• Wohnungsfrage: Mieterkampf in Barackia (neues-deutschland.de)
    https://www.neues-deutschland.de/artikel/1123797.wohnungsfrage-mieterkampf-in-barackia.html

    Dach über Kopf

    Die Ausstellung im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum, (Adalbertstraße 95a, U-Bahnhof Kottbusser Tor, Tel. 030-50 58 52 33, www.fhxb-museum.de) wird am 8. August um 19 Uhr eröffnet. Mit dabei soll der Chor »Stadt unter Einfluss« sein, der Stücke aus dem Musical »Mietenwahnsinn« präsentiert, das im September Premiere haben wird.

    Die Schau läuft vom 9. August bis 3. November (Di-Fr 12-18 Uhr, Sa, So 10-18 Uhr). Zum Programm gehören Feierabendführungen (22.8., 5.9., 10.10., jeweils 18 Uhr) sowie Führungen durch den Bezirk zum Thema. nic

    Ein Besuch in Barackia – Wikisource
    https://de.wikisource.org/wiki/Ein_Besuch_in_Barackia

    „Hast Du schon die Berliner Republik Barackia besucht?“ fragte mich eines Tags mein humoristischer Freund.

    „Welche Republik?“ erwiderte ich verwundert. „Soll das einer Deiner schlechten Witze sein?“

    „Keineswegs! Es handelt sich in der That um einen neuen Freistaat im eigentlichen Sinne des Wortes, in seiner verwegensten Bedeutung, um einen Staat in freier Luft, auf freiem Felde, mit der freiesten Aussicht und den freisinnigsten Institutionen, frei von allen Chicanen der Polizei, frei von Executoren und tyrannischen Hauswirthen, ohne Miethsabgaben und Steuern, ohne verpestete Rinnsteine und anrüchige Senkgruben, frei von allen Lasten und Qualen der Weltstadt. Du kannst Dich davon mit eigenen Augen überzeugen, wenn Du mit mir einen Spaziergang nach dem Cottbuser Damm machen willst. Dort findest Du wirklich paradiesische Zustände, von denen sich die kühnste Phantasie nichts träumen läßt, die einzig wahrhaft freien Menschen, welche unsere berühmte Metropole aufzuweisen hat.“

    Kreuzberger Chronik: Baracken vor dem Kottbusser Tor - Sie lesen das Original! aus Berlin-Kreuzberg
    https://www.kreuzberger-chronik.de/chroniken/2012/oktober/geschichten.html

    Einen Sommer lang konnten die Bewohner Barackias aus der Not eine Tugend machen – dann nahte das traurige Ende der Utopie. Selbst Bürgermeister Hobrecht konnte es nicht verhindern, ein Humanist, der wenige Jahre zuvor noch die englischen Villenviertel und abgesonderten Slums kritisiert hatte und voller Überzeugung schrieb, wie wunderbar das Wohnen in Berlin sei, wo in der Belle Etage feine Leute und im obersten Stockwerk einfache Handwerker wohnen. Hier „gehen die Kinder aus den Kellerwohnungen in die Freischule über denselben Hausflur, wie diejenigen des Rats oder Kaufmanns.“

    Hobrecht erwähnt als erster jene berühmt gewordene Kreuzberger Mischung, das „Durcheinanderwohnen“ von Professoren und Arbeitslosen in einem Haus, das Berlin in den Siebzigern legendär machte, und das auch heute wieder durch Spekulanten bedroht ist. Obwohl schon Hobrecht schrieb: „Nicht Abschließung, sondern Durchdringung scheint mir aus sittlichen und darum aus staatlichen Rücksichten das Gebotene zu sein.“

    Als am 31. Juli 1872 eine Delegation der Barackenbewohner beim Bürgermeister vorspricht, versichert Hobrecht, sie könnten auf der Wiese bleiben, bis die neu gegründeten Baugesellschaften weitere Unterkünfte errichtet hätten. Zwei Wochen später stehen sie abermals vor ihm, denn Guido von Madai, der gerade ins Amt gehobene Polizeipräsident, verlangt die sofortige Räumung. Der Schuhmachermeister Albert Haack aus »2. Reihe, 1. Bude« wendet sich sogar an den Kaiser persönlich und bittet im Namen von 42 Erwachsenen und 59 Kindern um einen Aufschub. Doch der Kaiser blieb die Antwort schuldig, und auch James Hobrecht konnte nur noch auf das neue Baugesetz verweisen.

    Das Polizeiprotokoll schildert die Vorgänge am 27. August nüchtern: Als die Bewohner „nicht gutwillig gingen, wurde mit Zerstörung gedroht und diese auch ausgeführt. Am 27. August wurden 21 Baracken ... durch die Feuerwehr abgebrochen. Die Möbel der Barackenbewohner, wie die Bestandteile der Baracken selbst, wurden nach dem Friedrich-Wilhelm-Hospital (...) geschafft und den Insassen das Arbeitshaus als vorläufiges Obdach angewiesen, so groß auch der Widerwille gegen dasselbe bei Einzelnen war.« Gedeckt wurde die Aktion wurde von 200 bewaffneten Polizisten – ebenso wie hundert Jahre später in Kreuzberger Hausbesetzerzeiten. Was aus den Bürger von Barackia wurde, ist nicht dokumentiert.

    Freistaat Kreuzberg: Es gab ihn wirklich - WELT
    https://www.welt.de/print/wams/vermischtes/article13944682/Freistaat-Kreuzberg-Es-gab-ihn-wirklich.html

    Die Siedlung war das Ergebnis einer „Gentrifizierung“ nach einer Art, die jeden beschämt, der Heutiges damit vergleichen wollte. Der deutsche Vereinigungskrieg 1870/71 gegen Frankreich hatte den Wohnungsbau in Berlin zum Erliegen gebracht, weil die Arbeiter an der Front waren und Gelder knapp. Nach der Gründung des Deutschen Reiches aber setzte in ihrer neuen Hauptstadt ein Boom ein, der Unternehmen, viel Geld und wohlhabende Menschen anzog. Vor allem für diese wurden nun Häuser errichtet. Handwerker und Arbeiter aber konnten oft genug die Miete nicht mehr bezahlen - und mussten ihre Wohnungen verlassen, ohne Mieterschutz, ohne Vergleichsmieten, Mietspiegel und Rechtsbeistand vom Mieterverein, ohne Kündigungsfristen, ohne staatliches Wohngeld - ohne Gnade.

    Weil diese Vertreibung den unteren Mittelstand betraf und nicht die Mittellosen, war Barackia keineswegs eine Armensiedlung. „Wer in Barackia Verbrechergestalten, Vagabunden und ähnliches romantisches Gesindel sucht, der dürfte sich getäuscht finden. Ebenso wenig entdeckten wir wirkliche Noth, noch das Elend und den Jammer eines verkommenen Proletariats, sondern eher das Gegentheil. Die Männer arbeiteten, die Frauen waren einfach, aber sauber gekleidet, die Kinder sahen gesund und reinlich aus. Fast alle sprachen mit Befriedigung über ihre Lage, und gewöhnlich hörten wir den Wunsch äußern, daß sie gern immer hier wohnen möchten.“

    Die Hütten waren stabil, mit Öfen und Möbeln ausgestattet. Ein Brunnen gab genug Wasser für alle. Kurt Wernicke, Experte für die Berliner Geschichte, stellt fest, es habe „eine gewisse selbstverwaltende Ordnung“ gegeben, und die Siedlung „wurde von der gutbürgerlichen Presse mit einem Hauch von exotischer Gemütlichkeit vermarktet“.

    Der Freistaat kannte durchaus Hierarchien, es gab einen „Präsidenten“, so schreibt Max Ring, der von seiner Frau, der „Präsidentin“, kürzlich einen Sohn geschenkt bekommen habe. Dessen Name war Programm: Freifeld Schmidt.

    Ende 1872 war der Freistaat am Ende, der Magistrat ließ die Menschen auch aus ihren Buden vertreiben, um gehobenen Wohnungsbau fortzusetzen.

    #Berlin #Kreuzberg #Neukölln #Kottbusser_Damm #Geschichte #Wohnen #Obdachlosigkeit #Gentryfizierung #Mieten

  • Berliner Obdachlose wehren sich: Ein Platz zum Bleiben - taz.de
    http://www.taz.de/!5556684

    17. 12. 2018 - Obdachlose sollen ein Gelände an der Rummelsburger Bucht räumen. Doch Wolfgang, Trotzi und die anderen wehren sich.

    „Wir haben keine Ahnung, wo wir sonst hinsollen“, sagt Trotzi resigniert. In den Räumen des besetzten Jugendschiffs „Freibeuter“, das am Ufer der Rummelsburger Bucht ankert, versammeln sich Obdachlose und Aktivist*innen zu einer Krisensitzung. Die 23-Jährige fürchtet, wie viele andere Obdachlose, die sich auf der anliegenden Freifläche ein vorübergehendes Zuhause errichtet haben, eine Räumung des Geländes.

    Die über 30.000 Quadratmeter große Brache zwischen dem Ostkreuz und der Rummelsburger Bucht ist eine der letzten großen Freiflächen Berlins. Zukünftig sollen hier ein Aquarium, ein Hotel und Hunderte Luxuswohnungen entstehen. Bislang leben hier nach Schätzungen des Streetworker Vereins Gangway e. V. fast hundert Menschen auf dem Gelände. In mehreren Camps verteilt kampieren hier obdachlose Menschen mit verschiedensten Hintergründen: Roma-Familien aus Südosteuropa, auch viele Deutsche und andere EU-Bürger*innen. Immer wieder gibt es Beschwerden von Anwohner*innen über Müll und Schmutz.

    Vergangene Woche erhielten die Be­woh­ner*innen der Brache vom Ordnungsamt die Aufforderung, das Gelände zu räumen. Das Areal wurde großflächig umzäunt, einige Zelte wurden zerstört, eine Räumung blieb jedoch aus. Mitarbeiter*innen der Security-Firma und der BSR teilten den Obdachlosen mit, dass die Räumung wohl am 20. Dezember stattfinden soll. Verunsichert wandten diese sich an die Aktivist*innen des Kollektivs „Staub zu Glitzer“ die sich auf dem seit Oktober besetzten Jugendschiff „Freibeuter“ für die Belange der Obdachlosen auf der benachbarten Freifläche einsetzen. „Es wurden keinerlei Hilfsangebote gemacht“, kritisiert Sarah Waterfeld von Staub zu Glitzer während des Treffens am vergangenen Freitag. Angesichts des bevorstehenden Winters haben viele der Obdachlosen Angst, auch noch ihr letztes Hab und Gut zu verlieren.

    „Man verliert bei jeder Räumung Gepäck“, erklärt Wolfgang. „Was man nicht tragen kann, wird einfach weggeschmissen“. Der 62-Jährige wohnt seit über 20 Jahren auf der Straße. Notunterkünfte sind für ihn wie für viele andere Obdachlose keine Option: „Ich brauche schon aus gesundheitlichen Gründen ein isoliertes Leben“, sagt er. Grund sind neben der mangelnden Privatsphäre auch das Verbot von Alkohol und Hunden. Für Trotzi, die mit drei Freunden auf der Brache ein Lager hat, kommt es nicht infrage, ohne ihren Hund die Nacht zu verbringen: „Lieber würde ich erfrieren.“

    Trotzi (23) ist seit zehn Jahren obdachlos Foto: Nadja Wohlleben

    Kaum noch Ausweichflächen
    Kritisch ist auch, dass es kaum noch Ausweichflächen gibt, wo obdachlose Menschen sicher kampieren können. Neben schwindenden Freiflächen verstärkt die rasant steigende Zahl von Wohnungslosen das Problem. Schätzungen zufolge leben derzeit bis zu 10.000 Menschen auf Berlins Straßen. „Die Situation spitzt sich immer mehr zu“, erklärt Maja von Gangway, die seit zwei Jahren als Streetworkerin an der Rummelsburger Bucht arbeitet.

    WOLFGANG (62), OBDACHLOSER
    „Man verliert bei jeder Räumung Gepäck“

    Ein Großteil des Geländes gehört dem Land Berlin, verantwortlich ist daher die von der Linkspartei unter Katrin Lompscher geführte Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Daher beschlossen die Obdachlosen und Aktivist*innen, den Landesparteitag der Linken am Sonntag zu besuchen, um so die drohende Räumung abzuwenden.

    Am Sonntagnachmittag empfangen die Parteimitglieder die aus neun Personen bestehende Vertretung enthusiastisch: Die Sitzung wird unterbrochen, die Obdachlosen werden auf das Podium geführt. „Wir hoffen, von euch Unterstützung zu bekommen und dass es keine Räumung gibt“, forderte der Sprecher der Gruppe Ingo Bauer.

    Abgeordneter Harald Wolf sagte prompt Unterstützung zu: „Solange es keine Lösung für die Unterkunft gibt, wird es keine Räumung geben.“ In den darauf folgenden Gesprächen versicherten mehrere Po­li­tiker*innen der Partei, sich mit dem Bezirk in Verbindung zu setzen, um Alternativlösungen zu finden.

    MICHA, OBDACHLOSENVERTRETUNG
    „Es macht einen krank, wenn man nicht weiß, ob morgen die Polizei vorm Zelt steht“

    Niemand im Senat oder Bezirk will jedoch etwas von einer bevorstehenden Räumung der Brache gehört haben. Eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen erklärte am Montag auf Anfrage, es handele sich lediglich „um ein Gerücht“, eine Räumung war nie geplant. Philipp Gehrke von der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklung (DSK), die das Gelände im Auftrag für den Senat verwaltet, bestätigte jedoch, dass eine Räumung bereits für den 11. Dezember beabsichtigt war.

    Den Obdachlosen geht es vor allem um ein wenig Sicherheit. „Es macht einen psychisch krank, wenn man nicht weiß, ob morgen die Polizei vor deinem Zelt steht“, sagt Micha, ebenfalls Mitglied der Obdachlosenvertretung. „Wir wollen nur einen Platz, an dem wir bleiben können.

    #Berlin #Lichtenberg #Rummelsburger_Bucht #Paul-und-Paula-Ufer #Hauptstraße #Kynaststraße #Stadtentwicklung #Wohnen #Obdachlosigkeit

  • Hilfe für Obdachlose in Berlin-Schöneweide: Gabenzaun für Bedürftige | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/hilfe-fuer-obdachlose-der-gabenzaun-von-schoeneweide--31545248


    Der Gabenzaun wurd ekurze Zeit später vandalisiert. Die Initiatorin gab das Projekt auf und versuchte andere Wege zu gehen.

    Schöneweide - Manchmal passiert es, dass Ideen zuerst etwas banal erscheinen – doch schon nach kurzer Zeit stellt sich plötzlich heraus, dass sie absolut wichtig und notwendig sind. Ines Achtert aus Köpenick erlebte einen solchen Moment erst Ende der Woche. Sie kam am Bahnhof Schöneweide an und ging zu dem Bauzaun, an dem sie Tage zuvor Schals und Handschuhe mit Klammern befestigt hatte – und staunte. „Von den Schals waren nur noch wenige da, die Handschuhe waren weg“, sagt sie, und in ihrer Stimme hört man Zufriedenheit. „Da merkte ich: Mein Projekt wird angenommen.“

    „Sie sind nicht die Obdachlosen, zu denen Passanten den Kontakt suchen“
    Ihr Projekt heißt „Gabenzaun“ und die Idee stammt ursprünglich aus Hamburg. Dort steht am Hauptbahnhof ein Zaun, an dem Menschen Dinge befestigen, die sie selbst nicht mehr brauchen, die anderen aber helfen können. Obdachlose können sich dort kostenlose Kleidung abholen, die andere am Zaun angebracht haben.

    Ines Achtert hat diese Idee nach Berlin geholt – der Anreiz kam durch den Brandanschlag, der sich am S-Bahnhof Schöneweide Ende Juli ereignete. Ein Täter hatte dort Obdachlose mit einer Flüssigkeit übergossen und angezündet, die Tat hatte für Entsetzen gesorgt. „In der Stadt wird zwar viel für Obdachlose getan, aber im Osten gibt es weniger solche Initiativen“, sagt Achtert. „Es gibt eine Gruppe, die schon lange nach einem Platz für einen solchen Zaun sucht – ich habe es aber nun einfach gemacht.“


    Ines Achtert vor dem Gabenzaun am Bahnhof. Unweit geschah Ende Juli ein Brandanschlag auf Obdachlose.

    Ihr „Gabenzaun“ ist ein Bauzaun, an dem sie ein selbst gemaltes Schild befestigte. Achtert kennt die Obdachlosen, die ringsherum leben. „Ich komme oft hier vorbei, unterhalte mich mit ihnen“, sagt sie. „Viele haben Suchtprobleme, trinken, sind aggressiv und am Boden. Sie sind nicht die Obdachlosen, zu denen Passanten den Kontakt suchen. Deshalb wollte ich denen, die helfen wollen, sich aber nicht trauen, die Jungs anzusprechen, eine Möglichkeit bieten.“ Das Feuer-Attentat habe den Platz düsterer gemacht. Achtert will dafür sorgen, dass hier wieder Menschlichkeit zu spüren ist.

    Mit dem „Hackenporsche“ zur Kleiderkammer 
    Dabei hat die Köpenickerin selbst harte Zeiten hinter sich. Die gelernte Kauffrau in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft bekommt seit ein paar Jahren aus gesundheitlichen Gründen eine EU-Rente, die sehr knapp ist. „Ich weiß, wie es ist, wenn man unverschuldet in Not gerät und am Existenzminimum lebt“, sagt sie. „Vielleicht habe ich deshalb mehr Verständnis für Menschen in Notsituationen.“


    Foto: Markus Wächter Warme Socken, Handschuhe, Kosmetikpröbchen und Co. – all das können sich Bedürftige am „Gabenzaun“ in Schöneweide holen.

    Täglich schnappt sich Achtert ihren Rollkoffer, „Hackenporsche“ nennt sie ihn liebevoll. Sie fährt zu einer Kleiderkammer, wo sie für 50 Cent gebrauchte Kleidung bekommt, oder holt Spenden bei Privatpersonen ab. „Ich sortiere die Dinge aus und bringe sie dann zum Zaun.“ Sie verkaufte sogar ein Kleid für fünf Euro im Internet, um dafür zehn andere Kleidungsstücke zu kaufen. „Allein kann ich es aber nicht stemmen. Ich hoffe, dass sich noch andere bereit erklären, etwas zum Gabenzaun beizutragen und das Projekt zu unterstützen“, sagt sie.

    Auf jeden Kritiker kommen zehn begeisterte Berliner
    In den sozialen Netzwerken fallen die Reaktionen auf die Idee gemischt aus. Es sei nur ein Bauzaun, der verschwindet. Ob sie eine Genehmigung habe, fragte ein Nutzer. Eine kritisierte, der Zaun sehe „müllig“ aus. Unterkriegen lassen will sich die 50-Jährige nicht – außerdem kommen auf jeden Kritiker zehn begeisterte Berliner.

    „Ich finde es wichtig, die Dinge in die Hand zu nehmen. Und Bedenkenträger gibt es immer.“ Sie könne sich nicht damit abfinden, dass vor unser aller Augen Menschen erfrieren. „Jeder Obdachlose war auch mal ein Junge mit einer Zuckertüte, jede ,Pennerin‘ mal ein Mädchen, das mit Puppen spielte – und sie alle haben sich ihr Leben sicher anders vorgestellt und gewünscht.“

    #Berlin #Treptow-Köpenick #Schöneweide #Obdachlosigkeit

  • Aus Fremdenhass: Berliner Obdachloser wollte Sachbearbeiterin töten | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/polizei/aus-fremdenhass--obdachloser-gesteht-vor-gericht---sachbearbeiterin

    Berlin - Mario Z. wollte in einer Obdachlosenunterkunft ein Einzelzimmer. Er bekam es nicht. Deswegen ging er am 19. September 2016 zum Sozialamt an der Karl-Marx-Straße in Neukölln. Er lief in die dritte Etage, wo die Abteilung Soziale Wohnhilfe untergebracht ist. Als seine Sachbearbeiterin die Tür zu ihrem Büro öffnete, um mit russischem Akzent den nächsten Kunden aufzurufen, stürmte Mario Z. mit einem Kampfmesser in der Hand auf sie zu.

    Er wollte sie töten. Weil sie keine Deutsche sei und durch ihr Verhalten Deutsche schädige, heißt es in der Anklage. Tatsächlich traf Mario Z. einen Kollegen der Frau, der sich ihm in den Weg stellte, am Oberkörper. „Ich wollte sie umbringen“, gab der 59-jährige am Montag vor einer Schwurgerichtskammer zu.

    Angeklagter wollte seinen Namen umändern

    Er habe so aus seiner Obdachlosigkeit herauskommen wollen, zudem hasse er Ausländer. „Ich wollte eine Ausländerin umbringen, die ich kenne, die mich beschissen hat“, erklärt er mit fester Stimme. Schließlich hätte ihm seine Sachbearbeiterin bei einem Gespräch zuvor erklärt, dass sie ihm kein Einzelzimmer besorgen könne. Sein Hass auf Ausländer geht so weit, dass er einen Namensänderung beantragt hat: Mario sei italienisch, sagt er. Er wolle Marko gerufen werden.

    Es ist bereits der zweite Prozess gegen den früheren Taxifahrer, der nach eigener Aussage Beethoven liebt und derzeit Englisch und Französisch lernt. Wegen des Messerangriffs war er bereits im Mai vorigen Jahres zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt worden. Zudem wurde die Unterbringung in der Psychiatrie angeordnet, weil Mario Z. zur Tatzeit erheblich vermindert schuldfähig gewesen sein soll.

    Mario Z. will nach Tegel verlegt werden

    Gegen das Urteil hatte die Sachbearbeiterin als Nebenklägerin Revision eingelegt. Der Angeklagte selbst ging ebenfalls gegen die Entscheidung vor, weil er nicht in der Psychiatrie landen wollte. „Ich will nach Tegel, zu den normalen Straftätern. Ich will von diesem Idiotenparagrafen weg“, begründet er.

    Ironischerweise hatten beide Revisionsanträge Erfolg. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil auf mit der Begründung, die Richter im ersten Verfahren hätten Mordmerkmale wie niedrige Beweggründe und Heimtücke nicht ausreichend in Betracht gezogen. Zudem seien die Feststellungen zur verminderten Schuldfähigkeit des Angeklagten fehlerhaft.

    Verurteilung wegen versuchten Mordes steht bevor

    Mario Z. erklärt in dem neuen Prozess, dass er schon einmal mit dem Kampfmesser, Klingenlänge 25 Zentimeter, losgezogen sei, um die Sachbearbeiterin zu töten. Das sei ein Tag vor der Tat gewesen. Er sei auf halbem Weg umgekehrt. „Ich bin kein Gewohnheitsverbrecher.“

    Tags darauf schritt er zur Tat. Er habe der Frau in den Hals stechen wollen, sie aber nicht erwischt, sondern ihren deutschen Kollegen. „Ein Kollateralschaden“, sagt Mario Z. zynisch. Auf seiner Flucht soll er noch einen türkischstämmigen Wachmann verletzt haben. Das allerdings bestreitet der Angeklagte.

    Jedenfalls konnte Mario Z. das Sozialamt unbehelligt verlassen. In einer Obdachlosenunterkunft wurde er später festgenommen. Seitdem wartet er in der Psychiatrie auf ein rechtskräftiges Urteil. Ihm droht eine Verurteilung wegen versuchten Mordes.

    Kein Reue

    Die Tatwaffe, die lange Zeit fehlte und deswegen auch beim ersten Prozess nicht gezeigt werden konnte, liegt nun auf dem Richtertisch. Das Messer hatte Mario Z. erst kürzlich wiedergefunden, wie er sagt – in der Psychiatrie. Nach seinen Angaben sei es aus einer Tasche mit doppeltem Boden gefallen. Niemand hatte das Messer bemerkt, er selbst hatte es nach eigener Aussage vergessen.

    Die Sachbearbeiterin aus dem Sozialamt leidet noch immer unter den Folgen der Tat. Laut Gericht sei sie arbeitsunfähig, sie habe Schlafstörungen und könne keine U-Bahn mehr benutzen. Ob sie als Zeugin gehört werden kann, ist fraglich. Ihrem Kollegen geht es psychisch gut, er hat sich jedoch versetzen lassen. Und Mario Z.? Er bereut seine Tat nicht. Die Frau habe ihm damals nicht leidgetan und auch heute nicht. Es sei immer noch „eine angemessene Überlegung, sie zu töten“.

    #Berlin #Kriminalität #Obdachlosigkeit

  • Obdachlosenhilfe: Der Gabenzaun von Schöneweide | Berliner-Kurier.de
    https://www.berliner-kurier.de/berlin/kiez---stadt/obdachlosenhilfe-der-gabenzaun--von-schoeneweide-31539412


    Ein paar Tage später war dann schon wieder Schluß mit der Guten Sache. Irgenwer hatte die Sachen abgerisssen, den Gabenzaun zerstört.

    05.11.18 - Florian Thalmann
    Schöneweide - Manchmal passiert es, dass Ideen zuerst etwas banal erscheinen – doch schon nach kurzer Zeit stellt sich plötzlich heraus, dass sie absolut wichtig und notwendig sind. Ines Achtert aus Köpenick erlebte einen solchen Moment erst Ende der Woche. Sie kam am Bahnhof Schöneweide an und ging zu dem Bauzaun, an dem sie Tage zuvor Schals und Handschuhe mit Klammern befestigt hatte – und staunte. „Von den Schals waren nur noch wenige da, die Handschuhe waren weg“, sagt sie, und in ihrer Stimme hört man Zufriedenheit. „Da merkte ich: Mein Projekt wird angenommen.“
    „Sie sind nicht die Obdachlosen, zu denen Passanten den Kontakt suchen“

    Ihr Projekt heißt „Gabenzaun“ und die Idee stammt ursprünglich aus Hamburg. Dort steht am Hauptbahnhof ein Zaun, an dem Menschen Dinge befestigen, die sie selbst nicht mehr brauchen, die anderen aber helfen können. Obdachlose können sich dort kostenlose Kleidung abholen, die andere am Zaun angebracht haben.

    Ines Achtert hat diese Idee nach Berlin geholt – der Anreiz kam durch den Brandanschlag, der sich am S-Bahnhof Schöneweide Ende Juli ereignete. Ein Täter hatte dort Obdachlose mit einer Flüssigkeit übergossen und angezündet, die Tat hatte für Entsetzen gesorgt. „In der Stadt wird zwar viel für Obdachlose getan, aber im Osten gibt es weniger solche Initiativen“, sagt Achtert. „Es gibt eine Gruppe, die schon lange nach einem Platz für einen solchen Zaun sucht – ich habe es aber nun einfach gemacht.“
    Strümpfe, die an einem Zaun hängen.

    Ihr „Gabenzaun“ ist ein Bauzaun, an dem sie ein selbst gemaltes Schild befestigte. Achtert kennt die Obdachlosen, die ringsherum leben. „Ich komme oft hier vorbei, unterhalte mich mit ihnen“, sagt sie. „Viele haben Suchtprobleme, trinken, sind aggressiv und am Boden. Sie sind nicht die Obdachlosen, zu denen Passanten den Kontakt suchen. Deshalb wollte ich denen, die helfen wollen, sich aber nicht trauen, die Jungs anzusprechen, eine Möglichkeit bieten.“ Das Feuer-Attentat habe den Platz düsterer gemacht. Achtert will dafür sorgen, dass hier wieder Menschlichkeit zu spüren ist.

    Mit dem „Hackenporsche“ zur Kleiderkammer

    Dabei hat die Köpenickerin selbst harte Zeiten hinter sich. Die gelernte Kauffrau in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft bekommt seit ein paar Jahren aus gesundheitlichen Gründen eine EU-Rente, die sehr knapp ist. „Ich weiß, wie es ist, wenn man unverschuldet in Not gerät und am Existenzminimum lebt“, sagt sie. „Vielleicht habe ich deshalb mehr Verständnis für Menschen in Notsituationen.“

    Ein Plakat, auf dem „Schöneweider Gabenzaun“ steht.

    Der „Gabenzaun“ ist ein Bauzaun, an dem Ines Achert ein selbst gemaltes Schild befestigte. Sie kennt die Obdachlosen, die ringsherum leben. Sie seien nicht die Obdachlosen, zu denen Passanten den Kontakt suchen, sagt Achert. „Deshalb wollte ich denen, die helfen wollen, sich aber nicht trauen, die Jungs anzusprechen, eine Möglichkeit bieten.“

    Täglich schnappt sich Achtert ihren Rollkoffer, „Hackenporsche“ nennt sie ihn liebevoll. Sie fährt zu einer Kleiderkammer, wo sie für 50 Cent gebrauchte Kleidung bekommt, oder holt Spenden bei Privatpersonen ab. „Ich sortiere die Dinge aus und bringe sie dann zum Zaun.“ Sie verkaufte sogar ein Kleid für fünf Euro im Internet, um dafür zehn andere Kleidungsstücke zu kaufen. „Allein kann ich es aber nicht stemmen. Ich hoffe, dass sich noch andere bereit erklären, etwas zum Gabenzaun beizutragen und das Projekt zu unterstützen“, sagt sie.
    Auf jeden Kritiker kommen zehn begeisterte Berliner

    In den sozialen Netzwerken fallen die Reaktionen auf die Idee gemischt aus. Es sei nur ein Bauzaun, der verschwindet. Ob sie eine Genehmigung habe, fragte ein Nutzer. Eine kritisierte, der Zaun sehe „müllig“ aus. Unterkriegen lassen will sich die 50-Jährige nicht – außerdem kommen auf jeden Kritiker zehn begeisterte Berliner.

    „Ich finde es wichtig, die Dinge in die Hand zu nehmen. Und Bedenkenträger gibt es immer.“ Sie könne sich nicht damit abfinden, dass vor unser aller Augen Menschen erfrieren. „Jeder Obdachlose war auch mal ein Junge mit einer Zuckertüte, jede ,Pennerin‘ mal ein Mädchen, das mit Puppen spielte – und sie alle haben sich ihr Leben sicher anders vorgestellt und gewünscht.“

    Infos gibt es auf der Seite „Schöneweider Gabenzaun“ auf Facebook.

    #Berlin #Schöneweide #Michael-Brückner-Straße #S-Bahnhof_Oberschöneweide #Obdachlosigkeit

  • Bezirk zeigt Obdachlosen die kalte Schulter › BERLINER ABENDBLATT
    http://www.abendblatt-berlin.de/2018/10/13/kalte-schulter-gegenueber-obdachlosen

    Es ist Herbst und an vielen Orten der Hauptstadt läuft die Kältehilfe-Saison an. Nicht so in Steglitz-Zehlendorf. Dort streiten Bezirkspolitiker über Kosten und Bedarf eines solchen Angebots.

    Die SPD-Fraktion hatte in einem Antrag gefordet, den ungenutzten Ratskeller Zehlendorf als Kältehilfe für Obdachlose zur Verfügung zu stellen. Mit den Stimmen von CDU, Grünen und AfD wurde der Antrag in der letzten Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wegen zu hoher Kosten und zu geringen Bedarfs abgelehnt. „Der Beschluss ist ein Armutszeugnis für die Menschlichkeit in unserem Bezirk“, erklärt die SPD-Bezirksverordnete und Vorsitzende des Ausschusses für Pflege und Soziales, Juliana Kölsch. „Obdachlosigkeit ist nicht nur ein Problem der Innenstädte. Auch unser Bezirk muss hier Verantwortung übernehmen.“
    Erfrieren verhindern

    Während der kalten Jahreszeit mangele es an Unterbringungsmöglichkeiten für Obdachlose in Steglitz-Zehlendorf. Deshalb sollten auch dort weitere Möglichkeiten gefunden werden, um Obdachlose vor dem Erfrieren zu bewahren. „Der Ratskeller im Rathaus Zehlendorf steht nach wie vor leer, was vor dem Hintergrund der dringend benötigten Räume für Obdachlose im Winter nicht zu rechtfertigen ist“, heißt es in der Begründung des Antrags. Das Gebäude in der Martin-Buber-Straße sollte so einer sinnvollen Zwischennutzung zugeführt werden.

    “Das Amt für Soziales bemüht sich fortlaufend, eine oder mehrere geeignete Immobilien im Bezirk zu finden und dort Unterbringungsmöglichkeiten für obdachlose Frauen und Männer im Rahmen der Kältehilfe einzurichten”, so Bezirksstadrat Frank Mückisch in seiner Beantwortung einer Anfrage der Linke-Fraktion. “Für das Jahr 2018/19 war die zuletzt genutzte Immobilie jedoch nicht mehr verfügbar und bislang ist es trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen, eine Ersatzimmobilie zu finden.” Im vergangenen Winter hatte die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) ein Gebäude in der Königin-Luise-Straße 98 zur Verfügung gestellt. Dort hat der Internationale Bund für Sozialarbeit eine Unterkunft für 30 obdachlose Frauen und Männer betrieben. Diese sei zu 66,7 Prozent ausgelastet gewesen, so Mückisch.
    Überfüllte Unterkünfte

    Schätzungen zufolge leben rund 5.000 Obdachlose in Berlin, und im Winter sind die Notunterkünfte oft überfüllt. Daher startete die Kältehilfe in diesem Jahr bereits Anfang dieses Monats anstatt im November. Im Rahmen der Berliner Kältehilfe gibt es neben den ganzjährig geöffneten Notübernachtungsmöglichkeiten weitere 139 Schlafplätze nicht nur in Innenstadtkiezen wie Alt-Treptow, Mitte, Friedrichshain und Kreuzberg, sondern auch in Wedding, Marzahn, Alt-Hohenschönhausen, und Spandau. Auch zwei Nachtcafés öffnen.

    Nach und nach soll die Zahl der Schlafgelegenheiten ausgebaut werden, sodass im Winter insgesamt etwa 1.000 Schlafplätze zur Verfügung stehen, sagte Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) dem RBB. Rund 100 davon müssten noch organisiert werden. Sie sei aber optimistisch, dass das auch gelinge. Im vergangenen Winter waren bis zu 1.264 Plätze vorhanden.

    Datum: 13. Oktober 2018. Text: Nils Michaelis.

    #Berlin #Zehlendorf #Kirchstraße #Kältehilfe #Obdachlosigkeit #Politik

  • Berliner Obdachlosenmagazin: Ende des „Strassenfegers“ ist beschlossene Sache | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/aus-einer-berliner-institution-ende-des--strassenfegers--ist-beschl


    Wech issa, aber der nächst kommt bestimmt. Den jeibbet erstmal janz ohne Geld. Und dann sehnwamal.

    Diesmal gibt es nur einen Zettel. Keine druckfrischen Hefte, die sich in der Abholstelle des „Strassenfegers“ stapeln. Normalerweise hätte in dem Wohnwagen am Ostbahnhof die neue Ausgabe der Straßenzeitung liegen müssen, so wie es alle drei Wochen üblich ist.

    Auf dem Zettel steht nun ein Hinweis, dass es diesmal keine neue Ausgabe gibt. Ob und unter welchen Bedingungen jemals noch einmal ein „Strassenfeger“ erscheint, ist unklar.

    Sitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit
    Am Montagabend ließ der Vorstand des gleichnamigen Trägervereins die Mitglieder über die betriebsbedingte Schließung des Blatts abstimmen. Die Sitzung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit in den Vereinsräumen an der Storkower Straße statt, immer wieder drangen hitzige Zwischenrufe auf die Straße – vor allem, als ein Steuerexperte die finanzielle Schieflage des „Strassenfegers“ vorrechnete. Gleichzeitig legte er jedoch dar, dass der Verein 2017 insgesamt ein Plus erwirtschaftet habe, erzählte ein wütender Teilnehmer während einer Pause.

    Gegen 22 Uhr stand das Ergebnis fest: 16 Mitglieder stimmten für das vorläufige Ende des „Strassenfegers“ aus wirtschaftlichen Gründen, neun Personen waren dagegen.

    Auch der Obdachlosentreff „Kaffee Bankrott“ soll schließen. Der Verein will aber gleichzeitig seine Notunterkunft ausbauen, für die er die höchsten Zuschüsse von der Stadt bekommt.

    Bereits im Vorfeld hatte der Verein die Senatsverwaltung für Soziales über die Schließung informiert. „Wir bedauern den Schritt sehr“, sagte Sprecherin Regina Kneiding zur Berliner Zeitung. Sie betonte den großen Beitrag, den der „Strassenfeger“ zum Zusammenleben in der Stadt geleistet hat. 

    „Gäbe es den ’Strassenfeger’ nicht, wäre ich schon tot“
    Seit 24 Jahren ist die Zeitung für Obdachlose und Arme ein Anker. Das Blatt, das auf das doppelte „s“ im Namen besteht, schützt Menschen, die schon ganz unten sind, vor dem Abdriften ins Bodenlose.

    Es sind Menschen wie Petra E. „Gäbe es den ,Strassenfeger’ nicht, wäre ich schon tot“, sagt sie. Petra E. verkauft Zeitungen am Hauptbahnhof, seit 14 Jahren steht sie fast jeden Tag am Washingtonplatz. Sie war jahrzehntelang heroinabhängig, heute ist sie 59 Jahre alt und clean.

    Sie lebt in einem betreuten Wohnprojekt. „Die Hefte geben meinem Alltag eine Struktur“, sagt sie. „Ich kann nicht fassen, dass es das nun gewesen sein soll.“ Das Aus der Straßenzeitung ist das abrupte Ende einer Berliner Institution im Kampf gegen die Not. 

    Zweifel am Konzept
    Wie Petra E. sind viele Verkäufer, Ehrenamtliche und Mitglieder schockiert. Fast alle, die am Montagabend aus der Sitzung kommen, erzählen, erst kürzlich von den Plänen erfahren zu haben.

    „Vor drei Wochen hat uns der Vorstand gesagt, dass die Zeitung eingestellt wird“, sagt Helmut Cladders, der seit 13 Jahren ehrenamtlich das Heft an Verkäufer ausgibt. „Es kann doch nicht wahr sein, dass die Lage urplötzlich so schlecht ist. Noch auf einer Versammlung im November fiel kein Wort von finanzieller Schieflage.“ Erst vor zwei Monaten hat der Verein einen Redaktionsleiter eingestellt.

    Doch die Auflage bereitet den Machern schon lange Sorge. Schon mehrmals äußerte der Vorstand Zweifel. „Wir haben einen stetigen Auflagenrückgang und haben die Erscheinung von zwei- auf dreiwöchentlich umgestellt. Der ,Strassenfeger’ rechnet sich nicht mehr“, sagte die Vorstandsvorsitzende Mara Fischer Anfang 2017 zur Berliner Zeitung. Am Montag wollte sie sich auf Anfrage nicht äußern.

    Etwa 10.000 bis 12.000 Exemplare setzt der „Strassenfeger“ aktuell ab. Vor ein paar Jahren waren es zwar noch über 20.000, doch lag man auch schon bei 8000. Die harte wirtschaftliche Messlatte irritiert viele Vereinsmitglieder – ist das Ziel des Blattes doch, Einnahmen für Obdachlose und Arme zu generieren. Jedes Heft kostet 1,50 Euro, 90 Cent gehen an die Verkäufer. 

    Konkurrenz unter dem Ärmsten
    Dass die Zeitung frühere Auflagenrekorde nicht mehr erreicht, liegt laut Helmut Cladders nicht an sinkender Hilfsbereitschaft in der Stadt. Er macht dafür kriminelle Banden aus Osteuropa verantwortlich, die die Zeitung missbrauchen. „Sie schicken Menschen mit nur einer Zeitung zum Betteln in die U-Bahnen. Das belästigt potenzielle Kunden.“

    Vor zwei Jahren stattete der Verein seine Verkäufer deswegen mit Westen aus, so waren sie als eingetragene und echte Händler erkennbar. Doch weil sich manche gebrandmarkt fühlten, ist das Tragen der Weste heute wieder freiwillig. Petra E. rät, Verkäufer von Straßenzeitungen immer nach ihren Ausweisen zu fragen. Den bekommt, wer keine Drogen nimmt, nicht bettelt und Rückgeld anbietet.

    Petra E. beschreibt die Konkurrenz unter den Ärmsten als knallhart. „Am Hauptbahnhof setzen die Osteuropäer die Verkäufer der Zeitungen unter Druck, auch mit Gewalt. Sie wollen das Revier zum Betteln für sich.“ Petra E. wird nun eine neue Methode brauchen, um zu bestehen. Genau wie die etwa 250 bis 500 anderen Verkäufer. Dass der Strassenfeger von einem anderen Träger weiter betrieben werden könnte, glauben am Montagabend die wenigsten.

    Berlin #Wirtschaft #Obdachlosigkeit

  • Obdachlosenhilfe im Sommer: Mehr Geld ist da - aber in Berlin Räume fehlen | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/obdachlosenhilfe-im-sommer-mehr-geld-ist-da---raeume-fehlen-3041030

    Jetzt im Juli wäre zu fragen, ob sich die Befürchtungen bewahrheitet haben.

    16.05.18 - Neue Hilfsangebote für wohnungslose Menschen in Berlin scheitern immer häufiger am angespannte Mietmarkt. „Der Mangel geht so weit, dass wir keine Räume für weitere Notübernachtungen für Familien finden“, sagt Barbara Eschen, Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg. Der Senat hat bis zu 1,2 Millionen Euro für zwei weitere Projekte bereitgestellt, um insgesamt rund 100 Plätze für Familien ohne ein Dach über dem Kopf anbieten zu können. „Doch wir können das nicht umsetzen, weil wir auf dem Wohnungsmarkt bisher keine Räume dafür finden“, ergänzt Eschen.

    Obdachlosigkeit in Berlin könnte im Sommer sichtbarer werden
    So bleibt es bislang bei 32 Plätzen für Familien ohne Wohnung. Der Bedarf liegt darüber. Ende April ist zudem die Kälthilfe-Saison zu Ende gegangen. „Was jetzt bis Oktober wegfällt, sind nicht allein Hunderte Notschlafplätze, sondern auch Cafés, Suppenküchen für Mahlzeiten und medizinische Angebote“, sagt Eschen.

    Obdachlosigkeit in der Hauptstadt könnte damit im Sommer wieder sichtbarer werden. Zwar hat der Senat die Mittel für Wohnungslose 2018 auf 8,1 Millionen Euro verdoppelt. Auch, um wilde Camps wie es sie 2017 im Tiergarten gab, zu verhindern. „Ich sehe mehr Dynamik bei der Suche nach Hilfsmöglichkeiten, aber die Probleme galoppieren auch“, sagt Eschen.

    In Berlin gibt es unter den geschätzt mehr als 40.000 Wohnungslosen 4000 bis 6000 Menschen, die auf der Straße leben - Tendenz steigend. Die Zahlen basieren auf einer Stichtagsanalyse der Liga der Wohlfahrtsverbände zum 31. Dezember 2016, jüngere gibt es nicht. Geschätzte mehr als zwei Drittel der Obdachlosen kommen aus EU-Staaten. Ein Teil ist durch prekäre Arbeitsverhältnisse in die Obdachlosigkeit gerutscht. Unter den Menschen auf der Straße sind heute mehr Frauen, mehr Jüngere und Ältere, mehr Behinderte - manche im Rollstuhl - und inzwischen sogar Familien.

    Der Hilfebedarf wächst
    „Das Bild vom Obdachlosen, der sich freiwillig für ein Leben auf der Straße entschieden hat, das stimmt nur noch in seltenen Fällen“, sagt Kai-Gerrit Venske, Caritas-Fachreferent für Wohnungslosenhilfe. Wie schnell das Leben auf der Straße in die Verelendung führen kann, zeigt der erste Gesundheitsbericht zur Lage der medizinischen Versorgung Obdachloser von Mitte März. 6600 Menschen kamen zur Behandlung, viele mehrmals. Oft ging es um Hauterkrankungen, Atemwegsleiden, psychische Probleme und Sucht. Und der Hilfebedarf wächst.

    Erstmals bot die Kältehilfe deshalb auch im April rund 500 öffentlich finanzierte Schlafplätze an. Das war rund die Hälfte des Angebots vom Winter. Ende April wurde es deutlich wärmer. „Die Auslastung lag trotzdem im Schnitt bei 91 Prozent“, bilanziert Regina Kneiding, Sprecherin der Sozialverwaltung. „Der Bedarf ist das ganze Jahr über da“, betont Venske.

    Die Berliner Stadtmission will ihre Traglufthalle auf einem Bahngelände nahe der Frankfurter Allee deshalb ab Ende Mai als Notübernachtung weiterbetreiben - ab 21 Uhr mit 70 Plätzen. Das biete Männern und Frauen nach einem Umbau etwas mehr Privatsphäre als im Winter während der Kältehilfe, sagt Sprecherin Martina Rogasch. Neben einem Abendbrot gebe es Kleidung und eine Sozialberatung. Dazu kommen nach Venskes Rechnung über den Sommer 163 weitere Notschlafplätze bei sozialen Trägern in ganz Berlin. Das seien rund 80 Plätze mehr als früher. Ein weiterer Ausbau des Angebotes, der bis zu weitere 110 Plätze bringen soll, stagniere - weil sich keine Immobilien finden.

    Es fließt mehr Geld in die Wohnungslosenhilfe
    Auch Venske bewertet es positiv, dass deutlich mehr Geld in die Wohnungslosenhilfe fließt. „Das Signal ist in der Politik angekommen.“ Aber es müsse am Ende mehr passieren, als Kältehilfeplätze aufzustocken und Menschen bei Gefahr für Leib und Leben nach dem Ordnungsrecht in Notquartieren zu verwahren. „Solche Notunterkünfte sind keine Clearingstellen“, betont er.

    Die Bewilligungspraxis der Sozialämter für individuellere Hilfen nach dem Sozialgesetzbuch stagniere jedoch oder sie sei – vermutlich aus Sparzwängen heraus - sogar rückläufig. „Bei ambulanten Angeboten, Kriseneinrichtungen und Übergangswohnheimen gibt es seit langem 4000 bis 4500 bewilligte Maßnahmen pro Jahr“, berichtet Venske. „Das ist angesichts der massiv gewachsenen Wohnungsnot unverständlich und viel zu wenig beim heutigen Bedarf“, kritisiert er.

    Reine Nothilfe kann es auch für Diakonie-Chefin Eschen langfristig nicht sein. „Der Erfolg aller Bemühungen hängt davon ab, ob wir ein Hilfesystem haben, in das die Leute auch hineinkönnen“, sagt sie. „Und dass es so groß ist, dass es auch reicht. Und da haben wir unsere Zweifel und Sorgen.“

    Normalerweise mieteten soziale Träger Wohnungen an, weil Menschen von der Straße ohnehin keine Chance auf einen Mietvertrag haben. „Aber viele Wohnungen unserer Träger sind gekündigt worden, weil Vermieter auf dem freien Markt jetzt mehr Geld verdienen können“, berichtet Eschen. „Trägerwohnungen haben gewerbliche Verträge, die lassen sich viel leichter beenden. Und es findet sich kein Ersatz.“

    #Berlin #Obdachlosigkeit

  • Ein roter Opel ist sein Zuhause | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/obdachlosigkeit-ein-roter-opel-ist-sein-zuhause--30637518

    Eigentlich würde der kleine Opel, der in einer Seitenstraße am Tempelhofer Feld geparkt ist, nicht weiter auffallen. Das Wägelchen ist ordnungsgemäß zugelassen, steht auf einem regulären Parkplatz. Doch in und um das Auto herum hat der Besitzer seinen Hausstand und allerlei Gerümpel ausgebreitet. Der 77-jährige Ivan P. fährt nicht nur mit seinem Auto – er wohnt darin. Eigentlich lebt der Mann in einem Wohnwagen. Doch den hat der Pfandflaschensammler so zugestellt, dass vorerst kein Platz mehr für ihn darin ist.

    Kein Platz mehr für Ivan und die anderen

    Erst vor wenigen Tagen berichtete die Berliner Zeitung über eine Frau, die seit Monaten in ihrem Auto in Köpenick wohnt. Sabine, so soll die Frau heißen, sei auf der Flucht vor ihrem Mann und komme ursprünglich aus Hannover, sagen Anwohner. Doch wo die Auto-Nomadin, die mit niemandem sprechen und sich laut Nachbarn auch nicht helfen lassen will, derzeit ist – unklar. 

    Nicht so Ivan. Der gebürtige Kroate ist sogar erfreut, als der Reporter der Berliner Zeitung ihn vor seinem Wohn-Opel anspricht. Und erzählt seine unglaubliche und zugleich tieftraurige Geschichte. Seit über 30 Jahren sei er schon in Deutschland.

    Einen Großteil davon habe er in Berlin verbracht, sagt der Mann, der deutlich jünger wirkt als 77. Ein Freund von „kleinen, engen Wohnungen in riesigen Häusern“ sei er noch nie gewesen. Und so sei er kurz nach der Wende in die damalige Wohnwagen-Kolonie am Potsdamer Platz gezogen. Als sich das Areal in der Nachwendezeit von der Brache zum Filetgrundstück wandelte, war hier aber kein Platz mehr für Ivan und die anderen. 

    „Man findet Arbeit, wenn man will“

    Doch während sich Ivans Kumpels mit der neuen Situation arrangierten, verlor der Kroate die Kontrolle über sein bis dahin zwar spezielles, aber auf eine gewisse Art und Weise doch geordnetes Leben. Ivan begann zu sammeln. Schrott, Plastiktüten, alte Fahrradteile, Pfandflaschen – alles fand den Weg in Ivans Wohnwagen. Bis der so voll war, dass für den 77-jährigen selbst kein Platz mehr war. Also zog er in sein Auto. 

    Mit dem klassischen Obdachlosen, der erst in der Abwärtsspirale aus Suff und Schulden und schließlich auf der Straße gelandet ist, hat P. jedoch nichts gemein. Der Mann, der nach eigenen Angaben Pädagoge ist, habe „immer gearbeitet, das garantiere ich. Mal auf dem Bau, mal als Kellner, was halt so anfiel. Man findet Arbeit, wenn man will“, sagt der 77-Jährige und strahlt trotz der Müllberge, die sich neben seinem Auto auftürmen, eine gewisse Würde aus.

    Als Kind habe er in seiner Heimat Kroatien zudem gesehen, „was Alkohol aus Menschen machen kann.“ Deswegen habe er „nie getrunken oder Drogen genommen“, strikter Nichtraucher ist er auch. 

    Ein Heim für behinderte Kinder

    Und trotzdem sitzt Ivan auf der Straße – weil er nicht aufhören kann, Müll zu sammeln. Freunde sagen, sie hätten bereits Sozialdienste und zuständige Ämter um Hilfe gebeten. Weil Ivan aber weder für sich noch für andere eine Gefahr darstellen würde und sein Auto zudem ordentlich zugelassen sei, könne man nichts machen. 

    Dann stellen wir die Frage, die man einem „Messi“ einfach stellen muss: Warum sammeln Sie alles, was Sie finden? „Mein Traum ist es, ein Heim für behinderte Kinder in Kroatien aufzubauen“, sagt der Mann mit fester Stimme und klarem Blick. „Ich sammele auch Flaschen und spare das Pfandgeld, um irgendwann genug Geld für das Heim zu haben.“ Als er von seinem Traum erzählt, wirkt Ivan euphorisch, nicht verbittert. Und geht dann zurück zu seinem kleinen roten Opel.

    #Berlin #Neukölln #Obdachlosigkeit #Wohnen #Stadtentwicklung

  • Sozialverwaltung: Berliner Obdachlosenzeitung „Strassenfeger“ wird eingestellt | rbb|24
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2018/06/strassenfeger-obdachlosenzeitschrift-wird-eingestellt.html

    Das war’s dann, das Konzept hat sich überlebt, denn es stammte aus Zeiten, also Obdachlosigkeit ein außergewöhnliches Schicksal war, das Wenige traf. Im Sommer 2018 leben zehntausende vor allem osteuropäische Armutsflüchtlinge auf Berliner Straße und viele Berliner mit festem Job wecheln sich von WG-Zimmer zur Couch bei Freunden und wieder in eine WG, weil es für sie keine bezahlbaren Wohnung mehr gibt.

    Die Konkurrenz auf der Straße ist derart gross und brutal, dass die Berliner Obdachlosen, auf die das Projekt zugeschnitten war, beim Zeitungsverkauf von organisierten Verkäufern und etlichen Betrügern mit Gewalt verdrängt werden. Man hört selten davon, denn Arme habe keine Lobby. Der Verein, welcher die zeitungbis jetzt herausgegeben hat, will seine Kräfte lieber der Grundversorgung mit Notunterkünften widmen.

    Hier eine kleine Sammlung von Artikeln und Infos zu Straßenzeitungen.

    Träger hat Berliner Sozialsenatorin informiert - Obdachlosenzeitung „Strassenfeger“ wird eingestellt, 18.06.18 | 23:00 Uhr
    Ein paar Euro verdienen, ohne betteln zu müssen: Seit mehr als 20 Jahren verkaufen Obdachlose in Berlin die Zeitung „Strassenfeger“. Doch die Redaktion soll dicht gemacht werden. Der Träger hat bereits die Sozialverwaltung informiert.

    Die Berliner Obdachlosenzeitung „Strassenfeger“ wird eingestellt. Das bestätigte eine Sprecherin von Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) rbb|24 am Montag auf Nachfrage: „Wir bedauern das sehr.“ Seit 24 Jahren erscheint die Zeitung - wann die letzte Ausgabe herauskommen soll, ist bisher nicht bekannt.
    Reportage vom 13.03.2013

    60 Cent für die kurze Störung

    Verkäufer von Straßenzeitungen gehören zu den Ärmsten in Berlin. Doch unter ihnen sind längst nicht nur Obdachlose, sondern auch Hartz-IV-Empfänger oder Einwanderer. Der Markt ist hart umkämpft - und der Erlös gering. Von Bettina Rehmann

    Der herausgebende Verein Strassenfeger e.V., der ursprünglich mob geheißen hatte, äußerte sich bislang noch nicht offiziell zur Auflösung. Seit einigen Tagen war in verschiedenen Medien der Stadt allerdings bereits über das bevorstehende Ende der Zeitung spekuliert worden. Die genauen Gründe sind ebenfalls noch nicht bekannt. Am Montagabend wollte der Verein auf einer Mitgliederversammlung das Ende offiziell beschließen.
    Einzige deutsche Stadt mit mehr als einer Straßenzeitung
    In Berlin gibt es derzeit drei Zeitungen, die von Obdachlosen meist in S- und U-Bahnen zum Verkauf angeboten werden. Neben dem „Strassenfeger“ auch die „Motz“, die beide einen Schwerpunkte bei Themen wie Armut, Wohnungsnot und anderen sozialen Problemen setzen. Zudem wurde zeitweise das Kunst-und-Kultur-Magazin „Streem“ auf Berliner Straßen verkauft. In keiner anderen deutschen Stadt wird mehr als eine Straßenzeitung ausgegeben.

    Aktuell erscheint der „Strassenfeger“ alle drei Wochen in einer Auflage von 12.000 Stück. Von den 1,50 Euro Verkaufspreis darf der Verkäufer 90 Cent behalten. Im Moment leben rund 300 Menschen in Berlin davon.

    Sendung: Abendschau, 18.06.2018, 19.30 Uhr

    Strassenfeger (Straßenzeitung) – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Strassenfeger_(Stra%C3%9Fenzeitung)

    Das harte Geschäft mit der Straßenzeitung in Berlin - Berlin Aktuell - Berliner Morgenpost
    https://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article114465480/Das-harte-Geschaeft-mit-der-Strassenzeitung-in-Berlin.html

    15.03.2013 - Einwanderer und Sozialhilfeempfänger machen Obdachlosen ihr Revier als Verkäufer von Straßenzeitungen streitig. Darf man Armen den Zeitungsverkauf verbieten, um noch Ärmere zu schützen?

    Toms Hände sind schwarz von Druckerschwärze und Dreck. Aus seinem bärtigen, von Straßenschmutz gezeichneten Gesicht funkeln helle und hektische Augen. Seine leise Stimme murmelt das Mantra der vergangenen Jahre: „Schönen juten Tach, darf ich Ihnen die „Motz“ anbieten?“ Die Menschen gehen an ihm vorbei und erledigen ihre Abendeinkäufe. Einer kauft ihm für 1,20 Euro eine Zeitung ab, als einziger an diesem ungemütlichen Winterabend. Abzüglich des Einkaufspreises für die „Motz“ bleiben Tom davon 80 Cent. Das reicht ihm fast für ein Abendessen. Glücklich blickt Tom trotzdem nicht drein. „Ich hab Stress mit den Rumänen“, sagt er.

    Tom ist 45 Jahre alt und lebt seit Jahren auf der Straße. Er hat das Gesicht eines Jungen, der sich einen Bart wachsen ließ, um älter zu wirken. Und er hat Augen, die wütend aufblitzen können, wenn er auf die Konkurrenz in seinem Gewerbe angesprochen wird. Tom verkauft seit sieben Jahren die Straßenzeitung „Motz“ – passenderweise in der Motzstraße in Berlin-Schöneberg. Sein Arbeitsplatz ist in Gefahr, weil die Zeitungen längst nicht mehr bloß von Obdachlosen verkauft werden, wie es die Macher der Straßenzeitung bei der Gründung 1995 vorgesehen hatten. Mittlerweile streiten sich die Wohnungslosen mit Hartz-IV-Empfängern, Rentnern und Einwanderern um die besten Plätze.

    Eine neue Generation von „Motz“-Verkäufern
    „Es gibt eine neue Generation von „Motz“-Verkäufern. Die sind nicht mehr obdachlos und bekommen oft Sozialgelder“, sagt Tom. Nach einer kurzen Pause ruft er empört: „Manche arbeiten sogar!“ Neuerdings steht mehrmals in der Woche „ein Rumäne“ vor seinem Supermarkt. Der will ihn verdrängen, sagt Tom. „Früher hab ich bis zu 100 Euro gemacht, jetzt gibt’s an einem guten Tag höchstens einen Zwanni.“ Tom wurde das Geschäft kaputt gemacht, sagt er.

    Tatsächlich kommt der Mann, der Tom den Platz streitig macht, aus Moldau, wo man Rumänisch spricht. Sein Name ist Mario. Seit knapp drei Monaten steht der Einwanderer regelmäßig vor dem Supermarkt, den vorher ausschließlich Tom für sich beansprucht hat. Gegen die Kälte hat er die blaue Kapuze seines Pullovers über die Mütze gezogen. Unruhig tritt er von einem Fuß auf den anderen, um sich warm zu halten. Durch eine breite Lücke zwischen den kaputten Schneidezähnen blitzt einem ein herzliches Lächeln entgegen, wenn man Mario für einen kurzen Plausch anspricht. Ernst wird sein Gesichtsausdruck dagegen, wenn er auf die Situation unter den Verkäufern angesprochen wird.

    „Muss auch leben“, sagt er. Es gebe zu viele Verkäufer. Wenn jemand bei einem anderen schon eine Zeitung gekauft habe, werde er keine zweite bei ihm kaufen, ist Marios einfache Rechnung. Durchschnittlich verdient er nach eigenen Angaben am Tag um die acht Euro.

    "Dann gibt’s öfter auch mal aufs Maul“
    Wie es zwischen den Straßenverkäufern im sonst so friedlichen Westen Berlins zugeht, weiß Peggy Kaufmann. Die 43 Jahre alte Sozialpädagogin sitzt in einem winzigen Wohnwagen am Nollendorfplatz und verteilt „Motz“-Exemplare an die Verkäufer: eine Ausgabe für 40 Cent, gratis dazu gibt es ein paar warme Worte und manchmal etwas zu essen.

    Kaufmann ist eine gerechte Frau, hat eine Berliner Schnauze und nach eigenen Angaben „1000 Kilo zu viel druff“. Vor einigen Monaten ging das mit den neuen Verkäufern los, auch Kaufmann spricht von „Rumänen“. Anstatt zwei oder vier Ausgaben, wie sie die meisten bei ihr einkaufen, holen sie sich morgens gleich 20 oder 30 Zeitungen, erzählt sie. Nachmittags kommen sie wieder und holen den zweiten Schwung. „Die sind ziemlich gut organisiert. Wenn einer krank ist, kommt der nächste und stellt sich vor den Supermarkt. Leute wie Tom sind da eher Einzelgänger.“ Und wenn einer wie Tom auf seinem langjährigen Stammplatz besteht? „Dann gibt’s öfter auch mal aufs Maul.“

    Seitdem der Markt härter geworden ist, ist Tom viel dünner und schlaffer geworden, findet Kaufmann. „Was war das für ein hübscher Junge! Aber er hat wahnsinnig abgebaut.“ Tom lebt und schläft auf der Straße. Sozialhilfe bekommt er nicht, weil er einmal seine Betreuerin geohrfeigt hat, gibt Tom zu. Das ist ihm unangenehm, eigentlich sei er gar nicht aggressiv.

    Vor dem Supermarkt hat seine Stimme seinen gemurmelten Singsang wiedergefunden: „Schönen juten Tach...“ Andere haben sich an diesem kalten Tag in die U-Bahnen zurückgezogen, was ein groteskes Bild ergibt: Allein auf dem 15-minütigen Weg vom Nollendorf- zum Alexanderplatz steigen nacheinander zwei „Motz“-Verkäufer und auch noch ein Straßenmusiker-Duo in die U2, um mit Klageliedern und -sprüchen um die Cents der Touristen und Berliner zu kämpfen. „Sonst gibt’s heute Abend nix zu beißen“, sagt einer der Verkäufer. Am Alex angekommen, empfängt die Fahrgäste auch noch ein Verkäufer des „Straßenfegers“, einer weiteren Obdachlosenzeitung. Berlin, die Arm-aber-sexy-Metropole, ist gleichzeitig auch die Armen-Hauptstadt der Republik.

    „Motz“-Verkauf kein Zubrot, sondern überlebenswichtig
    Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland etwa 248.000 Wohnungslose, in Berlin liegt die Zahl bei ungefähr 10.000. Die Einnahmen aus dem „Motz“-Verkauf sind für viele kein Zubrot, sondern überlebenswichtig, berichtet Peggy Kaufmann im Wohnwagen. „Wir haben ein paar Todeskandidaten.“

    Aus einem Fenster in der „Motz“-Geschäftsstelle in Kreuzberg blickt man mitten auf einen Friedhof. „Motz“-Gründungsmitglied und Redaktionsleiter Christian Linde veröffentlicht von hier aus im zweiwöchigen Wechsel eine Ausgabe mit Geschichten von Betroffenen und eine mit dem aktuellen Geschehen. Deren Themen gleichen denen in den klassischen Tageszeitungen: Hauptstadtflughafen, steigende Mieten, Berliner Wasserverträge – geschrieben von Professoren, Studenten, freien Autoren und von Linde selbst. Die Auflage liegt bei 15 000 Exemplaren.

    Linde trägt schwarze Klamotten und die Frisur von Bruce Willis. Einen Begriff will er zunächst klar definieren: Die „Motz“ ist keine „Obdachlosenzeitung“, sondern das „Berliner Straßenmagazin“. Und genau das ist das Problem für Obdachlose wie Tom.

    Jeder darf die Zeitung verkaufen, egal ob arm oder sehr arm. Ob mit oder ohne Wohnung, Sozialhilfeempfänger oder Hilfeverweigerer. Mittlerweile gibt es in Berlin Hunderte „Motz“-Verkäufer, sagt Linde. Keiner muss auf welche Weise auch immer vorweisen, dass er auf der Straße lebt. Bei anderen Straßenzeitungen müssen die Verkäufer ein Namensschildchen tragen. Ein Problem für Sozialhilfeempfänger: Schwärzt sie jemand an, geht der Verkaufsgewinn von der Stütze ab.

    Bei der „Motz“ will man so etwas nicht einführen. Stattdessen wird über eine Anzeige in der aktuellen Ausgabe sogar nach solchen Verkäufern gesucht: „An alle Geringverdiener (Hartz-4-Empfänger, Rentner, ...): Wenn Sie etwas dazuverdienen wollen, versuchen Sie es doch einmal mit dem Verkauf unserer Zeitung.“

    Einführung von Hartz IV war ein Bruch für die Branche
    Dieter ist so ein Geringverdiener, der die „Motz“ verkauft. Er teilt sich einen Supermarktplatz mit einem Einwanderer. Mittags der, abends Dieter. Das ist der Deal. Seinen richtigen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen. „Das geht dann von der Rente ab, wenn die Kasse das erfährt“, sagt er. Dieter hat vieles, worum ihn andere Verkäufer beneiden: eine feste Bleibe, eine Familie. Das Geld, das er verdient, spare er für seinen zehn Jahre alten Enkel an. Der soll es einmal besser haben.

    Die Einführung von Hartz IV im Jahr 2005 sei ein Bruch für die Arbeit bei der „Motz“ gewesen, die Schar der Verkäufer eine andere geworden, sagt Christian Linde. Die steigenden Mieten hätten ein Übriges getan. Es könne allerdings nicht der Anspruch einer Zeitung sein, zwischen arm und mittellos zu unterscheiden. „Obdachlosigkeit ist nur die extremste Form einer sozialen Kette, mit der wir es zu tun haben.“ Die wachsende Zahl der in Armut lebenden Menschen schlage sich auch auf das Verkäuferspektrum der „Motz“ nieder.

    Er kann mittlerweile die Uhr danach stellen, wann wieder ein Schwung Hartz-IV-Empfänger in die Geschäftsstelle kommt. „Das ist kein Klischee: Am 21., 22., 23. eines Monats, da ist das Geld alle und der Kühlschrank leer. Die, die dann herkommen, haben es auch wirklich nötig.“ Einwanderer hätten ebenfalls ein Recht auf den Verkauf. Berlin sei so groß, da müsste doch Platz für alle sein. Natürlich gehöre es sich nicht, Leute von ihren Stammplätzen zu vertreiben. Aber neu sei die Masche nicht, sagt Linde. „Der Kampf um Verkaufsplätze ist so alt wie die Zeitung.“ Gewalttaten gab es seines Wissens deshalb noch nicht.

    Tom ist mittlerweile verschwunden. Seit einigen Wochen wurde er nicht mehr in der Motzstraße gesehen. Man kannte ihn hier, den Obdachlosen mit dem dunklen Bart und der leise murmelnden Stimme, der täglich vor dem Supermarkteingang stand. „Vielleicht hat der Urlaub“, vermutet eine dunkelhaarige Verkäuferin im Markt. Auch Mario, der Einwanderer aus Moldau, hat Tom seit Wochen nicht mehr gesichtet. Angeblich weiß er auch, warum: „Der ist Knast“, sagt Mario, angeblich wegen Schwarzfahrens. Den Platz vor dem Supermarkt hat Mario jetzt für sich allein.

    Obdachlosenzeitungen klagen über massenhaften Betrug - Aus aller Welt - Hamburger Abendblatt
    https://www.abendblatt.de/vermischtes/article207799071/Obdachlosenzeitungen-klagen-ueber-massenhaften-Betrug.html

    07.07.2016 - Der Berliner „strassenfeger“ sieht sich in seiner Existenz bedroht. Der Grund sind Betrügereien durch nicht autorisierte Verkäufer.

    Berlin. Sie stehen vor Supermärkten, an Straßenecken oder machen ihre freundlichen Ansagen in der U-Bahn: Die Verkäufer der Obdachlosenzeitungen gehören vielerorts zum Stadtbild. Die Berliner Obdachlosenzeitung „strassenfeger“ hat sich nun zum ersten Mal zu der wachsenden Anzahl von Betrügern in ihren Reihen geäußert, die zunehmend ihre Existenz bedroht.

    Schuld sei die wachsende Armutsmigration, vor allem aus Südosteuropa, sagte Vorstand Mara Fischer vom Verein „mob e.V. - strassenfeger“ dem Evangelischen Pressedienst (epd). So würden immer häufiger nicht autorisierte „Verkäufer“ mit der Zeitung aggressiv betteln oder auch stehlen. Das führe zu einer großen Zahl von Beschwerden über das vermeintliche Geschäftsgebaren des „strassenfegers“ und gefährde das Geschäftsmodell.

    Problematisch sind Bettler ohne Mitgliedsausweis
    Fischer bestätigte einen Bericht der „Bild“-Zeitung, die zuerst über das Phänomen berichtet hatte. Offenbar besteht das Problem bundesweit. Auch die Hamburger Obdachlosenzeitung „Hinz & Kunzt“ und Obdachlosenzeitungen aus Köln klagten über die gleiche Entwicklung.

    Die „strassenfeger“-Verkäufer würden einen Ausweis erhalten und eine Selbstverpflichtung mit klaren Regeln unterschreiben. Darin sei festgelegt, dass die Zeitung nicht an Menschen ohne Ausweis zum Vertrieb weitergegeben werden darf. Vom Verkaufspreis gingen 90 Cent an den Verkäufer und 60 Cent an den Verein, der damit unter anderem Druck, Zeilenhonorar für Autoren und Bildhonorare bezahle, sagte Fischer.

    Immer häufiger komme es aber vor, dass vermeintliche Verkäufer mit nur einem Exemplar aggressiv bettelten oder auch Diebstähle begingen. Oftmals würden auch Kinder mit einem Exemplar zum Betteln geschickt. Fischer berichtete von täglich 10 bis 15 Beschwerden. Das sei inzwischen existenzgefährdend für die Obdachlosenzeitung. Der Verein stehe inzwischen auch mit der Berliner Polizei in Kontakt, um die Betrügereien zu unterbinden.

    Der „strassenfeger“ hat in Berlin und Brandenburg eine Auflage von etwa 10.000 Exemplaren.

    Der Tagessatz
    http://www.tagessatz.de/index.html

    Der TagesSatz existiert seit 1994 in Kassel und seit 1996 in Göttingen. In dieser Zeit hat sich viel getan. Inzwischen ist das Magazin ein Garant für gut recherchierte Artikel, authentische VerkäuferInnenberichte und eine ausgewogene Mischung von aktuellen sozialen, (lokal)politischen und kulturellen Themen. Darüber hinaus beschäftigen sich die durchweg ehrenamtlich arbeitenden RedakteurInnen jeden Monat mit einem neuen Titelthema. Dieser Ausgaben-Schwerpunkt vertieft jeweils eine soziale Thematik und gewährt den LeserInnen so einen konkreten Einblick in zentrale Aspekte sozialer Brisanz. Die Hauptaufgabe eines Straßenmagazins sollte es sein, die LeserInnen auf soziale Brennpunkte aufmerksam zu machen und die häufig verdrängte Not der Betroffenen zu zeigen. Die VerkäuferInnen können das Magazin als Sprachrohr für ihre Probleme nutzen und so Außenstehenden ihre Perspektive gesellschaftlichen Alltags vermitteln.

    Die Notübernachtung
    https://www.motz-berlin.de/Die_Notuebernachtung.php

    Weserstrasse 36 10247 Berlin Geöffnet: ganztägig und ganzjährig 16 Plätze

    Seit 30 Jahren fördert die für den Sozialbereich in Berlin zuständige Senatsverwaltung niedrig­schwel­lige Angebote der Wohnungs­losenhilfe. Dazu gehören u.a. Tagesstätten, Treffpunkte, Nachtcafes und Notübernachtungen. Vor allem im Bereich der Notschlafstellen deckt das Angebot jedoch nicht den tatsächlichen Bedarf. Der motz & Co... e.V. bietet deshalb seit 1995 - ohne staatliche Förderung - wohnungslosen Menschen Übernachtungsplätze an.

    Ins Leben gerufen wurde die Einrichtung zeitgleich mit dem Magazin motz. Denn neben der finanziellen Soforthilfe durch die Möglichkeit des Zeitungsverkaufs will motz & Co... e.V. für wohnungslose und suchtkranke Menschen auch ein konkretes soziales Angebot machen. Dabei geht motz bewusst weit über den üblichen Hilferahmen in Notübernachtungen hinaus.

    Motz (Zeitschrift) – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Motz_(Zeitschrift)

    streem | ABOUT
    https://www.streem-magazine.de/about

    streem (ehemals „streetmag“) ist ein Berliner Kunst & Lifestyle Straßenmagazin und dient als Plattform für Künstler aller Genres. Jeder talentierte, bislang unentdeckte oder bereits etablierte Künstler, Autor, Fotograf, Illustrator etc. kann seinen Beitrag einreichen und seine Werke publizieren.

    streem wird von obdach- und mittellosen Mitmenschen auf der Straße vertrieben. Die Verkäufer erhalten streem gratis und somit den kompletten Verkaufserlös. Den Preis bestimmen die Käufer (empfohlen 1,50 Euro), der dem Straßenverkäufer zu 100% zu Gute kommt.

    Seit November 2013 werden wir von unserem Medienpartner, dem Radiosender FluxFM, durch Promotion und interessante redaktionelle Beiträge unterstützt.

    Wir beschäftigen uns vor allem mit der Frage, warum Menschen in Deutschland auf der Straße leben, deshalb interviewen wir in jeder Ausgabe einen obdachlosen Menschen, der uns von seinem Leben erzählt.

    Das wesentliche Ziel aller Straßenzeitungen ist ein Bewusstsein für Armut und Obdachlosigkeit zu schaffen. Mit streem möchten wir dabei vor allem ein junges Publikum und die Menschen, die sonst keine Straßenzeitung kaufen, erreichen. Darum versuchen wir mit dem Mix aus sozialen, künstlerischen und Lifestyle-Themen die negativen Assoziationen aufzuheben, die im Bezug auf Straßenzeitungen vor allem bei jüngeren Menschen oft hervorgerufen werden.

    Unser Ziel ist, dass nicht der Obdachlose mühevoll um den Abverkauf einer Zeitung betteln muss, sondern sich der poten-tielle Käufer auf der Straße nach ihm umschaut.

    Ein riesiges Dankeschön an die Beatsteaks, BossHoss, Bodi Bill, Ohrbooten, Jerome Boateng, Markus Kavka, Stipe Erceg, Ralf Richter, Oktay Özdemir, Birol Ünel und Jennifer Rostock für die Unterstützung durch ihre Inter-views und Beiträge.

    ABHOLSTELLEN

    MISFIT (VISTA) Drogen- und Suchtberatung
    Cuvrystr. 1
    10997 Berlin-Kreuzberg

    HALTESTELLE SCHLESISCHES TOR
    Geöffnet: Mo bis Do: 10.00 - 17.00 Uhr
    Fr: 10.00 - 16.00 Uhr

    KIRCHEN-CAFE EMMAUS-ÖLBERG
    Lausitzer Platz 8a
    10997 Berlin-Kreuzberg

    U1, 15 GÖRLITZER BAHNHOF
    Geöffnet: Mi bis Do: 10.00 - 12.30 Uhr
    Mo bis Fr: 15.00 - 18.00 Uhr

    ZENTRUM GITSCHINER 15
    Gitschiner Straße 15
    10969 Berlin-Kreuzberg

    U1 PRINZENSTRASSE
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    #Berlin #Soziales #Obdachlosigkeit #Wirtschaft

  • Kältehilfe-Bilanz: Elend unter Obdachlosen wächst | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/kaeltehilfe-bilanz-elend-unter-obdachlosen-waechst-29943878

    Die Verelendung unter Obdachlosen in Berlin nimmt zu. Auffällig viele psychische Probleme und Suchterkrankungen überforderten oft die Helfer, sagte Caritas-Direktorin Ulrike Kostka am Donnerstag bei der Bilanz der Berliner Kältehilfe. Auch 35 Rollstuhlfahrer suchten in diesem Winter Schutz in den Einrichtungen der Kältehilfe - 15 mehr als im Vorjahr. „Es ist ein Skandal, dass Rollstuhlfahrer auf die Angebote der Kältehilfe zurückgreifen müssen“, ergänzte Kostka. Die notwendige pflegerische und hygienische Versorgung könnten Nothilfe-Einrichtungen nicht leisten.

    Die Kältehilfe wird von kirchlichen und sozialen Trägern auf die Beine gestellt und vom Land mit finanziert. In diesem Winter hat sie von November bis Ende März 1264 Schlafplätze im Warmen angeboten - so viel wie noch nie in den vergangenen 28 Jahren. 500 Plätze bleiben erstmals auch im April erhalten. Sonst endete die Hilfe Ende März. Die Zahl der Obdachlosen in Berlin wird auf 4000 bis 6000 geschätzt. Fast drei Viertel von ihnen kommen inzwischen aus dem Ausland, vor allem aus Osteuropa.

    #Berlin #Obdachlosigkeit

  • Ergebnis der ersten Strategiekonferenz: Jeder Obdachlose in Berlin soll feste Unterkunft bekommen
    http://m.tagesspiegel.de/berlin/ergebnis-der-ersten-strategiekonferenz-jeder-obdachlose-in-berlin-soll-feste-unterkunft-bekommen/20834238.html

    Am Mittwoch fand die erste gemeinsame Expertenrunde von Berliner Bezirken, Senat und Hilfsorganisationen zur Wohnungslosigkeit statt. Auf das Ergebnis ist die Hauptstadt der Herzen stolz.

    Ulrike Kostka war so stolz, dass sie erst mal betonte, wie stolz sie war. Und stolz war die Vorstandsvorsitzende des Caritasverbands Berlin, „dass wir eine Hauptstadt des Herzens sind“. Zu dieser liebenswerten Metropole wird Berlin dank der Kernbotschaft der „1. Strategiekonferenz zur Wohnungslosigkeit und -politik“. Diese Botschaft lautet: Jeder Obdachlose in der Stadt, egal aus welchem Land er kommt, egal, welchen Status er hat, soll eine feste Unterkunft bekommen, nach Möglichkeit natürlich eine klassische Wohnung.

    „Und jeder, der obdachlos ist, braucht eine medizinische Vorsorgung“, sagt Kostka. Auf diese umfassenden Pläne haben sich die Teilnehmer quasi geeinigt, die Verantwortlichen und Experten, die am Mittwoch in Arbeitsgruppen tagten, unter Gesamt-Leitung von Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke).

    Zum ersten Mal haben Bezirke, Senatsverwaltungen und Hilfsorganisationen, rund 200 Personen, gemeinsam überlegt, wie man die dramatische Situation der Wohnungs- und Obdachlosigkeit in der Hauptstadt zumindest einigermaßen in den Griff bekommt. Diese Situation hat sich in kurzer Zeit verschärft. Die Zahl der Menschen, die in Not- und Gemeinschaftsunterkünften leben, hat sich 2016 gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt, auf rund 30.000. Wie viele Menschen unter freiem Himmel schlafen, ist unbekannt. Inzwischen hat das Problem auch zunehmend die Mittelschicht erreicht.

    Dreh- und Angelpunkt, da sind sich alle Experten einig, ist die Wohnungssituation. Barbara Eschen sprach für die Liga freier Wohlfahrtsverbände. Da es bei der Wohnungsknappheit völlig illusorisch ist, alle Wohnungs- und Obdachlose in regulären Wohnungen unterzubringen, denkt sie daran, das Angebot an Modularen Unterkünften für Flüchtlinge (MUF) und Tempohomes auszuweiten. Dort sollen die Betroffenen für eine Übergangszeit untergebracht werden. Die Senatssozialverwaltung geht in einer aktuellen Prognose davon aus, dass 30 MUFs mit einer Größe von 250 bis 400 Plätzen benötigt werden, um den Bedarf zu decken.
    Die Herzen der Vermieter werden benötigt

    Das allein wird nicht reichen. Zunächst muss auch die Zahl der Sozialwohnungen erheblich gesteigert werden, da sieht Ephraim Gothe, Sozialstadtrat von Mitte, der für die Bezirke sprach, auch die städtischen Wohnungsbaugesellschaften in der Verantwortung. Zusätzlich will er aber auch „mit der freien Wohnungswirtschaft sprechen“. Die soll „freie Wohnungen anbieten, die wir Flüchtlingen offerieren können“.

    Damit die „Hauptstadt der Herzen“ aber auch in der Praxis funktioniert, erklärte Barbara Eschen, dass „wir die Herzen der Vermieter benötigen, die sagen, ich bin einverstanden, dass in dieser Baulücke Sozialwohnungen entstehen“. Ihr ist aber auch klar, dass die Forderung, alle Wohnungs- und Obdachlosen in festen Quartieren unterzubringen, „besonders heikel ist“. Auf die Frage, was passiere, wenn diese umfassende Hilfe einen Sog von Menschen in Not nach Berlin auslösen sollte, hatte sie keine klare Antwort.
    30 Prozent der Obdachlosen sind Frauen

    Am liebsten ist es ihr natürlich, wenn Menschen erst gar nicht zwangsweise ausziehen müssen. Das soll unter anderem durch eine bessere Ausstattung der Fachstellen der Bezirke erreicht werden. Dann wäre die Beratung und Hilfe umfassender. Auch Zwangsräumungen von Familien sollten unterbunden und Mietschulden beglichen werden. Birgit Münchow von der Arbeiterwohlfahrt, die sich in ihrer Arbeitsgruppe um Frauen und Familien in Wohnungsnot kümmert, verlangte dringend „bezahlbaren Wohnraum, der kiezangebunden ist“.

    Zudem sollen jene Frauen mit ihren Kindern geschützt werden, deren gewälttätige Männer aus der jeweiligen Wohnung verwiesen wurden. Wenn diese Frauen nach kurzer Zeit die Miete nicht mehr allein aufbringen können, droht ihnen die Zwangsräumung. Solche Betroffenen müssten aber in ihrer Wohnung bleiben dürfen, bis sie eine adäquate Alternative gefunden hätten. Rund 30 Prozent der Wohnungslosen, sagte Birgit Münchow, seien Frauen, oft hätten sie auch Kinder. Sie alle leben nun in Not- oder Gemeinschaftsunterkünften.
    Überschuss sollte in medizinische Versorgung fließen

    Caritas-Vorstandsvorsitzende Kostka, in ihrer AG zuständig für „Medizinische Versorgung, Suchthilfe und Psychiatrie“, kündigte an, dass in Frühjahr erstmals ein Gesundheitsbericht veröffentlicht werde. In dem sind dann alle verfügbaren, medizinischen Daten von Obdachlosen zusammengefasst. Krankheiten, Krankheitsverlauf, wer steuerte welche medizinische Hilfseinrichtung an? Daten, die wichtig sind für die Frage: „Was braucht Berlin für die medizinische Versorgung der Obdachlosen?“

    Unter anderem Geld, aber das ist auch für die zusätzlichen MUFs und Tempohomes nötig. Aber Berlin hat doch gerade Rekordeinnahmen. „Das Geld, das jetzt zusätzlich da ist, sollte in diese Bereiche fließen“, sagte Barbara Eschen.
    Polen könnte auch Geld geben

    Geld könnte ja auch aus Polen kommen. Viele der Obdachlosen kommen aus diesem EU-Land. Deshalb war der Erste polnische Botschaftsrat bei der Konferenz, eingeladen von der Sozialverwaltung. Rumänien und Bulgarien dagegen schickten keine Vertreter. Noch gibt es von Polen kein Geld, sagte Elke Breitenbach. Sie wird aber weitere Gespräche führen. Und wenn sich Polen an der Hilfe für Obdachlose beteiligen sollte, „dann freuen wir uns“. Wenn nicht, gilt trotzdem die Vorgabe: „Wir müssen alle Obdachlosen unterbringen. Das ist die gesetzliche Regelung. Das ist aber auch ein sehr humanistisches Menschenbild.“

    Es gibt allerdings auch Menschen, die wollen gar nicht untergebracht werden, die wollen im Freien übernachten. Das, sagte Elke Breitenbach, müsse man dann einfach akzeptieren. „Sie nehmen ihr Recht auf Freizügigkeit wahr.“ Und weil das in Berlin nicht wenige sind, sagte die Sozialsenatorin auch: „Selbst wenn wir für alle Betroffenen Plätze hätten, würde es immer noch Obdachlosigkeit geben.“

    #Berlin #Obdachlosigkeit #Politik

  • Wohnungsnot in Berlin: Die Obdachlosigkeit ist in der Mittelschicht angekommen | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/wohnungsnot-in-berlin-die-obdachlosigkeit-ist-in-der-mittelschicht-

    Morgens um sieben ist die Welt nicht in Ordnung. An der Tür der Notunterkunft für wohnungslose Familien in Berlin klingelt ein Paar mit drei Kindern, alle sind durchgefroren. Jemand hat ihnen diese Adresse in Kreuzberg in die Hand gedrückt. Sie haben großes Glück, ein Zimmer ist frei. Die Notunterkunft ist ein Rettungsanker für Familien, die letzte Stufe vor der Obdachlosigkeit. Sie kommen nach Zwangsräumungen oder nach der gescheiterten Suche nach einem besseren Leben in der deutschen Hauptstadt. Neu ist, dass die Notunterkunft fast jeden Tag belegt ist. Seit September gibt es 30 Plätze, und auch sie reichen schon nicht mehr aus.

    Ein Berliner Randphänomen wurde zu einem Problem

    Sozialarbeiterin Viola Schröder hat in kurzer Zeit erlebt, wie ein Berliner Randphänomen zu einem Problem wurde: Familien ohne Wohnung. Vor kurzem stand ein Vater mit Beamtenjob in ihrem Büro. Scheidung, Schulden, keine Bleibe. Sie konnte ihn und seine Kinder nicht aufnehmen. „Wir müssen 20 bis 30 Familien pro Monat ablehnen“, sagt sie. „Wir sind voll.“ Und dann sagt sie noch etwas. „Bei uns geht es nicht allein um Roma-Familien. Das Problem ist in der deutschen Mittelschicht angekommen.“

    Rund 30.000 Menschen ohne Bleibe haben die Berliner Behörden im Jahr 2016 untergebracht, in Notunterkünften, Heimen oder Hostels, fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Wer bei Freunden auf dem Sofa schläft oder auf der Straße lebt, wird dabei noch nicht einmal erfasst.
    Sozialsenatorin Elke Breitenbach: „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“

    Für 2017 schätzt Berlins Sozial-Staatssekretär Alexander Fischer (Linke) die Zahl bereits auf 50.000 oder mehr. Darunter sind auch anerkannte Flüchtlinge und Gestrandete aus EU-Ländern. Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) redet das Problem nicht schön. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagt sie. Was Wohnungen betreffe, gebe es mehr Verteilungskämpfe als früher. „Es trifft vor allem einkommensschwache Gruppen, aber auch schon Teile der Mittelschicht.“ Und zu lange sei nichts passiert.
    2018 soll die Zahl der Obdachlosen auf 1,2 Millionen ansteigen

    Berlin ist da angekommen, wo München, Frankfurt, Köln oder Hamburg schon sind. Nach einer Schätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe könnte die Zahl der Menschen ohne feste Bleibe und Mietvertrag in Deutschland in diesem Jahr auf 1,2 Millionen steigen. 2016 waren es geschätzte 860.000, darunter auch 32.000 Kinder und Jugendliche, deren Eltern keine Wohnung mehr hatten. Nur ein kleiner Teil lebt obdachlos auf der Straße. Die meisten kommen unter, auch in kommunalen Heimen. Es trifft mehr Frauen als früher, mehr Jüngere oder Ältere, mehr Behinderte und nicht nur Singles.
    notunterkunft

    In Berlin bündelt sich die Misere gerade wie in einem Brennglas. In der zentralen Beratungsstelle der Caritas für Menschen in Wohnungsnot gibt es nichts, was es nicht gibt. „Alle Altersklassen, alle Bildungsschichten“, sagt Sozialarbeiterin Elfriede Brüning. „Und den meisten Menschen sieht man nicht an, dass sie bei Freunden auf dem Sofa schlafen, bei der Oma oder in einer Notunterkunft.“
    Was reicht, um aus der Wohnung zu fliegen?

    Berlin ist eine Mieterstadt. Die Eigentumsquote liegt bei rund 15 Prozent. In anderen deutschen Großstädten sind es ein Viertel oder mehr. Wird auf dem Wohnungsmarkt nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage spekuliert, trifft das die Hauptstadt bis ins Mark. Beim Berliner Mieterverein konstatiert Geschäftsführer Reiner Wild, dass Vermieter bei Mietrückständen heute gleich doppelt kündigen - fristlos und fristgemäß nach drei Monaten. Mit diesem Kniff könne ein Mieter seine Wohnung nicht behalten, selbst wenn er Mietschulden nachzahle, sagt er. Was reicht, um rauszufliegen?„Eine säumige Miete“, sagt Wild. Die Tendenz, Menschen vor die Tür zu setzen, um die Wohnung teurer neu zu vermieten, nennt er in Berlin „sehr stark“.
    Bei Neuvermietungen können Vermieter mehr Geld machen

    Für Barbara Eschen, Direktorin des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg und Sprecherin der Nationalen Armutskonferenz, ist Wohnen ein Menschenrecht. Doch im Moment erlebt sie, wie auch der Diakonie auf dem freien Wohnungsmarkt ihre angemieteten Wohnungen für Bedürftige gekündigt werden. Lange akzeptierten Vermieter eine schwierigere Klientel, wenn dafür die Miete regelmäßig überwiesen wurde. Inzwischen können sie bei Neuvermietung deutlich mehr Geld machen, die Bewerber überbieten sich. „In Berlin ist das ganze Hilfesystem verstopft. Bis hin zum Frauenhaus“, bilanziert Eschen.

    Bei Wohnungsnotstand weite sich das Risiko auf breitere Bevölkerungsschichten aus. „Es ragt heute mehr in die Mittelschicht hinein als früher“, ergänzt Eschen. „Für mich ist Obdachlosigkeit bei Familien ein neueres Phänomen. Das hat ganz viel mit dem Verdrängungswettbewerb auf dem Wohnungsmarkt zu tun.“ Für sie ist das A und O, dass preiswerter Wohnraum geschaffen und erhalten werden muss.
    Es passiert gerade etwas. Der Berliner Senat hat die Mittel für Wohnungslose 2018 von 4,2 auf 8,1 Millionen Euro aufgestockt. Davon sollen zum Beispiel mehr Notübernachtungsplätze für Frauen und Familien entstehen. Auch der Spielraum bei der Übernahme von Mieten ist seit Januar größer.

    Der höchste Wert in zehn Jahren

    Die Wohlfahrtsverbände bleiben kritisch. „Ich weiß nicht, ob das schon reicht, was jetzt gerade passiert“, sagt Barbara Eschen.

    Anders als die Sozialverwaltung hat Elfriede Brüning in der Moabiter Wohnungslosenhilfe detaillierte Zahlen über Entwicklungen. 3200 Menschen suchten 2017 allein bei der Caritas Hilfe. In zehn Jahren hat sich die Zahl der Klienten damit verdoppelt, mit spürbaren Verschiebungen: 2007 hatten nur fünf Prozent der Besucher einen Job mit Einkommen, heute sind es 15 Prozent. Damals kamen zu drei Vierteln Deutsche und zu einem Viertel Migranten. Heute liegt das Verhältnis bei 55 zu 45 Prozent. Und sechs Prozent aller Hilfesuchenden waren 2017 Paare mit Kindern. Das ist der höchste Wert in zehn Jahren.

    „Wir können Menschen, die einfach nur verzweifelt eine Wohnung suchen, kaum noch helfen“, bilanziert Brünings Kollegin Katharina Schelenz. Die Sozialarbeiterin hat aber auch schon erlebt, dass Paare einen Film über das hippe Berlin sahen und ihre Wohnung in der deutschen Provinz kündigten. „Bei solchen Geschichten könnte ich in die nächste Tischkante beißen“, sagt sie. „Erwachsenen kann man die Verantwortung zurückgeben. Aber wenn sie mit Kindern hier stehen, dann ist das krass.“

    #Berlin #Obdachlosigkeit #Wohnen #Immobilien #Wirtschaft

  • Drogen, Müll, Prostitution: „Der Tiergarten wird zur rechtsfreien Zone“ - Berlin - Tagesspiegel Mobil
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/drogen-muell-prostitution-der-tiergarten-wird-zur-rechtsfreien-zone/20424562.html

    Tatsächlich hat sich in der rund 200 Hektar großen Grünanlage eine regelrechte Prostitutionsszene etabliert. Für etwa 20 Euro verkaufen geflüchtete Männer ohne Aufenthaltsstatus dort ihren Körper, einige sind minderjährig. Und dann seien da noch die Obdachlosen, die auf der Wiese campieren, erst am Montag sei bei einem Einsatz von Polizei und Ordnungsamt ein Camp von zehn Dauerschlafgästen geräumt worden. Von Dassel weiß, dass sie wieder zurückkehren werden. Er sagt: „Der Tiergarten wird mehr und mehr zur rechtsfreien Zone.“ Und: „Wir können das nicht mehr hinnehmen“.

    ...

    Viele der wohnungslosen Männer im Tiergarten und anderen Parks sind Osteuropäer, viele kommen aus Polen. Ein anderer Satz, als logische Konsequenz aus dem ersten: „Aggressive Obdachlose aus EU-Ländern abzuschieben, sollte kein Tabu mehr sein.“

    Diese Forderung dürfte kaum umsetzbar sein. Und das nicht nur, weil der Berliner Senat sowieso nur sehr zögerlich abschiebt. Sie würde höchstwahrscheinlich gegen EU-Recht verstoßen, denn nur wer mehrfach verurteilt wird, darf innerhalb der EU ausgewiesen werden.

    #Berlin #Tiergarten #Parks #Obdachlosigkeit #Politik #Grüne

  • Berliner Kältehilfe - Übernachtungsangebote
    http://www.kaeltehilfe-berlin.de/angebot/uebernachtung

    Wegweiser 2016/2017
    http://www.kaeltehilfe-berlin.de/images/PDF/Kaltehilfe_2016_Web.pdf


    http://www.kaeltehilfe-berlin.de/images/PDF/Kaltehilfe_2016_Web.pdf

    Mitmachen & Spenden | AWO Kreisverband Berlin Spree-Wuhle e. V.
    http://www.awo-spree-wuhle.de/mitmachen-spenden

    Aktuelle Spendenaufrufe:
    – Tagesstätte für Obdachlose
    – Notunterkünfte für Flüchtlinge

    Liebe Freundinnen und Freunde,
    zur Unterstützung für Flüchtlinge in einer Notunterkunft in Kreuzberg (Träger ist die Care & Shelter gGmbH) in der Wrangelstraße 98, 10997 Berlin (Eingang über die Zeughofstraße/ Turnhalle) werden derzeit dringend benötigt:

    neuwertige Unterwäsche und Socken für Frauen, Männer und Kinder
    große Reisetaschen, Koffer
    Akten-/Papiertaschen für Schule/Uni
    Schreibwaren (Stifte, Scheren, Schreibblöcke…)
    Badelatschen, Sandalen für Männer, Frauen und Kinder
    Pavillion für draußen
    Outdoorspielzeug (Federball, Tischtennis, Bälle,…)
    Badebekleidung für Kinder zwischen 6 und 11 Jahren
    Handtücher
    Sonnenbrillen

    Ehrenamtliche Helfer_innen können sich über diesen Link zu Bedarf und Aufgaben informieren:
    http://volunteer-planner.org

    Betreiber der Unterkunft: Care & Shelter

    NUK Großbeerenstr. 34, 12107 Berlin
    E-Mail: robertschwind [at] diehedwig [dot] org
    Telefon: 030 768 094 17

    NUK Wrangelstr. 98, 10997 Berlin
    E-Mail: baron [at] care-shelter [dot] de
    Telefon: 030 221 999 90

    Spendenkonto der Care & Shelter gGmbH
    Bank für Sozialwirtschaft
    BIC BFSWDE33BER
    IBAN DE42 1002 0500 0001 4318 00

    Die Spenden können auch von Mo – Fr von 08:00 bis 17:00 Uhr in der AWO Geschäftsstelle, in der Rigaerstr. 55b, 10247 Berlin, abgegeben werden.

    Mitteilungen/ Kontaktanfragen hierzu bitte an oeffentlichkeitsarbeit [at] awo-spree-wuhle [dot] de oder per Telefon über 42 08 90 34.

    Wir bedanken uns für Eure Unterstützung.

    #Berlin #Obdachlosigkeit #Spenden #Ehrenamt

  • Was der Kaupert nicht weiß - die Liebknechtbrücke
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Liebknechtbruecke-10178-Berlin
    https://www.flickr.com/photos/lt_paris/5441834523

    Flickr

    Ein bischen mehr Aufmerksamkeit verdient sie schon, die Liebknechtbrücke in der Berliner Mitte. Man weiß nicht einmal, wie sie denn genau heißt. Sogar in der Onlineausgabe des Kaupert wird sie einmal als Liebknechtbrücke und an anderer Stelle als Karl-Liebknecht-Brücke bezeichnet.


    Das hat die olle Brücke nicht verdient, immerhin reicht ihre bewegte Geschichte bis ins siebzehnte Jahrhundert zurück.

    Namen: Burgbrücke (ab Ende des 17. Jahrhunderts) bis zum Einsturz 1709 und Abriß 1771, ab 1831 Kavalierbrücke , im Volksmund aufgrund des Brückenzoll Sechserbrücke genannt, ab 1889 Kaiser-Wilhelm-Brücke bis Abriß 1939 bzw. zur Sprengung 1945, ab 1950 Liebknechtbrücke

    Online-Kartendienste zeigen ihre genaue Lage.
    http://www.openstreetmap.org/way/339201206#map=19/52.51875/13.40229
    https://www.google.de/maps/place/Liebknechtbr%C3%BCcke,+10178+Berlin/@52.5187572,13.4001224,17z/data=!3m1!4b1!4m2!3m1!1s0x47a851df00d5471b:0x66ac3e9bd5ac28b5

    Gehen wir davon aus, daß das für Brückenschilder zuständige Amt weiß, was es in den Auftrag für den Schildermaler und Gedenkschildgießer schreibt, und einigen uns auf Liebknechtbrücke .
    https://www.flickr.com/photos/umdrums/2704613033

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    https://www.flickr.com/photos/froutes/2169460154

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    Heute kommt sie etwas unscheinbar daher und, nicht so pompös wie unter dem Kaiser. 1945 von der SS beim Kampf um die Reichshauptstadt gesprengt, wurde sie 1949 neu errichtet und benannt. Als man 1969 die Liebknechtstraße , die an der Liebknechtbrücke begann, 1969 in Karl-Liebknecht-Straße umbenannte, wurde sie außen vor gelassen, vielleicht wollte man sich auch einfach einen zusätzlichen Verwaltungsakt sparen, und sie behielt die Kurzfassung des Namens.

    https://www.flickr.com/photos/umdrums/2705419330

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    https://de.wikipedia.org/wiki/Liebknechtbr%C3%BCcke#Die_Liebknechtbr.C3.BCcke_wird_gebaut

    Als die sowjetische Armee in Berlin eingezogen war, ließen die Befehlshaber wieder eine Holzbrücke für Fußgänger aufstellen. Der Neubau einer festen Brücke als Ost-West-Straßenverbindung begann 1949. Als Stützkonstruktion ließen sich die beiden steinernen Randgewölbe wieder herrichten, das größere Mittelsegment wurde als rechteckige Stahlrahmenkonstruktion ausgeführt. Die Ingenieure und Bauarbeiter schufen in Rekordbauzeit von neun Monaten ein Bauwerk in den Formen der Kaiser-Wilhelm-Brücke allerdings ohne preußische Emblematik und aus zeitgenössischen Baumaterialien. Die neue Spreequerung erhielt zu Ehren von Karl Liebknecht den Namen Liebknechtbrücke. Liebknecht, der in der Nähe eine Rechtsanwaltspraxis besessen hatte, überquerte am 9. November 1918 die Brücke auf dem Weg zum Stadtschloss, wo er die Freie Sozialistische Republik Deutschland ausrief.

    Der Bau des Palastes der Republik anstelle des gesprengten und abgetragenen Schlosses erforderte 1975 eine Verstärkung und Nivellierung der Brückenoberfläche, wofür eine Stahlbetonplatte untergesetzt wurde.

    https://www.flickr.com/photos/romantikgeist/14889613522

    Die Liebknechtbrücke im 21. Jahrhundert

    Nach der Wende erfuhr der Senat von der Existenz der historischen Brückenbären und konnte eine Rückführung nach Berlin vereinbaren. Gleichzeitig wurde die Liebknechtbrücke mit Mitteln der Stadtverwaltung saniert. Diese Arbeiten erfolgten im Zeitraum 1995 bis 2000 bei fließendem Verkehr, sie sichern die Stabilität und weitere Nutzung des Bauwerks. Im Jahr 1997 wurden die historischen bronzenen Bären der früheren Kaiser-Wilhelm-Brücke an den Brückenpfeilern der Liebknechtbrücke angebracht und in einem feierlichen Akt durch den damaligen amerikanischen Botschafter John Kornblum und den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen enthüllt.

    https://www.flickr.com/photos/30845644@N04/16829930528

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    Unterführung unter der Liebknechtbrücke, Berlin-Mitte, Juni 2014, CC by-sa von https://www.flickr.com/photos/30845644@N04

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    Im Jahr 2014 und wahrscheinlich auch heute dient die Brücke Obdachlosen als Quartier. Prunkschloß und soziales Elend nebeneinander. Oben hui, unten pfui, sozusagen.

    Und die Geschichte geht weiter.

    Liebknechtbrücke in Mitte: Wertvolle Brückenteile nach 70 Jahren wiederentdeckt - Berlin - Tagesspiegel - 03.12.2010
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/liebknechtbruecke-in-mitte-wertvolle-brueckenteile-nach-70-jahren-wiederentdeckt/3585838.html

    Die preußisch-deutsche Kaiserkrone, ein Relief mit einem wild um sich fauchenden Drachen und die dramatische Darstellung des Hauptes der Medusa. Die beiden mythischen Tafeln und die Krone, der nur der Reichsapfel abhanden gekommen ist, sind etwa 125 Jahre alt. Sie gehörten zu der nach Kaiser Wilhelm I. benannten Brücke, die 1885/88 nach dem ersten künstlerischen Wettbewerb für ein Berliner Bauvorhaben nach Plänen von James Hobrecht, G. Rospatt und Reinhold Persius entstand und die Spree zwischen dem Stadtschloss und dem Berliner Dom überquerte.
    ...
    (1945) waren die Bronzeplatten und die Kaiserkrone schon abmontiert, um für „kriegswichtige Zwecke“ eingeschmolzen zu werden. „Eines Tages, es muss 1941 gewesen sein, rollte eine Lkw-Fuhre mit den Schmuckteilen auf den Hof der Eisengießerei meines Schwiegervaters“, sagt Anita Bänninger aus Gießen. Alles sollte in den Feuerofen wandern, um dann in Granaten und Sprengköpfe verwandelt zu werden. „Aber kluge und mutige Arbeiter weigerten sich, das heißt, sie versteckten die Teile, weil es viel zu schade und geradezu eine Schande gewesen wäre, diese alte deutsche Handwerkerkunst zu zerstören.“ Sie freue sich, dass sie die Stücke den Berlinern zurückgeben könne. Die Teile ruhten, bedeckt vom Staub der Zeit, auf einem „Hochlager“, das wegen der Auflösung der Gießerei jüngst geräumt wurde.

    Es wird weitergebastelt und vielleicht wird man dem prächtigen Humboldtforum wieder eine prächtige Brücke spendieren, mit allem historisierenden Geklingel, das die arrivierten Neuberliner genauso lieben wie die wohlhabende konservative Westelite, die uns den Schloßneubau eingebrockt hat.

    Fürs einfache Volk bleiben dann das kommerzielle und wenig sehenswerte DDR-Museum und die Dampferanlegestelle Liebknechtbrücke. Das paßt, wenns nicht bis zum Strandbad Wannsee reicht, kann man wenigsten eine lustige Seefahrt auf der Spree machen. Sowas ist immer besser, als die muffige Hohenzollerngruft im Kitschdom nebenan zu besuchen.

    Dampferanlegestelle Karl-Liebknecht-Brücke in Berlin - Berlinstadtservice
    http://www.berlinstadtservice.de/xinh/Dampferanlegestelle_Karl-Liebknecht-Bruecke.html

    Anreise
    Vom S- Bahnhof Hackescher Markt erreichen Sie die Dampferanlegestelle Karl-Liebknecht-Brücke in nur 5 Minuten.

    Route
    Von der Anlegestelle Karl-Liebknecht-Brücke starten die Ausflugsschiffe zur City Tour mit Blick auf das Berliner Stadtschloss, Nikolaiviertel, Berliner Dom, Fernsehturm, Mühlendammschleuse, Märkisches Museum, Innenministerium, Schloss Bellevue, Siegessäule, Haus der Kulturen der Welt, Bundeskanzleramt, Moltkebrücke, Reichstagsgebäude, Bahnhof Friedrichstraße, Museumsinsel, Alte Nationalgalerie, East Side Gallery, Oberbaumbrücke, Treptowers, Oberschleuse, Urbanhafen, Deutsches Technikmuseum, Potsdamer Platz, Staatsbibliothek, Philharmonie, Neue Nationalgalerie, Gemäldegalerie, Shell-Haus, Villa van der Heydt, Bauhaus-Archiv, Zoo, Unterschleuse, Charlottenburger Tor.

    Abfahrt
    Die Schiffe verkehren in kurzen Abständen (alle 30 Minuten). Sie können die Dampferfahrt unterbrechen und an verschiedenen Anlegestellen ein und aussteigen.

    #Berlin #Mitte #Liebknechtbrücke #Karl-Liebknecht-Straße #Schloßplatz #Palast_der_Republik #Geschichte #Kaiserreich #Nationalsozialismus #DDR #Obdachlosigkeit #Straßenumbenennung #Kaupert

  • denkwerk berlin - eine schrippe für die schrippenkirche
    http://www.denkwerk-berlin.de/pages/kunstprojekte/eine-schrippe-fFCr-die-schrippenkirche.php

    Das eigentliche Wahrzeichen Berlins sollte nicht der Bär sein, sondern die Schrippe.

    Eine Schrippe vor der Schrippenkirche erinnert an die Geschichte.
    Vielen alten Berlinern ist die Kirche noch ein Begriff, als der Ort im proletarischen Wedding, wo man auch in kargen Zeiten etwas zu essen bekam.
    Die Kirche ist verschwunden, der Name ist geblieben.

    Erstaunlich ist die äußerliche Ähnlichkeit von gelblichem Sandstein und einer ausgebackenen, goldgelben und knusprigen Schrippe.
    Wenn nur das Gewicht nicht wäre.
    Sandstein ist fast dreimal schwerer als Wasser, viel schwerer als jede Ostschrippe.

    Bei einer Schrippenlänge von 1,8 Metern, einer Höhe von 1,2 Metern und einer Breite von ca. 1,3 Metern wiegt sie ungefähr 6 Tonnen.

    Die Schrippenkirche befand sich in Wedding (Gesundbrunnen), Ackerstraße 52.
    http://www.luise-berlin.de/lexikon/mitte/s/schrippenkirche.htm

    Träger der S. war der im Dezember 1882 gegründete „Verein Dienst an Arbeitslosen“, dessen Initiator und langjähriger Vorsitzender Constantin Kontext: Liebich, Constantin Liebich war. Seit Januar 1883 organisierte der Verein Frühstücksgottesdienste, Andachten und Frühstücke, vom Volksmund „Schrippenkirche“ getauft. Sie fanden zunächst im Wedding in der Müllerstraße 6 im ehemaligen Lokal „Fürst Blücher“ statt. Mit dem 29. 9. 1900 wurde der Verein durch eine Schenkung von Hermann Fölsch Eigentümer des Grundstücks Ackerstraße 52/ Hussitenstraße 71. Im Frühjahr 1901 begann der Bau eines Wohnhauses an der Hussitenstraße 71, am 7. 12. 1901 erfolgte die Grundsteinlegung zu einem Quergebäude in der Mitte des Grundstücks. Architekt war das Vereinsmitglied Fritz Fuhrmann. Die Einweihung fand am 5. 10. 1902, der erste Gottesdienst am 12. 10. 1902 statt. In der Weimarer Republik übernahm die öffentliche Hand einen Teil der Sozialarbeit der Vereine. Die Nationalsozialisten lösten das Problem auf ihre Weise: Arbeitsverweigerung und Obdachlosigkeit führten zur Einweisung in ein Lager. Der Umfang der Arbeit für den Verein verringerte sich, die Besucher der S. kamen jetzt meist aus dem Städtischen Obdach. 1939 erfolgte die Änderung des Namens. Aus dem „Verein Dienst an Arbeitslosen“ wurde der „Verein Schrippenkirche“. Im II. Weltkrieg wurde das Hauptgebäude zerstört, Seitenflügel und Quergebäude in der Ackerstraße wurden bis 1948 wiederhergestellt. In der S. eröffneten am 1. 10. 1949 ein Heim für obdachlose, gefährdete Mädchen und ein Altersheim für Frauen. Die Arbeit übernahmen Diakonissen bis 1960 das Heim eine weltliche Leitung bekam. Als 1961 die Versöhnungsgemeinde durch den Mauerbau ihre Kirche verlor, führte sie ihren Gottesdienst in dem 1953 geweihten Saal der S. durch. Der „Verein Schrippenkirche“ gehörte jetzt zum Diakonischen Werk. Altersheim und Jugendwerk arbeiteten bis in die 1970er Jahre. 1976 werden im Rahmen der Flächensanierung zwischen dem Vaterländischen Bauverein und dem „Verein Schrippenkirche“ Grundstücke getauscht und der Vaterländische Bauverein erhielt das Grundstück mit den traditionsreichen Backsteinbauten. Am 7. 3. 1980 erfolgte der Abriß. Der Verein bekam das gegenüberliegende Grundstück, Ackerstraße 136/137. Hier baute er ein Kinder-, Jugend- und Altenheim, das im Herbst 1979 öffnete.

    Berlin Street : 14: Schrippenkirche
    http://www.berlinstreet.de/ackerstrasse/acker14

    Die Rede eines amerikanischen Evangelisten am Hermannsdenkmal hatte Liebich so beeindruckt, dass er im Oktober 1882 in einem Vortrag zur »aktiven, christlichen Liebestätigkeit«, in erster Linie für Obdachlose, aufrief. Fünf Personen meldeten sich spontan und ein Spendenaufruf unter den etwa 100 Versammelten ergab neun Mark. Mit geringen Mitteln und viel Enthusiasmus wurden zunächst in der Oranienstraße 19 Morgenandachten mit Frühstück für Obdachlose organisiert und dabei auch die Stöcker’schen Predigten verteilt. Die erste Andacht fand am 22. Oktober 1882 mit 25 Gästen statt. Am dritten Sonntag war die Zahl bereits auf 43 gestiegen. Jeder erhielt eine Tasse Kaffee und zwei Schrippen: Der Name »Schrippenkirche« machte die Runde.

    Schrippenkirche e.V.
    http://schrippenkirche.eu

    Constantin Liebich hatte 1882 eine gute Idee:
    Zwei Schrippen und einen Becher Kaffee zum Frühstück bot er arbeitslosen Menschen vor dem Gottesdienst an.
    Zur 125 Jahrfeier 2007 bekam unser Haus ein Denkmal – unsere Stein-Schrippe mit Kaffeebecher

    #Berlin #Wedding #Geschichte #Kirche #Sozialwesen #Obdachlosigkeit