• Einsturzgefahr: Wohnhaus in Schöneberger Goltzstraße evakuiert, mehrere Straßen gesperrt
    https://www.berliner-zeitung.de/news/wegen-einsturzgefahr-wohnhaus-in-schoeneberg-grunewaldstrasse-evaku

    Hier ist die Rede vom Haus Goltz-Grunewald, nordöstliche Ecke. Goltzstraße 1 / Grunewaldstraße 16.

    Alles privat, jeder ist für sich selbst verantwortlich und so braucht der Immobilienkonzern, dem das unbewohnbare Haus gehört, offenbar keinem Mieter eine Ersatzwohnung zu stellen. So ist das in Berlin, hier könnse überhöhte Mieten für Bruchbuden kassiern ohne irgeneine Verantwortung zu übernehmen.

    Wetten, dass hier in zwei oder drei Jahren ein schicker Neubau mit superteuren Eigentumswohnungen steht !

    10.4.2024 von Sophie Barkey, Elizabeth Rushton, Verena Zistler - Ein Haus an der Kreuzung von Grunewaldstraße und Goltzstraße droht zu kollabieren. Der Bereich um das Gebäude ist abgesperrt – darunter verläuft eine U-Bahnlinie.

    Mehrere Anwohner in Schöneberg haben am Mittwoch ihre Wohnungen verlassen, weil ihr Haus in der Goltzstraße, Ecke Grunewaldstraße, einzustürzen droht. Das bestätigte die Berliner Feuerwehr auf Anfrage der Berliner Zeitung. Ein Einsatzleiter hatte dort am Mittag die Lage geprüft. Weil das Gebäude jedoch auf einem privaten Grundstück steht und die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht gefährdet sei, wurde die Zuständigkeit an das Bezirksamt und Bauamt weitergegeben. Das Gebäude weist sichtbare Risse in der Fassade auf, die Kreuzung ist gesperrt. Mehrere Schaulustige hatten sich dort nach Angaben einer Reporterin versammelt. Auch die Polizei war vor Ort.

    Bauarbeiter hatten laut einem Polizisten vor Ort am Mittwochmorgen bei den Sanierungsarbeiten im Erdgeschoss festgestellt, dass offenbar „alles marode“ war und sollen dann gemeldet haben, dass die Sicherheit des Eckteils des Hauses nicht mehr zweifelsfrei gegeben sei. Das Haus wurde schließlich evakuiert, nachdem auch ein Statiker das Haus begutachtet hatte.

    Wie der Polizist weiter sagte, werde das Haus nun zunächst gesichert, bis eine Baufachfirma feststellen kann, ob womöglich der Eckteil des Hauses abgerissen werden müsse. Erst nach der Bewertung einer Fachfirma soll klar werden, wann die Anwohner zurück in ihre Wohnungen können. Bis dann würden die meisten von ihnen bei Verwandten unterkommen, so der Polizist weiter.

    Nach Angaben des Hauseigentümers können neun Mieter zunächst ihre Wohnungen nicht nutzen. Sie würden in Ersatzunterkünften untergebracht, falls sie nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen könnten, teilte die Heimstaden Germany GmbH auf Anfrage mit. „Einen Zeitraum zu nennen, wie lange die Wohnungen nicht genutzt werden können, ist aktuell leider nicht möglich“, hieß es.

    Anwohner erfuhren am Vormittag von Evakuierung

    Von den Evakuierungen betroffen ist auch das junge Paar Ella und Claus (Namen von der Redaktion geändert). Die beiden wohnen seit sechs Jahren im betroffenen Haus. Erst am Mittwoch um 11 Uhr wurden sie von ihrem Vermieter informiert, dass die Sicherheit des Hauses gerade geprüft werde – da hieß es ihnen zufolge noch, sie sollten erstmal zu Hause bleiben. „Wir gehen davon aus, dass das nur eine Vorsichtsmaßnahme ist“, sagt Ella. Die Polizei hat sich dann gegen 17.30 Uhr bei den Einwohnern gemeldet, mit dem Evakuierungsbefehl und der Empfehlung für ein bis zwei Wochen einzupacken.

    „Hoffentlich werden wir aber viel schneller wieder zu Hause sein – wir drücken uns einfach die Daumen“, sagt Claus. Bis dann wird das Paar bei Freunden in Schöneberg übernachten, Claus hat auch Verwandte in Berlin. Ihre Wohnung befindet sich nicht im betroffenen Eckteil des Hauses, sondern im Gebäude daneben in der Grunewaldstraße, ihre Wohnung grenzt allerdings an den betroffenen Eckteil an. In ihrer Wohnung habe es nichts gegeben, das bei dem Paar Sorge ausgelöst hätte, so Ella. „Diese Risse und die bröckelige Fassade waren schon länger so“, sagt sie. „Das Haus ist einfach super alt – das wissen halt alle.“

    Heimstaden sind statische Probleme am Wohnhaus schon länger bekannt

    Nach Angaben von Heimstaden sind tatsächlich schon seit Längerem statische Probleme an dem Gebäude bekannt. Die Ursache dafür habe bislang nicht geklärt werden können, hieß es. Bereits seit Dezember 2023 werde ein sogenanntes Rissmonitoring durchgeführt, bei dem Veränderungen der auffälligen Risse im Mauerwerk beobachtet und dokumentiert würden, teilte das Unternehmen mit.

    Für das Ladenlokal in dem Eckhaus gebe es seit dem 3. April Sicherungsmaßnahmen. Zudem sei das Fundament untersucht worden. Bei einer erneuten Überprüfung habe dann der beauftragte Statiker am (heutigen) Mittwoch eine Ausdehnung der Risse entdeckt. „Danach haben wir unmittelbar die Bauaufsicht in Kenntnis gesetzt, die eine Teil-Sperrung des Gebäudes (Erkerbereich/Eckhaus) und Teile der Grunewaldstraße angeordnet hat“, teilte das Unternehmen weiter mit.

    Die zuständige Bezirksstadträtin Eva Majewski (CDU) zeigte sich erstaunt darüber, dass dem Unternehmen offensichtlich schon länger Probleme bekannt sind. „Ich höre das jetzt das erste Mal, dass das offensichtlich seit Jahren bekannt ist“, sagte Majewski in der RBB-Abendschau.

    U7 verläuft unter dem einsturzgefährdeten Haus: Geschwindigkeit verringert

    Unter dem Gebäude verläuft nach Informationen der Berliner Zeitung auch die U-Bahnlinie 7 der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Die Bahnen fahren daher als Vorsichtsmaßnahme derzeit mit deutlich verringerter Geschwindigkeit zwischen den naheliegenden U-Bahnhöfen Kleistpark und Eisenacher Straße, teilte ein BVG-Sprecher mit. Außerdem wird der Nachtbus N7 zunächst umgeleitet, andere Busse fahren dort nicht.

    Nach Informationen von vor Ort war am späten Nachmittag ein großer Bereich rund um das einsturzgefährdete Gebäude für Autos, Fußgänger und Radfahrende gesperrt. Betroffen ist die gesamte Kreuzung Grunewaldstraße/Goltzstraße/Akazienstraße. Wie die Berliner Verkehrsinformationszentrale auf Twitter-Nachfolger X am Mittag mitteilte, war auch die Hauptstraße von den Sperrungen betroffen. Eigentümer und Bezirksamt beraten nun über das weitere Vorgehen. Autofahrer müssen in dem Bereich weiterhin mit Behinderungen rechnen.

    #Berlin #Schöneberg #Goltzstraße #Grunewaldstraße #Immobilien #Wohnen #Kapitalismus

  • Berliner Gebietsreform 1938
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Verwaltungsgeschichte_Berlins


    Grenzänderungen der Berliner Bezirke zum 1. April 1938

    Aus heutiger Sicht zeigt die Karte einen Bezirk zuviel, dafür fehlen ein bzw. zwei neue im Osten der Stadt.

    Mit Wirkung zum 1. April 1938 wurden zahlreiche Begradigungen der Bezirksgrenzen sowie einige größere Gebietsänderungen vorgenommen. Dabei kamen unter anderem

    – die Siedlung #Eichkamp vom Bezirk Wilmersdorf zum Bezirk #Charlottenburg
    – der westliche Teil von #Ruhleben vom Bezirk Charlottenburg zum Bezirk #Spandau
    - der nördlich des #Berlin-Spandauer_Schifffahrtskanal s gelegene Teil der #Jungfernheide vom Bezirk Charlottenburg zu den Bezirken #Reinickendorf und #Wedding
    - #Martinikenfelde vom Bezirk Charlottenburg zum Bezirk #Tiergarten
    – das Gebiet um den #Wittenbergplatz und den #Nollendorfplatz vom Bezirk Charlottenburg zum Bezirk #Schöneberg
    – das Gebiet südlich der #Kurfürstenstraße vom Bezirk #Tiergarten zum Bezirk Schöneberg
    – ein großer Teil des #Grunewald s vom Bezirk #Wilmersdorf zum Bezirk #Zehlendorf
    – ein Teil von #Dahlem vom Bezirk Zehlendorf zum Bezirk Wilmersdorf
    - der östliche Rand des Bezirks Zehlendorf (in Dahlem nur ein schmaler Streifen, sich in Richtung Süden verbreiternd bis hin zu einem größeren Gebiet im Südosten) zum Bezirk #Steglitz
    - #Späthsfelde vom Bezirk #Neukölln zum Bezirk #Treptow
    – Bohnsdorf vom Bezirk Köpenick zum Bezirk Treptow
    #Oberschöneweide und die #Wuhlheide vom Bezirk #Treptow zum Bezirk #Köpenick
    - die westlich der #Ringbahn gelegenen Gebiete von #Boxhagen-Rummelsburg und #Friedrichsberg vom Bezirk #Lichtenberg zum Bezirk #Friedrichshain, damals #Horst-Wessel-Stadt.
    - #Wilhelmsruh vom Bezirk #Reinickendorf zum Bezirk #Pankow
    - das Gebiet um die #Wollankstraße westlich der Berliner #Nordbahn vom Bezirk Pankow zum Bezirk #Wedding.

    Bereits in den Jahren 1928 und 1937 war es zu Verschiebungen zwischen Schöneberg und Tempelhof gekommen.

    Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs machte die sowjetische Militärverwaltung aus heute unbekannten Gründen #Friedenau zwischen dem 29. April und dem 30. Juni 1945 zum 21. Bezirk mit Willy Pölchen (KPD) als Bezirksbürgermeister; danach wurde Friedenau wieder wie vorher ein Ortsteil von Schöneberg. Entsprechend bestand in der Zeit das #Amtsgericht_Friedenau.

    #Berlin #Geschichte #Verwaltung #Bezirke #Nazis

  • Was der Kaupert nicht weiß - Dunckerstraße in Grunewald
    https://m.kauperts.de/Strassen/Toni-Lessler-Strasse-14193-Berlin

    Der unsprüngliche Name Dunckerstraße erscheint nicht in der Geschichte der heutigen Toni-Lesser-Straße. Dabei ist sie gut dokumentiert. Was ist passiert?

    Details — Toni-Lessler-Straße
    PLZ 14193
    Ortsteil Grunewald
    ÖPNV Zone B Bus X10, M29
    Verlauf von Wernerstraße bis Hubertusbader und Kronberger Straße
    Falk Planquadrat O 10

    Zuständigkeiten — Toni-Lessler-Straße
    Arbeits­agentur Berlin Nord
    Jobcenter Charlottenburg-Wilmersdorf
    Amts­gericht Charlottenburg
    Grundbuchamt Charlottenburg
    Familien­gericht Kreuzberg
    Finanz­amt Wilmersdorf
    Polizei­abschnitt A 22
    Verwal­tungs­bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf

    Geschichte — Toni-Lessler-Straße
    Alter Bezirk Wilmersdorf
    Alte Namen Seebergsteig (1936-2003)
    Name seit 1.9.2003

    Info Lessler, Toni, * 1874 Bückeburg, † 5.5.1952 New York, Pädagogin, Opfer des NS-Regimes.

    Die Umbenennung der mittigen Mohrenstraße war ein Verlust, geschuldet der Eulenspiegelei eines tansanischen Berliners und seiner fröhliche Wokistentruppe. Denen gelang es, die historisch nicht im Ansatz rassistische sondern im Gegenteil ehrend gemeinte Bezeichnung nach ihrem Verständnis umzudefinieren. Damit hat Berlin einen wichtigen Verweis auf Ereignisse und Topologie seiner Geschichte umd eine feste Orientierungsmarke im Stadtbild eingebüßt. Halb so schlimm, lustig war es anzusehen, wie die komplette BVV Mitte nach der Pfeife von ein paar selbsternannten Moralpredigern tanzte.

    Dem Seebergsteig hingegen trauert keine Menschenseele nach, abgesehen von 74 wegen der erforderlichen Adressänderung erzürnten Villenbewohnern. Die haben nur zähneknischend akzeptiert, dass Demokratie eben nicht die Ausweitung ihres Besitzrechts über den grunewalder Gartenzaun hinaus bedeutet. Das Regelwerk namens Demokratie, in dem alle ein bischen mitbestimmen können, haben sie dabei mit allem Nachdruck für die Beibehaltung des Nazinamens eingesetzt. Hat nicht geklappt, zum Glück.

    Über Straßennamen im Bezirk entscheidet das Bezirksamt und das wiederum wird von der Bezirksverordnetenversammung, der BVV kontrolliert. Dagegen kommt nur ein Senator oder der Regierende an, aber der wird den Teufel tun und es sich wegen einer Handvoll Villenbewihner aus dem noblen Grunewald mit der Öffentlichkeit verscherzen. Die mag keine Nazis mehr, zumindest nicht so offensichtliche.

    Sehr schön an der Geschichte ist die von der Villenfraktion ins Feld geführte Unterscheidung zwischen „kulturellen Antisemiten“, und „Vorbereitern des Holocaust“. Wer wenn nicht die deutschen „kulturellen Antisemiten“ kommt denn als „Vorbereiter des Holocaust“ in Frage? Ausschließlich die Teilnehmer der Wannseekonferenz? So hätten die Grunewalder Naziliebhager es wohl gern gehabt.

    In der ehemaligen Dunckerstraße stehen einige Villen aus der Zeit ihrer Umbenennung in den antisemitischen Seebergsteig. Die Erben ihrer Erbauer wollen sich anscheinend immer noch nicht eingestehen, worauf ihr heutiger Wohlstand beruht. Nazis, das waren immer die anderen, die Fanatiker. Man selber oder Opi war nur aus Pragmatismus dabei. Irgendwer musste ja das Geld von der Straße aufsammeln, seit die Juden das nicht mehr erledigten.

    Dunckerstraße
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stra%C3%9Fen_und_Pl%C3%A4tze_in_Berlin-Grunewald

    Die Straße wurde 1898 nach dem Verlagsbuchhändler, Publizist und Politiker Franz Duncker benannt. Mit der „Arisierung von Straßennamen“ in der NS-Zeit wurde am 14. April 1936 die Dunckerstraße nach dem NS-freundlichen Theologen in Seebergsteig umbenannt.

    Franz Duncker
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Franz_Duncker

    Franz Gustav Duncker (* 4. Juni 1822 in Berlin; † 18. Juni 1888 ebenda[1]) war ein deutscher Verleger, linksliberaler Politiker und Sozialreformer.

    Wieso wollten die Massenmörder aus ganz Deutschland, die Spree Killers United , eigentlich diesen ominösen Seeberg als einen der Ihren ehren?

    Reinhold Seeberg
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Reinhold_Seeberg

    Reinhold Seeberg (* 24. Märzjul. / 5. April 1859greg. in Pörrafer (Livland); † 23. Oktober 1935 in Ahrenshoop) war ein deutscher evangelischer Theologe.
    ...
    1918/1919 wurde er Rektor der Universität Berlin.
    ...
    Als Rektor initiierte Seeberg u. a. das Gefallenendenkmal der Berliner Universität[5], dessen lateinische Inschrift Invictis victi victuri („Den Unbesiegten die Besiegten, die siegen werden“) eine kaum verhüllte Aufforderung zur Revanche für die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg war.[6] Als Rektor trug er auch dazu bei, dass die Universität dem jüdischen Mediziner Georg Friedrich Nicolai die venia legendi aberkannte. Nicolai hatte ab 1914 kriegskritische Schriften publiziert.
    ...
    In seine radikale Modernitätskritik mischten sich zunehmend antiliberale Töne sowie ein rassentheoretisch begründeter Antisemitismus. Als erster akademischer Theologe griff er die These auf, Jesus sei ein Arier gewesen.

    Verstehe, Theologen gehen immer, sind halt die Guten, die man immer zu (!) Weihnachten und vielleicht (auch !) zu Ostern in ihrem Gotteshaus besucht. Man zahlt ihnen sogar Steuern, so gut sind die. Und dann ist der Mann Seeberg ja lange vor dem Holocaust gestorben, kann also nicht dabei gewesensein. Perfektes Alibi, Euer Ehren.

    Berlin: Entscheidung im Streit um den Seebergsteig, Der Tagesspiegel vom 12.12.2002
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/entscheidung-im-streit-um-den-seebergsteig-956095.html

    Die Umbenennung des Seebergsteigs wird heute voraussichtlich in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) CharlottenburgWilmersdorf besiegelt – gegen den Willen der CDU und der meisten Anwohner der Straße in Grunewald. SPD, Grüne, FDP und PDS wollen die Bezeichnung nach Reinhold Seeberg (1859 bis 1935) ändern, weil der Theologe ein Antisemit und „Wegbereiter“ des Nationalsozialismus gewesen sei. Der neue Name Toni-Lessler-Straße soll eine jüdische Pädagogin ehren, die bis 1939 die „Private Waldschule Grunewald“ geleitet hatte.

    Am Dienstagabend stritten darüber ein Dutzend Anwohner mit Bezirksverordneten im Rathaus Wilmersdorf. 74 der rund 100 Anwohner haben schriftlich die Beibehaltung des Straßennamens verlangt. Das Treffen kurz vor der Entscheidung nannten sie eine „Alibi-Veranstaltung“. Zum wiederholten Mal hielten sich Gegner und Befürworter der Umbenennung einige Zitate aus Seebergs Schriften vor, um ihre Standpunkte zu untermauern. Die Anwohner beriefen sich besonders auf den Historiker Günter Brakelmann. Dieser sieht in Seeberg einen „kulturellen Antisemiten“, aber „keinen Vorbereiter des Holocaust“. Zum Ärger von Mario Blochwitz, dem Initiator des Protestschreibens, war Brakelmann nicht zum Treffen eingeladen worden.

    FDP-Fraktionschef Jürgen Dittberner erinnerte daran, dass der Seebergsteig einst Dunckerstraße hieß. Erst 1936 hätten „die Nazis Seeberg aufs Schild gehoben, um den anderen Namen zu tilgen“. Das sei für die FDP der entscheidende Punkt.

    Die CDU erneuerte ihren Vorschlag, den Namen Seebergsteig einfach anders zu deuten: Zusatztafeln sollten auf den Ortsteil Seeberg in Altlandsberg hinweisen, hieß es.

    Verwirrung gab es um die Kosten der Umbenennung. Das Bezirksamt hat 1000 Euro für vier neue Schilder errechnet, jedoch übersehen, dass es acht Schilder gibt. Die CDU kritisierte den finanziellen Aufwand. Zugleich verlangte der CDU-Verordnete Joachim Dannert allerdings, den Anwohnern die Kosten einer Adressenänderung zu erstatten.

    Die Bürger erwägen gerichtliche Schritte. Schon Mitte der 90er Jahre hatten sie gegen einen Umbenennungsbeschluss der BVV geklagt. Nach einer Niederlage vor dem Verwaltungsgericht legten sie Berufung ein – bis die CDU vorübergehend die BVV-Mehrheit gewann und den alten Beschluss kippte. Trotz ihres Streits erklärten Anwohner und Politiker, einen Eklat wie bei der Rückbenennung der Jüdenstraße in Spandau vermeiden zu wollen. CD

    #Berlin #Grunewald #Toni-Lesser-Straße #Seebergsteig #Dunckerstraße #Mitte #Mohrenstraße #Antisemitismus #Straßenumbenennung #Geschichte #Nazis #Straßennamen #Bezirk #Bezirksamt #Bezirksverordnetenversammung #BVV

  • Taxifahrer-Mörder vor Gericht: „Wenn man etwas haben will, dann muss man töten.“
    https://www.taxi-times.com/taxifahrer-moerder-vor-gericht-wenn-man-etwas-haben-will-dann-muss-man-t

    Was lernt ein Mensch bei der Überfahrt des Mittelmeers im Schlauchboot? Was davor? Was danach? Die meisten Menschen bewahren sich Menschlichkeit und Empathie, einige wenige hingegen sind derart geschädigt, dass die erlebten Bedrohungen sie zum lebenslangen Kampf gegen alle treiben.

    2.9.2023 von Axel Rühle - Der Mörder des Berliner Taxifahrers Mustafa A. gibt vor Gericht menschenverachtende Aussagen von sich. Er habe A. getötet, um sich eine Mahlzeit genehmigen zu können. Es hätte jeden anderen treffen können.

    Den Tatvorwurf, einen Taxifahrer in Berlin erstochen zu haben, hatte Hassem B. bei der Polizei ohne Umschweife eingeräumt. Die Beute waren nur zehn Euro, aber mehr wollte er gar nicht unbedingt, denn es reichte für eine Tüte Chips und einen Softdrink. Der 24-Jährige Doppelmörder, der Anfang April in Berlin-Grunewald den Taxifahrer Mustafa A. tötete, offenbarte in seinen Vernehmungen nach der Tat eine erschreckend menschenverachtende Gesinnung, wie nun im Gerichtsprozess bekannt wird, der am Dienstag begonnen hat. Das Abspielen einer Verhör-Aufzeichnung im Gerichtssaal in Berlin-Moabit hat am ersten Verhandlungstag für Entsetzen gesorgt. „Töten ist eine gute Sache“ – dieses Zitat des Angeklagten haben einige Medien in ihre Schlagzeilen genommen.

    Die „Berliner Zeitung“ schreibt von „verstörenden Momenten“, die das Abspielen der Aufzeichnung in der Gerichtsverhandlung bewirkt habe. Im Saal 701 des Berliner Strafgerichts hätten gegen 11 Uhr alle Anwesenden den Atem angehalten. Der Angeklagte sagte gegenüber zwei Polizeibeamten und einem Dolmetscher, Töten sei „eine gute Sache.“ Die Aufzeichnung wurde auf einem großen Bildschirm für Besucher und Prozessbeteiligte abgespielt.

    Die Tat hatte zu Ostern dieses Jahres weit über Berlin hinaus für Entsetzen gesort: Am frühen Morgen des 6. April 2023, Gründonnerstag, war der Beschuldigte am Bahnhof Südkreuz aus Belgien eingetroffen (dort hatte er zwei Tage zuvor bereits gemordet) und hatte sich, nachdem ein erster Taxifahrer ihn aus nicht genannten Gründen abgewiesen hatte, in irgendein anderes Taxi gesetzt – Mustafa A. war ein reines Zufallsopfer. Der schwerverletzte 53-jährige Taxifahrer wurde wenig später von einem Passanten nahe einem Hotel in der Brahmsstraße gefunden. Der Passant leistete sofort Erste Hilfe, doch der Familienvater starb Stunden später im Krankenhaus. Bereits am nächsten Tag wurde B. in Flensburg von der Polizei gefasst.

    Laut Presseberichten erzählte Hassem B. in der Vernehmung von seiner Flucht aus Tunesien im Jahr 2011, als er 13 war. Über die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa habe ihn der Weg nach Frankreich, dann nach Belgien geführt, wo er bis Anfang 2023 lebte. Die Beamten wollten sich die „außergewöhnliche Einstellung“ des Angeklagten gegenüber Menschenleben erklären und fragten ihn nach den Hintergründen seiner Flucht und ob er in Tunesien Opfer von Gewalt geworden war. Auf beide Fragen sagte der Beschuldigte, die Antworten seien „zu privat“.

    Vor Gericht sitzt der Tunesier, der laut „Tagesspiegel“ wegen Diebstahls und weiterer Delikte vorbestraft ist, auf der Anklagebank in einer Glaskabine und schaut das Video seiner Vernehmung schweigend mit an. Seine Verteidigerin hat zu Beginn gesagt, ihr Mandant wolle vorerst nicht aussagen. Die beiden Tötungsdelikte hat er bereits mehrfach gestanden: den Mord an Taxifahrer Mustafa A. und zuvor den an seiner Freundin in Belgien.

    Später im Film erzählt der Angeklagte, er sei nach der ersten Bluttat in Lüttich in den Zug gestiegen. Eigentlich habe er über Dänemark nach Oslo Fahren wollen. Beim Umsteigen auf dem Weg nach Berlin habe er in der Nacht schon versucht, jemanden zu finden. Er hätte am Mittag des Vortages zuletzt etwas gegessen. „Als ich ausgestiegen bin, hatte ich Hunger“, sagt er, „ich wollte jemandem Geld wegnehmen, ihn töten.“ Auf den Straßen habe er allerdings niemanden gefunden, obwohl „jeder“ infrage käme. Um im Zug jemanden nach Geld oder Essen zu fragen, sei er zu stolz gewesen.

    Die Polizeibeamten im Video fragen ihn, nachdem er erzählt hatte, bei Lidl Schuhe gestohlen zu haben, warum er dort nicht auch Bananen oder sonstige Lebensmittel gestohlen hätte, statt einen Menschen umzubringen. Der Angeklagte sagt: „Wenn man etwas haben will, dann muss man töten.“ Kurz vor dem Ende des Videos beschreibt B. die Situation, als der Taxifahrer, dem er das Klappmesser in den Hals gestochen hatte, sich aus dem Fahrzeug geschleppt hatte und er allein im Taxi saß. Er suchte nach Geld und fand nur zehn Euro. Auf die Frage, ob er damit zufrieden gewesen sei, antwortet er: „Es hat gereicht, um meinen Bauch vollzumachen und weiterzufahren.“ Von den zehn Euro habe er sich Chips, „Capri-Sonne“ und einen Kaffee gekauft, bevor er mit dem Zug über Hamburg nach Flensburg fuhr.

    Die ganze Aufzeichnung dauert zweieinhalb Stunden. Am Schluss fragen die Vernehmungsbeamten Hassem B., ob er weiter töten wolle. Er weicht zunächst aus – jetzt sei er ja im Gefängnis. Und danach? „Ich glaube, ich werde es fortsetzen.“ Das Gericht hat angedeutet, Hassem B. könnte in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden. Der nächste Verhandlungstag ist Dienstag, der 5. September. Letzter Verhandlungstag mit Urteilsverkündung soll der 29. September sein.

    #Berlin #Taxi #Kriminalität #Taximord #Brahmsstraße #Grunewald

  • Kolumne Berliner Trüffel, Folge 34: Auf den Spuren einer Plastik ohne Namen
    https://www.tagesspiegel.de/kultur/kolumne-berliner-truffel-folge-34-auf-den-spuren-einer-plastik-ohne-nam

    12.8.2023 von Michael Bienert - Wer schwingt da den Taktstock? Beim Sonntagsradeln zwischen Kiefern und Villen öffnet sich plötzlich ein elliptischer Platz mit gepflegtem Rasen, in der Mitte die Bronzefigur eines Dirigenten. Ihr Sockel trägt keinen Namen, eingemeißelt sind vier Worte: Kunst. Kultur. Wissenschaft. Wirtschaft.

    Drei Alleen münden auf den Platz, vielleicht geben die Straßenschilder einen Hinweis? Der Oberhaardter Weg, steht da, hieß früher Joseph-Joachim Straße, nach dem berühmten Geigenvirtuosen, Komponisten und Gründungsdirektor der Berliner Musikhochschule. Wegen dessen jüdischer Herkunft wurde die Straße 1939 von den Nazis umbenannt.

    Es führen allerdings auch eine #Griegstraße und eine #Nikischstraße auf den Platz mit dem Musiker aus Bronze. Der norwegische Komponist oder der ungarische Maestro könnten auch gemeint sein. Na gut, das Netz wird es schon wissen. Denkste. Googlemaps verzeichnet an der Koordinate ein Grieg-Denkmal. Aber die weitere Recherche führt ins Nichts.

    Auf der Rückseite der Skulptur ist eine Signatur eingeritzt, schwer zu entziffern. Der Versuch mit dem Namen Andrej Irzykowski führt endlich zu einem Suchmaschinentreffer. Ein Bildhauer aus Lünen, dessen Website seit 2008 nicht aktualisiert worden ist. Aber er ruft zurück. Ein Kunstfreund, der aus Lünen in den #Grunewald gezogen sei, habe die Skulptur 2014 in Auftrag gegeben. Nein, sie stelle keine der drei genannten Personen dar, es sei dabei um etwas Universelleres gegangen, ums Dirigieren.

    Der gesenkte Taktstock ist verbogen, jemand hat versucht, ihn abzubrechen. Und ist gescheitert an dem Stahlstab, den der Bildhauer listig drin versteckt hat. Sonst ist die Figur hohl. Jedes Körperteil gibt beim Beklopfen einen anderen Glockenton. Die linke Hand der Figur scheint ein unsichtbares Orchester zu zügeln. Eingefroren in dem Moment, wo Musik in Stille übergeht.

    #Oberhaardter_Weg #Joseph-Joachim-Straße #Nazis #Geschichte #Straßenumbenennung

  • RIAS-Kutte kennt sich aus mit Kurt Pomplun
    http://www.rias1.de/sound4/rias_/kutte/kutte.html

    RIAS Berlin „Kutte kennt sich aus“ (1971-1977) mit Heimatforscher Kurt Pomplun
    „Rundschau am Mittag“ 31.12.1968 Joachim Cadenbach im Interview mit Kurt Pomplun (2:54): Im Juni ist ja die Temperaturen sehr erfreulich, auch wenn Napoleon behauptet hat, der deutsche Sommer ist ein grün angestrichner Winter.

    http://www.rias1.de/sound4/rias_/rundschau/rundschau/681231_rias_aktuell_rundschau_am_mittag_joachim_cadenbach_interview_kurt_pompl
    Auf der Seite können sie die Folgen 1 bis 127 hören.

    Kurt Pomplun – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Pomplun

    Kurt Pomplun (* 29. Juli 1910 in Schöneberg; † 5. August 1977 in Berlin) war ein deutscher Heimatforscher. Er publizierte Werke zur Geschichte Berlins und Brandenburgs, seiner Mundart und mündlich überlieferten Märchen und Sagen.
    ...
    Pomplun beantragte am 27. Dezember 1937 die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 5.585.940).[1] Bereits 1933 war er der SS beigetreten, in der er es mindestens bis zum Hauptscharführer brachte.
    ...
    Im Alter von 67 Jahren verstarb Kurt Pomplun am 5. August 1977 während einer Diskussion in der Schöneberger Buchhandlung Elwert und Meurer an Herzversagen.

    #Albrechts_Teerofen #Alte_Berliner_Bahnhöfe #Amüsement #Ärzte #Bänkelsänger #Berlin #Strand_und_Freibäder #Berlin-Museum #Bernau #Biesdorf #Britz #Britz #Brücken #Brunnen #BVG-Museum #Cafes #Dahlem #Dampferfahrten #Düppel #Eisenbahn-Nahverkehr #Fasching #Filmmetropole #Friedenau #Fronau #Gartenlokale #Gassenhauer #Gatow #Geschichte #Groß-Berlin #Gründerzeit #Grunewaldseen #Häfen #Hansaviertel #Havelland #Heiligensee #Hohenschönhausen #Humor #IFA #Inseln #Jagdschloß_Grunewald #Kaulsdorf #Kladow #Klein-Glienicke #Klein-Machnow #Kneipen #Kohlhasenbrück #Kolonie_Grunewald #Köpenick #Krankenhäuser #Kurfürstendamm #Lankwitz #Leierkastenmänner #Lichtenrade #Lichterfelde #Lietzensee #Lübars #Mahlsdorf #Maibräuche #Marienfelde #Märkisches_Museum #Märkisches_Viertel #Moabit #Nikolassee #Operetten #Operetten #Pankow #Parks #Pfaueninsel #Pichelsdorf #Post-Museum #Potsdam #Potsdamer_Platz #Radio #Rauchfangswerder #RIAS #Rixdorf #Rote_Insel #Rundfunk #Sagen #SansSouci #Schloß_Charlottenburg #Schloßpark_Charlottenburg #Schmargendorf #Schmökwitz #Schöneberg #Schönow #Siemensstadt #Spandau #Spielzeug #Sport #Spreewald #Springer-Haus #Staaken #Stansdorf #Steglitz #Steinstücken #Stralau #Südende #Tegel #Tegelersee #Tempelhof #Theater #Theater #Tiergarten #Treptow #Turnen #Unter_den_Linden #Volks-Theater #Wannsee #Wedding #Weihnachten #Weinstadt_Berlin #Weißensee #Westend #Wilmersdorf #Wintergarten #Scala #Wintersport #Zeitungswesen #Zitadelle_Spandau #Zoo #Zoologischer_Garten

  • Berlin: Toter im #Halensee entdeckt
    https://www.berliner-zeitung.de/news/berlin-toter-im-halensee-entdeckt-li.357557

    Der gefährlichste See Berlins wenn man nach der Anzahl der Toten im laufenden Jahr geht.

    9.6.2023 - Aus dem Halensee in Berlin ist am Freitag eine Leiche geborgen worden. Das teilte der Lagedienst der Polizei am Abend auf Anfrage mit. Demnach prüft die Polizei nun, ob es sich bei dem Toten um einen seit Donnerstag vermissten Mann handelt. Nach ihm war an dem See zunächst vergeblich gesucht worden. Eine Person habe die Leiche beim Baden entdeckt.

    Erst am Mittwoch war ein lebloser Mensch aus dem Halensee gerettet worden. Polizeibeamte zogen die Person aus dem Wasser begannen mit der Reanimation. Der Patient wurde mit Notarztbegleitung in eine Klinik gebracht. Auch in diesem Fall kam der Hinweis auf die leblose Person im Wasser von Badegästen.

    #Berlin #Chrlottenburg-Wilmersdorf #Grunewald #Gewässer #Badeunfall

  • Neukölln: Sag einfach nichts.
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/kriminelle-wochenueberblick-63-jaehriger-sticht-auf-mann-in-hellers

    Autofahren in Berlin? Na klar, Scheiben hoch, Knöppchen runter und am besten die Abschließautmatik aktiviert. Kupplung treten, Gang rein, anfahren, KLACK macht die Zentralverriegelung. Dann ist man auch in Neukölln völlig sicher unterwegs.

    Die junge Dame auf dem Foto hat damit garnichts zu tun. Die tut niemand weh. Ist nur angeblich in irgendwelche Grunewaldvillen eingestiegen und hat sich aus Versehen filmen lassen. Bitte nicht denunzieren, die macht auch nur ihre Arbeit.

    22.4.2023 von Andreas Kopietz - Mit dem falschen Milieu legte sich ein autofahrendes Ehepaar in Neukölln an. An der Kreuzung Spremberger/Schinkestraße wurde es am Dienstag am Abbiegen gehindert, weil in zweiter Reihe ein Auto stand, dessen Fahrer sich mit einem anderen Mann unterhielt. Der 55-jährige Ehegatte sprach sie darauf an, worauf sie angepöbelt wurden. Der Mann auf der Straße trat gegen das Auto des Ehepaars, zerrte den 55-Jährigen vom Beifahrersitz aus dem Wagen und schlug ihm mehrmals mit Fäusten ins Gesicht. Aus umliegenden Häusern kamen nun weitere Männer hinzu und griffen auch die 51-jährige Ehefrau an. Das Ehepaar wurde von alarmierten Rettungskräften in ein Krankenhaus gebracht, wo ihre Schwellungen und Platzwunden im Gesicht behandelt wurden.

    #Berlin #Grunewald #Neukölln #Spremberger-Straße #Schinkestraße #Gewalttat #Verkehr

  • Getöteter Taxifahrer in Berlin: Verdächtiger war bereits wegen Tötungsdelikt in Belgien flüchtig
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/04/schweigeminute-spendensammlung-fuer-getoeteten-taxifahrer-berlin.html

    11.4.2023 von P. Höppner - Im Fall des niedergestochenen Taxifahrers in Berlin-Grunewald gibt es neue Details über den mutmaßlichen Täter: Der 24-Jährige war bereits wegen eines Tötungsdelikts in Belgien auf der Flucht, die belgische Justiz hat seine Auslieferung beantragt.

    Mutmaßlicher Täter war bereits wegen Tötungsdelikt in Belgien auf Flucht
    Spendenaktion für Familie des Taxifahrers bei Film-Premiere
    Schweigeminute abgehalten
    Taxifahrer fahren mit Trauerflor am Fahrzeug

    Der Verdächtige im Fall des getöteten Taxifahrers in Berlin soll bereits wegen eines anderen Tötungsdelikts in Belgien auf der Flucht gewesen sein. Gegen den 24-Jährigen sei bei der Kölner Generalstaatsanwaltschaft ein Auslieferungsverfahren anhängig, sagte ein Behördensprecher am Dienstag.

    Ein 49-jährige Berliner Taxifahrer war am Donnerstagmorgen nach einer Messerattacke im Berliner Villenviertel Grunewald gestorben. Ein Passant hatte ihn gefunden. Zeugen versuchten noch, den Mann zu retten. Der Taxifahrer starb jedoch im Krankenhaus.

    Der Verdächtige befindet sich laut Berliner Staatsanwaltschaft seit vergangenem Samstag in Schleswig-Holstein in Untersuchungshaft. Von der Flensburger Justiz hieß es am Dienstag, der 24-Jährige sei nach einer Anordnung des Amtsgerichts Flensburg festgenommen worden. Dies erfolgte im Zusammenhang mit dem Auslieferungsverfahren, das bei der Kölner Justiz läuft, wie es hieß. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur soll der 24-Jährige am 4. April in Belgien seine Lebensgefährtin umgebracht haben und geflohen sein.
    Tötungsdelikt in Berlin hat Vorrang für deutsche Justiz

    Parallel ist der 24-Jährige von den Ermittlern in Berlin als Verdächtiger im Fall des getöteten Taxifahrers identifiziert worden. Die Staatsanwaltschaft Berlin will nun nach Angaben eines Sprechers einen weiteren Haftbefehl gegen den Mann beantragen, damit er nach Berlin überstellt wird.

    „Unser Verfahren wird dann in den Hintergrund treten“, erklärte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Köln. Zunächst müssten die Vorwürfe der Berliner Staatsanwaltschaft geklärt werden, bevor das Auslieferungsersuchen aus Belgien weiter geprüft werden könne.

    Schweigeminute und Spendenaktion für Taxifahrer

    Am Dienstagabend wurde im Cinema Paris eine schon länger geplante Vorführung des französischen Films „Im Taxi mit Madeleine“ zur Erinnerung an den 49-Jährigen genutzt. Unter anderem gab es eine Schweigeminute. Von Seiten des Kinos hieß es, dass knapp 200 Menschen teilnahmen.

    Es wurde dazu aufgerufen, für die Hinterbliebenen des Getöteten zu spenden. Zugesagt seien bisher 5.000 Euro vom Gustav-Hartmann-Unterstützungsverein und 20.000 Euro von der Taxistiftung-Deutschland. Das Unternehmen Taxi Berlin will nach Angaben des Geschäftsführers 5.400 Euro spenden.

    Zuvor hatte die Berliner Taxi-Innung angekündigt, der Familie des Taxifahrers mit einer Spendenaktion zu helfen. Taxifahrerinnen und Taxifahrer würden auch mit Trauerflor an ihren Fahrzeugen an das Opfer erinnern, sagte der Vorsitzende der Berliner Taxi-Innung, Leszek Nadolski, am Dienstag der rbb24 Abendschau.

    Sendung: rbb24 Inforadio, 11.04.2023, 16:00 Uhr

    #Berlin #Charlottenburg-Wilmersdorf #Grunewald #Brahmsstraße #Kurfürstendamm #Kino #Taxi #Arbeit #Kriminalität

  • Haftbefehl nach tödlicher Messerattacke auf Taxifahrer
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/04/berlin-taxifahrer-tot-messerattacke-haftbefehl-grunewald.html


    Mitarbeiter der Berliner Polizei steht vor einem Taxi in Berlin-Grunewald in dem es zu einer tödlichen Messerattacke kam

    13.4.2023 von Natascha Gutschmidt - Berlin-Grunewald - Haftbefehl nach tödlicher Messerattacke auf Taxifahrer

    Eine Woche nach der tödlichen Messerattacke auf einen Taxifahrer im Berliner Grunewald hat das Amtsgericht Flensburg Haftbefehl wegen Totschlags gegen einen 24-Jährigen erlassen.

    Das Gericht sei damit dem Antrag der Berliner Staatsanwaltschaft gefolgt, teilte ein Sprecher am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. Der Beschuldigte solle nun nach Berlin überstellt werden. Der Mann war am vergangenen Samstag in Schleswig-Holstein festgenommen worden und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.

    Verdächtiger war bereits wegen anderem Delikt flüchtig

    Hintergrund war zunächst ein Auslieferungsverfahren wegen eines anderen Tötungsdelikts, das bei der Generalstaatsanwaltschaft Köln anhängig ist. Der Mann soll am 4. April seine Lebensgefährtin in Belgien getötet haben und nach Deutschland geflohen sein. Am 6. April soll er dann in Berlin den 49 Jahre alten Taxifahrer getötet haben.

    Das Opfer war von einem Passanten im Grunewald gefunden worden. Zeugen versuchten noch, den Mann zu retten. Der Taxifahrer starb jedoch im Krankenhaus. Die Familie hat am Donnerstag bei einer Beerdigungszeremonie in der Sehitlik-Moschee in Berlin-Neukölln Abschied von ihm genommen. Bestattet werden soll der Vater eines 14-jährigen Sohnes und einer 22 Jahre alten Tochter in seinem Heimatdorf am Schwarzen Meer, wie seine Nichte sagte.

    Sendung: rbb24 Abendschau, 13.04.2023, 19:30 Uhr

    #Berlin #Charlottenburg-Wilmersdorf #Grunewald #Brahmsstraße #Taxi #Arbeit #Kriminalität

  • Ist die Zeit reif für eine David-Bowie-Straße?
    https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ist-die-zeit-reif-fuer-eine-david-bowie-strasse-17162585.html

    25.01.2021 von Tobias Rüther - Im Januar vor fünf Jahren ist David Bowie gestorben. Schnell war damals unter seinen Fans die Idee entstanden, jene Hauptstraße im Berliner Stadtteil Schöneberg, wo der englische Popkünstler Mitte der siebziger Jahre gewohnt hatte, in „David-Bowie-Straße“ umzubenennen. Dagegen sprach damals noch die Rechtslage: Fünf Jahre müssen zwischen dem Tod und solch einer Umbenennung liegen. Und vielleicht auch, dass die Hauptstraße 155 dann ja nicht mehr Hauptstraße 155 hieße: eine Adresse, die genau wie die Kreuzung Haight Ashbury in San Francisco, Fixpunkt der Hippies, zum Synonym geworden ist für eine Konstellation der Kulturgeschichte.

    David Bowie hat zwar nicht lange in der Hauptstraße 155 gewohnt. Aber doch lang genug, um in dieser Zeit zwischen 1976 und 1978 körperlich und künstlerisch durchzupusten, die Popmusik mit komischen elektronischen Geräuschen zu verändern und der Stadt ein bisschen Starpower zu hinterlassen.

    Beide zehren bis heute davon. Beiden, Bowie wie Berlin, ist eigentlich erst später so richtig klargeworden, wie viel mythisches Potential in dieser Anekdote steckte: ein berühmter Popstar in einer geteilten Stadt. Bowie hat gern davon erzählt und sich in seinen letzten Lebensjahren selbst als Berliner besungen (auf den Platten, die er damals im Hansa Studio aufnahm, kam Berlin wortwörtlich noch nicht vor, selbst in der Mauerhymne „Heroes“ nicht).

    Seine Hauptstraße 155 wiederum ist heute eine feste Adresse bei Stadtführungen. Dort hatte der Regierende Bürgermeister Müller ein Dreivierteljahr nach Bowies Tod eine Gedenktafel enthüllt. Die war dann kurz darauf wieder verschwunden und musste ersetzt werden – was lustigerweise genauso zum Kunstdieb Bowie passt, der sich permanent bei anderen Genres bediente, wie zu Berlin, wo Kopien von Gewesenem oder gleich ganz Verlorenes noch immer am liebsten angebetet werden.

    Den Wunsch der Fans, einen Teil der vierspurigen, bezirksverbindenden Hauptstraße nach Bowie umzubenennen, hatte dann 2017 auch eine Schöneberger Politikerin der Grünen aufgegriffen, Catherina Pieroth, und schon damals wurde diskutiert, ob es nicht auch ein Platz in der Nähe von Bowies alter Wohnung sein könnte.

    Genau das hat jetzt die CDU von Tempelhof und Schöneberg gefordert: Sie schlägt nicht den nahen Kaiser-Wilhelm-Platz vor, sondern die noch nähere und namenlose Kreuzung, an der auch der U-Bahnhof Kleistpark liegt. „David-Bowie-Platz“: Weil fünf Jahre seit dem Tod verstrichen sind, wäre das tatsächlich möglich, nur hatte sich Berlin eigentlich vorgenommen, vorerst nur Frauen so zu beehren.

    In diesen fünf Jahren hat zudem die #MeToo-Bewegung dafür gesorgt, dass man sich endlich genauer anschaut, wie sich Geniekult und das Herunterspielen von sexuellem Missbrauch zueinander verhalten. Bowie und seine minderjährigen Groupies, dieses Kapitel seines Lebens nicht als Geschichte von Kavaliersdelikten oder Rock-’n’-Roll-Legende abzutun, sondern aufzuarbeiten wäre der erste Schritt. Danach kann man dann ja weiter diskutieren, ob man einen Heldenplatz für Bowie in Berlin braucht. Lieder davon kann man nämlich seit langem singen. Bowie hat sie selbst geschrieben.

    #Berlin #Schöneberg #Hauptstraße #Grunewaldstraße #Langenscheidtstraße #Musik #Geschichte #Straßenumbenennung

  • Diese Kreuzung in Schöneberg könnte bald David-Bowie-Platz heißen - BERLINER ABENDBLATT
    https://abendblatt-berlin.de/2021/01/23/diese-kreuzung-in-schoeneberg-koennte-bald-david-bowie-platz-heiss

    Fünf Jahre nach dem Tod von David Bowie stellt die CDU-Fraktion Tempelhof-Schönebergs einen Antrag zur Umbenennung einer Kreuzung. Fortan soll sie David-Bowie-Platz heißen. Doch die Frauenquote könnte das Unterfangen schwierig gestalten.

    Der Todestag von Rock- und Poplegende David Bowie jährte sich am 10. Januar zum zehnten Mal. Nun steht die Überlegung im Raum, eine Berliner Kreuzung am Heinrich-Von-Kleist-Park in Schöneberg zu seinen Ehren umzubenennen. Die Kreuzung liegt zwischen der Grunewald-, Langenscheidt- und Hauptstraße und soll zukünftig den Namen #David-Bowie-Platz tragen. Das möchte jedenfalls die CDU.

    Verbindung zwischen Musiker und der Stadt ehren
    Die CDU Tempelhof-Schöneberg will diese Kreuzung am U-Bahnhof Kleistpark umbenennen, um die Beziehung des verstorbenen Musikers zu Berlin zu ehren. Laut Süddeutscher Zeitung wollen die Christdemokraten im Bezirksparlament am kommenden Mittwoch einen Prüfauftrag zur Umbenennung einbringen.

    Doch ist das Unterfangen nicht ganz einfach. Denn es gilt, bei der Umbenennung die Geschlechterquote einzubeziehen. Das bedeutet: In diesem Fall ist eine weibliche Namensgeberin vorrangig. Zusätzlich ist nicht jeder Anwohner Fan des britischen Sängers und somit Fürsprecher für diesen Namen. Dass im Jahr 2015 die Anschuldigung auftauchte, dass David Bowie Sex mit Minderjährigen unterstellt wurde, macht die Sache nicht einfacher. Wenngleich der Vorwurf keine Bestätigung fand. 

    Gedenktafel für Bowie

    Bereits einige Monate nach seinem Tod wurde am Wohnhaus der #Hauptstraße 155 im Bezirk #Tempelhof-Schöneberg eine Gedenktafel aufgehängt. Denn dort hatte der Musiker von 1976 bis 1978 gewohnt. Er suchte in Schöneberg Erholung und Normalität. Die fand er dort offensichtlich auch. Im Jahr 2002 soll David Bowie in einem Interview gesagt haben: „Nach vielen Jahren, die ich quasi unter Hochdruck in den USA gelebt hatte, war das entspannend für mich, in eine Stadt zu kommen, wo man relativ wenig Notiz von mir nahm.“

    Doch nicht nur der Anonymität wegen zog der Brite nach Berlin. Auch erklärte er in dem Interview, wie der „deutsche Zeitgeist“ Einfluss auf seine Musik nahm. Neben dem Klassiker „Heroes“, der im Jahr 1977 erschien, sind noch einige andere Songs seines gleichnamigen Albums in der Stadt entstanden. Genauso veröffentlichte er jedoch die Studioalben STATION TO STATION (1976) und LOW (1977) in seiner Zeit in Berlin.

    Datum: 23. Januar, Text: ast

    #Berlin #Grunewaldstraße #Langenscheidtstraße #Musik #Geschichte #Straßenumbenennung

  • Navarro | FELDMARK
    http://lili.de/u/o1mv8


    Deutsche Bank et Opus Dei vont bien ensemble.

    Navarro-Valls: „Wäre ich Deutscher, ich wäre sehr stolz auf diesen Papst“
    Päpste der Moderne

    Joaquín Navarro Valls, Leiter des Presseamtes des Heiligen Stuhls von 1984-2006 - sprach im Atrium der Deutschen Bank über das Thema „Päpste der Moderne“.

    ▶︎ Wir erinnern uns an dieses Bild: Ein schon gebückter Papst Johannes Paul II. geht an der Seite von Helmut Kohl durch das Brandenburger Tor. Das war sieben Jahre nach dem Fall der Mauer. So lange wollte der Papst warten. Es sollte kein Triumph sein, nur eine Sehnsucht erfüllt.
    ▶︎ Durch den danebenliegenden kleineren Torbogen ging der damalige Pressesprecher des Papstes, Joaquin Navarro-Valls: „Johannes Paul wollte extra diese Schritte frei gehen, ohne seinen Stock. Daher mußte ihn der Kanzler stützen“, sagte Navarro am Montag, 9. März, in Berlin. Vor gut 500 Gästen sprach er im Atrium der Deutschen Bank über „Päpste der Moderne“. Eingeladen hatte das Feldmark-Forum, eine Initiative von Freunden des Opus Dei in der Hauptstadt.
    ▶︎ Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Über Worte und Bilder ging es an diesem Abend. Denn unsere Worte, unsere Begriffe sind nicht mehr eindeutig, so die erste These Navarros. Das habe Johannes Paul gesehen. Gott, Ewiges Leben, Gewissen, Seele, Ehe, Familie, Sexualität, - die Schlüsselbegriffe menschlicher Existenz sagen nicht mehr allen Menschen dasselbe. Damit fehlt ein gemeinsames Begriffsystem, ein gemeinsames Wörterbuch.
    ▶︎ Dieser Herausforderung hat sich der Philosoph Johannes Paul gestellt. In 13 Rundschreiben versuchte er zu erklären, warum Gott der Bezugspunkt für den Menschen ist. Denn wenn Gott irrelevant ist, wird der Mensch zum Bezugspunkt seiner selbst. Das Ergebnis ist ein großes Fragezeichen.
    Ich muss überzeugt sein
    ▶︎ Daher also die grundsätzliche Begriffsklärung Johannes Pauls. Wobei philosophische Klärung eine Sache, wirkliches Verstehen mit Kopf und Herz eine andere Sache ist. Um wirklich verstehen zu können, muß ich überzeugt sein von der Glaubwürdigkeit dessen, der mit mir spricht. Deswegen sprach der Papst mit den Menschen. Nicht nur zu ihnen.
    ▶︎ „Heiliger Vater, warum reist du so viel woandershin?“ wollte ein römischer Steppke bei einem Besuch in einer Vorortpfarrei wissen. „Weil die Menschen woanders andere Probleme haben als du!“ war die Antwort. Der Papst war sich bewußt, daß er in den anderen Kulturen präsent sein mußte, um zu verstehen und um verstanden zu werden.
    ▶︎ Nicht jeder liest Enzykliken. Aber die 14. Enzyklika, die habe jeder Mensch jeden Glaubens oder Unglaubens sofort verstanden. Die Begegnung des noch kaum genesenen Papstes mit seinem Attentäter: Das sei, so Navarro, die 14. Enzyklika gewesen.
    Die Kugel wurde gelenkt
    ▶︎ Also wieder ein Bild, das um die Welt geht. Die Botschaft braucht keine Worte: Versöhnung. - Ali Agca sei ein wundersamer Mensch. Zunächst habe er nicht verstehen können, daß er, ein geübter Schütze, aus dieser kurzen Entfernung den Papst nicht getötet habe. Dann hat er im Gefängnis aus den Zeitungen von Fatima gelesen: Die Jungfrau Maria ist den Seherkindern zuerst an einem 13. Mai erschienen.
    ▶︎ Als irgendwie gläubiger Muslim macht er sich seinen Reim darauf. Agcas Schluß: Er habe den Papst gar nicht an diesem 13. Mai töten können. Die Vorsehung habe es anders gewollt.
    ▶︎ Dieser Herausforderung hat sich der Philosoph Johannes Paul gestellt. In 13 Rundschreiben versuchte er zu erklären, warum Gott der Bezugspunkt für den Menschen ist. Denn wenn Gott irrelevant ist, wird der Mensch zum Bezugspunkt seiner selbst. Das Ergebnis ist ein großes Fragezeichen.
    ▶︎ Als Agca noch erfährt, daß die Nonne, die ihm in die Quere lief, damit er von den Sicherheitsleuten festgenommen werden konnte, Fatima hieß, ist (auch) er vollends überzeugt: Die Kugel wurde gelenkt.
    ▶︎ Das Bild ist die Botschaft. Die beiden letzten Päpste beweisen, so Navarros zweite These, daß Begriffe nur überkommen, wenn sie visualisiert werden. Wir leben in Bildern.
    ▶︎ Beim Weltjugendtag in Köln kam Papst Benedikt im Köln-Düsseldorfer Dampfer den Rhein hinunter. Hunderttausende Jugendliche standen in mehreren Reihen hintereinander im Wasser und grüßten ihn begeistert. Der Denker Ratzinger blieb nachdenklich: „Das ist die Theologie des Papsttums“, wisperte er einem Bischof neben ihm zu. Als wolle er sagen: Der Beifall kann doch nicht mir gelten. Er gilt Petrus. Er gilt dem Charisma des Papsttums.
    ▶︎ Diese öffentlichen Begegnungen zeigen zugleich: Die faktische Wirklichkeit ist eine überzeugendere als die virtuelle.
    Warum kann das Bild eine solche Glaubenshilfe sein?
    ▶︎ Der Christ ist jemand, der so lebt, daß seine Worte und sein Tun eine Einheit bilden: Mit seinem Leben zeigt er die Wahrheit dessen, was er glaubt.
    ▶︎ Johannes Paul prägte im ausgehenden 20. Jahrhundert einige der stärksten Symbolbilder der Epoche. Er schuf mit seinen Gesten eine Bildsprache. Die transportierte einen Inhalt, der mit Worten allein nicht zu vermitteln gewesen wäre. Wir sehen, wie der Papst durch das Brandenburger Tor geht, wie er mit dem Bischofsstab den Takt beim Weltjugendtag schlägt, wie er vergnügt mitsummt, wie er als kräftiger junger Papst den Indiojungen hochhebt, wie ihm als vom Tod Gezeichnetem an seinem Fenster die Worte wegbleiben - und wie die Fernsehbilder keine Worte mehr brauchen.
    ▶︎ An Kraft, Authentizität und Wirksamkeit übertrafen diese Gesten und Bilder von Papst Johannes Paul II. alle denkbaren Worte.
    ▶︎ Im selben Kontext sieht Navarro die Bilder vom ersten deutschen Papst der Moderne in Auschwitz und Birkenau im Mai 2006. Deswegen ist es für ihn unverständlich, daß jemand Zweifel hegen kann an Benedikts Haltung zum jüdischen Volk und zur unendlichen Tragödie der Shoa. Navarro-Valls wörtlich: „Wäre ich Deutscher, ich wäre sehr stolz auf diesen Papst!“
    Das Papsttum aktualisieren
    ▶︎ Navarro-Valls kam zu seiner dritten These: Johannes Paul II. hat auf eine zuvor unvorstellbare Art das Papsttums aktualisiert.
    ▶︎ Und zwar wieder über die Bilder: Der Papst im Kanu, der Papst spielt Fußball. Bis zum Ende zeigte er sich als Mensch, der mit einer großen inneren Freiheit tut, was er liebt und was er für richtig hält. Er spielt keine Rolle. Er sagt das, von dem er meint, daß es ein Papst heute sagen muß.
    ▶︎ Johannes Paul sagte seinem Sprecher einmal, daß „früher die Leute zum Pfarrer kamen. Aber heute muß der Pfarrer zu den Leuten hingehen.“ Damit habe der Papst nicht ein Faktum anerkennen wollen. Er habe es selbst vorgelebt: Alle sieben Sakramente hat der Papst gespendet, jedes Jahr hat er getauft und Beichte gehört.
    ▶︎ Mit seinen Reisen hat er eine Evangelisierung betrieben, die die Art der Ausübung des päpstlichen Amtes neu gestaltet hat. Er hat an seinem einzigen freien Tag die römischen Pfarreien besucht.
    ▶︎ Mit seinem entschlossenen persönlichen Vorbild hat er gezeigt: Der Papst versucht nicht in einer Kirche in Krise zu überleben. Das Papsttum ist vielmehr das Zentrum, von dem die apostolische Sendung der Christen in die ganze Welt ausstrahlt.
    Die Medien: Risiko
    ▶︎ Diese institutionelle Aktualisierung wird besonders deutlich im Umgang des Papstes mit den Medien. Der Papst ging so persönlich und systematisch auf die Journalisten zu wie keiner seiner Vorgänger. Das fing auf seiner ersten Mexiko-Reise 1979 an. Niemand im Flugzeug, weder Journalisten noch Entourage rechnete damit. Der Papst kam einfach nach vorne und gab Rede und Antwort, in sechs Sprachen. - Als das bei den nächsten Reisen immer häufiger vorkam, versuchten ihn einige Leute seiner Umgebung davon abzubringen: Das Risiko sei doch zu groß bei diesem informellen Austausch. Der Hl. Vater ließ sich nicht beirren und blieb bei dieser radikalen Innovation.
    ▶︎ Solche direkten Treffen mit Journalisten erwiesen sich als ein effizientes Mittel, um mit der öffentlichen Meinung in der ganzen Welt zu kommunizieren. Wir hatten - so Navarro-Valls - es also nicht mit einem Papsttum zu tun, bei dem bei besonderen Gelegenheiten irgend etwas auf Kassette aufgezeichnet wurde, wie bei seinen Vorgängern. Vielmehr ließ sich der Papst auf die Dialektik des modernen Journalismus ein. Er akzeptierte die Regeln, um seine christlichen Werte zu transportieren.
    ▶︎ Ganz ähnlich haben beide Päpste bei ihren Publikationen gehandelt. Bis dahin hatte ein Papst nur lehramtliche Dokumente geschrieben. Johannes Paul II. und Benedikt schrieben auch Bücher, die an Gläubige und Ungläubige gerichtet waren und die man normal in den Buchhandlungen kaufen konnte.
    ▶︎ Navarro zeigte sich besonders berührt von Benedikts Bemerkung im Vorwort von „Jesus von Nazareth“: „Dieses Buch ist in keiner Weise ein lehramtlicher Akt, sondern einzig Ausdruck meines persönlichen Suchens nach dem ´Angesicht des Herrn´ (vgl. Ps 27,8).“
    Noch kein Ende
    ▶︎ Natürlich war mit diesem analytischen Vortrag der Abend noch nicht zu Ende. Ob er denn der einzige in Europa sei, der nichts von den Vorgängen der letzten Wochen gehört habe, wollte ein Ministerialbeamter wissen. Um dann fast flehentlich zu bitten: „Nun sagen sie uns doch bitte, wie wir in unserer Umgebung die Kirche verteidigen können!“
    ▶︎ Navarro antwortete so ernst wie unerwartet: „Beten wir hier wirklich viel für den Papst?“ Zudem gelte: „Es gibt Momente, in denen man mit bestimmten Informationen der Medien kritisch umgehen muß.“ Im übrigen sehe er die Situation nicht so dramatisch.
    ▶︎ Dazu paßte die scheinbar harmloseste Frage des Abends. Der Berliner Publizist Ingo Langner wollte wissen: „In welchem Land versteht man am besten, daß die Katholische Kirche eine Weltkirche ist?“ - Antwort: „Mich haben die Menschen in Guinea-Bissau beeindruckt. Sie gingen davon aus, daß der Papst eine Wirklichkeit vertritt, die sie selbst übersteigt. Die Gemeinschaft der Heiligen dort existiert!“ Der Rest der klugen Antwort ging im allgemeinen Schmunzeln und zustimmenden Lachen unter. Ein Besucher kommentierte: „Ich bin seit fünf Jahren auf vielen Veranstaltungen in Berlin. Nirgendwo kommt man so entspannt auf so hohem Niveau mit Menschen ins Gespräch.“

    #Allemagne #Berlin #Grunewald #Bismarckallee #Bismarckplatz #catholicisme #Opus_Dei #banques #Taxi

  • Berlin-Steglitz: Getreten und geschlagen: Raubüberfall auf Jugendlichen - Polizei & Justiz - Berlin - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/berlin-steglitz-getreten-und-geschlagen-raubueberfall-auf-jugendlichen/22931272.html

    Bei einem Raubüberfall in Steglitz am Sonntagabend wurde ein 16-Jähriger leicht verletzt. Das Opfer soll um 18:30 Uhr in einem Park in der Grunewaldstraße auf Freunde gewartet haben. Drei Unbekannte fragten ihn nach Zigaretten. Während er Tabak und Papier teilte, entwendete einer der Täter sein Handy aus einer Hosentasche. Als der 16-Jährige dies zurückforderte, verlangten die Jugendlichen im Gegenzug dessen Kette und wollten in seine Tasche sehen.

    Er weigerte sich und wurde daraufhin gegen den Bauch getreten. Die Täter drohten ihm und nahmen sich Geld, Wertgegenstände und Kette. Sie gaben aber das Handy zurück. Bevor sie flohen, schlug ein Täter dem Opfer ins Gesicht. Die Ermittlungen laufen.

    #Berlin #Steglitz #Kriminalität #Grunewaldstraße #Schwartzsche_Villa

  • Berliner Spätis: Eine Nacht im Zwischenreich der Zivilisation - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/berliner-spaetis-eine-nacht-im-zwischenreich-der-zivilisation/22859298.html

    Das häßlichste Wort der Nachwendezeit heißt Späti . Schreiben will man ihn nicht, diesen verballhornten Bürokratenbegriff und erst Recht nicht in den Mund nehmen, diese Verniedlichung einer sozialen Katastrophe. Muß aber sein. Denn nur Indien kann Ausbeutung noch besser. Die Rund-um-die-Uhr-Läden Berlins sind Inkarnation einer ausbeuterischen Dienstleistungsgesellschaft. Dienstleistungsgeselschaft, das ist wenn Du auf der Straße stirbst, zur Strafe. Weil Du Dich der Ausbeutung verweigerst, Du Unberührbarer. Selber schuld.

    In Berlin ist das nicht ganz so schlimm. Hier arbeitet nur jeder Späti-Mitarbeiter an der Zerstörung und Abschaffung der Rechte mit, die ihn schützen sollen. Mindestlohngesetz? Schade eijentlich, abba wat sollt. Arbeitszeitgesetz? Wer’ick entlassen, wennik dit Wort ausspreche. Gesetz über den Ladenschluß? Nie jehört. Betriebsrat? Watt’n’dit? Kündigungsschutz? Sollet bei Senatens jehm. Krankengeld? Binnick krank ej?

    Junge Menschen leben am liebsten unbeschwert. Voll Kraft lieben sie nächtliche Begegnungen in lauen Sommernächten, Menschen aus aller Welt im freundlichen Gespräch, Freiheit nach Feierabend. Allet jut. Aber weshalb braucht man dazu tausende von Orten, wo der Wunsch nach Freiheit mißbraucht und Rechtlosigkeit durchgesetzt wird, die sich wie ein Krebsgeschwür in alle anderen Bereiche der Gesellschaft frißt?

    Nächtlicher Alkoholverkauf nur in Gaststätten wäre nicht schlecht. Da wird auch beschissen und ausgebeutet, aber nicht ganz so ungestört. Es bleibt dabei: Ein Regelarbeitsverhältnis mit Kündigungsschutz, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Renten- und Krankenversicherung, im Notfall Unterstützungsleistungen der Berufsgenossenschaft und einer Steuerkarte ist langweilig. No risk no fun , sagt man. Aber alt wird man, wenn man eins hat. Kann fröhlichen Kindern und Enkelkindern beim Aufwachsen zusehen. Kann sich eine eigene Wohnung leisten. Kann man alles nicht, wenn man kein Regelarbeitsverhältnis hat. Und es stirbt früher, wer keins hat.

    Wir sterben an der eigenen Freiheit, aber meist merkt man das zu spät. Da kann der TSP-Schreiber ein noch so schönes Hohelied des Nachtschuppens singen, bevor ick darin einstimme, muss der mir erst einmal erklären, wie er für gute Bezahlung und soziale Absicherung aller Späti-Arbeiterinnen und Arbeiter sorgen will. Kann er nicht. Und deshalb ist der Artikel unverantwortlich. Da verarscht einer in seiner schicken Redaktionsstube die armen Säue, denen man keine Chance gibt. Die Dinger gehörn geschlossen. Punkt.

    Wir Kutscher liefern gerne Bier und Currywurst zur Geisterstunde aus der Kneipe ins Puff und zu Ihn’ nach Hause. Jeht allet, ist legal, und kostet nich’ de Welt.

    Nachsatz - sie sind schon schön, die lauen Sommernächte. Das Gefühl von Freiheit, Toleranz und verkauft sich gut, Berlin zieht die Massen. Allet schön. Gut beschrieben, lesenswert. Wie kann man’s besser machen?
    Bestimmt geht’s noch besser, wenn alle fröhlich Feierabend machen, und nur für fette Zuschläge den Nacht-Malocher geben.
    Geht nicht ohne Gesetze und auch nicht ohne einen, der sie durchsetzt. Irgendwo ist Ende mit dem Spaß.

    Berliner sind Grillen, die im Sommer draußen singen und im Winter keine Vorräte haben. Manchmal ist auch schon am Sonntag nichts mehr da. Dann ist es gut, wenn es den Späti gibt. Knapp 1000 in Berlin.

    Zwischen Sardinen-Bar und Copy-Shop klemmt der legendäre Späti Grunewaldstraße. Während draußen am frühen Abend noch der Teer dampft, brauchen sie drinnen zwei Leute, um die gekühlten Getränke an weinschorlenhafte Cordhosenträger, Schöneberger Ureinwohner, Touristen und grazile Rennradfahrerinnen herauszureichen. Sie alle eint der Durst. Die Kühlaggregate summen, der Verkehr summt und auch das 24 Stunden kaum je abreißende Gespräch der Stammkunden.

    Als Mitte Juni mal wieder über die Öffnungszeiten von Spätis diskutiert wurde, warf der Neuköllner Grünen-Abgeordnete Georg Kössler einen neuen Begriff in die Runde: „Kulturgut“. Das war ein ganz neuer Ton. Kössler erklärte die Spätis für „unabdingbar“ für die Bewohner der Stadt. Dann sagte er: „Sie sind gleichzeitig ein Berliner Kulturgut wie die Eckkneipe, das es zu erhalten gilt.“ Der Berliner Notnagel für Menschen, die es versäumt haben, rechtzeitig einzukaufen – ein Kulturgut? Kultig ja, aber gleich schützenswert? Was ist da gemeint?

    Eine Welt der Vornamen

    Ob man den Film „Smoke“ kenne, fragt Max, 28, im Späti in der Grunewaldstraße, Schöneberg. „Smoke“, klar, wo ein kleiner Tabakladen in Brooklyn der Knotenpunkt für ganz verschiedene Großstadtgeschichten ist. So, sagt Max, müsse man sich vorstellen, wie es bei ihnen zugehe. Einen Film wie „Smoke“ könne man bei ihnen nämlich sofort drehen. Mit der Schöneberger Besetzung, ihren originalen Stammkunden, Querschnitt durch eine sagenhafte Vielfalt.

    „Smoke“ ist nach 112 Minuten zu Ende. Der spezielle Berlin-Späti-Film in der Grunewaldstraße läuft ununterbrochen. Man muss sich für seinen persönlichen Ausschnitt nur auf die umgedrehten Bierkästen vor den Laden setzen, mitten unter die Protagonisten, ja sogleich selbst einer werdend, in die Abwärme der Kühlschränke, die von unten aus dem Gitterrost pustet. Dann geht das Licht aus, wie jeden Abend.

    „Wir brauchen nicht mal einen Namen“, sagt Max, der zusammen mit Tamer Schönebergs bekanntesten Späti führt, 24 Stunden geöffnet. Klar, viele kennen sich hier, aber nur so weit, wie die Leute es wollen. Sein Späti bleibt deshalb eine Welt der Vornamen, und die Nachnamen seiner Nachbarn erfährt auch Max oft erst, wenn er mal ein Paket für sie annimmt.

    Die räumliche Winzigkeit seines Ladens steht in keinem Verhältnis zu seiner Bedeutung für den Kiez. Alle kennen ihn, ein Pulk Leute steht abends davor, obwohl es weder Kunst zu sehen noch Weißwein umsonst gibt.

    Vieles, wofür der Späti steht, ist eigentlich unverkäuflich, sagt Max. Da kann man kein Preisschild dranhängen. „Ich gehe mal Zigaretten holen“ konnte ja schon immer alles bedeuten. In den Späti kommt jeder, dem zum Glück noch eine Kleinigkeit fehlt. Etwas Kleines, aber Dringendes. Etwas, das nicht warten kann, bis am nächsten Tag die Geschäfte wieder öffnen. Das Angebot: Flüssiges, Gefrorenes, zu Rauchendes, Hochprozentiges niedrigschwellig – wenn man einmal von den drei Stufen absieht, die meist hineinführen.

    Sind Späti-Besitzer nicht immer türkisch?

    Sie schmeißen ihren Laden mit einer internationalen Truppe. Es wechseln sich ab: Nick, der Australier, Naru, der Japaner, Angelo, der Italiener, Daniel, der Russe, und Gino, der Palästinenser. Dann natürlich die beiden Teilhaber Max, der in Charlottenburg aufgewachsen ist, und Tamer mit türkischen Wurzeln. So etwas könne man gar nicht planen, das habe sich so ergeben, sagt Max. Wie sich in einem Späti eben alles so ergibt.

    Als Max vor sechs Jahren zwei Häuser weiter einzog, fing er an, diesen Späti zu besuchen. Über die Jahre redete er viel mit Tamer, dem Besitzer, dann half er gelegentlich aus. Man kann auch sagen, es war das längste Bewerbungsgespräch der Welt, an dessen Ende Max bei Tamer mit einstieg. Viele neue Kunden sprechen ihn gleich auf Türkisch an. Ja sind denn Späti-Besitzer nicht immer türkisch? „Ich denke dann: Finde den Fehler im Bild!“

    Ständig schwirren Kunden in den Laden und wieder hinaus. Viele bleiben eine Weile stehen. Jeder Abend ist ein großes Gespräch mit offenem Ausgang. Paula, mit ihren 20 Jahren im achten Monat schwanger mit ihrem „ungeplanten Wunschkind“, kauft eine Literflasche Fassbrause für 1,70 Euro. Dann bleibt sie zwei Stunden auf einer Bierkiste vor dem Laden sitzen, in deren Verlauf zwei Leute erfahren, dass sie auch den werdenden Vater kennen, ohne gewusst zu haben, dass die beiden zusammen sind.

    Angelo ist da, der hier die Frühschicht macht, aber gerade arbeitet er nicht. Er erzählt, wie er am Abend des Mauerfalls mit dem Koch damals sein Restaurant zumachte und dann über die Mauer in den Osten kletterte. Wie er in die DDR hereinkam, aber nicht mehr heraus, weil er keinen Ausweis dabei hatte.

    Eine Bäckereiverkäuferin kommt nach Ladenschluss mit den Resten vorbei. Zu schade zum Wegschmeißen. Will jemand? Ja, eine Flugbegleiterin will.

    Es ist wichtig, dass der Laden hässlich ist
    Der Tag geht, das Laster kommt. Im Späti warten die letzten Abenteuer der Zivilisation: zuckerhaltige Getränke, Alkohol, Chips, Tabakwaren. Lunge teeren. Gehirn federn. Im Späti steht der Mensch in seiner Unperfektheit und mit seinen niedlichen Bedürfnissen: Center-Shock-Kaugummis. Panini-Bilder. Die „Landlust“.

    Man müsse, sagt Max, mitgehen mit der Nachfrage. Als sie sechsmal am Tag nach Kaffee gefragt wurden, haben sie sich eine Maschine hingestellt. Jetzt verkaufen sie 30 Kaffee am Tag. Sie setzen auch dreimal so viel Bio-Limonaden wie Cola-Produkte um. Nur Briefmarken sind hoffnungslos, 1,4 Cent bleiben von einer 70-Cent-Marke hängen. Das ist weniger, als es kostet, den Mitarbeiter für die Zeit des Verkaufs zu bezahlen.

    Ein Späti ist das Gegenteil von Inszenierung. Hier wird nichts hübsch gemacht. Auch der Späti selbst nicht: Schmucklos stehen die Waren angehäuft. Es ist sogar wichtig, dass der Laden ein bisschen hässlich ist. Das ist Teil seiner Funktion. So können Schwellenängste gar nicht erst entstehen. Hinter dem Verkäufer fächern sich die Gruselbilder der Zigarettenpackungen auf, und auch das ist ein Indiz fürs Ganze: An diesem Ort wird nichts beschönigt.

    Spätis sind nicht instagram-tauglich. Ein Späti überfordert niemanden. Die Waren sind der kleinste gemeinsame Nenner. Das ist ungeheuer erholsam für Menschen, die sonst immer im Mittelpunkt ihres kuratierten Lebens stehen sollen. „Weißt du, warum ich komme?“, fragte mal ein solventer Geschäftsmann, Stammkunde, Max. „Weil mich hier keiner fragt, was ich mache.“ Max wackelt in seinen Adiletten mit den Zehen.

    Die Kunden kaufen ein Getränk und hängen noch ein bisschen ab. Die Kunden, sagt Max, reden dann oft einen ganzen Abend miteinander und wissen nachher gar nicht, mit wem sie gesprochen haben. Genau das ist der Reiz. Ein Späti hat keine besondere Zielgruppe, es sind ja potenziell alle gemeint. Sie haben hier generell etwas gegen die Aufspaltung der Gesellschaft in „Zielgruppen“.

    „Eine Schweigepflicht wie beim Arzt“

    Vielleicht macht gerade das Absichtslose alles möglich. Absichtslos kommt das Gespräch ins Fließen. Und plötzlich fügt sich alles: eine inoffizielle Jobvermittlung sind sie hier, eine Anlaufstelle für Anliegen aller Art. Sie bewahren Haustürschlüssel auf, wenn die Nachbarn Gäste erwarten. Sie mussten schon beim Ausfüllen von Hartz-IV-Anträgen helfen und bei Briefen an die Polizei. Der Schöneberger Späti ist der Kitt im Kiez.

    „Jeder hat’n Hund, aber keinen zum Reden“, zitiert die Flugbegleiterin Peter Fox. So ist Berlin. Und deshalb seien die Spätis so wichtig. Max garantiert bei Bedarf „eine Schweigepflicht wie beim Arzt.“

    Man hat den Eindruck, dass dieser Beifang eines Getränkekaufs, die Erzählungen, das Eigentliche an diesem Ort sind. Das unsichtbare Kulturgut.

    Die Italiener haben ihre großartigen Bars, in denen sie sich morgens beim günstigen Espresso lautstark versichern, dass sie noch am Leben sind. Die Süddeutschen haben ihre Wirtshäuser, die Engländer den Pub, die Franzosen treffen sich in den Cafés um ihre Märkte. Es sind Orte für alle, an denen die sozialen Unterschiede verblassen. Und die Berliner? Haben den Späti.

    Als Max vor sechs Jahren zum ersten Mal diesen Laden betrat, den es seit den 70ern gibt, hatte der noch Telefonkabinen und einen kleinen Kühlschrank. Heute ist der Strom für die Kühlschränke die größte Betriebsausgabe, 400 Euro im Monat. Bis vor einem Jahr, da war Max schon Teilhaber, machten sie jede Nacht noch sechs Stunden den Laden zu, zwischen eins und sieben. Vier Mal haben sie ihnen in dieser Zeit die Zigaretten geklaut. „Es ging nicht anders, wir mussten offen bleiben“, schlussfolgerte Max. Seitdem sind sie 24 Stunden da, schon um ihre Zigaretten zu bewachen.

    Zum Glück ist der Umsatz nachts oft dreimal so hoch wie tags. Die Einbrüche haben in der ganzen Gegend aufgehört. Autos parken in der zweiten Reihe, deren Fahrer tragen in den Sommernächten für 30 Euro Getränke raus. Jeder zweite ist Stammkunde.

    Lieber das Geld hier lassen als bei einem Mineralölkonzern
    Durch ihre Stammkunden und deren Bedürfnisse ist es nur logisch, dass jeder Berliner Späti zum Spiegel seines Viertels wird. Einige halten ein unglaubliches Angebot vor, von Klopapier über USB-Sticks bis zu Bacon. Erst mit der Phase der Familiengründung erlernt der Berliner ja die Grundzüge der Vorratshaltung.

    In Kreuzberg am Maybachufer verkauft Dion&Gefolge seit einem Jahr edle Weine, Feinkost und selbst gemachte Krawatten bis in die Nacht – weil auch das Ästhetische in Teilen Berlins ein Grundbedürfnis geworden ist. In der Ohlauer Straße hält Mustafa im Telinstore eine Art Tante-Emma-Vollsortiment bereit, und der Markt hat sogar noch Aufnahmekapazitäten für eigene Merchandising-Feuerzeuge mit dem Bild seiner Dogge, die mit ihm den Laden hütet.

    Ein Späti ist nicht nur die Summe seiner Produkte, er atmet den Geist seiner Besitzer. Das unterscheidet ihn von der Tankstelle. Spätis sind meistens Familienunternehmen. Die Kunden finden es schöner, hier zu kaufen, als ihr Geld bei einem Mineralölkonzern zu lassen. Schon deshalb, weil ein Mineralölkonzern einem nie dabei helfen würde, einen Hartz-IV-Antrag auszufüllen.

    Und längst ist auch der Schöneberger Späti ein Treffpunkt für diejenigen, die befremdet sind von den Veränderungen in der Stadt. Paula ist fremd geworden, dass man seit einigen Jahren in Restaurants reservieren muss! Auch Museen soll man mit besonderen Karten in Zeitfenstern besuchen. Es ist zum Totlachen, das ist doch nicht Berlin. Spätis sind ein Ort der Spontaneität geblieben. Sie sind die Ausnahme, nicht die Regel. Regeln gibt es in Berlin mittlerweile genug.

    Ein Ort verminderter sozialer Kontrolle

    Auf der Grunewaldstraße in Schöneberg hat sich inzwischen ein magischer Umkehreffekt eingestellt. Als würde man ein Negativ der Tagesversion betrachten. Der tagsüber unscheinbare Laden, der zwischen dem Antik-Laden und der Sardinen-Bar klemmt, beginnt zu leuchten. Nach und nach gehen dann ringsum alle anderen Lichter aus. Der Copy-Shop schließt, die Bar, der Grieche gegenüber. Jetzt leuchtet nur noch der Späti, Kronleuchter und Kühlschränke, die ganze Nacht. Der Mensch gestikuliert ein Schattentheater vor der Scheibe.

    Nach Mitternacht beginnt die andere Zeit an diesem Ort verminderter sozialer Kontrolle, wo man, ohne scheel angeschaut zu werden, eine Stange Zigaretten kaufen kann. Ein Zwischengeschoss der Zivilisation.

    Hier in Schönedorf, sagt die Flugbegleiterin, kommen die Leute für den „real talk“. Nix digital. Sie verschwenden nicht einmal Zeit mit Smalltalk. Die Themen sind lustig, unterhaltsam, existenziell. Gesellschaft, persönliche Krisen, Stadtgespräch, keine Beobachtung ist zu klein. Und nichts ist banal.

    Warum, muss man fragen, ist das jetzt ausgerechnet ein Berliner Kulturgut? Soziale Grundbedürfnisse außerhalb der Öffnungszeiten habe doch jeder, heißt es. Im Ruhrgebiet und Rheinland sei es halt das „Büdchen“, oder? Aber Büdchen sind oft freistehende Gebäude, der Kunde tritt an ein Fensterchen heran. Er steht draußen, wenn’s schlimm kommt, im Regen. Die Spätis dagegen sind zu betreten, sie bilden das Erdgeschoss der Wohnhäuser und damit das Fundament der Stadt.

    Längst schon hat Naru die Spätschicht übernommen. Naru, der glaubt, an diesem Ort weniger Verkäufer als Psychologe zu sein. Naru, der mit der Bundeswehr in Mali und Afghanistan war und jetzt Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Einen gut bezahlten Nebenjob beim Wirtschaftsprüfer hat er eingetauscht für die einmalige „Gelegenheit, hier die Welt in ihrer Gauß’schen Normalverteilung zu sehen.“

    Die Last der Zivilisation runterspülen

    In diesem 24 Stunden laufenden Film, in dem jeder schon mit ein paar Sätzen eine Rolle bestreiten kann, besteht die Herausforderung darin, den Absprung nicht zu verpassen.

    Dimitri, ganz heitere Melancholie, lässt seine Bierflasche zwischen den Beinen pendeln. Tja, warum gehen wir zum Späti? „Wir spülen die Last der Zivilisation hinunter. Das muss manchmal sein.“

    Die Flugbegleiterin ist schon vor einer Weile auf ihr Fahrrad gestiegen. Um kurz nach eins nimmt die hochschwangere Paula ihre unberührte Flasche Fassbrause, für die sie 50 Cent mehr bezahlt hat als im Supermarkt, und geht nach Hause. Aber Angelo hat jetzt seine Reiseflughöhe erreicht. Er geht noch tanzen.

    #Berlin #Schöneberg #Grunewaldstraße #Handel #Kultur

  • Schutz vor häuslicher Gewalt : Festung der Ehefrauen
    https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/schutz-vor-haeuslicher-gewalt-festung-der-ehefrauen/14832904-all.html


    Source de l’illustration : „Frauen gegen Männergewalt“/Frauenselbstverlag Berlin-West

    Je me demande toujours pourquoi le premier refuge berlinios pour femmes battus a été vendu en 1999. Aujourd’hui c’est une villa pour des gens richissimes comme au moment de sa construction sous le Kaiser .

    Nachdem das mit den Zähnen passiert ist, das war das Schlimmste. Dass er mir im Hausflur wirklich die Faust ins Gesicht gehauen hat, und ich habe gemerkt: Meine Zähne vorne sind nicht mehr da, beziehungsweise einer war – wie hat die Ärztin geschrieben? – in den Oberkiefer gestaucht. Danach habe ich nur noch lautlos geweint. Er hat mich dann am Kragen genommen, die Treppen hochgeschleppt. Die Kinder haben oben so geschrien, die waren ja vollkommen außer sich. Er hat dann immer wieder gerufen: „Ich bin mit eurer Mutter noch nicht fertig, die bringe ich heute noch um.“ Der Kleene hat auf der Couch gesessen und gesagt: „Papa, du bringst Mama nicht wirklich um, nein?“ Und dann hat er zu dem kleinen Kind, der war drei Jahre, hat er gesagt: „Doch. Heute noch.“ Angelika, 44

    In einem ehemaligen Kartoffelladen in der Yorckstraße standen sie manchmal in der Tür: Frauen, die Schutz vor ihren prügelnden Ehemännern suchten. „Damals wussten die nicht, wohin“, sagt Roswitha Burgard, die dort Anfang der 70er Berlins erstes Frauenzentrum mitbegründet hat. Aktivistinnen aus der Yorckstraße verbrachten deshalb einmal 14 Tage reihum bei einer Frau zu Hause, die um Hilfe gebeten hatte, weil sie regelmäßig von ihrem Mann und ihrem erwachsenen Sohn misshandelt worden war.

    Roswitha Burgard selbst hatte weder in der Familie noch im Freundeskreis gewalttätige Männer erlebt. Jedenfalls nicht, dass sie davon gewusst hätte. „Häusliche Gewalt wurde Anfang der 70er totgeschwiegen“, sagt sie, „als Ehekrach verharmlost, als Umgang von Asozialen weggeschoben.“

    Davon erzählt Burgard heute in ihrem Behandlungszimmer einer Gemeinschaftspraxis. Um den Hals trägt sie ein elegantes Seidentuch, an den Füßen Pantoffeln, Straßenschuhe müssen an der Tür ausgezogen werden. Anfang der 70er hatte sie gerade mit dem Psychologiestudium begonnen und war in Berlins feministischer Szene engagiert. „Als damals in London das weltweit erste Frauenhaus eröffnete, dachten wir uns: So was brauchen wir auch.“

    Ein solches Haus würde die Fraueninfrastruktur, die sie in diesen Jahren begründet hatten, Frauencafés, Frauenbuchverlage, Frauenseminare an Unis, auf eine fast romantische Weise ergänzen: Frauen helfen Frauen, die unter dem Machtgefälle zwischen den Geschlechtern am meisten leiden. Doch der Senat blockte ab. Erst müsse ermittelt werden, ob in Berlin Bedarf für eine solche Einrichtung bestünde. Für die Verwaltung schien es ein Problem, dass der Gruppe der Gründerinnen kein Mann angehörte. „Die trauten uns nicht zu, mit ihren Fördergeldern richtig zu wirtschaften.“, sagt Burgard.

    Zeugen der Gewalt. Kinder sollten nicht länger erleben, wie ihre Väter die Mütter misshandelten. Zu der Grunewalder Villa hatten Männer keinen Zutritt.

    Die erste Bewohnerin klingelte am Abend vor der Eröffnung

    Erst als sechs arrivierte Frauen dem Trägerverein beitraten, darunter die damalige Vizepräsidentin des Roten Kreuzes, stellte das Land Berlin eine Villa für das Projekt zur Verfügung. Ein Gründerzeitbau in der Richard- Strauss-Straße 22 Grunewald, mit riesigen Aufenthaltsräumen in Erdgeschoss und Souterrain, aber nur 13 Zimmern im ersten Stock und der Mansarde. „Nicht perfekt geschnitten für unsere Zwecke“, sagt Burgard. Die Adresse wurde unter Taxifahrern gestreut und vor Außenstehenden geheim gehalten. Um den Garten wurde ein Eisenzaun errichtet. Dahinter durfte kein Mann.

    Im November 1976 war Eröffnung. Die erste Bewohnerin klingelte bereits am Abend zuvor. Es war die Ehefrau eines hohen Richters, sagt Burgard. Das Asozialen-Klischee war damit widerlegt.

    Auch Ilona Böttcher erinnert sich an diese erste Bewohnerin: eine schmale Frau um die 40. Ihr Ehemann hatte ihr Geld, Schlüssel und Ausweis weggenommen. Ilona Böttcher und Roswitha Burgard übernachteten mit ihr im Frauenhaus. Sie wollten sie in der riesigen, leeren Villa nicht allein lassen.

    Ilona Böttcher war als Verwaltungsfrau eingestellt worden. Sie habe sich ganz profan auf eine Jobanzeige beworben, erzählt sie beim Treffen in ihrer Tempelhofer Wohnung. Doch im Frauenhaus packte sie – wie alle anderen – überall mit an: Zu jeder Tages- und Nachtzeit klingelten Frauen. Polizisten und Taxifahrer brachten sie. Jede wurde aufgenommen, selbst wenn sie betrunken war. „Wer sind wir denn, dass wir entscheiden, wer über Nacht bleiben darf!“, sagt Böttcher. Ansonsten war Alkohol verboten.

    „Und dann hat er mich nicht mal mehr geschlagen“

    Bereits einen Monat nach Eröffnung waren alle regulären Plätze belegt. Immer neue Stockbetten wurden in die Zimmer, Gänge, Aufenthaltsräume gestellt. Im Haus, das für 70 Frauen und Kinder ausgelegt war, lebten bald bis zu 150. „Es gab Bedarf, und wie!“, sagt Böttcher.

    Sie zieht ein lilafarbenes Buch aus ihrem Regal: die erste Jahresbilanz, herausgegeben im Frauenselbstverlag. Die Gründung des Berliner Hauses war eine Initialzündung, in den meisten größeren Städten wurden fortan ähnliche Projekte geplant, die Berliner lieferten das statistische Material. Von den 615 Frauen, die im ersten Jahr in der Richard-Strauss-Straße betreut wurden, waren drei Viertel von ihren Ehemännern misshandelt worden, ein Fünftel von ihren Freunden, der Rest von Ex-Männern und Verwandten.

    Jede zehnte Frau hatte die Gewalt zehn Jahre und länger erduldet. 118 waren von ihren Partnern sogar in Lebensgefahr gebracht worden. „Mich hat der Zustand von Beziehungen erschüttert, am Anfang stand ja mal Liebe“, sagt Ilona Böttcher. Eine Frau habe zu ihr gesagt: „Und dann hat er mich nicht mal mehr geschlagen.“ Schlagen sei für sie Zuwendung gewesen.

    Böttcher erinnert sich, dass viele Frauen sich schämten. Sie hatten sich diesen gewalttätigen Partner ja ausgesucht. Verbreitet waren auch Schuldgefühle. Einige glaubten, dass ihr Mann nicht ausgerastet wäre, wenn sie selbst anders reagiert hätten. Im Frauenhaus hörten sie die Geschichten anderer Frauen und erkannten dabei mitunter Verhaltensmuster ihres eigenen Mannes wieder und die Unvermeidbarkeit seines Zorns. Eine Frau habe es mal so ausdrückt: „Habe ich Salz rangemacht, habe ich eine gewischt gekriegt, habe ich kein Salz rangemacht, habe ich auch eine gewischt gekriegt.“ Oft steigerte sich der Jähzorn der Männer noch, wenn die Frauen ins Frauenhaus zogen.

    Beste Lage. Bis zur Schließung 1999 war die Adresse geheim. Ein Eisenzaun sollte Eindringlinge abwehren.

    12.3.77, 20.30 Uhr: Ein Herr läutet an. Er will das Haus in die Luft sprengen, sich aber zeitlich nicht festlegen. Gabi informiert die Polizei. 21.45 Uhr: Ein Herr ruft an. Er steht mit einer Pistole in der Telefonzelle gegenüber und will sich das Leben nehmen, wenn er nicht mit seiner Frau sprechen kann. Die Frau ist nicht bei uns. Da er unter Strom steht, hat Gabi Mühe, ihm das klarzumachen. Vorsichtshalber benachrichtigen wir die Polizei. 23.15 Uhr: Ein Mann fährt mit einem Fahrrad in unserem Garten. Gabi ruft 110. Auszüge aus dem Protokoll einer Bewohnerin mit Telefondienst

    Häufig lungerten Männer vor der Tür herum, die die Adresse herausbekommen hatten. Mehrfach ist es ihnen tatsächlich gelungen einzudringen. Ilona Böttcher erinnert sich an einen Vorfall, als ein Mann eine Füllung aus der Haustür herausgebrochen hat, durchs Loch geklettert und mit der Axt ins Haus gestürmt ist. Eine Kollegin stellte sich ihm in den Weg, die Hausbewohnerinnen versteckten seine Frau. Für Mitarbeiterinnen und Bewohnerinnen des Frauenhauses war die Umgebung hinter dem Zaun feindlich: Während die Männer mit roher Gewalt drohten, drohten die Grunewalder Nachbarn mit ihren Anwälten. Sie gründeten sogar eine Bürgerinitiative gegen das Projekt.

    Erforderlich ist, dass das Lärmen der Kinder ab Freitag bis Sonntagabend unterbleibt. An diesen Tagen suchen die Anwohner nämlich absolute Ruhe in ihrem Garten. Die Wohngegend haben sich Anwohner ausgesucht, die in der Woche ganz besonders hart arbeiten. (...) Mehrmals habe ich die Feststellung treffen müssen, dass Kinder, soweit sie zu einem Spaziergang ausgeführt werden, auf meinen niedrigen Zaun balancieren. Mein Zaun stellt persönliches Eigentum dar, und das sollte eigentlich schon Kindern deutlich gemacht werden, dass das Eigentum anderer zu schätzen ist. Aus einem Brief von Horst Sandner, Königlich Norwegischer Konsul (31.10.77), an Roswitha Burgard

    Der Tagesspiegel berichtete damals von einer Aussprache beider Seiten. „Wir sind gar nicht so verrückt, wir sind bloß nervlich am Ende“, habe dabei eine Bewohnerin an das Mitgefühl der Nachbarn appelliert, das aber ausblieb. Häufig, sagt Böttcher, seien sie damals zusammen mit Bewohnerinnen in der Öffentlichkeit aufgetreten. „Die wollten sich nicht verstecken.“ Die Heimlichkeit von häuslicher Gewalt, die den Tätern in die Hände spielt, sollte durchbrochen werden.

    In einem Dokudrama der Filmemacherin Cristina Perincioli, die zu den Frauenhaus-Gründerinnen zählt, spielen drei ehemalige Bewohnerinnen sogar mit. Das Drehbuch hat Perincioli aus den Geschichten der drei Frauen zusammengeschrieben. Für den prügelnden Mann konnte sie Eberhard Feik, den späteren Assistenten von Kommissar #Schimanski, gewinnen. Der Film lief weltweit. Sein Titel „Die Macht der Männer ist die Geduld der Frauen“ wurde zur feministischen Parole.

    Im Frauenhaus selbst sollte die Tabuisierung des Themas dadurch durchbrochen werden, dass die Beratungsgespräche im Aufenthaltsraum stattfanden. Dass dabei andere Bewohnerinnen mithörten, war Konzept. Dadurch sollten Gespräche zwischen den betroffenen Frauen in Gang kommen. „Die Betroffenen sollten sich gegenseitig unterstützen“, sagt Böttcher. In Zweierteams wurden die Frauen außerdem zu nächtlichen Telefondiensten eingeteilt, das sollte ihr Selbstbewusstsein stärken. Viele, in der ersten Statistik waren es 30 Prozent, kehrten trotzdem zum Ehemann zurück. „Da konnten wir nur Wege aufzeigen, wie sie beim nächsten Mal die Situation schneller verlassen können“, sagt Böttcher. „Eine Frau war 13 Mal da, ist immer wieder zurückgegangen, bis wir in der Zeitung lasen, dass man sie tot aufgefunden hat.“

    „Häusliche Gewalt wurde Anfang der 70er totgeschwiegen“, sagt Roswitha Burgard.

    Die jüngeren Frauen hatten ein anderes Verständnis von Feminismus

    Ilona Böttcher arbeitete bis 1998 im Frauenhaus. Dann ging sie in Rente, im Jahr drauf schloss das erste Frauenhaus. Damals gab es bereits fünf weitere, rund 350 sind es mittlerweile in Deutschland. Obwohl sich das Gleichberechtigungsideal innerhalb ihres Arbeitslebens weit verbreitet hatte, habe sich dies auf die Gewalt gegen Frauen wenig ausgewirkt, sagt Böttcher. Nur der Anteil der Migrantinnen habe zugenommen. Insgesamt registrierte die Berliner Polizei im vergangenen Jahr 15 000 Fälle von häuslicher Gewalt.

    Die größte Veränderung, sagt Böttcher, habe im Arbeitsverständnis der Betreuerinnen gelegen. Zum Beispiel sei eine neue Kollegin „entsetzt“ gewesen, dass es keinen Raum für Einzelberatungen gab. Den nächtlichen Telefondienst sahen manche der Jüngeren wegen einer möglichen Retraumatisierung kritisch. Am Ende, glaubt Böttcher, sei das erste Frauenhaus an einem unterschiedlichen Verständnis von Feminismus gescheitert, denn als Feministinnen begriffen sich die Jüngeren auch. Einmal habe eine Mitarbeiterin vorgeschlagen, dass ihr Freund doch den Bus des Frauenhauses fahren könne: „Für uns völlig undenkbar: ein Mann am Steuer eines Frauenhausbusses!“

    Nadja Lehmann eröffnete das Frauenhaus sozusagen neu. Lehmann war eine der jungen Kolleginnen. Zusammen mit zwei weiteren ehemaligen Mitarbeiterinnen aus dem Frauenhaus hatte sie das Konzept für das Projekt mit dem Namen „Interkulturelle Initiative“ verfasst, zu dem ein Teil der Gelder des geschlossenen Frauenhauses umgeleitet wurde. Im ersten Frauenhaus habe sie Rassismus zwischen deutschen und migrantischen Frauen erlebt, sagt Lehmann. Deshalb schnitt sie ihr Projekt auf Migrantinnen und deren spezifische Probleme zu.

    Er hat gesagt: „Du fühlst dich einfach nicht wohl in Deutschland.“ Ich habe gesagt: „Ich bin nicht in Deutschland. Ich bin in deiner Wohnung.“ Ich war eingesperrt. Ich durfte nicht raus, ich hatte keinen Schlüssel. Ich habe nur vom Fenster geguckt, wir hatten in Neukölln gewohnt, und ich hatte vor meiner Tür einen Spielplatz. (…) Bis mein Sohn angefangen hat, genauso zu handeln wie sein Vater. Er hat einen Gegenstand genommen und gesagt: „Hier, Papa, du kannst nehmen, und du kannst Mama wehtun, ich möchte, dass sie weint.“ Da habe ich gesagt: „Ich möchte nicht, dass mein Sohn so wird zu seiner Frau oder seiner Lebensgefährtin. Ich habe zwei Söhne. Ich möchte nicht, dass drei Männer mich terrorisieren.“ Narin, 38, ehemalige Bewohnerin der Interkulturellen Initiative

    Die „Interkulturelle Initiative“ ist ebenfalls in einer Villa im Berliner Süden untergebracht. Da das Leben im Frauenhaus auf die Dauer belastend sei, wie Lehmann findet, bietet ihr Verein zusätzlich ein Wohnprojekt mit abgeschlossenen Apartments an sowie neuerdings Wohnungen speziell für geflüchtete Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden. Viele Migrantinnen bräuchten aufgrund schlechterer Sprachkenntnisse und ausländerrechtlicher Widrigkeiten länger, um eine Perspektive für sich und ihre Kinder zu entwickeln. Nach einer Weile könnten sie in eigene Wohnungen umziehen. Das unumstößliche Gesetz autonomer Frauenhäuser, dass nämlich Männer draußen bleiben müssen, ist inzwischen nach Gender-Maßgaben umgeformt. Letztens wurde eine Bewohnerin aufgenommen, die zwar biologisch ein Mann ist, sich aber als Frau fühlt.

    – 1979 wurde in Berlin das „2. Autonome Frauenhaus“ gegründet, das bis heute existiert (Notfalltelefon: 37490622)

    – Im Ostteil der Stadt eröffnete 1993 das 3. Frauenhaus, heute Hestia. Kurz nach der Wende hatten sich engagierte Frauen, darunter Marita Meja, an die runden Tische gesetzt und eine Immobilie zum Schutz von misshandelten Frauen gefordert. Sie bekamen schließlich ein Haus, in dem zuvor ein Wehrkreiskommando der Volksarmee untergebracht war. Heute kommen darin 60 Frauen und Kinder unter, außerdem hat Hestia Zufluchtswohnungen (Tel: 5593531)

    – Seit 1999 gibt es in Berlin die so genannte BIG-Hotline (6110300), die Tag und Nacht besetzt ist und neben telefonischer Beratungen auch Plätze in Frauenhäusern vermittelt.

    – Die Interkulturelle Initiative speziell für Migrantinnen ist unter 80195980 zu erreichen.

    – Für weitere Aufklärung bzw. Fortbildung von Polizei sowie dem Personal in der Opferhilfe und Prävention entwickelte Cristina Perincioli preisgekrönte Webplattformen (gewaltschutz.info, save-selma.de, gewaltschutz-professionell.info).

    #Allemagne #Berlin #histoire #violence #femmes #film #cristina_perincioli

  • Carl Friedrich von Beyme – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Friedrich_von_Beyme

    #Steglitz, zu Beymes Lebzeiten ein Gutsdorf vor den Toren Berlins, hatte Beyme 1801 unter Befreiung von allen Einschränkungen erwerben dürfen, die sonst für bürgerliche Gutsbesitzer galten. 1804 kaufte er die Güter #Dahlem, #Schmargendorf und #Ruhleben hinzu. 1841 veräußerte seine Tochter die Güter. Sein Landsitz, das Gutshaus Steglitz, welches er von den Architekten David Gilly und Heinrich Gentz erbauen ließ, ist als Baudenkmal unter dem Namen seines späteren Bewohners, Friedrich von Wrangel, als „Wrangelschlösschen“ bis heute erhalten. Hier trägt seit den 1870ern auch eine Straße seinen Namen. Auch im späteren Berlin-Friedrichshain und in der Kolonie Grunewald wurden 1898 Straßen nach ihm benannt, deren Namen man jedoch in den 1950ern in Lehmbruckstraße und Furtwänglerstraße änderte. Steglitz, Schmargendorf, Dahlem und Ruhleben wurden 1920 nach Groß-Berlin eingemeindet.

    #Beymestraße
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Beymestrasse-12167-Berlin

    Straßenverlauf : von Klingsorstraße bis Sedanstraße

    #Furtwänglerstraße
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Furtwaenglerstrasse-14193-Berlin

    Straßenverlauf: von Wernerstraße bis Hubertusbader Straße, rechts ungerade, links gerade
    Ehemaliger Bezirk: Wilmersdorf
    Alte Namen: Beymestraße (1898-1955)
    Name seit: 24.2.1955

    http://www.berlingeschichte.de/strassen/bez09h/b448.htm

    Seine Karriere endete endgültig, als er mit Wilhelm von Humboldt u. a. gegen die Karlsbader Beschlüsse Stellung bezog.

    #Lehmbruckstraße
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Lehmbruckstrasse-10245-Berlin

    Straßenverlauf: von Rudolfstraße über Rotherstraße bis Stralauer Allee (Sackgasse), rechts gerade, links ungerade
    Ehemaliger Bezirk: Friedrichshain
    Alte Namen: Beymestraße (1898-1951)
    Name seit: 31.5.1951

    #Berlin #Geschichte #Preußen #Recht #Straßenumbenennung #Friedrichshain #Wilmersdorf #Grunewald

  • Et voilà, on a retrouvé en Argentine le repère secret où Hitler est toujours vivant et dirige une équipe de savants fous qui fabriquent des soldats nazis zombies. #je_le_savais, #je_le_savais !

    Argentine archaeologists find secret Nazi lair in jungle
    http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/southamerica/argentina/11488776/Argentine-archaeologists-find-secret-Nazi-lair-in-jungle.html

    A team of Argentine archaeologists investigating a series of ruins in the jungle, close to the border with Paraguay, believe they have discovered a secret Nazi lair.

    The cluster of stone structures, now covered by thick vines and accessible only when using a machete to cut through the undergrowth, contain stashes of German coins from the late 1930s, fragments of “Made in Germany” porcelain, and Nazi symbols on the walls.

    Toi aussi tu as toujours rêvé de pouvoir écrire « they have discovered a secret Nazi lair » dans un article ?