locales, qu’on appelle des jails. Dans ces dernières, qui regroupent des prévenus en attente de leur jugement qui n’ont pas pu payer leur caution et des condamnés à de courtes peines pour des délits mineurs, les détenus sont regroupés dans des dortoirs de taille variable, pouvant compter jusqu’à une soixantaine de prisonniers, avec des lits superposés séparés par moins d’un mètre. Sachant que plus de 10 millions de personnes entrent dans ces jails chaque année, il est facile d’imaginer combien le coronavirus peut y pénétrer facilement et se disséminer rapidement. Les prisonniers de longue peine sont bien sûr eux aussi exposés à ce risque.

    51dj-ppzsslIl y a également en moyenne, quotidiennement, 50 000 étrangers dans les centres de rétention. Le nombre de celles et ceux qui passent dans ces centres est de 500 000. Les conditions d’enfermement et d’entassement ont été maintes fois dénoncées par les organisations de droits humains. S’ajoutent à ces chiffres les milliers de demandeurs d’asile qui se trouvent dans des camps de fortune de l’autre côté de la frontière sud du pays, au Mexique, interdits d’entrer pour déposer leur dossier, en violation de la Convention de Genève de 1951.
    Quant aux 11 millions de personnes en situation irrégulière dans le pays, on devine aisément que les rafles qui se sont multipliées depuis trois ans ne les inciteront pas à se rendre à l’hôpital pour demander des tests ou des soins si elles sont malades, ce qui facilitera l’extension de l’épidémie.

    Il faudrait aussi considérer les 500 000 personnes sans domicile fixe, plus ou moins abritées dans des refuges où les risques de contamination sont élevés.

    Est-ce si différent en France quand on voit le sort aujourd’hui réservé aux détenus et aux retenus ?

    Évidemment, les ordres de grandeur sont totalement différents. Avec 70 000 personnes détenues, la France a 30 fois moins de prisonniers, qui sont à deux ou trois dans des cellules de neuf mètres carrés prévues pour une personne. Avec 45 000 étrangers passant dans des centres de rétention chaque année, elle enferme 11 fois moins de personnes considérées comme en situation irrégulière, mais dans des conditions souvent médiocres. Les chiffres sont donc différents, mais les risques sont identiques, quoique avec une gravité moindre. Et ces risques portent non seulement sur les détenus et les retenus, mais aussi sur les personnels.

    Une différence importante entre les deux pays est toutefois qu’en France une mobilisation s’est faite pour demander la libération des détenus en surnombre, puisque l’État ne respecte pas la loi concernant l’encellulement individuel, et exiger l’évacuation totale des centres de rétention, puisque l’arrêt des vols empêche les reconduites à la frontière. Des syndicats de magistrats et d’avocats, des organisations non gouvernementales, des chercheurs en sciences sociales, le Contrôleur général des lieux de privation de liberté et d’autres se sont manifestés par des tribunes, des pétitions et des communiqués de presse, que les médias ont relayés. Le résultat est que des mesures, certes encore limitées, ont été prises pour libérer des détenus et des retenus. Rien de tout cela aux États-Unis. C’est comme si ces millions de personnes ne comptaient pas, malgré le danger que les autorités leur font courir.

    À cet égard, le chef de l’État et le gouvernement français devront être tenus comptables de leur passivité dans ce domaine et de ses conséquences. Il est choquant d’entendre le ministre de l’intérieur s’indigner que certains Français sortent de leur domicile, en les traitant d’imbéciles, ce qui est au demeurant un langage indigne de sa fonction, et en les menaçant de poursuites, quand ni lui ni ses collègues ne font le nécessaire pour protéger les populations exposées. Le plus absurde étant de voir les forces de l’ordre verbaliser des sans domicile fixe parce qu’ils sont dans la rue. On ne peut pas en appeler à la responsabilité des Français alors que le chef de l’État et le gouvernement n’assument pas les leurs.

    Même si on a du mal à y penser alors que le pic n’est pas passé, le propre d’une épidémie est d’avoir une fin. Comment cela se passe-t-il après en général ? Y a-t-il retour à la normale, au business as usual ? Peut-on espérer des évolutions sociales allant dans le bon sens ou doit-on craindre de nouveaux raidissements politiques ou des fuites en avant économiques ?

    C’est le vrai défi de l’après-crise, mais la manière dont les États y feront face est vraiment difficile à prévoir. De nombreux pays, dont la France, ont montré des insuffisances dans leur réponse à la situation, même s’il faut reconnaître la difficulté à agir dans un tel contexte d’incertitude. Le manque de tests a fait prendre un retard important dans le contrôle de la progression. La déficience de protection pour les personnes exposées a favorisé les contaminations, y compris dans le personnel soignant. Les mesures de police sanitaire ont été mises en œuvre tardivement et contradictoirement.

    De manière plus structurelle, la réduction des lits dans les hôpitaux qui, tous les ans au moment de la grippe saisonnière, mais aussi à l’occasion de chaque situation critique comme les fortes canicules, met les urgences et les services de médecine en difficulté, s’avère particulièrement dommageable en raison de la gravité du Covid-19 chez certains malades. Quant aux restrictions imposées aux budgets de recherche, et surtout leur déplacement d’une logique de laboratoire vers une logique de projets, privant les chercheurs d’une continuité de leurs travaux, il est difficile de penser qu’ils ne retentissent pas sur la production des chercheurs.
    Le président de la République a juré qu’on ne l’y prendrait plus, qu’il avait compris que certains biens étaient communs, et qu’il donnerait dorénavant des moyens aux hôpitaux et à la recherche. Nous verrons si les leçons du Covid-19 ont été retenues. Ce qui s’est produit après la crise financière de 2008 au plan international ne rend pas très optimiste sur la manière dont les promesses faites au plus fort d’une crise sont tenues une fois qu’elle est passée.

    Mais il est possible que le caractère inattendu de la crise présente et ses conséquences sans précédent du point de vue de la vie en société aient un effet plus profond et plus durable que cela n’a été le cas pour d’autres, et ce bien au-delà de la seule dimension sanitaire. Dans cette hypothèse, ce n’est cependant pas d’en haut, c’est-à-dire du chef de l’État ou du gouvernement, qu’il faut espérer du changement, car on a déjà l’expérience des discours sans lendemain. C’est de la société elle-même, de toutes celles et de tous ceux qui se rendent compte que le monde qu’on leur fait n’est pas celui qu’elles et ils veulent laisser à leurs enfants.

  • Il est impératif de vivre #sans_voiture
    http://carfree.fr/index.php/2020/03/04/il-est-imperatif-de-vivre-sans-voiture

    « Nous n’en sommes plus aux petits gestes. C’est une urgence grave, » affirme Catherine Potvin, professeure au Département de biologie de l’Université McGill (Montréal, #canada) et titulaire de la Chaire de Lire la suite...

    #Réchauffement_climatique #Vie_sans_voiture #climat #Québec #Vivre_sans_voiture

  • Les #forêts_publiques sous la menace d’une #privatisation rampante

    Alors que l’Office national des forêts (#ONF) assume des fonctions d’#intérêt_public majeures en ces temps de #réchauffement_climatique, le gouvernement organise méthodiquement son #asphyxie_financière et prépare une #réforme du #code_forestier. Des missions de police vont par exemple être confiées à des salariés sous statut privé.

    https://www.mediapart.fr/journal/france/260220/les-forets-publiques-sous-la-menace-d-une-privatisation-rampante

    signalé par @isskein
    #en_marche #it_has_begun #France #macronisme

    ping @odilon

  • « Les glaciers des Pyrénées sont condamnés »

    Les glaciers pyrénéens et leur écosystème singulier sont entrés dans
    une inéluctable agonie sous l’effet du réchauffement climatique, avec
    pour horizon une disparition redoutée d’ici une trentaine d’années,
    selon les glaciologues qui en documentent le recul.

    « On ne peut pas donner de date précise, mais les glaciers pyrénéens
    sont condamnés », affirme Pierre René, le glaciologue de l’Association
    pyrénéenne de glaciologie Moraine, qui estime l’épilogue en 2050.

    https://www.ledevoir.com/societe/environnement/571124/les-glaciers-des-pyrenees-sont-condamnes

  • Lutte pour le #climat : bientôt 100 km/h au maximum sur les #autoroutes françaises ?
    http://carfree.fr/index.php/2019/11/14/lutte-pour-le-climat-bientot-100-km-h-au-maximum-sur-les-autoroutes-francais

    Au lieu de faire de la parlote sur le climat comme la France de Macron, certains pays agissent. Ainsi, les #Pays-Bas viennent de fixer à 100 km/h au maximum la Lire la suite...

    #Fin_des_autoroutes #Insécurité_routière #Réchauffement_climatique #vitesse

  • A l’ombre du Brexit, l’effondrement de l’atome
    http://carfree.fr/index.php/2019/11/06/a-lombre-du-brexit-leffondrement-de-latome

    Business as usual… derrière les convulsions du Brexit qui déchirent le Royaume-Uni, les affaires continuent d’aller de mal en pis pour l’industrie #nucléaire du pays. Sous l’ombre portée de #fukushima, Lire la suite...

    #Destruction_de_la_planète #Fin_du_pétrole #Réchauffement_climatique #angleterre #business #énergie #japon

  • #perpignan-Rungis : le gouvernement préfère des milliers de #camions supplémentaires plutôt que le #fret ferroviaire
    http://carfree.fr/index.php/2019/11/04/perpignan-rungis-le-gouvernement-prefere-des-milliers-de-camions-supplementa

    La ligne de train Perpignan-Rungis, qui permet d’approvisionner l’Île-de-France en fruits et légumes, doit rouvrir ce 1er novembre, a promis la ministre Elisabeth Borne. Sa réouverture permettra d’éviter la pollution Lire la suite...

    #Alternatives_à_la_voiture #Réchauffement_climatique #Transports_publics #livraisons #paris #sncf #trains

  • Vive le #SUV ! (car j’ai un #climat à détruire)
    http://carfree.fr/index.php/2019/10/17/vive-le-suv-car-jai-un-climat-a-detruire

    Où l’on reparle des SUV, abréviation de l’anglais Sport Utility Vehicle, parfois appelés VUS au Canada francophone (abréviation de Véhicule Utilitaire Sport). Ces véhicules qui ressemblent à des #4x4 sans Lire la suite...

    #Fin_de_l'automobile #Réchauffement_climatique #consommation #constructeurs #énergie #industrie

  • Just 100 companies responsible for 71% of global emissions, study says | Guardian Sustainable Business | The Guardian
    https://www.theguardian.com/sustainable-business/2017/jul/10/100-fossil-fuel-companies-investors-responsible-71-global-emissions-cdp

    Voici la source de l’article réferencé par @folamour dans https://seenthis.net/messages/806535

    A relatively small number of fossil fuel producers and their investors could hold the key to tackling climate change

    Qui présente des infos issues de cette étude ...

    The Carbon Majors Database CDP Carbon Majors Report 2017
    https://b8f65cb373b1b7b15feb-c70d8ead6ced550b4d987d7c03fcdd1d.ssl.cf3.rackcdn.com/cms/reports/documents/000/002/327/original/Carbon-Majors-Report-2017.pdf?1499691240

    Des infos supplémentaires dans

    The $2 trillion stranded assets danger zone : How fossil fuel firms risk destroying investor returns - Carbon Tracker Initiative
    https://www.carbontracker.org/reports/stranded-assets-danger-zone

    Voici la liste publiée par le Guardian

    1 China (Coal) 14.32%
    2 Saudi Arabian Oil Company (Aramco) 4.50%
    3 Gazprom OAO 3.91%
    4 National Iranian Oil Co 2.28%
    5 ExxonMobil Corp 1.98%
    6 Coal India 1.87%
    7 Petroleos Mexicanos (Pemex) 1.87%
    8 Russia (Coal) 1.86%
    9 Royal Dutch Shell PLC 1.67%
    10 China National Petroleum Corp (CNPC) 1.56%
    11 BP PLC 1.53%
    12 Chevron Corp 1.31%
    13 Petroleos de Venezuela SA (PDVSA) 1.23%
    14 Abu Dhabi National Oil Co 1.20%
    15 Poland Coal 1.16%
    16 Peabody Energy Corp 1.15%
    17 Sonatrach SPA 1.00%
    18 Kuwait Petroleum Corp 1.00%
    19 Total SA 0.95%
    20 BHP Billiton Ltd 0.91%
    21 ConocoPhillips 0.91%
    22 Petroleo Brasileiro SA (Petrobras) 0.77%
    23 Lukoil OAO 0.75%
    24 Rio Tinto 0.75%
    25 Nigerian National Petroleum Corp 0.72%
    26 Petroliam Nasional Berhad (Petronas) 0.69%
    27 Rosneft OAO 0.65%
    28 Arch Coal Inc 0.63%
    29 Iraq National Oil Co 0.60%
    30 Eni SPA 0.59%
    31 Anglo American 0.59%
    32 Surgutneftegas OAO 0.57%
    33 Alpha Natural Resources Inc 0.54%
    34 Qatar Petroleum Corp 0.54%
    35 PT Pertamina 0.54%
    36 Kazakhstan Coal 0.53%
    37 Statoil ASA 0.52%
    38 National Oil Corporation of Libya 0.50%
    39 Consol Energy Inc 0.50%
    40 Ukraine Coal 0.49%
    41 RWE AG 0.47%
    42 Oil & Natural Gas Corp Ltd 0.40%
    43 Glencore PLC 0.38%
    44 TurkmenGaz 0.36%
    45 Sasol Ltd 0.35%
    46 Repsol SA 0.33%
    47 Anadarko Petroleum Corp 0.33%
    48 Egyptian General Petroleum Corp 0.31%
    49 Petroleum Development Oman LLC 0.31%
    50 Czech Republic Coal 0.30%
    51 China Petrochemical Corp (Sinopec) 0.29%
    52 China National Offshore Oil Corp Ltd (CNOOC) 0.28%
    53 Ecopetrol SA 0.27%
    54 Singareni Collieries Company 0.27%
    55 Occidental Petroleum Corp 0.26%
    56 Sonangol EP 0.26%
    57 Tatneft OAO 0.23%
    58 North Korea Coal 0.23%
    59 Bumi Resources 0.23%
    60 Suncor Energy Inc 0.22%
    61 Petoro AS 0.21%
    62 Devon Energy Corp 0.20%
    63 Natural Resource Partners LP 0.19%
    64 Marathon Oil Corp 0.19%
    65 Vistra Energy 0.19%
    66 Encana Corp 0.18%
    67 Canadian Natural Resources Ltd 0.17%
    68 Hess Corp 0.16%
    69 Exxaro Resources Ltd 0.16%
    70 YPF SA 0.15%
    71 Apache Corp 0.15%
    72 Murray Coal 0.15%
    73 Alliance Resource Partners LP 0.15%
    74 Syrian Petroleum Co 0.15%
    75 Novatek OAO 0.14%
    76 NACCO Industries Inc 0.13%
    77 KazMunayGas 0.13%
    78 Adaro Energy PT 0.13%
    79 Petroleos del Ecuador 0.12%
    80 Inpex Corp 0.12%
    81 Kiewit Mining Group 0.12%
    82 AP Moller (Maersk) 0.11%
    83 Banpu Public Co Ltd 0.11%
    84 EOG Resources Inc 0.11%
    85 Husky Energy Inc 0.11%
    86 Kideco Jaya Agung PT 0.10%
    87 Bahrain Petroleum Co (BAPCO) 0.10%
    88 Westmoreland Coal Co 0.10%
    89 Cloud Peak Energy Inc 0.10%
    90 Chesapeake Energy Corp 0.10%
    91 Drummond Co 0.09%
    92 Teck Resources Ltd 0.09%
    93 Turkmennebit 0.07%
    94 OMV AG 0.06%
    95 Noble Energy Inc 0.06%
    96 Murphy Oil Corp 0.06%
    97 Berau Coal Energy Tbk PT 0.06%
    98 Bukit Asam (Persero) Tbk PT 0.05%
    99 Indika Energy Tbk PT 0.04%
    100 Southwestern Energy Co 0.04%

    #pollution #économie #rechauffement_climatique

  • 47,6 °C au Koweit : il n’avait jamais fait aussi chaud en octobre dans l’hémisphère nord !
    http://www.meteofrance.fr/actualites/76079741-47-6-c-au-koweit-il-n-avait-jamais-fait-aussi-chaud-en-octobre-

    L’hémisphère nord vient d’enregistrer son nouveau record de chaleur pour un mois d’octobre avec 47,6 °C à Wafra (ou Al Wafrah), dans le sud du Koweït ! L’ancien record nord-hémisphérique était détenu par Mecca (sud de la Californie, USA) avec 47,2°C le 2 octobre 1980.
    Ce début de mois d’octobre est globalement marqué par de fortes anomalies de températures dans l’hémisphère nord : de très nombreux records mensuels de températures ont été battus, dans de très nombreux pays. Les records chauds s’enchaînent depuis le début du mois et concernent des zones géographiques remarquablement étendues. Petit tour d’horizon d’un début octobre 2019 en surchauffe.


    #climat #réchauffement_climatique

  • Voitures nulle part, #arbres fruitiers partout
    http://carfree.fr/index.php/2019/09/25/voitures-nulle-part-arbres-fruitiers-partout

    Quand des villes se déclarent vraiment en état d’urgence climatique Partout en Europe, des grandes villes comme de petites communes se sont déclarées en « état d’urgence climatique ». Paris Lire la suite...

    #Réchauffement_climatique #Vie_sans_voiture #Ville_sans_voitures #allemagne #climat #montpellier #mulhouse #Suisse

  • Diplomatie. Un sommet pour dégeler la lutte contre le réchauffement | L’Humanité
    https://www.humanite.fr/diplomatie-un-sommet-pour-degeler-la-lutte-contre-le-rechauffement-677482

    Le rendez-vous parviendra-t-il à dégeler l’#accord_de_Paris ? Le sommet qui doit rassembler, ce lundi, à New York, une soixantaine de chefs d’État en a la vocation. Convoqué par le secrétaire général de l’#ONU à la veille de son Assemblée générale, il doit conduire les États à renforcer leurs ambitions en matière de lutte contre le #réchauffement_climatique dans les quinze mois qui viennent. Au lendemain du cyclone qui a ravagé les Bahamas, Antonio Guterres entend enrailler l’inertie qui, en la matière, s’est emparée du monde. « Nous sommes en train de perdre la course », martelait, la semaine dernière, l’ancien premier ministre portugais, lequel espère réactiver un processus qui patine, voire qui recule, en dépit de ses promesses.

  • Déclaration internationale : le #capitalisme détruit la planète, détruisons le capitalisme
    http://carfree.fr/index.php/2019/09/18/declaration-internationale-le-capitalisme-detruit-la-planete-detruisons-le-c

    Face à l’urgence de la #crise climatique, il est nécessaire de construire une stratégie capable d’affronter la cause de la catastrophe écologique et sociale qui nous menace : le système Lire la suite...

    #Destruction_de_la_planète #Réchauffement_climatique #climat #communisme #critique #destruction #écologie #socialisme

  • Une étude qui participera au prochain rapport du GIEC est plutôt alarmiste : Jusqu’à + 7 °C en 2100 : les experts français du climat aggravent leurs projections sur le réchauffement
    https://www.lemonde.fr/planete/article/2019/09/17/jusqu-a-7-c-en-2100-les-experts-francais-du-climat-aggravent-leurs-projectio

    Les canicules seront plus longues, même avec un réchauffement limité à 2 °C

    C’est une étude, le rapport lui, sera la moyenne d’autres études.

    #paywall

    • Jusqu’à + 7 °C en 2100 : les experts français du climat aggravent leurs projections sur le réchauffement

      Les plus grands laboratoires de climatologie du pays sont engagés dans un vaste exercice de simulation du climat passé et futur qui servira de référence au prochain rapport du GIEC.

      Les canicules à répétition, records de températures et autres vagues de sécheresse qui déferlent sur la planète ne sont qu’un triste avant-goût des catastrophes qui attendent l’humanité. Si rien n’est fait pour limiter les émissions de gaz à effet de serre, le réchauffement climatique pourrait atteindre 7 °C d’ici à la fin du siècle, entraînant des conséquences désastreuses pour les espèces et les écosystèmes. Ces résultats, qui aggravent les précédentes projections, sont publiés, mardi 17 septembre, par les plus grands laboratoires français de climatologie, engagés dans un vaste exercice de simulation du climat passé et futur.

      Dans le cadre du programme mondial de recherche sur le climat, une vingtaine de centres américains, européens, chinois ou encore japonais ont réalisé, ces dernières années, des centaines de modélisations pour mieux comprendre les changements climatiques, mais aussi pour tester la fiabilité de leurs modèles en les comparant aux observations et à d’autres modèles. En France, cette tâche colossale a impliqué une centaine de chercheurs et d’ingénieurs qui ont simulé plus de 80 000 ans d’évolution du climat, en utilisant des supercalculateurs jour et nuit pendant une année, nécessitant 500 millions d’heures de calcul et générant 20 pétaoctets (20 millions de milliards d’octets) de données. Leurs conclusions serviront de référence au sixième rapport d’évaluation du Groupe d’experts intergouvernemental sur l’évolution du climat (GIEC), dont le premier volet sortira en 2021.
      Les deux modèles que les Français ont développés prédisent une augmentation continue de la température moyenne du globe au moins jusqu’en 2040, pour atteindre environ 2 °C, quelle que soit l’évolution des émissions de gaz à effet de serre – en raison de l’inertie du système climatique. Ensuite, tout dépendra des politiques mises en œuvre dès maintenant par les Etats pour limiter ou non les rejets carbonés. Dans le pire des scénarios, celui d’une croissance économique rapide alimentée par des énergies fossiles, le thermomètre grimpera en moyenne de 6,5 °C à 7 °C en 2100, soit un degré de plus que ce que prévoyaient les précédents modèles, en 2012.


      Changement de température moyenne de la planète : température observée (courbe noire, 1880-2018) et estimée jusqu’en 2100 (par rapport à la période deréférence 1880-1919), pour une sélection de quatre scénarios (SSP1 2,6, SSP2 4,5, SSP3 7,0 et SSP5 8,5). CNRS

      Disparités régionales
      « C’est un réchauffement énorme et surtout très rapide, sur une centaine d’années », assure Pascale Braconnot, spécialiste de la modélisation du climat au Laboratoire des sciences du climat et de l’environnement. « Pendant la dernière déglaciation, qui s’était déroulée sur 10 000 ans, la température avait augmenté d’environ 3-4 °C à l’échelle globale », rappelle-t-elle. Le thermomètre a pour l’instant grimpé de 1 °C par rapport à l’ère préindustrielle, convoyant déjà un lot de catastrophes (ouragans plus intenses, sécheresses plus longues, etc).
      Comment expliquer ces résultats encore plus sombres que ce que prévoyaient les anciennes projections ? « Nos nouveaux modèles ont beaucoup progressé et reproduisent mieux le climat observé. Ils simulent plus de réchauffement en réponse au CO2 que l’ancienne génération, explique Olivier Boucher, directeur adjoint (Centre national de la recherche scientifique, CNRS) de l’Institut Pierre-Simon-Laplace. L’une des raisons est une rétroaction plus forte due à la vapeur d’eau : un monde plus chaud est aussi un monde plus humide ; or la vapeur d’eau est un gaz à effet de serre qui amplifie le réchauffement climatique. »

      Un seul des huit scénarios examinés par les scientifiques permet tout juste de respecter l’accord de Paris adopté en 2015, qui prévoit de limiter le réchauffement « bien en deçà de 2 °C » et « si possible à 1,5 °C ». Suivre cette trajectoire implique des efforts drastiques, afin de diminuer immédiatement les émissions de CO2 jusqu’à atteindre la neutralité carbone à l’échelle de la planète vers 2060. La température dépasserait alors 2 °C, avant de se rapprocher de 1,5 °C vers la fin du siècle, grâce à une captation de CO2 atmosphérique de l’ordre de 10 milliards à 15 milliards de tonnes par an en 2100 – mais dont la faisabilité à une telle échelle reste très incertaine.


      Distribution des changements de température de surface en moyenne annuelleen 2071-2100 (par rapport à 1981-2010) pour deux des scénarios d’émissions - faibles (SSP1 2,6) et élevées (SSP3 7,0) -, selon le modèle climatique du Centre national de recherches météorologiques (à gauche) et celui de l’Institut Pierre-Simon Laplace (à droite). CNRS

      Cet emballement global des températures cache des disparités régionales. A la fin du siècle, le réchauffement sera particulièrement marqué sur les hautes latitudes de l’hémisphère Nord, notamment en Arctique. En France et en Europe de l’Ouest, l’augmentation de la fréquence et de l’intensité des vagues de chaleur, déjà à l’œuvre, va se poursuivre au moins dans les deux prochaines décennies, quelle que soit la trajectoire des émissions. Après 2050, dans les scénarios les plus émetteurs, l’été 2003 – dont la canicule avait tué plus de 70 000 personnes en Europe – sera la norme.

      Disparition de la banquise en été
      Les deux modèles prédisent également une disparition complète de la banquise en fin d’été, dès 2080, en cas d’émissions élevées de gaz à effet de serre. Mais, même dans le cas de rejets limités, l’un des modèles simule une quasi-disparition des glaces marines estivales, tandis que l’autre montre un très faible englacement.


      Pourcentage de couverture de glace simulé par les 2 modèles en septembre (ligne du haut) et mars (bas) pour 1991-2010 (colonne de gauche), et pour 2081-2100 (SSP1 2,6au milieu et SSP3 7,0 à droite). D. Salas y Mélia, CNRM

      Côté précipitations, elles augmenteront dans les zones déjà humides, notamment une grande partie du Pacifique tropical, sur les mers australes et dans de nombreuses régions des moyennes à hautes latitudes de l’hémisphère Nord. A l’inverse, le pourtour méditerranéen s’asséchera, à l’image de nombreuses zones semi-arides.

      « Ces nouveaux modèles, même s’ils ont un maillage qui a été affiné – de l’ordre de 100 ou 150 km –, ne peuvent pas représenter des phénomènes plus fins comme des cyclones, remarque Pascale Braconnot. Mais ils ont servi de base à une modélisation à une haute résolution de 12 km que Météo-France a réalisée sur l’Europe et l’océan Indien. » La régionalisation des modèles permet de voir apparaître de nouveaux phénomènes. Comme les conséquences des politiques de lutte contre la pollution de l’air mises en place par la Chine : elles limitent la quantité d’aérosols présents dans l’atmosphère – qui ont un pouvoir refroidissant –, et par là peuvent paradoxalement aggraver le réchauffement.

      Toutes ces données climatiques, en libre accès, devront maintenant être revues, analysées et croisées afin d’affiner encore la compréhension des modèles et des incertitudes. Même si l’on en sait assez pour limiter les émissions et ce, depuis longtemps.

      Huit scénarios pour simuler le climat du futur
      Le système climatique est influencé par certains facteurs qui lui sont extérieurs, essentiellement les émissions de gaz à effet de serre, mais également les aérosols (ou particules) atmosphériques et les changements dans l’utilisation des terres (déforestation, agriculture, etc.). Jusqu’à présent, afin de modéliser le climat, les scientifiques utilisaient quatre scénarios (les RCP pour Radiative Concentration Pathways), classés selon l’amplitude de la perturbation du système énergétique de la Terre qu’ils génèrent à l’horizon 2100. Le moins émetteur était le RCP 2,6 (représentant une perturbation de 2,6 W/m2), le plus émetteur le RCP 8,5.

      Désormais, les scientifiques ont établi huit trajectoires (les SSP, pour Socio-Economic Pathways) qui couvrent à la fois les perturbations radiatives, mais également les contextes socio-économiques (comme l’éducation, la démographie ou la coopération entre les pays). Des scénarios d’amplitude faible (1,9 W/m2) et intermédiaire (3,4 et 7 W/m2) ont, en outre, été étudiés.

      #climat #réchauffement_climatique #GIEC #capitalocène

    • Première remarque : ça devient un #marronnier de nous dire que la situation évolue plus rapidement que prévu...
      #plus_tôt_que_prévu

      Deuxième remarque : +7°C en 2100, OK. Mais on nous a dit que #la_fin_des_haricots commencera quand on atteindra +2°C, et ça, c’est quand ? D’après le graphe, c’est entre #2025 pour les scénarios les plus pessimistes, et #2045 pour les plus optimistes...

      Et sinon, bien sûr, on l’ajoute à la troisième compilation :
      https://seenthis.net/messages/680147

      #effondrement #collapsologie #catastrophe #fin_du_monde #it_has_begun #Anthropocène #capitalocène

  • Les voitures construites par #renault et PSA en 2018 laisseront une empreinte carbone supérieure à celle de la #france
    http://carfree.fr/index.php/2019/09/10/les-voitures-construites-par-renault-et-psa-en-2018-laisseront-une-empreinte

    Dans le cadre de son dernier rapport intitulé « Droit dans le mur », l’ONG Greenpeace a évalué les gaz à effet de serre émis au cours de leur cycle de vie Lire la suite...

    #Destruction_de_la_planète #Réchauffement_climatique #bmw #climat #CO2 #constructeurs #GES #industrie #mercedes #peugeot #toyota #volkswagen

  • Se foutre de la geule des riches

    Héhé, on vend le rêve de la maison sur la plage de Malibu ...

    alors que la réalité ressemble plutôt à ca ...

    A dreamy Malibu beach house designed to withstand climate change
    https://inhabitat.com/this-dreamy-malibu-beach-house-is-designed-to-withstand-climate-change

    Built on the sandy Las Flores beach, just steps from the mighty Pacific Ocean, House Noir has unmatched views of the mountains, sea and Catalina Island. Lorcan O’Herlihy Architects (LOHA) met the challenge of designing an aesthetically pleasing and sustainable home that can also withstand natural disasters and the impacts of climate change: earthquakes, rising sea levels and an eroding coastline.


    Malibu Cal.


    Malibu Las Flores beach

    O.K. les appartements au bord de la mer baltique sont sans doute plus abordables que les condos californiens à $5.7 millions mais il y a l’identique question des dépenses incontournables afin de protéger sa propriété contre les catastrophes météorologiques.


    Olpenitz

    Allez vous faire ... au bord des mers. Au moins vous aurez une impression atténuée du deuil des moins fortunés exposés aus effets du rechauffement climatique.

    #immobilier #rechauffement_climatique #mer_baltique