• Wissing will 150 Millionen Euro für Flugtaxis
    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/volocopter-wissing-will-150-millionen-euro-fuer-flugtaxis-19610407.html

    25.03.2024 - Verkehrsminister Volker Wissing will Millionen in ein Flugtaxi-Unternehmen investieren. Dabei steht die Firma Volocopter wirtschaftlich nicht gut da – und die FDP wollte eigentlich sparen.

    Futuristische Flugtaxis, die sich durch die Skyline Frankfurts schlängeln, über die Champs-Élysées oder das römische Kolosseum schweben? Das Start-up Volocopter aus der Nähe von Karlsruhe will das so ähnlich schon dieses Jahr schaffen – braucht dafür allerdings eine Finanzspritze. Laut einem Bericht des „Spiegel“ will Verkehrsminister Wissing (FDP) nun 150 Millionen Euro in das Unternehmen Volocopter investieren. Gemeinsam mit dem Freistaat Bayern würde das Verkehrsministerium das Geld zahlen, der Bund muss allerdings vorfinanzieren.

    Diese Fördersumme ist umstritten: Wirtschaftsprüfer der Frankfurter Firma PricewaterhouseCoopers (PWC) sollen Wissing nach „Spiegel“-Informationen „deutlich davor gewarnt“ haben. In einem geheimen Gutachten soll nun von einem „Hochrisiko-Investment“ gesprochen worden sein, so heißt es in dem Medienbericht. Das Land Baden-Württemberg hatte die Förderung im vergangenen Jahr bereits wegen dieses Risikos abgelehnt.

    Volocopter braucht dringend Kapital. Auch deshalb wird die Investition wohl als so riskant eingestuft. Auf Anfrage des „Spiegel“ sprach die Firma von einem „extrem herausfordernden Investitionsumfeld“. Das Unternehmen aus Bruchsal steht vor mehreren Herausforderungen: Zum einen ist die Faszination für das Flugtaxi womöglich höher als der tatsächliche wirtschaftliche Erfolg, außerdem sind die Entwicklungskosten und der Energiebedarf für die Volocopter hoch. Das heißt, 150 Millionen Euro Steuergelder könnten in ein Unternehmen fließen, dessen Zukunft ungewiss ist.
    FDP pochte auf Sparmaßnahmen

    Die Koalition muss indes sparen. Vor knapp zwei Wochen haben die Verhandlungen über den Haushalt für 2025 begonnen – herausfordernd ist dabei vor allem die Lücke, die nach Schätzungen 25 Milliarden Euro betragen dürfte. Von den Sparmaßnahmen ist auch Wissings Verkehrsministerium betroffen. Die 150 Millionen Euro Förderung für Volocopter passen dabei nicht recht ins Bild.

    Das deutsche Unternehmen setzt sich derweil ehrgeizige Ziele. Volocopter will der erste Anbieter sein, der Passagiere per E-Flugtaxi befördert – und das noch in diesem Sommer. Mehrere Medienberichte schätzten den Zeitpunkt allerdings als unwahrscheinlich ein. Selbst die Sprecherin der Firma sprach im Februar von einem sportlichen Zeitplan.

  • [Occitanie] La stratégie aéroportuaire dans le viseur de la chambre régionale des comptes
    https://gazette-du-midi.fr/au-sommaire/collectivites/la-strategie-aeroportuaire-dans-le-viseur-de-la-chambre-regionale-de

    Enquête. Outre Toulouse et Montpellier, la région Occitanie compte sept aéroports qui accueillent 1,9 million de passagers par an via les vols low cost. Un trafic qui coûte cher aux finances publiques : de l’ordre de 30 M€ par an. À l’heure de la transition écologique, ce modèle est de moins en moins soutenable. C’est ce que rappelle la chambre régionale des comptes.

  • Berliner Uber-Fahrer packt über Ausbeutung aus - Bild.de
    https://www.bild.de/bild-plus/regional/berlin/berlin-aktuell/berliner-uber-fahrer-packt-ueber-ausbeutung-aus-63209974,view=conversionToLogin

    Dieser Artikel bestätigt, was die Spatzen von den Dächern pfeifen: Uber-Fahrer sind noch ärmere Schweine als Taxifahrer.

    Auf alles wesentlichen Fragen geht der Artike nicht ein: Weder wird hinterfragt, wie die Ausbeutung organisiert wird, noch die Besitzer der Mietwagenfirmen oder Ubers Ranking-Praktiken angegangen. Von der Frage nach individueller Personenbeförderung als Teil des ÖPNV, also der öffentlichen Daseinsvorsorge, ist schon gar nicht die Rede.

    Hier wird geschrieben, um ja keine fundierte Kritik aufkommen zu lassen, denn die Geschäfte der Vermittlungsplattform sollen nicht gestört werden. Jammert nur, lautet der Subtext in Bild, wir pfeifen auf euch, ihr Opfer.

    Seit 2017 ist der Besitzers der Bildzeitung, der Axel-Springer-Verlag, Mitbesitzer des Uber-Konzerns. Dazu kein Hinweis. Weiter unten steht ein Link zu diesem Thema.

    11.07.2019 - von Til Biermann

    „Ich bin nicht gegen den freien Markt, aber das ist krank“, sagt Ex-Uber-Fahrer Przemyszlaw Woscieszek (45). „Man zerstört Taxis und kann nicht mal davon leben.“

    Mini-Verdienst und maximale Arbeitszeit verleiten zum Betrug: In BILD packt der Ex-Uber-Fahrer über die Arbeit für das US-Unternehmen aus!

    Mini-Verdienst und maximale Arbeitszeit verleiten zum Betrug: In B.Z. packt ein Ex-Uber-Fahrer über die Arbeit für das US-Unternehmen aus!

    Nach jahrelangem Rechtsstreit drängt „Uber X“ seit 2016 auf den Berliner Markt. Hybrid-Autos, meist brandneue Toyota Auris, die über Mietwagen-Firmen vermittelt für das Unternehmen fahren. Die Passagiere bestellen den Wagen per App. Auch die Fahrer werden per Smartphone, das an der Frontscheibe hängt, durch die Stadt navigiert.

    Przemyszlaw Woscieszek war drei Monate eine von ihnen.

    Der Verdienst: Wenn er am Wochenende von sechs Uhr abends bis sechs Uhr morgens durchgehend fuhr, machte der gebürtige Pole in einer guten Nacht gerade mal 80 Euro. Über 1000 Euro im Monat sei er nie gekommen, sagt Woscieszek. Seine Kontoauszüge bestätigen das: „Uber nimmt 30 Prozent, vom Rest meine Firma, die mit Uber kooperiert, 60 Prozent. Zwischen 40 und 60 Prozent nehmen die alle.“

    Von neun Euro, die der Gast für eine Fahrt bezahlte, blieben ihm so nur 2,40 Euro.

    Uber sagt auf B.Z.-Anfrage, dass die Fahrer meist mehr als den gesetzlichen Mindestlohn verdienen würden. Von der Mietwagenfirma nehme man 25 Prozent. „Die Fahrzeit liegt in der Verantwortung der Unternehmer“, sagt ein Sprecher. „Natürlich müssen die rechtlich vorgeschriebenen Pausenzeiten eingehalten werden. Nach 12 Stunden schaltet sich die App ab.“

    Und wenn stundenlang kein Fahrgast kommt?

    Der Betrug: „Die einzige Möglichkeit für viele Fahrer über die Runden zu kommen, ist dann die App auszumachen und schwarz zu fahren“, sagt Woscieszek. „Und das lange Fahren ist gefährlich, man fährt keine Steine, sondern Menschen.“

    Einen Taxischein brauchen Uber-Fahrer nicht.

    Ein Personenbeförderungsschein reicht. Woscieszek bekam ihn nach einem Besuch beim Arzt im Oktober 2018 und einer dreimonatigen Wartezeit vom Bürgeramt. Er sagt: „Es gibt kein Training, keine Instruktionen, außer - sei so nah dran wie die Taxis. Uber nimmt jeden mit P-Schein und Führerschein und los geht’s“

    In seinem einseitigen Vertrag verpflichtet Woscieszek sich, nach jeder Kundenfahrt zur Firmenzentrale zurückzukehren. ("Return to Garage"). Das sind die gesetzlichen Bestimmungen für Uber in Berlin. Nur: Laut dem Ex-Fahrer hält sich daran so gut wie niemand. Für Überprüfungen ist das Landesamt für Ordnungsangelegenheiten zuständig.

    Eine Berliner Behörde gegen einen US-Konzern mit 11,27 Milliarden Dollar Jahresumsatz. Auch für Berlins Taxi-Fahrer klingt das nach einem schlechten Witz. Einer von ihnen, Bülent (39) sagt über Uber: „Seitdem die fahren, haben wir 40 Prozent weniger Einnahmen.“

    Wie viele Uber-Wagen es in Berlin gibt, verrät das Unternehmen nicht. Der Taxi-Markt ist eh schon hart umkämpft. Gerade erst hat die Verkehrsverwaltung angekündigt, die Taxipreise anzuheben (von 1,50 Euro auf 1,65 Euro pro Kilometer). Uber ist in jedem Fall billiger.

    Axel-Springer-Verlag steigt bei Fahrdienstleister Uber ein
    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/axel-springer-verlag-steigt-bei-fahrdienstleister-uber-ein-14977793.html

    19.04.2017 - Erst heuert Kai Diekmann als Berater bei Uber an, nun wird bekannt: Der Axel-Springer-Verlag hat sich an dem Fahrdienst beteiligt – wie schon bei einem anderen prominenten Start-up.

    Der Medienkonzern Axel Springer hat sich an dem umstrittenen Fahrdienst-Vermittler Uber beteiligt. „Es handelt es sich um eine Finanzbeteiligung, keine strategische Investition“, bestätigte eine Unternehmenssprecherin eine Recherche des Portals t3n.de. Die Beteiligung sei ein Investment „im Minimalbereich ähnlich wie bei AirBnB“.

    Zu den Details des Einstiegs bei Uber wollte Springer keine näheren Angaben machen - etwa über Zeitpunkt und Umfang der Beteiligung. Das Investement wurde vom Verlag und dem Fahrvermittler zuvor nicht öffentlich kommuniziert. Erst kürzlich war bekannt geworden, dass der ehemalige Springer-Manager und Herausgeber der „Bild“, Kai Diekmann, das kalifornische Unternehmen berät. Anfang des Jahres hatte Uber zudem eine Kooperation mit dem Autohersteller Daimler verkündet.

    Uber geriet zuletzt in den Mittelpunkt mehrerer Kontroversen. Eine ehemalige Software-Entwicklerin beschrieb in einem Blogeintrag eine Unternehmenskultur, die von Frauen-Diskriminierung geprägt sei. Außerdem wirft die Google-Schwesterfirma Waymo Uber in einer Klage den Einsatz von Technologie für selbstfahrende Autos vor, die ein ehemaliger führender Mitarbeiter gestohlen habe.

    In Europa kommt Uber nicht auf die Beine

    In New York beklagen sich zudem viele Fahrer darüber, dass sie kein oder kaum Trinkgeld von ihren Fahrgästen erhalten. Dafür machen sie das Unternehmen verantwortlich, da es keine Möglichkeit bietet auch per Kreditkarte Trinkgeld zu geben. Die zuständige Behörde der Stadt will genau das nun allen Fahrdienstleistern vorschreiben.

    In Europa ist das Angebot des Taxikonkurrenten, bei dem die Vermittlung direkt zwischen Kunden und Fahrer stattfindet, teilweise oder ganz verboten worden. Investoren, die ihr Geld in den mit über 60 Milliarden Dollar bewerteten Fahrdienst-Vermittler gesteckt haben, machen diese Turbulenzen genauso Sorgen wie die fortlaufenden Milliardenverluste.

    #Berlin #Uber #Arbeit #paywall

    • Der Taxi Times ist auch die Bildzeitung in die Hände gefallen.

      Springer schreibt ein Bisschen negativ über Uber
      https://www.taxi-times.com/springer-schreibt-ein-bisschen-negativ-ueber-uber

      Eine kleine Gelegenheit, dem Taxigewerbe eine zu verpassen, lässt Autor Til Biermann freilich auch diesmal nicht aus: Eine Zahl aus der bevorstehenden Änderung des Berliner Taxitarifs, die Preiserhöhung ab dem achten Kilometer von 1,50 auf 1,65 Euro je km, lässt den vorletzten Absatz mit einem Satz ganz im Sinne des Verlags enden: „Uber ist in jedem Fall billiger“ – eine ganz und gar typische Halbwahrheit à la Springer. Die Aussage wird beim gemeinen Boulevardblattleser hängen bleiben, denn danach kommt nur noch etwas Blabla, dass der ehemalige Uber-Fahrer inzwischen „keine Menschen mehr, sondern Pakete“ ausfährt. Und dass er früher in Polen als Regisseur arbeitete und nun ein Theaterstück über seine Erfahrungen geschrieben habe – Ende. Bloß nicht zu konkret werden. Das Bisschen Uber-Kritik muss für die nächsten Monate reichen.


      Da Bilder gerade in Boulevardblättern die Informationen viel einprägsamer transportieren als Text, wird Ubers Ruf dann unten mit zwei Illustrationen doch noch gerettet: Unter einem schicken, weißen Toyota steht: „Uber setzt in Berlin auf Hybrid-Autos.“ Wer kann das in Zeiten des Klimawandels schon schlecht finden?

      Und als Beleg, dass Uber doch eine ganz ehrliche Haut ist, dient ein Ausriss, der wohl dem Arbeitsvertrag entstammen soll, und den Satz enthält: „Sobald Du einen Auftrag ausgeführt hast, musst Du umgehend zu Deinem Betriebssitz zurückkehren (keine Pausen, keine Einkäufe in der Stadt!).“ Da dürfte die Aussage von Przemyszlaw Woscieszek, dass sich daran so gut wie niemand hält, längst vergessen sein. Ende gut, alles gut.

  • Rainer Hank über seine Erfahrungen mit Uber
    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/hanks-welt/rainer-hank-ueber-seine-erfahrungen-mit-uber-16216528.html?printPagedArticle=tr
    So sieht das einer, der auch gegen Streiks der unterbezahlten Flughafen-Logistiker ist.

    02.06.2019 - Unser Kolumnist Rainer Hank ist Uber gefahren und hat sich mit seinem Fahrer Ahmed wunderbar verstanden. Hank findet jetzt: Uber ist ein Segen für die Menschheit.

    Wo ist Ahmed? Die Sache geht nicht gut los, so viel ist klar. Ahmed ist mein Fahrer. Das weiß ich von der Uber-App. Ahmed werde in vier Minuten bei mir sein, sagt die App. Ich kann auf meinem Handy verfolgen, woher er kommt und wie lange er an der letzten Ampel warten muss. Aber dann? Ahmed fährt ungerührt an meinem Haus vorbei, verkurvt sich zwei Blocks weiter dann vollends. Ich stehe auf der Straße, buchstäblich bestellt und nicht abgeholt, muss aber mitansehen, wie mir die Uber-App schon einmal fünf Euro in Rechnung stellt für eine Fahrt, die ich gar nicht angetreten habe. Wie gesagt, die Sache ging nicht gut los.
    Rainer Hank

    Rainer Hank

    Freier Autor in der Wirtschaft.

    F.A.Z.

    Was man wissen muss: Ich bin Uber-Novize. Zwar habe ich schon viel Positives über den Taxi-Schreck gehört und geschrieben, den es seit Dezember auch in Frankfurt wieder gibt. Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier, heißt es, oder, wie die Sozialwissenschaftler zu sagen pflegen, Pfadabhängigkeit sei einer der größten Feinde des menschlichen Fortschritts. Ohnehin ist mein liebstes, weil schnellstes, urbanes Fahrzeug das Rad, zumindest dann, wenn es nicht in Strömen regnet.

    Ein Streik-Déjà-vu

    Vergangenen Dienstag hat es in Strömen geregnet, als ich auf dem Sprung zu einer Verabredung war. Normalerweise hätte ich telefonisch ein Taxi bestellt, aber auf das herkömmliche Beförderungsgewerbe bin ich derzeit nicht gut zu sprechen. Jüngst in Berlin hat ein sogenannter Taxistreik von über 800 gelben Wagen nebst Hup-Korso mich in erheblichen Stress versetzt: Von Chaos nicht nur am Flughafen Tegel, sondern in der ganzen Stadt schrieb tags darauf die „Berliner Morgenpost“. Ich kann es bestätigen.

    Ein Streik-Déjà-vu gab es vergangene Woche in Frankfurt. Die wütenden Taxifahrer haben es auf Verkehrsminister Andreas „Andi“ Scheuer (CSU) abgesehen, dem sie vorwerfen, er wolle ihnen das Geschäft kaputt machen, weil er zu freundlich zu Uber sei.

    Selbst wenn sie recht hätten: Wenn Taxifahrer mich gewinnen wollen, indem sie mich als Kunden bestreiken und dann auch noch die Stadt so verstopfen, dass andere Beförderungsmöglichkeiten erschwert werden, dann haben sie mich verloren.
    Zwei Novizen

    Zurück zu Ahmed. Ich hatte mir also die Uber-App heruntergeladen, was nicht mehr als fünf Minuten dauert, und mein Ziel im Frankfurter Westend eingegeben, woraus sich ein Fahrpreis von 7 Euro 16 errechnet. Nähme ich für dieselbe Strecke ein Taxi, schlüge die Fahrt mit zwölf Euro zu Buche, behauptet Uber. Inzwischen hat Ahmed mit Hilfe seines Navis und im ständigen lotsenden SMS-Kontakt mit mir den Weg zu meinem Haus gefunden. Ich oute mich als unzufriedener Uber-Novize und beschwere mich über eine Rechnung ohne Leistung. Ahmed sagt, auch er sei erst seit drei Tagen Uber-Fahrer. Wir müssen beide lachen.

    Später lese ich auf meiner App, Ahmed sei bekannt für „great conversation“. Das kann ich bestätigen. Wir haben uns prima verstanden, und ich habe die Chance ergriffen, ihn über Uber auszufragen. Ich fasse die Konversation zusammen: Ahmed fährt einen schicken neuen Toyota Prius, ein umweltfreundliches Hybrid-Auto speziell für die Stadt, das bis 30 Kilometer in der Stunde mit Batteriestrom fährt und erst danach auf Benzin umstellt.

    Ahmed lobt, die Chinesen würden uns eben vormachen, wie man tolle Öko-Autos baut. Dass er chinesische und japanische Autobauer verwechselt, sehe ich ihm nach – das hätte mir auch passieren können.

    Der Wagen gehört ihm nicht selbst, sondern seinem Boss, der viele Autos für Uber am Laufen hat. „Das Geld müssen wir uns also zu dritt aufteilen“, sagt Ahmed: zwischen Uber, der Autoflotte und ihm, dem Fahrer. Anders geht es auch gar nicht seit einem Urteil des Bundesgerichtshofs, wonach direkte Verträge zwischen selbständigen Fahrern und Uber untersagt sind.
    Ökologischer Unfug

    Erlaubt hingegen ist, dass Uber mit einem Mietwagenbetreiber (Ahmeds Boss) einen Vertrag hat, der seinerseits selbständige Fahrer wie Ahmed für sich arbeiten lässt. Womit wir wieder bei Verkehrsminister Andi Scheuer wären. Für Taxis und Mietwagen gelten nämlich unterschiedliche Bestimmungen. Während ein Taxifahrer sofort nach Ende einer Fahrt wieder einen neuen Fahrgast aufladen darf, ist dem Chauffeur eines Mietwagens dies untersagt: Er muss gemäß unseres Personenbeförderungsgesetzes leer zu seinem Betriebssitz zurück, darf sich auch nicht vor dem nächstbesten Hotel aufpflanzen und mit günstigeren Fahrpreisen Kunden zu Uber locken.

    Das will Minister Scheuer abschaffen. Solche gesetzlich verpflichtenden Leerfahrten sind nämlich nicht nur teuer, sondern auch ziemlicher ökologischer Unfug. Eine Aufhebung der Rückkehrpflicht würde Emissionen von jährlich mindestens 30000 Tonnen CO2 einsparen, hat das Prognos-Institut errechnet, weshalb Greta Thunberg eigentlich eine große Freundin von Minister Scheuer sein müsste (ist sie aber nicht).

    Die Aufhebung der Rückkehrpflicht sei unfair, behauptet das Taxi-Kartell, was offenkundig Blödsinn ist: Wenn etwas unfair (und eben umweltschädlich) ist, dann doch wohl die Rückkehrpflicht. Was die Taxifahrer tatsächlich meinen, wenn sie streiken, sind schärfere gesetzliche Auflagen, denen sie unterworfen sind, die aber für die Uber-Fahrer nicht gelten. So muss man als Taxifahrer eine teure Konzession erwerben und eine genaue Kenntnis aller Straßen seiner Wirkungsstätte nachweisen. Die Tarife sind nicht frei, sondern gesetzlich vorgeschrieben, und es gilt ein Kontrahierungszwang: Ein Taxifahrer hat sozusagen einen öffentlichen Auftrag, jedermann zu seinem Fahrtziel zu bringen, andernfalls wird ein Bußgeld fällig.
    Ein Segen für die Menschheit

    Doch aus alledem kann doch nicht folgen, dass man für Uber neue absurde Vorschriften erfindet, sondern das genaue Gegenteil: Die Branche der Personenbeförderer muss von überholten Fesseln befreit werden. Der wissenschaftliche Beirat beim Bundesverkehrsminister hat schon vor ein paar Jahren gefordert, Konzessionsbeschränkungen abzuschaffen und die staatliche Festlegung der Tarife aufzugeben. Der Begriff des „Mietwagens“ sollte ganz aus dem Gesetz gestrichen werden. Dass die Prüfung der Ortskenntnis in Zeiten von Google Maps ein Anachronismus ist, wurde schon oft gesagt.

    Überhöhte Preise sind regelmäßig eine Folge staatlicher Regulierung: Eine Deregulierung des Taxi-Kartells würde nicht nur günstigere Marktpreise für die Kunden bringen, sondern auch faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den unterschiedlichen Droschkenanbietern. Uber ist ein Segen für die Menschheit und tritt inzwischen auch nicht mehr so rabaukig auf wie zu Anfangszeiten.

    Was noch nachzutragen wäre: Uber hat mir auf meine knappe Beschwerdemail hin die erste falsche Rechnung storniert. Dass die Fahrt mit einem Taxi statt sieben bis zu zwölf Euro kostet, wie Uber behauptet, wurde mir von Better-Taxi bestätigt, einem nach eigenen Angaben unabhängigen Preisrechner (zum Frankfurter Flughafen fährt Uber um 18 Euro günstiger als das Taxi). Und Ahmed hat am Ende das übliche Trinkgeld in bar und eine überschwängliche Bewertung im Netz von mir erhalten. Nun hoffe ich, dass wir bald wieder miteinander fahren. Er weiß jetzt ja, wo ich wohne.

    Rainer Hank - Redaktion - FAZ
    https://www.faz.net/redaktion/rainer-hank-11123665.html

    Rainer Hank wurde am 24. Januar 1953 in Stuttgart geboren. In Tübingen und Fribourg (Schweiz) hat er Literaturwissenschaft, Philosophie und Katholische Theologie studiert. Promotion 1983 über die Literatur der Wiener Moderne. Es folgen fünf Jahre beim Cusanuswerk in Bonn, einem katholischen Begabtenförderungswerk. Parallel dazu freie Mitarbeit und Hospitanzen unter anderem bei der „Süddeutschen Zeitung“ und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Im November 1988 Eintritt in die Wirtschaftsredaktion der F.A.Z. Im Frühjahr/Sommer 1997 Visiting Scholar an der Business School des MIT und am Center for European Studies der Harvard University im Rahmen eines Sabbaticals. Von November 1999 bis August 2001 leitet er die Wirtschaftsredaktion des „Tagesspiegels“ (Berlin). Der Reiz, eine neue Sonntagszeitung aufzubauen, führt ihn im Herbst 2001 zurück nach Frankfurt in das Ressort Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, dessen Leiter er bis Sommer 2018 war. Sonntag für Sonntag allerlei Geschichten aus der weiten Welt der Wirtschaft zu erzählen bereitet ihm unverändert große Freude. Buchveröffentlichungen (Auswahl): „Das Ende der Gleichheit“ (2000); „Die Pleiterepublik“ (2012); „Wie wir reich wurden“ (2 Bd. 2012 und 2013, zusammen mit Werner Plumpe); „Links, wo das Herz schlägt“ (2015) und „Lob der Macht“ (2017). Mitglied unter anderem in der Jury des Reporterpreises und im Kuratorium des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsordnung in Köln.

    #Uber #Frankfurt

  • Schafft Andreas Scheuer freie Fahrt für Uber-Fahrer?
    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diginomics/schafft-andreas-scheuer-freie-fahrt-fuer-uber-fahrer-16049452.html

    19.02.2019 Manfred Schäfers - Verkehrsminister Scheuer will Hürden für neue Fahrdienstanbieter beseitigen. Der FDP gehen die Pläne nicht weit genug – und das Taxigewerbe schäumt vor Wut.

    Wer im Ausland unterwegs ist, macht die Erfahrung, dass die Leute dort gern auf Fahrdienstleister wie Uber zurückgreifen. Das ist im Zweifel einfacher und billiger als der Ruf nach einem Taxi – und die Autos sind oft moderner und sauberer. Hierzulande wird diese Konkurrenz oft ausgebremst. Das könnte sich ändern.

    So will Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) Hürden für neue Anbieter beseitigen, wie aus den Eckpunkten für das neue Personenbeförderungsrecht hervorgeht. Demnach will der CSU-Politiker die Rückkehrpflicht für Mietwagen aufheben, um unnötige Leerfahrten zu verhindern. Dies würde es den Fahrern von Uber erlauben, sich in Stadtteilen zu bewegen, wo sie auf Fahrgäste hoffen können. Außerdem sollen sie künftig mehrere Fahrgäste mit benachbarten Zielen einsammeln dürfen. Zudem will der Minister die Vorgabe streichen, die dem Mieter das Recht gibt, den Ablauf der Fahrt zu bestimmen, „um auch Algorithmus-gesteuerte Streckenführungen zu ermöglichen“.

    Allerdings schränkt Scheuer diese Öffnungen ein, um es sich mit den Taxifahrern und den Kommunen nicht zu verscherzen. Gleichwohl hagelt es von allen Seiten Kritik. Den einen geht die Reform zu weit, den anderen nicht weit genug.

    Scharfe Kritik vom Taxiverband
    Nach Ansicht der FDP bleibt der CSU-Politiker auf halbem Weg stehen. „Die von Verkehrsminister Scheuer geplante Abschaffung der Rückkehrpflicht für Mietwagen ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung – aber auf den ersten Schritt muss auch der zweite folgen. Der Taxi-Markt muss freier werden“, sagte die FDP-Verkehrspolitikerin Daniela Kluckert der F.A.Z. Taxen sollten vollständig aus dem Regelkatalog des öffentlichen Personennahverkehrs entlassen werden. „Damit wird eine freie Preisfindung möglich, und Taxis können direkt am Bedarf und der Auslastung den richtigen Preis selbst bestimmen.“

    Vor allem die Verpflichtung zur Dauerbereitschaft müsse unter die Lupe genommen werden, da diese besonders im ländlichen Raum unrentabel sei. Auch das Laderecht bedarf nach ihren Worten einer Überarbeitung. „Es ist ökologischer und ökonomischer Wahnsinn, Taxis leer von einer Kommune in die andere zurückfahren zu lassen“, urteilte die Politikerin. Unter der Überschrift „Innovative Mobilität ermöglichen“ hat die FDP-Fraktion ein eignes Konzept erarbeitet.

    Verbraucherverbände befürworteten die Pläne von Scheuer. Das Taxigewerbe kritisierte sie, obwohl er plant, bestimmte Bereiche für Taxis zu reservieren. So heißt es in seinen Eckpunkten: „Mietwagenunternehmern kann von den zuständigen Genehmigungsbehörden für bestimmte fahrgastreiche Bereiche ein sogenanntes ,Aufstellverbot‘ auferlegt werden (alternativ: positive Definition des ,Lizenzgebietes‘), um in diesen Bereichen die Kundensuche vor Ort zu verhindern.“

    „Wir stehen am Anfang der Debatte“

    Dennoch nannte der Geschäftsführer des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes, Thomas Grätz, die geplanten Änderungen eine Katastrophe. Scheuer würde das Taxigewerbe „plattmachen“. Die Vorschläge des Ministeriums gingen alle einseitig zu Gunsten von Uber & Co. und zu Lasten des Taxis. Die Existenz des Taxigewerbes sei direkt bedroht.Für diesen Donnerstag kündigte der Verband Proteste vor dem Bundesverkehrsministerium in Berlin an. Das Motto der Demonstration zwischen 10.00 und 12.00 Uhr laute „Unsere Taxis + Unsere Jobs = Eure Mobilität“.

    Dagegen meinte die Verkehrsexpertin vom Bundesverband der Verbraucherzentralen, Marion Jungbluth: „Moderne Mobilitätsdienstleistungen dürfen den Verbrauchern nicht länger vorenthalten werden.“

    #Taxi #Uber #Disruption #Politik

  • Uber muss wegen schlechtem Datenschutz Millionenstrafe zahlen
    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diginomics/uber-muss-wegen-schlechtem-datenschutz-millionenstrafe-zahlen-15911824.html

    27.11.2018 - Einen Hackerangriff vor zwei Jahren geheim zu halten, war keine gute Idee für Uber: Europäische Datenschützer bitten das Unternehmen zur Kasse. Sind seine Daten jetzt besser gesichert?

    Der Fahrdienst-Vermittler Uber muss eine Strafe zahlen, weil er einen Hackerangriff auf seine Kunden- und Fahrerdaten verheimlicht hat. Die Datenschutz-Behörden in Großbritannien und den Niederlanden verhängten gegen das amerikanische Unternehmen am Dienstag Strafen von zusammen mehr als einer Million Euro. Von der Attacke im Herbst 2016, die Uber ein Jahr lang verschwiegen hatte, waren insgesamt 57 Millionen Nutzer und Fahrer betroffen.

    Von den Betroffenen wurden persönliche Daten wie Namen, Handynummern und Email-Adressen gestohlen. Unter den Geschädigten befanden sich 2,7 Millionen Kunden in Großbritannien, was der Mehrheit der Kunden in dem Land entsprach. Zudem wurden Daten von und mehr als 80.000 Fahrern entwendet. Uber hielt den Angriff geheim und zahlte den Hackern 100.000 Dollar für das Versprechen, die Daten zu vernichten.
    Persönliche Daten zu wenig geschützt

    Öffentlich gemacht wurde der Datendiebstahl erst vor einem Jahr, nachdem der aktuelle Firmenchef Dara Khosrowshahi die Führung übernahm. Uber erklärte, seither seinen Datenschutz ausgebaut zu haben. Die Strafe wurde nun verhängt, weil das Unternehmen für schuldig befunden wurde, die persönlichen Daten von Kunden unzureichend geschützt zu haben. Zudem habe das Unternehmen die Öffentlichkeit zu spät informiert.

    Die niederländische Datenschutzbehörde verhängte eine Strafe von 600.000 Euro. In dem Land wurden demnach 174.000 Bürger Opfer des Hacks. In Großbritannien soll Uber 385.000 Pfund (rund 434 000 Euro) zahlen.

    #Uber #DSGVO #Europa

  • Andreas Scheuer will Uber 2021 in Deutschland zulassen
    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diginomics/andreas-scheuer-will-uber-2021-in-deutschland-zulassen-15895637.html

    17.11.2018 - Uber ist in Deutschland nicht gerade mit offenen Armen empfangen worden. Nun zeigt sich Vekehrsminister Scheuer ungewohnt offen für den amerikanischen Fahrdienst. Er soll schon bald in Deutschland zugelassen werden.

    Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will den Markt für Fahrdienste wie Uber in Deutschland noch in dieser Wahlperiode öffnen. „Gerade auf dem Land können wir mit Fahrdiensten und Pooling-Systemen ganz neue Möglichkeiten, gerade für ältere Bewohner, schaffen“, sagte der CSU-Politiker dem Magazin „Focus“.

    Uber ist eine Internet-Vermittlungsplattform, die etwa per Smartphone-Apps in rund 60 Ländern Fahrten auch an private Fahrer vermittelt und den Taxen Konkurrenz macht. Das Personenbeförderungsgesetz in Deutschland untersagt jedoch, dass Fahrer Aufträge direkt vom Passagier bekommen. Dafür brauchen sie eine Taxifahrer-Lizenz, die die Kommunen nur unter einer Reihe von Voraussetzungen erteilen.
    „Wir können ja nicht einen Anbieter ausschließen“

    „Ich bin gegen Verbote und Einschränkungen, ich bin für Anreize. Wir können beim Megathema Mobilität ja nicht einen Anbieter ausschließen“, sagte Scheuer. Man müsse aber auch die Interessen des Taxi-Gewerbes berücksichtigen.

    Uber, einst ebenso geliebtes wie umstrittenes Star-Start-up, konnte zuletzt kaum noch Wachstum vermelden. Im dritten Quartal legte der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal wegen kaum steigender Buchungszahlen um nur noch fünf Prozent auf 2,95 Milliarden Dollar zu. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war das aber immer noch ein Plus von 38 Prozent. Das Unternehmen steckt nach wie vor tief in den roten Zahlen, bislang hat es noch nie einen Gewinn erwirtschaftet.

    #Uber #disruption #Deutschland #Politik