• BVG und S-Bahn: Doppelstreik in Berlin könnte Nahverkehr lahmlegen – Öffis droht Stillstand
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/bvg-s-bahn-doppel-streik-berlin-nahverkehr-lahmgelegt-oeffis-stills

    23.1.2024 von Peter Neumann - Bei der S-Bahn und der DB legen die Lokführer 136 Stunden lang die Arbeit nieder. Nun beginnen auch bei der BVG Tarifverhandlungen. Das kann Folgen haben.

    Berliner Fahrgäste sind einiges gewohnt. Doch was jetzt als möglich erscheint, wäre auch für erfahrene Nutzer des öffentlichen Verkehrs eine neue Problemdimension. Denn wenn nicht nur S-Bahnen und Züge der Deutschen Bahn (DB) stillstehen, sondern gleichzeitig auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bestreikt würden, käme die Stadt zum Stillstand. Genau dies, ein Doppelstreik der Lokführergewerkschaft GDL und der Gewerkschaft Verdi, ist nun denkbar. „So etwas sollte man nie ausschließen“, sagte Verdi-Sekretär Jeremy Lange der Berliner Zeitung. Man halte sich alle Optionen offen.

    Es ist der vierte Warnstreik im aktuellen Tarifstreit bei der Deutschen Bahn (DB). Viele S-Bahnen, die meisten Regionalzüge und ein großer Teil der Fernverkehrszüge des Bundesunternehmens bleiben von diesem Mittwoch, 2 Uhr, bis Montag um 18 Uhr in den Abstellanlagen. Mit 136 Stunden gilt dies als die bislang längste Arbeitsniederlegung im Personenverkehr bei der Bahn. Der Güterverkehr ruht sogar 144 Stunden lang.

    Doch in Berlin gibt es eine Besonderheit. Hier ist der erbitterte Clinch zwischen der GDL und der bundeseigenen DB nicht mehr die einzige Auseinandersetzung, die den öffentlichen Verkehr betrifft. An diesem Mittwoch beginnen auch Tarifverhandlungen für die fast 16.000 Beschäftigten der BVG, die dem Land Berlin gehört. Die U-Bahnen, Busse, Straßenbahnen und Fähren des größten kommunalen Verkehrsunternehmens Deutschlands wurden im vergangenen Jahr für mehr als eine Milliarde Fahrten genutzt.

    Vertreter der Gewerkschaft Verdi und des Kommunalen Arbeitgeberverbands Berlin, der die BVG vertritt, kommen am 24. Januar um 9 Uhr zur ersten Verhandlungsrunde zusammen. Es geht um einen neuen Manteltarifvertrag für die BVG - also um bessere Arbeitsbedingungen. Mehr Urlaub, längere Wendezeiten an den Endhaltestellen und weitere Erleichterungen des Dienstalltags stehen im Forderungskatalog, der dem Arbeitgeber bereits vorliegt. Die Gewerkschaft verlangt auch ein Urlaubsgeld von 500 Euro im Jahr. Ansonsten geht es nicht um Geld - die Regelung der Löhne und Gehälter gilt noch bis Ende dieses Jahres. Auch die Wochenarbeitszeit ist kein Thema.

    „Die Erwartungshaltung bei den Kolleginnen und Kollegen ist hoch“, sagte Jeremy Arndt, der Verhandlungsführer aufseiten der Gewerkschaft, am Dienstag. Beim Fahrpersonal, das den Betrieb zu allen Tages- und Nachtzeiten in Schichtarbeit aufrechterhält, sei eine „allgemeine Unzufriedenheit“ zu spüren. BVGler tragen sich mit dem Gedanken, zu anderen Verkehrsanbietern zu wechseln – etwa zu Reisebusfirmen. Außerdem gebe es auch in anderen Branchen attraktive Arbeitsplätze, so Arndt.

    BVG-Busfahrer suchen das Weite – und anderswo neue Arbeit

    Die Bedingungen müssten sich verbessern, sonst werde sich die Personalknappheit weiter verschärfen, warnte der Verdi-Sekretär. Die Gewerkschaft stünde unter Beobachtung, gab er zu bedenken: „Von dem, was wir bei diesen Tarifverhandlungen erreichen, wird es abhängen, ob die Fluktuation weiter zunimmt“ – oder ob es gelingt, den Exodus bei der BVG zu bremsen und ausreichend neue Fahrer zu gewinnen.

    Bessere Arbeitsbedingungen sind ein Ziel, das die BVG unterstützt. Doch das Unternehmen hat bereits darauf hingewiesen, dass der neue Manteltarifvertrag nicht dazu führen darf, dass der Personalbedarf noch stärker steigt - was angesichts des knappen Arbeitsmarkts unrealistisch sei. Schon nach der jetzigen Planung werden 2024 rund tausend weitere Busfahrer benötigt. Wenn die Wendezeit an den Endhaltestellen von vier auf zehn Minuten erhöht wird, brauche man zudem mehr Bahnen und Busse.

    „Wir stehen für konstruktive Tarifverhandlungen bereit“, betonte Arndt am Dienstag. Die nächsten Termine stünden bereits fest – unter anderem der 15. Februar und 1. März. Was die Handlungsoptionen anbelangt, halte sich Verdi aber alle Möglichkeiten offen, so der Gewerkschafter. Konkret bedeutet das, dass Arbeitskampfmaßnahmen nicht ausgeschlossen sind, wenn dies erforderlich sei, um dem Anliegen Nachdruck zu verleihen. Anders formuliert: Auch bei der BVG könnte es zu Warnstreiks kommen.

    Bei Verdi warb man um Verständnis dafür, dass man sich nicht mit der GDL abstimmen werde. Es handele sich um zwei getrennte Tarifkonflikte, hieß es. Damit sei es nicht ausgeschlossen, dass in Berlin Arbeitskampfmaßnahmen zur selben Zeit stattfinden. Konkrete Pläne gebe es derzeit nicht, weil nicht absehbar sei, wie die Gespräche vorangingen, betonte Arndt. Doch dementieren würde er die Möglichkeit eines Doppelstreiks nicht, sagte er.
    Bei einem Doppelstreik droht in Berlin der Megastau

    Ein gleichzeitiger Arbeitskampf von GDL und Verdi hätte zur Folge, dass der Großteil des öffentlichen Verkehrs in Berlin stillstehen würde. Auf der Schiene würden nur noch die Züge der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) und der Ostdeutschen Eisenbahn (ODEG) verkehren. Stillstand könnte es auch auf den Straßen geben, denn viele Berliner würden versuchen, mit ihren Autos ans Ziel zu gelangen. Es wäre der Ausnahmezustand.

    „Ein Doppelstreik wäre die totale Blockade“, warnte Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband IGEB. Vor allem, wenn er Tage dauern würde. Ein kurzer Warnstreik bei der BVG von vielleicht drei oder vier Stunden Dauer, während die S-Bahn und die DB stillstehen, wäre gerade noch verkraftbar. Doch alles andere würde nicht nur Berlin enorm schaden, sondern auch der Akzeptanz von Gewerkschaften. „Die Arbeitnehmer haben es in der Hand, wie die Verhandlungen verlaufen“, entgegnete Arndt.
    Neuer BVG-Chef: Wir haben schon viel für die Mitarbeiter getan

    Im März 2008 wäre es beinah zu dem befürchteten Großstreik im öffentlichen Verkehr von Berlin gekommen. Verdi hatte zu einem unbefristeten Streik aufgerufen, als dann auch noch die GDL eine Arbeitsniederlegung ankündigte. Weil der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn einlenkte, konnte der Bahnstreik buchstäblich in letzter Minute abgewendet werden. Bei der BVG ging der ungewöhnlich hart geführte Tarifkonflikt, bei dem es mehrmals zu langen Ausständen kam, erst im Mai 2008 zu Ende.

    Die Tarifverhandlungen im Jahr 2021 gingen für die BVG-Fahrgäste dagegen glimpflich aus. Ohne großen Streit einigten sich die Gewerkschaft Verdi und der Arbeitgeberverband auf Entgelterhöhungen. Außerdem wurde damals vereinbart, dass die Arbeitszeit sinkt – von 39 Stunden auf 37,5 Stunden ab Juli 2024. Wie schnell es beim jetzigen Konflikt zu einer Einigung kommen wird, ist schwer absehbar. Dass Verdi zur gleichen Zeit auch in allen anderen Bundesländern (Bayern ausgenommen) Tarifverhandlungen für den Nahverkehr führt, könnte das Vorgehen verkomplizieren.

    Der neue Vorstandsvorsitzende der BVG, Henrik Falk, äußerte sich zu den nun beginnenden Tarifverhandlungen nicht. „Doch so lange ich mich mit solchen Themen befasse, gilt: In jedem guten Unternehmen geht es kontinuierlich darum, Arbeitsbedingungen zu verbessern“, sagte er im Interview mit der Berliner Zeitung. „Die BVG hat schon viel dafür getan, um die Mitarbeitenden zu entlasten. So wurde beispielsweise schon 2019 vereinbart, die Arbeitszeit schrittweise auf 37,5 Stunden in 2024 zu verkürzen. Bei der Thematik kann sicher noch einiges geschehen, aber richtig ist auch, dass die BVG in vielerlei Hinsicht schon sehr weit vorne ist.“

    #Berlin #Verkehr #Arbeit #Streik #BVG

  • Grève nationale des livreurs Uber Eats contre le changement du système de rémunération
    https://rapportsdeforce.fr/breves/greve-nationale-des-livreurs-uber-eats-contre-le-changement-du-syste

    Der heutige Streik bei Uber Eats zeigt das Ausgeliefertsein der Mitarbeiter kapitalistischer Plattformen. Die Uber-Fahrer weltweit können ein Lied davon singen.

    Ce samedi 2 et dimanche 3 décembre, les livreurs Uber Eats seront en grève nationale, à l’appel des syndicats CGT et Union Indépendants. Depuis un mois, les coursiers « subissent une baisse conséquente de leurs revenus » due à l’application « sans consultation » d’un nouvel algorithme de rémunération, alertent les syndicats. Un nouveau système jugé « opaque et incompréhensible ».

    Au vu des premières remontées de ses adhérents, l’Union Indépendants estime que la perte de chiffres d’affaires journalier est de 7 à 20 % pour les livreurs, par rapport au précédent système en vigueur depuis 2019. Les coursiers avaient été informés le 25 septembre du changement, intervenu entre mi-novembre et début octobre. L’expérimentation a d’abord été lancée à Lille, Avignon et Rouen. Dans ces trois villes, « la rémunération moyenne des courses (…) est restée stable avec une augmentation moyenne du revenu par course de 1,4 % », assure de son côté Uber Eats France à l’AFP.

    Dès le 22 octobre, des mouvements de débrayage ont été organisés dans plusieurs villes du nord de la France : à Lille où s’est tenue l’expérimentation, mais aussi à Caen, Arras, Douai… Un premier appel national a aussi été lancé du 3 au 5 novembre.

    Le 6 novembre, une réunion avec les directions des plateformes s’est tenue, sans aboutir au retrait du nouveau système Uber Eats souhaité par les syndicats. Un système initialement acté par la signature d’un accord entre Uber Eats France et l’Association des Plateformes d’Indépendant (API). L’API écarte elle aussi toute possibilité de « rouvrir une négociation sur la rémunération globale des livreurs dans les prochains jours », prend acte l’Union Indépendants dans son dernier communiqué du 21 novembre.

    La nouvelle grille tarifaire vise à « simplifier la façon dont sont rémunérés les livreurs et de valoriser le temps passé à réaliser la course », défend encore Uber Eats France auprès de l’AFP. « Il tient par exemple compte du temps d’attente au restaurant et du temps nécessaire pour s’y rendre, un enjeu fort pour les livreurs ». En outre, un accord sectoriel signé en avril et qui doit s’appliquer prochainement garantit un minimum de 11,75€ par heure, rappelle la plateforme ; mais uniquement sur le temps de commande.

    Les livreurs Deliveroo et Stuart sont également appelés à rejoindre la grève de ce week-end. Au-delà de l’arrêt du nouvel algorithme Uber Eats, les syndicats exigent en effet pour l’ensemble des plateformes « une meilleure transparence » et des rémunérations plus justes

    Dank an @adnauseam für den Hinweis in https://seenthis.net/messages/1029709

    #Uber #Frankreich #Streik

  • Taxifahrer in Madrid und Barcelona im unbefristeten Streik
    https://motorvehiclekingdom.com/de/7092-taxi-drivers-in-madrid-and-barcelona-on-indefinite-strike

    21.10.2021 - Der Taxidienst ist ab heute, dem 21. Januar, in Madrid auf unbestimmte Zeit unterbrochen. wie wir letzte Woche erwartet hatten. Damit schließt sich die Gruppe dem Protest und den seit mehreren Tagen andauernden Streiktagen in Barcelona an.

    Die Taxifahrer von Madrid und Barcelona führen sektorale Streiks mit einer einzigen Absicht durch: Druck auf die Regierungen beider Regionen auszuüben, damit sie eine wirksame Regelung für den Service von VTC-Fahrzeugen festlegen. Das musst du dir merken, Seit Oktober 2018 ist die Regulierung in diesem Bereich von der nationalen auf die regionale Ebene übergegangen, der fokus des protestes liegt nun also auf regionalen institutionen.

    Die Hauptforderung ist die gleiche, die diese Gruppe seit Monaten fordert: ein Ordnungsrahmen, der das einschränkt, was Das Taxikollektiv sieht „unlauteren Wettbewerb“ durch VTC-Plattformen wie Uber und Cabify. Darüber hinaus nutzen diese Berufstätigen diese Streiks, um eine klare Verurteilung der Ausbürgerung des Transportfahrzeugdienstes mit Chauffeur zu zeigen, die mit ihrer sofortigen Einstellung dank Handyanwendungen verblasst ist. Von Apps wie Uber und Cabify wurde die Unmittelbarkeit der Telekommunikation ausgenutzt, um das Konzert des Dienstes praktisch automatisch zu machen, was von der Taxibranche kritisiert wird.
    Proteste, Forderungen und unbefristeter Streik
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    Um ihren Dienst zu unterstützen, sind Taxifahrer in Madrid und Barcelona in einen unbefristeten Streik getreten, um gegen das zu kämpfen, was sie als „Arbeitseingriffe und unlauteren Wettbewerb“ bezeichnen. Streiks, Konzentrationen und Demonstrationen wurden als Beschwerden in den zentralsten Gebieten beider Städte definiert.

    Während in Barcelona die Taxigruppen versuchen, die bisherige Mietdauer des VTC zu verlängern von den 15 Minuten, die der Generalitat-Entwurf sammelt, bis zu den 24 Stunden, die Taxifahrer wollen , in Madrid fordert die Gruppe eine ähnliche Regelung. Um die Positionen näher zusammenzubringen, treffen sich die Madrider Arbeitgebervertreter heute mit Präsident Ángel Garrido.

    Abgesehen von den Unannehmlichkeiten für die Benutzer haben viele Menschen in den sozialen Netzwerken die Unruhen wiederholt, die durch diese Tage der Proteste verursacht werden. Der berüchtigtste war der, den der Formel-1-Fahrer enthüllte Carlos Sainz, der angeprangert hat, dass das Uber-Fahrzeug, in dem seine Schwester unterwegs war, von einem Taxifahrer hinzugefügt wurde.

    Diese Unterbrechungen fallen mit der Feier wichtiger Ereignisse in der Hauptstadt zusammen, da diese Woche zwei der relevantesten Ereignisse im Ifema-Kalender ihre Türen öffnen: die Internationale Tourismusmesse Fitur (vom 23. bis 27. Januar) und der Laufsteg der Mercedes-Benz Fashion Week (vom 24. bis 29. Januar).

    #Spanien #Madrid #Barcelona #Taxi #Uber #Streik #2021

  • Das rote Tuch (Nr. 162, Februar 2023)
    http://www.bund-revolutionaerer-arbeiter.org

    pdf : http://www.bund-revolutionaerer-arbeiter.org/IMG/pdf/-140.pdf

    Leitartikel
    – Erdbeben in der Türkei und Syrien: Eine fürchterliche Katastrophe dramatisch verschlimmert durch Profitgier und Krieg

    Ihre Gesellschaft
    – Für die Ukrainer: Wohnungen und Kitas statt Panzer!
    #Streiks: Wer die Preise erhöht, muss auch die Löhne erhöhen!
    #Ford -Köln: Kein zweites Opel!
    – Wo sind unsere Renten?
    #Vonovia: Erpressern das Handwerk legen
    – Zwei Seiten einer Medaille
    #RWE: Fehlbuchung
    – Meister der guten Ideen?

    Internationales
    – EU-Gipfel: Bald eine Berliner Mauer um ganz Europa?
    #Großbritannien: Ohne Worte
    #Cholera: Krankheit des Hungers und des Elends
    – Die Antwort auf Armutsrenten
    #Dänemark: Mehr arbeiten, um die Armee zu finanzieren?

  • Taxifahrer in Katalonien streiken wieder
    https://www.jungewelt.de/artikel/426728.taxifahrer-in-katalonien-streiken-wieder.html

    17.05.2022 - Barcelona. Aus Protest gegen die Ride-Hailing-Branche haben die Taxifahrer für den 18. Mai einen katalonienweiten Streik angekündigt. Das meldete die Nachrichtenplattform Catalan News am Freitag. Alle Taxigewerkschaften und -verbände fordern ein Verhältnis von 30 zu 1 zwischen Taxis und Beförderungsdiensten wie Uber oder Lyft. Die katalanische Regierung arbeitet an einem Gesetzentwurf zur Regulierung des Sektors, da das vierjährige Moratorium der spanischen Regierung, das die Taxifahrer mit landesweiten Streiks 2018 erwirkt hatten, bald ausläuft. Theoretisch würden Ride-Hailing-Apps ab dem 29. September 2022 in städtischen Gebieten nicht mehr erlaubt sein. Nach Informationen von Catalan News gebe es aber Verhandlungen über eine Verlängerung der Frist.

    #Taxi #Spanien #Katalonien #Barcelona #Streik

  • »Dort steht: Im Prinzip habt ihr recht«
    https://www.jungewelt.de/artikel/426098.arbeitskampf-dort-steht-im-prinzip-habt-ihr-recht.html

    9.5.2022 Interview: David Maiwald - Arbeitsgerichtsurteil nach Klage eines Kurierfahrers öffnet neue Räume in der Streikrechtsprechung. Ein Gespräch mit Martin Bechert

    Das Arbeitsgericht Berlin hat die Kündigung Ihres Mandanten, eines Kurierfahrers des Lieferdienstes Gorillas, wegen Aufrufs zu »wilden« Streiks Anfang März für unwirksam erklärt. Das Gericht bemerkte dabei, es sei »keineswegs gesichertes Recht«, dass ein solcher Aufruf einen Verstoß gegen arbeitsvertragliche Pflichten darstelle. Welche Bedeutung hat der Richterspruch für das Streikrecht?

    Es ist ein ganz wichtiger Meilenstein. Zum ersten Mal bestätigt ein Arbeitsgericht, dass die postfaschistische 50er-Jahre-Streikrechtsprechung nicht mehr angewendet werden kann. Wir sind nun am Anfang von Diskussionen, wie wir das Streikrecht entwickeln wollen, wenn wir ein umfassendes Streikrecht als Menschenrecht für wichtig halten. Der Vorsitzende Richter der 20. Kammer hatte im Prozess der drei Gorillas-Rider Anfang April die Einwendungen über das Streikrecht noch sinngemäß als politisch motivierten Quatsch bezeichnet. Dieses Urteil gibt uns nun recht und sagt: Diese Streikrechtsprechung kann so nicht mehr gelten, denn es gibt mittlerweile Europarecht. Das gibt uns Rückenwind.

    Hat das Auswirkungen auf andere Prozesse?

    Das Arbeitsgericht hat zunächst bestätigt, dass wir keine linken Spinner sind. Jetzt kann sich eine Änderung der gefestigten Rechtsprechung ergeben. Der Impuls zur Umarbeitung hin zu einem umfassenden Streikrecht kommt von außen, wird nun jedoch von einer Kammer mit einem sehr erfahrenen Vorsitzenden unterstützt. Der Vorsitzende der 20. Kammer hatte in der Verhandlung gesagt, man könne nicht mit einem Federstrich die Rechtsprechung von Jahrzehnten wegwischen. Dieser konservativen Haltung der Arbeitsgerichtsbarkeit können wir jetzt etwas entgegensetzen. Dadurch ergeben sich neue Spielräume in der Rechtsprechung, die es auszufüllen gilt. Mit Verweis auf die Bewertung der 19. Kammer können wir verlangen, dass der Rechtszustand überprüft werden muss.

    Warum ist diese Haltung so schwer zu verändern?

    Wie ein roter Faden zieht sich durch die Rechtsprechung, dass die Arbeitsgerichtsbarkeit den DGB-Gewerkschaften eine Ordnungsfunktion zuweist. Wenige Akteure im Arbeitsrecht haben ein Interesse daran, den Arbeitnehmern ein umfassendes Streikrecht zu gewähren. Die Arbeitgeber haben kein Interesse, die DGB-Gewerkschaften haben daran jahrzehntelang nicht gerüttelt.

    Welche Folgen ergeben sich also für die Arbeit der Gewerkschaften?

    Die Gewerkschaften werden sich wohl erst einmal zurückhalten. Für sie sind der »wilde« Streik und die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, vermutlich relativ uninteressant. Verdi hat beispielsweise gesagt, sie sind nicht zum Streik bereit, wenn der Organisierungsgrad nicht stimmt. Dafür gibt es auch gute Gründe, wegen möglicher Schadenersatzklagen besteht für Gewerkschaften ein hohes Haftungsrisiko. Wir müssen die Rechtsprechung also im Vorgriff ändern, damit die Großen nachziehen können.

    Hat das auch Folgen für die sozialpartnerschaftliche Linie in den Gewerkschaften?

    Es ist schwer vorstellbar, dass viele Arbeitgeber in den nächsten Jahren auf dem sozialpartnerschaftlichen Weg bleiben. Wenn es die Sozialpartnerschaft überhaupt je gegeben hat, so ist sie im Absterben begriffen. Für das Gros der Beschäftigten funktioniert diese Linie ohnehin nicht. Die Gewerkschaften werden sich in den nächsten Jahren davon verabschieden müssen. Entweder sie gehen den kämpferischeren Weg oder sie gehen unter.

    Die betroffenen Kuriere waren über das Urteil nur vorsichtig erfreut, schließlich kann Gorillas in Berufung gehen. Wie weitreichend sind die Folgen dieses erstinstanzlichen Richterspruchs?

    Es ist ein erster Schritt und wir sind sehr gut in diesen Prozess gestartet. Es ist davon auszugehen, dass Gorillas in Berufung geht. Doch die erste Instanz hat eine Bedeutung, es ist nicht egal, was dort passiert. Dort steht jetzt: Im Prinzip habt ihr Recht. Damit muss sich nun auch die nächste Instanz befassen. Das Urteil wird höchstwahrscheinlich auch im Kündigungsschutzprozess der drei anderen Rider zur Sprache kommen. Sollte das Streikrecht in den Prozessen streitentscheidend sein, könnten die Fälle vor dem Bundesarbeitsgericht oder dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte landen.

    Martin Bechert ist Fachanwalt für Arbeitsrecht

    #Arbeit #Gewerkschaft #Streikrecht #Deutschland #Kurierfahrer

  • Kapitalismus statt Kollektiv
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1163033.wombat-s-city-hostel-in-berlin-kapitalismus-statt-kollektiv.html

    15.4.202 von Christian Lelek - Das ehemalige »Wombat’s«-Hostel in Berlin soll Teil einer globalen Kette werden - die einstige Belegschaft wollte es genossenschaftlich betreiben.

    Nach fast drei Jahren Leerstand soll sich bald wieder etwas tun im ehemaligen »Wombat’s«-Hostel in Berlin-Mitte. Von außen wirkt es, als sei in der Alten Schönhauser Straße 2 die Tür der ehemaligen Filiale der kleinen Hostel-Kette gerade erst ins Schloss gefallen. Zur Erinnerung: Im August 2019 entschied sich die damalige Geschäftsführung, den Standort in Berlin zu schließen - trotz profitablen Betriebs.

    Mutmaßlicher Grund: Die Beschäftigten hatten in der elfjährigen Geschichte des Hostels einen Betriebsrat installiert und erfolgreich wiedergewählt sowie das Management dazu gebracht, den Branchentarifvertrag des Hotel- und Gaststättengewerbes anzuwenden. Erfolge, die die verbreitete These der Unorganisierbarkeit von meist jungen Hostel-Belegschaften, die die Arbeit nur als eine Episode sehen, widerlegten. Gekämpft wurde beiderseits mit harten Bandagen und es war klar, dass die Arbeiter*innen nicht aufgehört hätten, den Hostelbetrieb nach ihren Interessen zu gestalten. Immer öfter fanden sich Geschäftsführung und gewerkschaftlich Aktive vor Gericht wieder. Auf Dauer war dies dem Unternehmen offenbar sowohl finanziell wie auch nervlich zu herausfordernd. Und es war wohl auch nicht notwendig, da »Wombat’s« im europäischen Ausland eine Handvoll weiterer gut laufender Standorte betrieb.

    Den Beschäftigten erschien die Schließung damals als von langer Hand geplant. Gegenüber »nd« berichten die Gewerkschaftsaktivist*innen Ruth Kreuzer und Raphael Kamps, dass ab Anfang 2019 nur noch befristete Arbeitsverträge ausgestellt worden waren. Ende März des Jahres informierte das Management die Belegschaft erstmals über die anstehende Schließung zum Ende August 2019. Es folgten wiederholt rechtliche Auseinandersetzungen und öffentliche Kundgebungen gegen die Schließung. Der Betriebsrat konnte für die Belegschaft immerhin einige Abfindungen rausschlagen.

    Hinter den Kulissen wechselten einen knappen Monat vor der Schließung Anfang August die Geschäftsführung und der Sitz der Wombat’s Berlin GmbH. Der neue Sitz an einem Gewerbestandort in Charlottenburg ist zugleich der des größten europäischen Unternehmens für Büroimmobilien und mit Liegenschaften im Wert von 25 Milliarden Euro dem drittgrößten Immobilienunternehmen Europas überhaupt. Die in Luxemburg registrierte Aktiengesellschaft Aroundtown SA ist zudem seit November 2019 über zwei zypriotische Anschriften kleinster und größter Gesellschafter der Wombat’s Berlin GmbH. Mit dieser Übernahme gelangte auch die Immobilie in Mitte zu Aroundtown. Der Gründer und Inhaber der Wombat’s Holding, Sascha Dimitriewicz, bestätigt auf Nachfrage von »nd« den 2019 erfolgten Verkauf der Liegenschaft.

    Aroundtown wiederum, Hauptsponsor des aufstrebenden Berliner Fußball-Bundesligisten 1. FC Union, hat in der Vergangenheit unter anderem durch seine undurchsichtige Firmenstruktur mit 400 Tochtergesellschaften allein in Berlin, Verflechtungen nach Zypern und dem steuervermeidenden Geschäftsmodell der sogenannten Share Deals einiges an Kritik auf sich gezogen.

    Am ehemaligen »Wombat’s« Standort findet sich heute ein Briefkasten mit der Aufschrift »Selina«. Im Café »Tinman«, seit 2017 einziger weiterer Mieter in der Alten Schönhauser Straße 2, heißt es, dass über »Selina« seit der Schließung geredet werde, sich seitdem aber nichts merklich getan habe. In der Hotelbranche kursierten seit 2019 Informationen, denen zufolge der globale Hotelkonzern Selina Holding für das gleiche Jahr zwei Hotels in Berlin eröffnen würde - darunter eines an der Torstraße 34.

    »Selina« ist einer der neuen Sterne der Branche. Seit der Eröffnung des ersten Hotels in Panama 2014 wurden weltweit 90 Filialen eingeweiht, wofür 350 Millionen Dollar an Investorengeldern akquiriert worden sind. Noch in dieser Jahreshälfte will das Unternehmen über den Kauf durch ein Mantelunternehmen, das die Form einer Aktiengesellschaft hat, an der New Yorker Börse gelistet sein. »Selina« wirbt mit einem erwarteten positiven Geschäftsergebnis vor Steuern, Zinsen und sonstigen Abschreibungen ab 2023 und einem prognostizierten Umsatz von 1,2 Milliarden Dollar für 2025. Zum Vergleich: die »Wombat’s«-Hostel-Kette erwartet für 2022 einen Umsatz von 16,5 Millionen Euro.

    Das Geschäftskonzept ist relativ simpel. Da sich die klassische Hotellerie und Backpackerbranche nicht ausreichend auf die geänderten Bedürfnisse der heutigen Kundschaft eingerichtet hat, sollen Immobilienunternehmen unrentabel gewordene Standorte aufkaufen. Sie sollen auch 90 Prozent der Modernisierungskosten tragen. »Selina« will so möglichst schnell in die vermutete Marktlücke vorstoßen, in der sich auch bereits etablierte Konzerne tummeln wie die vor allem durch die »Ibis«-Kette bekannte französische Accor-Gruppe. Es geht um die im schönsten Marketingsprech als »Millenials, Generation Z & Remote Workers« bezeichneten Gruppen der derzeit bis 40-Jährigen sowie derjenigen, die für die Arbeit nur einen Laptop und einen Internetzugang brauchen, und nicht in einem Büro tätig sind. Weltweit wird ein jährliches Umsatzpotenzial von 350 Milliarden Euro prognostiziert. Statt Arbeits- und Übernachtungsplätzen soll ihnen ein kuratiertes Erlebnis inklusive Wellness, gastronomischen Highlights, Lokalkolorit, Partys und einem Gemeinschaftsgefühl verkauft werden. Eine Geschäftsbeziehung unter dem Mäntelchen von Freude und Freundschaft also.

    Spätestens im Herbst soll die ehemalige »Wombat’s«-Filiale in Mitte Teil dieses weltweiten Netzwerks für die einst als »digitale Nomaden« bezeichnete Zielgruppe sein, erklärt »Selina«-Mitbegründer Saurabh Chawla auf »nd«-Anfrage. Das »Selina Hotel Mitte and CoLive« soll demnach das Flagschiff in der Hauptstadt inklusive eigenem Radiosender, Ausstellungen, Co-Working Space, veganer Küche und lateinamerikanischen Cocktails auf der Dachterrasse werden. Und noch ein interessantes Detail verrät Chawla: Den Verkauf der Wombat’s Berlin GmbH an Aroundtown habe »Selina« entsprechend diesem Geschäftsmodell eingefädelt. Die dann über drei Jahre verzögerten Wiedereröffnungspläne begründet Chawla mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie.

    Die ehemaligen »Wombat’s«-Aktivist*innen Ruth Kreuzer und Raphael Kamps halten das nur für einen Teil der Wahrheit. »Das Haus war völlig marode. Am Ende stand der Keller unter Wasser, was die Bausubstanz angegriffen hatte«, berichten sie. Ständig seien Rohre geplatzt. »Das Haus hat man 2008 richtig billig hochgezogen, wohl mit viel Pfusch am Bau«, vermuten sie. Eine Eröffnung bereits im Herbst scheint ihnen angesichts der baulichen Probleme daher überambitioniert. An einen Ausstieg von »Selina« aus dem Projekt glauben sie allerdings auch nicht.

    Es hätte auch ganz anders kommen können, meinen sie. »Die Belegschaft hatte eine Vision und einen Plan, was man mit dem Raum hätte machen können«, sagen die Aktivist*innen. In dem damaligen Kampf hatten sie an die Politik, an Mitglieder des Deutschen Gewerkschaftsbundes und weitere Akteure appelliert, sich für die Übernahme des Betriebs durch die Belegschaft stark zu machen und damit die gewerkschaftlich erkämpften Standards gegenüber Unternehmertum und Kapital abzusichern. Aber am Ende sei ihnen eigentlich auch klar gewesen, dass diese Forderung nach Enteignung von privatwirtschaftlichen Unternehmen zugunsten einer kleinen engagierten Belegschaft als utopisch verhallen musste.

    #Berlin #Mitte #Alte_Schönhauser_Straße #Streik#Arbeit #Hotellerie #Tourismus #Immobilien

  • Gorillas-Kuriere vor Gericht: „Was hätten wir anderes tun sollen als streiken?“
    https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/kuriere-gorillas-klage-kuendigungen-wilder-streik-arbeitsgericht-be

    Arbeitsgericht Berlin urteilt: Kündigung von drei Fahrern wegen Teilnahme an einem Streik war rechtmäßig. Der Anwalt will in Berufung gehen.

    6.4.2022 VON Antonia Groß - Einen Befangenheitsantrag gegen den Richter auszusprechen, dazu kam Rechtsanwalt Benedikt Hopmann gar nicht mehr. Nur einen Augenblick zuvor schloss Richter Thomas Kühn die Verhandlung, zog sich zur Urteilsfindung zurück. In den Gesichtern vieler Anwesender spiegelt sich Frust, auch sie verließen den Saal 334, den größten Raum am Berliner Arbeitsgericht. „Ich brauche jetzt erst mal Luft“, sagte eine.

    Sie waren in das Gericht am Magdeburger Platz gekommen, um zwei ehemalige Kurierfahrer und eine -fahrerin des Lieferdienstes Gorillas zu unterstützen. Die drei hatten gegen ihre fristlosen Kündigungen im Oktober geklagt. Sie waren zusammen mit Dutzenden anderen Angestellten schlagartig von dem Berliner Start-up entlassen worden, nachdem sie an Streiks teilgenommen hatten. Die meisten fristlos, viele waren noch in der Probezeit.

    Kündigungen wegen wilder Streiks

    Das Urteil am Nachmittag wurde der Laune der Zuschauenden gerecht: Die Kündigungen der drei Kuriere wurden für wirksam erklärt. Die Teilnahme an einem Streik sei nur dann rechtmäßig, wenn dieser von einer Gewerkschaft getragen werde, so die Begründung.

    Ein Urteil im Sinne der Kuriere hätte aus Sicht von Anwalt Hopmann das Streikrecht grundlegend verändern können. Denn die „außerordentlichen“ Kündigungen im Oktober, so hieß es damals in einer Presseerklärung des Unternehmens, gingen auf die Teilnahme der Kuriere an verbandsfreien Streiks zurück. Sogenannte „wilde“ Streiks, spontane Arbeitsniederlegungen ohne den Aufruf einer Gewerkschaft, gelten in Deutschland bislang nicht als legal.

    Anwalt Hopmann sieht das anders. Er argumentiert völkerrechtlich, mit Artikel sechs der Europäischen Sozialcharta, die Deutschland 2007 ratifizierte. Entscheidend ist aus seiner Sicht die Formulierung, dass kollektive Handlungen, auch Streiks, „das Recht der Arbeitnehmer“ seien. Damit sei das deutsche Recht nicht vereinbar, sagte Hopmann.

    Auf diese Argumentation ließ sich Richter Kühn am Mittwoch nicht ein. Auch von den Arbeitsbedingungen im Unternehmen wollte er nichts hören. „Das ist hier keine politische Bühne“, sagte er. Zweck des Prozesses sei, die Rechtmäßigkeit der Kündigungen zu beurteilen.

    Duygu Kaya, 33, Lehrerin aus Istanbul und eine der gekündigten Kuriere, hätte gern eine Erklärung im Gericht vorgelesen. Weil sich der Richter weigerte, Kaya sprechen zu lassen, wollte Anwalt Hopmann ihn für befangen erklären lassen. „Das entspricht nicht der Bedeutung dieses Rechtsstreits“, sagte der Anwalt.

    „Unsere Löhne wurden gestohlen“

    Kaya hätte gern vorgetragen, was sie im Oktober zur Teilnahme an den Streiks bewegt hatte. „Was hätten wir anderes tun sollen, als zu streiken?“ schreibt sie in dem Text, der der Berliner Zeitung vorliegt. „Unsere Löhne wurden gestohlen. Wir waren ständig unterbesetzt. Wir wurden zu irrsinnigen und illegalen Schichten eingeteilt, die gegen die Arbeitszeit-Regelung verstoßen“. Gern hätte Kaya auch die schwierigen Bedingungen ausgeführt, die für Menschen mit Migrationsgeschichte auf dem Arbeitsmarkt bestehen.

    Viele Beschäftigte von Gorillas sind migrantisch. Ihre Proteste und Streiks waren im vergangenen Sommer immer wieder in die öffentliche Aufmerksamkeit geraten. Die Kritik: Das Geschäftsmodell würde auf den Rücken der Beschäftigten ausgetragen. Das Berliner Start-up liefert seit Frühjahr 2020 Supermarktware durch Fahrradkuriere aus. Durch die Pandemie hat das Geschäft geboomt.

    Für Anwalt Hopmann bleibt der Prozess politisch. Er verkündete noch in der Verhandlung, dass er Berufung einlegen werde.

    #Berlin #Arbeit #Justiz #Streik #Fahrradkurier

  • Interview ǀ „Den Streikmuskel trainieren“ — der Freitag
    https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/den-streikmuskel-trainieren

    9.9.2021, von Jörn Boewe - Interview Die „Berliner Krankenhausbewegung“ kämpft für mehr Pflegepersonal. Wir haben mit einer Krankenschwester, einer Organizerin und einem Gewerkschaftssekretär gesprochen.

    Am Montag präsentierte die Gewerkschaft Verdi das Ergebnis einer Urabstimmung unter Mitgliedern, die als Beschäftigte in Berlins landeseigenen Krankenhäusern und deren Tochterfirmen arbeiten: Mehr als 98 Prozent stimmten für einen unbefristeten Streik, am heutigen Donnerstag hat ein unbefristeter „Erzwingungsstreik“ begonnen. Es ist der vorläufige Höhepunkt der „Berliner Krankenhausbewegung“: Über deren Hintergründe und das Ziel, bessere Arbeitsbedingungen in den Charité- und den Vivantes-Kliniken zu erkämpfen, sprechen hier eine Krankenschwester, eine Organizerin und ein Gewerkschaftssekretär.

    der Freitag: Frau Habekost, was ist die „Berliner Krankenhausbewegung“? Und was sind Ihre Forderungen?

    Silvia Habekost: Wir sind Krankenhausbeschäftigte von Vivantes und Charité. Vivantes und Charité haben die meisten Covid-19-Patienten in Berlin behandelt, aber die Personalsituation ist seit Jahren völlig unzureichend. Trotz Pandemie wurde daran nichts geändert. Ein Ziel unserer Kampagne ist also, eine feste Personal-Patienten-Quote, einen Belastungsausgleich und bessere Ausbildungsbedingungen zu bekommen – geregelt in einem „Tarifvertrag Entlastung“. Und wir fordern, dass die Beschäftigten der ausgelagerten Vivantes-Tochterfirmen auf dem Niveau des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst bezahlt werden. Bislang bekommen sie für die gleiche Arbeit viel weniger Geld, bis zu 1.000 Euro weniger pro Monat.

    Sie haben im Januar Ihren Plan Verdi vorgestellt.

    Silvia Habekost: Ja, und Ende Januar grünes Licht bekommen. Verdi unterstützt uns mit 30 Organizer*innen, das sind zwei, drei pro Krankenhausstandort. Dann hatten wir drei Meilensteine oder, wie wir das nennen, „Strukturtests“: Der erste war eine Petition. Wir wollten wissen, ob die Mehrheit der Beschäftigten einverstanden ist, sich mit uns zusammen für bessere Personalausstattung und eine bessere Bezahlung einzusetzen. Leute sind durch die Teams gegangen, haben den Plan vorgestellt und diskutiert. Ende März hatten 8.397 Kolleginnen und Kollegen unterschrieben, das waren 63 Prozent der Beschäftigten. Am 12. Mai haben wir diese Unterschriften auf einer Kundgebung vor dem Roten Rathaus dem Senat übergeben …

    … und gehofft, dass der Senat auf Ihre Argumente eingeht?

    Silvia Habekost: Wir haben ein Ultimatum von 100 Tagen gestellt: Entweder sie nehmen zumindest Verhandlungen mit uns auf oder wir werden vier Wochen vor den Wahlen in den Streik treten. Dann haben wir die Forderungen in den Teams weiterdiskutiert: Wie viel Personal brauchen wir, um eine sichere Patientenversorgung zu gewährleisten? Welche Konsequenzen sollen greifen, wenn diese Mindestbesetzung nicht erreicht wird? Wir wollten, dass eine Mehrheit in den Teams ihre Forderungen abstimmt und Delegierte wählt. Dann wurden diese Forderungen auf einer Versammlung mit tausend Teamdelegierten im Fußballstadion des 1. FC Union vorgetragen, diskutiert und beschlossen. Das war unser zweiter Test. Und als dritten haben wir Mitte August eine Umfrage gestartet, ob die Kolleginnen und Kollegen bereit sind zu streiken.

    Es war also ein Konflikt mit Ansage. Wie haben die Verantwortlichen in Senat und Klinikmanagement reagiert?

    Silvia Habekost: Die Charité-Leitung sieht zumindest die Notwendigkeit einer besseren Personalausstattung. Das Vivantes-Management sagt, dass alles super ist, der Mangel sei nur „gefühlt“. Sie verstehen nicht, warum wir uns beschweren. Wir haben eine Personalchefin, die vermutlich noch nie mit jemandem unter einer bestimmten Hierarchiestufe gesprochen hat. Vivantes ist mit einstweiligen Verfügungen gegen uns vorgegangen, um uns das Streiken zu verbieten. Aber über unsere Anliegen verhandeln – dazu waren sie bis jetzt nicht bereit.

    Die Unterbesetzung ist eine Folge des Systems der Krankenhausfinanzierung – der sogenannten Bezahlung nach Fallpauschalen. Können Krankenhausmanager daran überhaupt etwas ändern?

    Silvia Habekost: Sie sagen nicht, dass sie mehr Pflegepersonal nicht finanzieren könnten. Ihr Argument ist, dass sie keine Leute finden. Und unser Argument ist: Wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen, dann ändert sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt sehr schnell. Es gibt Studien, die beweisen, dass viele ehemalige Pflegekräfte in ihren Beruf zurückkehren würden, wenn die Arbeitsbedingungen besser wären.

    Jane McAlevey: In den USA ist es genau das Gleiche. Die Chefs haben immer gesagt: Wir würden gerne mehr Krankenschwestern einstellen, aber es gibt einfach keine. Seit ich 2004 meine erste große Pflegekampagne für sichere Personalquoten gemacht habe, haben wir immer gesagt: Das ist Blödsinn. Es gibt keinen Mangel an Krankenschwestern schlechthin. Es gibt einen Mangel an Krankenschwestern, die bereit sind, unter den derzeitigen Bedingungen in Krankenhäusern zu arbeiten, weil ihr diese Arbeitsbedingungen zerstört habt. Die durchschnittliche Krankenschwester in den Vereinigten Staaten fühlt sich, wenn sie zur Arbeit geht, wie in einem Kriegsgebiet, wie bei der Triage, weil es nicht genug Personal gibt, die Patienten zu behandeln. Das ist es, was die Leute dazu bringt, zu kündigen und lieber in einer Arztpraxis zu arbeiten, wo es ruhiger zugeht.

    Okay, aber wie bekommt man die Bedingungen wieder repariert?

    Jane McAlevey: In Kalifornien haben die Krankenschwestern und -pfleger ein staatliches Gesetz erkämpft, das die Mindestbesetzung regelt. In Australien wurden ebenfalls auf politischer Ebene sichere Personalquoten gesetzlich durchgesetzt. Das sind die einzigen Länder auf der Welt, wo es so etwas gibt. Es bedurfte vieler, vieler, vieler Jahre politischer Kämpfe und vieler Streiks, um dahin zu kommen. In dem Moment, in dem wir sie durchgesetzt hatten, strömten Tausende Krankenschwestern und -pfleger zurück in die Krankenhäuser, es mussten Zehntausende Auffrischungskurse für Pflegekräfte durchgeführt werden.

    Frau McAlevey, wie hat es eine US-amerikanische Gewerkschaftsorganizerin wie Sie nach Deutschland verschlagen?

    Jane McAlevey: Ich habe Silvia und ihre Kollegen 2019 bei der Konferenz „Erneuerung durch Streik“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung kennengelernt. Danach haben wir uns immer wieder getroffen und während der Pandemie ein Online-Organizing-Schulungsprogramm durchgeführt, das Zehntausende von Beschäftigten zusammengebracht hat, nicht nur aus dem Gesundheitswesen. Ich selbst komme aus der Health and Hospital Workers Union 1199NE, die ihre Wurzeln in der radikalen US-Gewerkschaftsbewegung der 1930er Jahre hat. Sie ist immer noch die Gewerkschaft, die die besten Verträge für das Gesundheitspersonal in den USA abschließt.

    Warum ist das so?

    Sie gewinnt ihre Kämpfe, weil sie eine demokratische Gewerkschaft ist, weil sie es den Beschäftigten ermöglicht, zu streiken, und weil sie der Meinung ist, dass Beschäftigte alle paar Jahre streiken sollten, um die Streikmuskeln zu trainieren. Ohne das wären wir nicht führend bei den nationalen Standards.

    Aber wenn es dafür keine parlamentarischen Mehrheiten gibt?

    Jane McAlevey: Im Bundesstaat Nevada, wo eine konservative Mehrheit eine politische Lösung blockiert hat, haben die Beschäftigten gesagt: Scheiß drauf, wir setzen das auf tarifvertraglichem Weg durch. Wir haben das kalifornische Krankenschwester-Patienten-Verhältnis in wichtigen Krankenhäusern durch Tarifverträge durchgesetzt. Es war zäh, aber jetzt haben die Kliniken, in denen wir erfolgreich waren, die beste Personalausstattung und die besten Ergebnisse bei der Patientenversorgung.

    Moritz Lange: Vielleicht ist es das, was man als lebensverändernde Forderungen bezeichnen könnte. In Deutschland war der Kampf für die 35-Stunden-Woche in den achtziger Jahren so eine Auseinandersetzung. Das hat wirklich das Leben von Hunderttausenden verändert – und weil das allen klar war, hat dieser Kampf eine ganz andere Dynamik entwickelt als eine normale Lohnrunde. Ein bisschen davon habe ich in der Tarifrunde der Metallindustrie vor drei Jahren gespürt, als die IG Metall zusätzliche freie Tage für Beschäftigte mit kleinen Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen und für Schichtarbeiter*innen gefordert hat. Das war gefühlt die erfolgreichste landesweite Tarifbewegung der vergangenen zehn Jahre. Die Leute fingen an zu diskutieren: He, was werdet ihr mit den zusätzlichen Tagen machen? Was möchtet ihr mit euren Kindern unternehmen? Und am Ende haben die Kolleg*innen diesen Kampf gewonnen. Ich denke, wenn man eine Forderung hat, die wirklich das Leben verändern würde, gibt es diese Chance auf eine unerwartet machtvolle Bewegung.

    Bessere Arbeitsbedingungen, bessere Personalausstattung – das muss auch bezahlt werden.

    Jane McAlevey: Dort, wo wir in den USA erfolgreich waren, haben die Arbeitgeber natürlich erkannt, dass sie mehr Geld brauchen, um die Forderungen zu erfüllen. Die cleveren unter ihnen haben sich strategisch und im Stillen mit den Beschäftigten verbündet, um den Staat zu verklagen, um das Geld zu bekommen. Es gab andere, die nicht clever waren und die aus ideologischen Gründen bis zum Schluss mit uns gekämpft haben. Aber die Politik hat irgendwann verstanden, dass eine weitere Eskalation sehr riskant ist, und plötzlich floss Geld in die Kassen der Krankenhäuser.

    Konflikte strategisch eskalieren – passt eine solche Herangehensweise auch in die Kultur der sozialpartnerschaftlichen IG Metall?

    Moritz Lange: Organizing bedeutet für deutsche Gewerkschaften eine Kulturrevolution. Hierzulande haben Gewerkschaften vor mehr als zehn Jahren angefangen, die ersten Organizing-Kampagnen aufzuziehen. Der Ausgangspunkt war dabei, dass wir es auch hierzulande zunehmend mit Arbeitgebern zu tun haben, die von Sozialpartnerschaft überhaupt nichts wissen wollen. Zwar sind Elemente aus dem Organizing jetzt in Deutschland weit verbreitet, für viele ist es jedoch nur ein „Werkzeugkasten“ zur Mitgliedergewinnung. Als Aber wenn es dafür keine parlamentarischen Mehrheiten gibt?

    Jane McAlevey: Im Bundesstaat Nevada, wo eine konservative Mehrheit eine politische Lösung blockiert hat, haben die Beschäftigten gesagt: Scheiß drauf, wir setzen das auf tarifvertraglichem Weg durch. Wir haben das kalifornische Krankenschwester-Patienten-Verhältnis in wichtigen Krankenhäusern durch Tarifverträge durchgesetzt. Es war zäh, aber jetzt haben die Kliniken, in denen wir erfolgreich waren, die beste Personalausstattung und die besten Ergebnisse bei der Patientenversorgung.

    Moritz Lange: Vielleicht ist es das, was man als lebensverändernde Forderungen bezeichnen könnte. In Deutschland war der Kampf für die 35-Stunden-Woche in den achtziger Jahren so eine Auseinandersetzung. Das hat wirklich das Leben von Hunderttausenden verändert – und weil das allen klar war, hat dieser Kampf eine ganz andere Dynamik entwickelt als eine normale Lohnrunde. Ein bisschen davon habe ich in der Tarifrunde der Metallindustrie vor drei Jahren gespürt, als die IG Metall zusätzliche freie Tage für Beschäftigte mit kleinen Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen und für Schichtarbeiter*innen gefordert hat. Das war gefühlt die erfolgreichste landesweite Tarifbewegung der vergangenen zehn Jahre. Die Leute fingen an zu diskutieren: He, was werdet ihr mit den zusätzlichen Tagen machen? Was möchtet ihr mit euren Kindern unternehmen? Und am Ende haben die Kolleg*innen diesen Kampf gewonnen. Ich denke, wenn man eine Forderung hat, die wirklich das Leben verändern würde, gibt es diese Chance auf eine unerwartet machtvolle Bewegung.

    Bessere Arbeitsbedingungen, bessere Personalausstattung – das muss auch bezahlt werden.

    Jane McAlevey: Dort, wo wir in den USA erfolgreich waren, haben die Arbeitgeber natürlich erkannt, dass sie mehr Geld brauchen, um die Forderungen zu erfüllen. Die cleveren unter ihnen haben sich strategisch und im Stillen mit den Beschäftigten verbündet, um den Staat zu verklagen, um das Geld zu bekommen. Es gab andere, die nicht clever waren und die aus ideologischen Gründen bis zum Schluss mit uns gekämpft haben. Aber die Politik hat irgendwann verstanden, dass eine weitere Eskalation sehr riskant ist, und plötzlich floss Geld in die Kassen der Krankenhäuser.

    Konflikte strategisch eskalieren – passt eine solche Herangehensweise auch in die Kultur der sozialpartnerschaftlichen IG Metall?

    Moritz Lange: Organizing bedeutet für deutsche Gewerkschaften eine Kulturrevolution. Hierzulande haben Gewerkschaften vor mehr als zehn Jahren angefangen, die ersten Organizing-Kampagnen aufzuziehen. Der Ausgangspunkt war dabei, dass wir es auch hierzulande zunehmend mit Arbeitgebern zu tun haben, die von Sozialpartnerschaft überhaupt nichts wissen wollen. Zwar sind Elemente aus dem Organizing jetzt in Deutschland weit verbreitet, für viele ist es jedoch nur ein „Werkzeugkasten“ zur Mitgliedergewinnung. Als Methode okay, aber bitte nicht zu viel Bewegung und schon gar nicht zu viel Konflikt. Aus meiner Sicht lässt sich das nicht trennen: Dort wo es keine gewachsene Gewerkschaftskultur gibt, werden Beschäftigte nur Gewerkschaftsmitglied, wenn sie mit der Gewerkschaft ihre wichtigsten Probleme lösen können. Und das geht in ihren Branchen oft nur im Konflikt. Wird der Kampf der Berliner Krankenhausbeschäftigten in der IG Metall wahrgenommen?

    Moritz Lange: Im Gesundheitswesen führt Verdi heute konfliktorientierte, strategisch durchdachte Organizing-Kampagnen und gewinnt damit Tausende Mitglieder. Das wird natürlich schon beobachtet. Und wenn die Berliner Krankenhausbewegung am Ende erfolgreich ist, wird das Türen öffnen, auch für große Kampagnen bei anderen Gewerkschaften.

    Wie sieht das aus, wenn man von außen draufschaut? Stehen die deutschen Gewerkschaften gerade an einem Wendepunkt?

    Jane McAlevey: Zunächst mal stehen die westlichen Demokratien an einem Wendepunkt. Auch wenn Trump in den USA abgewählt wurde, gibt es weiterhin eine ernste Bedrohung durch Rechtspopulismus, Faschismus und Autoritarismus. Wenn wir das aufhalten wollen, müssen wir für den Wiederaufbau starker Gewerkschaften kämpfen, um die Macht am Arbeitsplatz neu zu verteilen und bessere Standards und ein besseres Leben zu erreichen. Ich bin überzeugt, dass es sich in Deutschland und in den USA um den gleichen Kampf handelt. Das ist nicht nur eine Floskel. Die Union Buster, die früher die Gewerkschaften in US-Autofabriken zerschlugen, tauchen jetzt in der IG-Metall-Welt auf. Ich denke, der einzige Ausweg aus diesem Elend ist für Gewerkschaften, dass sie ihre Mitglieder an allen wichtigen Entscheidungen wirklich beteiligen. Den Beschäftigten sagen: Ihr selbst müsst diese Kampagne gewinnen, und ihr habt jedes Recht, alle dafür notwendigen Entscheidungen zu treffen. Das bedeutet unter den heutigen Bedingungen wahrscheinlich Mehrheitsstreiks. Keine kleinen Streiks, sondern große Streiks, um die Bedingungen zu erkämpfen, die wir dringend brauchen.Methode okay, aber bitte nicht zu viel Bewegung und schon gar nicht zu viel Konflikt. Aus meiner Sicht lässt sich das nicht trennen: Dort wo es keine gewachsene Gewerkschaftskultur gibt, werden Beschäftigte nur Gewerkschaftsmitglied, wenn sie mit der Gewerkschaft ihre wichtigsten Probleme lösen können. Und das geht in ihren Branchen oft nur im Konflikt. Wird der Kampf der Berliner Krankenhausbeschäftigten in der IG Metall wahrgenommen?

    Moritz Lange: Im Gesundheitswesen führt Verdi heute konfliktorientierte, strategisch durchdachte Organizing-Kampagnen und gewinnt damit Tausende Mitglieder. Das wird natürlich schon beobachtet. Und wenn die Berliner Krankenhausbewegung am Ende erfolgreich ist, wird das Türen öffnen, auch für große Kampagnen bei anderen Gewerkschaften.

    Wie sieht das aus, wenn man von außen draufschaut? Stehen die deutschen Gewerkschaften gerade an einem Wendepunkt?

    Jane McAlevey: Zunächst mal stehen die westlichen Demokratien an einem Wendepunkt. Auch wenn Trump in den USA abgewählt wurde, gibt es weiterhin eine ernste Bedrohung durch Rechtspopulismus, Faschismus und Autoritarismus. Wenn wir das aufhalten wollen, müssen wir für den Wiederaufbau starker Gewerkschaften kämpfen, um die Macht am Arbeitsplatz neu zu verteilen und bessere Standards und ein besseres Leben zu erreichen. Ich bin überzeugt, dass es sich in Deutschland und in den USA um den gleichen Kampf handelt. Das ist nicht nur eine Floskel. Die Union Buster, die früher die Gewerkschaften in US-Autofabriken zerschlugen, tauchen jetzt in der IG-Metall-Welt auf. Ich denke, der einzige Ausweg aus diesem Elend ist für Gewerkschaften, dass sie ihre Mitglieder an allen wichtigen Entscheidungen wirklich beteiligen. Den Beschäftigten sagen: Ihr selbst müsst diese Kampagne gewinnen, und ihr habt jedes Recht, alle dafür notwendigen Entscheidungen zu treffen. Das bedeutet unter den heutigen Bedingungen wahrscheinlich Mehrheitsstreiks. Keine kleinen Streiks, sondern große Streiks, um die Bedingungen zu erkämpfen, die wir dringend brauchen.

    Silvia Habekost arbeitet als Anästhesie-Krankenschwester. Seit etwa 15 Jahren engagiert sie sich für eine bessere Personalaustattung

    Jane McAlevey ist eine Autorin, Organizerin und Gewerkschaftsberaterin aus den USA. Im August erschien von ihr im VSA Verlag das Buch Macht. Gemeinsame Sache. Gewerkschaften, Organizing und der Kampf um die Demokratie

    Moritz Lange ist Gewerkschaftssekretär in der Organizing-Abteilung des IG-Metall-Vorstands

    #Arbeit #Streik #Krankenhaus

  • Berliner Krankenhäuser vor Erzwingungsstreik ? Vor Ende des Ultimatums
    https://www.unsere-zeit.de/vor-ende-des-ultimatums-159133

    Est-ce la lutte finale qui se prépare ? Le mouvement des hôpitaux de Berlin revendique l’applcation de la convention collective municipale (TvöD) pour tous les employès des hôpitaux appartemant à la ville de Berlin. La sénatrice de santé (SPD) et les patrons des anciens hôpitaux municipaux refusent des nègotiatiions. On se prépare à une grève dans la majorité des hôpitaux de la ville.

    Les revendications salariales vont de pair avec la revendication d’augmentations du nombre de soignants dans les services divers.

    Am 20. August läuft das Ultimatum der Beschäftigten von Charité und Vivantes ab. Ihre Kampagne läuft seit dem 12. Mai, dem Tag der Pflege. Zusammen mit ver.di und Unterstützern aus einem breiten Bündnis kämpfen die Beschäftigten für einen Entlastungstarifvertrag und die Übernahme des Tarifvertrages des Öffentlichen Dienstes (TvöD) auch für ausgegliederte Tochterfirmen der landeseigenen Krankenhäuser. Mit Onlinekonferenzen, Kundgebungen an den Klinikstandorten, einer gemeinsamen Kundgebung im Stadion Alte Försterei am 9. Juli und Warnstreiks wurden die Ziele in die Öffentlichkeit getragen.

    Die Gegenseite reagierte wie mit verteilten Rollen: Der Berliner Senat als Träger äußerte sich Anfang Juli in der Antwort auf die Anfrage des Abgeordneten Schlömer (FDP). Darin erklärt die Senatsverwaltung das Anliegen als nicht machbar. Vivantes und Charité seien zu verschieden, auch tariflich. Politiker der Senatsparteien SPD, Grüne und „Linke“ geben aber als Einzelpersonen (und Wahlkandidaten) Unterstützungserklärungen für die Beschäftigten ab. So bekannte sich SPD-Landeschef Raed Saleh mehrfach zu den Forderungen. Die „Linke“-Landesvorsitzende Katina Schubert unterstützte im Newsletter der Berliner Krankenhausbewegung die Initiative.

    Die Geschäftsführung der Vivantes-Kliniken ging offen gegen das Anliegen vor. Es begann schon im April mit aktiver Behinderung der Unterschriftensammlung für die Petition des Berliner Krankenhausbündnisses. Einer Notdienstvereinbarung für den Warnstreik bei Vivantes am 8. und 9. Juli verweigerten sie sich. Sie gingen noch einen Schritt weiter und ließen den Warnstreik der Pflege gerichtlich durch einstweilige Verfügung am 7. Juli untersagen mit der Begründung, dass es ja keine Notdienstvereinbarung gebe. In ihrer Pressemitteilung behauptete die Vivantes-Leitung perfiderweise, dass ver.di eine Notdienstvereinbarung verhindert habe. An der Charité konnte der Warnstreik stattfinden. Bei den Vivantes-Tochterfirmen kam es ebenfalls zu Warnstreiks mit mehreren hundert Teilnehmern. Am 3. August folgte ein weiterer Warnstreik in Teilbereichen der Tochterfirmen.

    Diese Kämpfe erfolgten bisher vereinzelt, unkoordiniert und ohne breite gesellschaftliche Verankerung. Genau dies wollen nun ver.di und die Berliner Krankenhausbewegung ändern. Trotz aller Ungleichzeitigkeit und Unterschiedlichkeit in den Ausgangsvoraussetzungen wird nun eine Bündelung aller handlungsbereiten Kräfte versucht mit dem Ziel: TVöD und Entlastungstarifvertrag für alle.

    In der Charité wurde bereits 2016 ein Entlastungstarifvertrag erkämpft, der Ende 2020 auslief. Am 6. August haben die Tarifverhandlungen für die Charité begonnen. Hier kämpfen Pflege und andere nichtärztliche Bereiche für einen noch besseren Entlastungstarif. Denn in der Umsetzung hatten sich viele Probleme durch den Unwillen der Geschäftsführung ergeben. Nun sollen Absicherungen eingebaut werden für den Fall, dass die festgelegten Mindestbesetzungen der Stationen nicht erreicht werden. Auch die negativen Erfahrungen aus den durch Bundesgesetz seit 2019 geltenden Personaluntergrenzen (PPuG) fließen mit ein. Die PPuG sind durchweg zu niedrig angesetzt und werden oft unterlaufen. Die Charité-Tochter CFM (Charité Facility Management) hatte bereits im Februar 2021 einen Tarifabschluss erreicht, der einige Verbesserungen, aber noch nicht den TVöD brachte.

    Anders die Lage in Vivantes. Hier gibt es noch keinen Entlastungstarifvertrag für die Pflege, aber den TVöD. In seiner Antwort auf die erwähnte Anfrage vertrat der Senat die Auffassung, dass für Tarifverhandlungen über Vivantes nur der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) zuständig sei. Der KAV wiederum ist nicht bereit, über einen Entlastungstarif zu verhandeln. Daraus erklärt sich auch der Versuch, die Streikbewegung zu kriminalisieren und damit zu spalten.
    Bei den 2.000 Beschäftigten der Vivantes-Tochterfirmen laufen aktuell Tarifverhandlungen. Ziel ist auch hier der TVöD. Ihre Warnstreiks erreichten viel öffentliche Aufmerksamkeit und konnten so in der gemeinsamen Kampagne der Krankenhausbewegung bisher am meisten Druck entfalten.

    Seit der gemeinsamen Streikversammlung in der Alten Försterei laufen die Vorbereitungen auf den absehbaren Erzwingungsstreik weiter. Methoden des gewerkschaftlichen Organizings werden breit vermittelt und angewendet. In den Kliniken laufen die Streikbereitschaftsabfragen in den Teams. Die Vorbereitungen sollen bis zum Ende des Ultimatums abgeschlossen sein.

    #Wirtschaft_Soziales
    #Arbeitskämpfe #Krankenhaus #Streik #travail #grève #hôpitaux #Allemagne #Berlin

  • jungle.world - »Die Organisierung hat an Schwung verloren«
    https://jungle.world/artikel/2021/24/die-organisierung-hat-schwung-verloren

    17.6.2021 Interview von Peter Nowak - Was hat Sie an dem Thema »Arbeitskämpfe bei Essenslieferdiensten« so interessiert, dass Sie erst Ihre Bachelorarbeit und dann noch ein Buch zum Thema geschrieben haben?

    Die Lieferdienste, um die sich das Buch dreht, sind Teil der Gig Economy. Das ist ein Bereich des Arbeitsmarkts, in dem prekäre Dienstleistungsjobs über digitale Plattformen vermittelt werden. Dadurch sind die »Rider« genannten Kurierfahrerinnen und -fahrer im Arbeitsalltag tendenziell vereinzelt. Gleichzeitig gibt es eine hohe Fluktuation in der Belegschaft, weil die meisten entweder befristet oder als Soloselbständige beschäftigt sind und den Job häufig als Übergangslösung sehen. Mich hat vor allem interessiert, wie gewerkschaftliche Organisierung unter diesen Bedingungen möglich ist und welche Rolle dabei Basisgewerkschaften wie die FAU spielen, die in vielen Ländern an Arbeitskämpfen in der Gig Economy beteiligt sind. Ich wollte meine Bachelorarbeit nicht in einer Schublade verstauben lassen. Nach Rücksprache mit der Deliverunion und meinen ­Interviewpartnerinnen und -partnern habe ich mich deshalb daran gemacht, den Text zugänglicher zu gestalten und zu ergänzen. Daraus ist das Buch entstanden.

    »Meist fangen diese Unternehmen als kleine Start-ups an, dahinter stehen aber Investorinnen und Investoren mit gigantischen Mengen an Risikokapital.«

    Die Deliverunion war eine Kampagne der anarchosyndikalistisch orientierten Gewerkschaft FAU. Ziel war, die Arbeitskämpfe der Arbeiterinnen und Arbeiter der Lieferdienste Deliveroo und Foodora zusammenzuführen. Die Kampagne fand ein großes Presseecho. Warum ist das für die Medien so interessant, obwohl doch die Welt der Arbeit sonst keine zentrale Rolle spielt?

    Zunächst mal kommt man im Alltag fast automatisch mit den Ridern in Berührung, die mit ihren auffälligen Rucksäcken vielerorts das Stadtbild prägen. Gleichzeitig hängen an der Lieferdienst-App ja nicht nur die Rider, ­sondern auch die Restaurants und die Kundschaft. Das Aufkommen der Plattformen verändert also nicht nur die Arbeitswelt, sondern auch das Alltagsleben und die Esskultur. Es gibt beispielsweise bereits »Geisterrestaurants« ohne eigenen Gastraum, die nur für den Online-Lieferservice kochen. Und man kann sich mittlerweile von Lieferdiensten wie Gorillas sogar den kompletten Wocheneinkauf direkt vor die Haustür bringen lassen. Allgemein erscheint das ganze Thema sehr zukunftsträchtig, weil Digitalisierung, Technik und auch Überwachung dabei eine Rolle spielen.

    Wie funktioniert denn das Geschäftsmodell der Gig Economy, zu der die Lieferdienste zählen?

    Plattformunternehmen wie Lieferando oder Uber stellen primär die Software bereit. Die Arbeitskraft und auch die meisten Produktionsmittel steuern dann die Beschäftigten und – im Fall der Lieferdienste – die Restaurants bei. Koordiniert wird das ­alles durch App-basiertes Management. Lieferando beispielsweise hat in vielen Städten gar keine eigenen Büros, es wird stattdessen alles aus der Zentrale gesteuert. Das macht es für solche Unternehmen sehr einfach, an neue Standorte zu expandieren.

    Meist fangen sie als kleine Start-ups an, dahinter stehen aber Investorinnen und Investoren mit gigantischen Mengen an Risikokapital, die hoffen, dass ihre jeweilige Plattform in kürzester Zeit den Markt übernimmt. Die Plattformunternehmen verbrennen darum zunächst jede Menge Geld, um zu wachsen, ihre Preise niedrig zu halten und mit verhältnismäßig guten Arbeitsbedingungen genügend Beschäftigte zu gewinnen. Wenn sie sich etabliert haben, erhöhen sie dann fast immer die Preise und verschlechtern die Arbeitsbedingungen, um profitabel zu werden.

    Wie kam es unter diesen schwierigen Bedingungen trotzdem zur ­gewerkschaftlichen Organisation bei den Ridern?

    Die Rider sind zwar tendenziell vereinzelt, aber auf der Straße füreinander gut sichtbar. Weil alles nur über die App gesteuert wird, entzieht es sich dem Management, wenn sie sich unterei­nander vernetzen. Die von Ridern oft ­erlebte Intransparenz wirkt also auch in umgekehrter Richtung. Ein Schlüssel­ereignis für die Organisierung bei den Lieferdiensten war auf jeden Fall ein siebentägiger wilder Streik von 200 Deliveroo-Ridern in London im August 2016. Anknüpfend daran gab es in weiteren britischen Städten Proteste und im Oktober 2016 haben auch Rider bei Foodora in der norditalienischen Stadt Turin gestreikt. Im folgenden Jahr gab es dann Arbeitskämpfe in ganz Europa und darüber hinaus. Auslöser war oft, dass die Lieferdienste versucht haben, unternehmerische Risiken stärker auf die Rider abzuwälzen, zum Beispiel durch die Bezahlung pro Lieferung anstelle eines festen Stundenlohns. Auch die meisten Berliner Rider, mit denen ich gesprochen habe, hatten erlebt, wie die Arbeitsbedingungen schrittweise immer weiter verschlechtert wurden.

    Heute hört man von der Deliverunion kaum noch etwas. Ist die gewerkschaftliche Organisation dort gescheitert? Wo sehen Sie Grenzen für die gewerkschaftlichen Orga­nisation bei den Lieferdiensten?

    Auf Dauer stellt vor allem die hohe Fluktuation in der Belegschaft ein großes Problem dar, weil sie die Mobili­sierung neuer Kolleginnen und Kollegen zu einer Daueraufgabe macht. ­Darum hat die Organisierung in Berlin an Schwung verloren, noch bevor sich Deliveroo 2019 vom deutschen Markt zurückgezogen hat und Foodora von Lieferando geschluckt wurde. Ein ­weiteres Problem war, dass Verbesserungen der Arbeitsbedingungen nicht der Deliverunion zugerechnet wurden, weil sich die Lieferdienste weitgehend geweigert hatten, die FAU als Verhandlungspartnerin anzuer­kennen. Einige der zentralen Forderungen an Deliveroo und Foodora wurden aber offenbar dann von Lieferando erfüllt. Es gibt jetzt zum Beispiel eine ­­geringe Kilometerpauschale für die Instandhaltung der Fahrräder und in einigen Städten werden auch Leihräder gestellt. In der FAU Berlin hat sich mittlerweile eine Lieferando-Betriebsgruppe gegründet und Rider haben auch schon mit Protestaktionen auf sich aufmerksam gemacht, etwa während des Schneechaos im Februar ­dieses Jahres. Auch bei den neuen Lieferdiensten Gorillas und Wolt gibt es Betriebsgruppen. Bisher haben die sich aber noch nicht wieder unternehmensübergreifend als Deliverunion orga­nisiert.

    Sie sind in einem Kapitel auch auf die Initiative »Liefern am Limit« eingegangen, die in der DGB-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) organisiert ist und bei Food­ora und Lieferando zahlreiche Betriebsräte gegründet hat. Gab es Kontakte zur Deliverunion?
    Leider kaum. Die einzige sichtbare Kooperation hat vermittelt über einen von dem Verein »Aktion gegen Arbeitsunrecht« organisierten bundesweiten Aktionstag stattgefunden, nachdem »Liefern am Limit« in Köln einen Betriebsrat gegründet und Deliveroo daraufhin bundesweit Rider nur noch als Soloselbständige eingestellt hat – die ja bekanntlich keine Betriebsräte gründen können. Ansonsten wurde aber die Möglichkeit weiterer städteübergreifender Aktionen verschenkt. Besonders schade ist das, da bei beiden Initiativen die Selbstorganisation der Rider an der Basis zentral war. Anscheinend hat der Umstand, dass die NGG und die FAU beide nur bedingt zur Zusammenarbeit bereit waren, die Rider gewissermaßen voneinander ferngehalten.

    Warum haben Sie in Ihrem Buch eine Solidaritätsaktion von bei Verdi gewerkschaftlich organisierten Taxifahrern mit den Ridern in Berlin hervorgehoben?

    Die #Taxifahrer haben bei einer Demonstration von Deliveroo-Ridern auf ähnliche Probleme in ihren eigenen ­Arbeitsverhältnissen aufmerksam gemacht. Ich fand das ein schönes Beispiel branchenübergreifender Solidarität. In Großbritannien ging das noch weiter, da haben sich Rider im Oktober 2018 zusammen mit Fahrerinnen und Fahrern von Uber zu einem landesweiten Streik- und Aktionstag koordiniert. In Deutschland ist das Geschäftsmodell von Uber noch verboten, aber es gibt Plattformen, die recht ähnlich funktionieren. Auch in der Taxibranche werden oft Verantwortung und Kosten auf die Beschäftigten abgewälzt, zum Beispiel indem Wartezeiten zwischen einzelnen Aufträgen oder die Reinigung und Wartung der Taxis nicht bezahlt werden.

    In der Covid-19-Pandemie expandieren die Lieferdienste. Sehen Sie hier Möglichkeiten für eine gewerkschaftliche Organisierung?
    Lieferando hat im Winter und während des sogenannten Lockdowns Rekordumsätze erzielt. Gleichzeitig arbeiten die Rider weiterhin knapp über dem Mindestlohn. Dabei ist ihre Arbeit in der Pandemie eher noch fordernder und auch gefährlicher geworden. Ganz ähnlich sieht es bei anderen Unternehmen aus, die von der Krise profitieren, etwa bei Lebensmittel-Discountern oder im Versandhandel. Als Gewerkschaften diese Ungerechtigkeiten zu skandalisieren und sich für branchenübergreifende Organisierung einzusetzen, ist aus meiner Sicht derzeit besonders wichtig.

    Kürzlich sorgte ein wilder Streik beim Lebensmittel-Lieferdienst Gorillas in Berlin für Schlagzeilen. Könnte das die Organisationsprozesse in der Branche wieder beschleunigen?

    Das ist gut möglich. Zum einen haben die Streikenden ein Problem thematisiert, dass auch andere Rider betrifft, nämlich ihre Verwundbarkeit durch lange Probezeiten und befristete Arbeitsverträge. Zum anderen haben sie mit der Blockade von Warenlagern eine direkte Aktionsform ins Spiel gebracht, die in Deutschland bisher nicht präsent war. Und in der Vergangenheit hat sich immer wieder gezeigt, dass sich Forderungen und Aktionsformen unter den Ridern über Städte und Unternehmen hinweg verbreiten.

    #Gewerkschaft #Streik #organizing

  • „Das größte Massaker der Berliner Revolutionsgeschichte“ - taz.de
    https://taz.de/!507744

    Der Historiker Dietmar Lange hat einen Generalstreik erforscht, der im März 1919 blutig niedergeschlagen wurde.

    taz: Herr Lange, was interessiert Sie an einem Generalstreik, der vor fast einem Jahrhundert stattgefunden hat?

    Dietmar Lange: Zum einen wollte ich die Streikbewegung vom Frühjahr 1919 erforschen, die Forderungen nach sozialökonomischen Umwälzungen mithilfe der Räte ausdrückte. Außerdem interessierte mich die blutige Niederschlagung der Bewegung durch das Bündnis von rechter SPD-Führung und Freikorps. Beides erreichte im Generalstreik und den Märzkämpfen in Berlin einen Höhepunkt, ist heute aber weitgehend in Vergessenheit geraten. Insbesondere die sehr brutalen militärischen Einsätze, die in Berlin zum größten Massaker der gesamten Berliner Revolutionsgeschichte führten, bedürfen einer gründlichen Aufarbeitung.

    Warum war das Interesse bisher so gering?

    Die Auseinandersetzung um eine gesellschaftliche Umwälzung nach der Novemberrevolution gilt auf politischer Ebene als entschieden – mit den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 zugunsten der parlamentarischen Republik. Die Ereignisse im Frühjahr 1919 wurden deshalb weniger erforscht.

    Was haben die Streikenden gefordert?

    Die Sozialisierung der Schlüsselindustrien, eine Heeresreform sowie die rechtliche Verankerung der Räte in der Verfassung. Das waren uneingelöste Forderungen, die bereits der 1. Reichsrätekongress 1918 aufgestellt hatte.

    Wurde nur in Berlin gestreikt?

    Die Streikbewegung blieb nicht auf Berlin beschränkt, sie war aber regional zersplittert und setzte zeitlich ungleichmäßig ein. Der Grund war vor allem eine nur lose Koordination zwischen den einzelnen Streikzentren im Ruhrgebiet, Mitteldeutschland und Berlin. Im Ruhrgebiet setzte der Streik nach dem Einmarsch von Freikorpsverbänden zu früh ein und war bereits zusammengebrochen, als er in Berlin begann. Dort wiederum hat er wegen der Verzögerungstaktik der SPD-Fraktionsführung in den Räten zu spät eingesetzt.

    Wieso kam es mit Streikbeginn zu großen Unruhen, obwohl sich die Streikleitung von allen Aufstandskonzepten distanziert hat?

    Viele Indizien deuten auf eine gezielte Provokation der Militärs beim Beginn der Ausschreitungen hin – und vor allem bei der Eskalation der Kämpfe mit den Soldatenwehren. Falschmeldungen von getöteten Polizisten wurden verbreitet. So wurde ein Klima erzeugt, das erstens die Ausrufung des Belagerungszustands über Berlin ermöglichte, zweitens die Ausschaltung der in der Novemberrevolution geschaffenen Soldatenwehren zugunsten der rechten Freikorps und drittens das Blutbad unter den revolutionären Arbeitern und Soldaten.

    Wie viele Menschen sind in Berlin umgekommen?

    Die genaue Zahl der Toten und Verletzten wurde nie ermittelt. Der verantwortliche SPD-Minister Gustav Noske sprach von 1.200 Toten in Berlin. Die meisten sind nicht in den Kämpfen gestorben, sondern nach der Verhaftung standrechtlich erschossen worden. Andere starben bei der Bombardierung von Arbeiterquartieren durch schwere Artillerie und Fliegerbomben.

    ■ Anfang März 1919 endete ein Generalstreik in Berlin in einem Blutbad. Der Berliner Historiker Dietmar Lange hat darüber das Buch „Massenstreiks und Schießbefehl – Generalstreik und Märzkämpfe in Berlin 1919“ im Verlag edition assemblage veröffentlicht. Am Donnerstag um 19 Uhr berichtet Lange über seine Forschungen zu dem in Vergessenheit geratenen Massaker in der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1. Am 17. März veranstalten linke Gruppen gemeinsam mit Lange einen historischen Spaziergang zu den Schauplätzen von Widerstand und Terror im März 1919. Treffpunkt ist 15 Uhr am U-Bahnhof Weberwiese. (pn)

    Sind die Orte der Massaker bekannt?

    An der damaligen Zahlstelle der Volksmarinedivision in der Französischen Straße 32 wurden 30 revolutionäre Soldaten erschossen, die ihren Sold abholen wollten. 11 Aufständische wurden an der Mauer des Lichtenberger Friedhofs hingerichtet. Die meisten wurden in den Standgerichten erschossen, die überall in Berlin errichtet worden waren und bis Mitte März im Schnellverfahren Todesurteile vollstreckten.

    Wäre es nicht an der Zeit für einen Gedenkort für die Opfer?

    Ich würde mich freuen, wenn die Diskussion darüber beginnen würde. An der Karl-Marx-Allee erinnern 40 Gedenkstelen an historische Ereignisse der 1848er Revolution bis zur Gegenwart. Obwohl bei der Zerschlagung des Generalstreiks im März 1919 die Gegend um die heutige Karl-Marx-Alle eine große Rolle spielte, fehlt bisher jeder Hinweis darauf. INTERVIEW: PETER NOWAK

    #Berlin #Mitte #Karl-Marx-Alle #Französische_Straße #Friedrichshain #Franz-Mehring-Platz
    #Geschichte #Revolution #Streik

  • Uber Drivers in four UK cities to protest ahead of company’s IPO · IWGB
    https://iwgb.org.uk/post/5cd28b1260b6f/uber-drivers-in-four-uk

    8 May 2019 - Uber drivers in London, Birmingham, Nottingham and Glasgow to log off app and protest outside Uber offices in each city
    Drivers condemn Uber for large payouts to founder, venture capitalists and executives despite failure to resolve pay issues

    Drivers call on public to not cross “digital picket line” on 8 May
    8 May: Hundreds of Uber drivers will log off the app and stage protests in London, Birmingham, Nottingham and Glasgow today, as part of an international day of action taking place in dozens of cities around the world ahead of the company’s IPO.

    UK drivers are expected to log off the app between 7am and 4pm and the United Private Hire Drivers (UPHD) branch of the Independent Workers Union of Great Britain (IWGB), is calling for drivers to protest outside of Uber’s offices in London, Birmingham, Nottingham and Glasgow.

    The IWGB’s UPHD branch is asking the public to not cross the digital picket line by using the app to book Uber services during these times. Thousands of other drivers are expected to take action around the world, from the United States to Brazil, as part of an international day of action.

    Drivers are protesting against the IPO, which will value the company at tens of billions of dollars and lead to massive payouts for investors, while driver pay continues to be cut.

    Despite the expected massive payout for a few at the top, Uber’s business model is unsustainable in its dependence upon large scale worker exploitation. Since 2016, successive judgements from the UK’s Employment Tribunal, Employment Appeal Tribunal and Court of Appeal have all said Uber drivers are being unlawfully denied basic worker rights, such as the minimum wage and holiday pay. The IWGB is expected to face Uber at the Supreme Court later this year.

    Uber’s own prospectus recently filed with the US Securities and Exchange Commission admits that being forced to respect worker rights and pay VAT as a result of the IWGB’s legal challenge would be a material risk to its business model. It also says that driver pay and job satisfaction will fall as Uber seeks to cut costs to become profitable.

    Analysis by UPHD shows that Uber drivers currently earn on average £5 per hour and work as much as 30 hours per week before breaking even.

    The drivers are demanding:

    Fares be increased to £2 per mile

    Commissions paid by drivers to Uber be reduced from 25% to 15%

    An end to unfair dismissals*

    Uber to respect the rulings of the Employment Tribunal, The Employment Appeal Tribunal and the Court of Appeal confirming ’worker’ status for drivers

    IWGB UPHD branch secretary Yaseen Aslam said: “Since Uber arrived to the UK in 2012, it has progressively driven down pay and conditions in the minicab sector to the point where many drivers are now being pushed to work over 60 hours a week just to get by. Now, a handful of investors are expected to get filthy rich off the back of the exploitation of these drivers on poverty wages. We are protesting today demanding that the company pay drivers a decent wage and that government authorities tackle Uber’s chronic unlawful behaviour.”

    IWGB UPHD branch chair James Farrar said: “Uber’s flotation is shaping up to be an unprecedented international orgy of greed as investors cash in on one of the most abusive business models ever to emerge from Silicon Valley. It is the drivers who have created this extraordinary wealth but they continue to be denied even the most basic workplace rights. We call on the public not to cross the digital picket line on 8 May but to stand in solidarity with impoverished drivers across the world who have made Uber so successful.”

    The protests are expected to take place at:

    London 1pm - Uber UK Head Office,1 Aldgate Tower, 2 Leman St, London E1 8FA

    Birmingham 1pm -100 Broad St, Birmingham B15 1AE

    Nottingham 1pm - King Edward Court Unit C, Nottingham NG1 1EL

    Glasgow 2pm - 69 Buchanan St, Glasgow G1 3HL

    #Uber #Streik #London #Birmingham #Nottingham #Glasgow

  • Uber strike: Drivers around the world turn off app ahead of IPO - CNN
    https://www.cnn.com/2019/05/08/tech/uber-strike/index.html

    Uber drivers around the world are logging out of the company’s app to protest its compensation policies ahead of a blockbuster public offering.

    Strikes are scheduled for Wednesday in major US cities, as well as parts of the United Kingdom, Australia and South America. The message from participants: Uber needs to offer its drivers job security and higher wages.
    Uber is expected to go public Friday on the New York Stock Exchange. The debut could raise roughly $10 billion for the ride-hailing company.
    Uber and its rival Lyft (LYFT) have long argued their drivers are independent contractors. That status means workers in many countries don’t get the same rights as employees.

    “Drivers are at the heart of our service — we can’t succeed without them,” Uber said in a statement.

    “Whether it’s more consistent earnings, stronger insurance protections or fully-funded four-year degrees for drivers or their families, we’ll continue working to improve the experience for and with drivers,” it added.
    The strike action kicked off in London at 7 a.m. local time and will last until 4 p.m., according to James Farrar, a spokesperson for the Independent Workers Union of Great Britain, which advocates for people working in the gig economy.

    Uber and Lyft drivers strike for better pay

    The union wants UK drivers and customers to avoid the Uber app during the protest. It expects thousands of drivers to participate, based on the numbers that have joined its private drivers’ branch, Farrar said.

    One driver on strike in London, Muhumed Ali, said he wants Uber to boost fares and take a smaller cut of sales.

    “The drivers are the ones who are running the business,” said Ali, who’s been driving for Uber for four years and says it’s his primary source of income. “We are collecting pennies.”

    Backing from politicians in Britain’s Labour Party, including opposition leader Jeremy Corbyn, could help encourage customers to stay away, according to Farrar.

    Uber cannot be allowed to get away with huge payouts for their CEOs while refusing to pay drivers a decent wage and respect their rights at work. Stand with these workers on strike today, across the UK and the world, asking you not to use Uber between 7am and 4pm. #UberShutDown
    — Jeremy Corbyn (@jeremycorbyn) May 8, 2019

    Other cities are expected to join the protests. Drivers are pushing for better treatment and improved conditions, but the specific demands vary by organizing group.

    Uber drivers protest outside the Uber offices in London.
    In San Diego and Los Angeles, drivers are slated to cease working for 24 hours. In Atlanta, workers plan to log off for 12 hours. And in New York City, a two-hour strike was planned for the morning commute.
    In addition to powering off their apps, drivers will hold rallies held in strategic locations such as outside local Uber offices.
    In the United Kingdom, protests are scheduled to take place outside Uber offices in London, Birmingham, Nottingham and Glasgow.

    Independent Workers Union of Great Britain
    https://iwgb.org.uk

    #Uber #Streik #London #USA

  • Action syndicale pour les pensions le 16 mai
    http://www.gtl-taxi.be/8_0_0_0_FR_Info_Flash_32713_1

    29-6-2018 - Licences délivrées en Wallonie en Flandre et à Bruxelles 2018/2017 : +12%
    Vous retrouverez ici un aperçu par commune des licences délivrées pour des services de taxis, de taxis collectifs ou de location avec chauffeur

    29-6-2018 - Elaboration de la stratégie régionale de mobilité (SRM)
    Grâce à leur grande flexibilité, les taxis/TC/LVC peuvent jouer un rôle important dans la vision wallonne, qui mise sur le transfert modal

    29-6-2018 - Réforme du Groupe TEC
    Le Groupe TEC est transformé en une société intégrée et unique et devient l’OTW (ex SRWT)

    26-6-2018 - Communiqué de presse : Le secteur réclame plus de bornes de recharge rapide
    25 taxis électriques sont déjà opérationnels en Flandre. Les villes prennent des mesures pour accélerer la conversion de la flotte vers l’électrique

    22-6-2018 - Rapport d’activités du GTL pour 2017
    Voici le rapport d’activités du GTL pour l’année 2017. Nous vous en souhaitons une bonne lecture.

    18-6-2018 - Diplôme d’honneur 2018 de l’IRU : vous avez un candidat ?
    Ces prix sont attribués aux meilleurs chauffeurs !

    18-6-2018 - Projet de réforme du code de la route – sites réservés aux bus
    Le GTL proteste contre la suppression de l’admission d’office (sauf exceptions) des taxis sur ce bandes spéciales

    18-6-2018 - Les taxis bruxellois attaquent Uber et ses chauffeurs en justice
    La Febet et une vingtaine d’exploitants de taxis veulent que les chauffeurs Uber cessent de circuler à Bruxelles sous couvert d’une licence de LVC.

    18-6-2018 - Conférence Clean Power for Taxis à Gand
    Cela se passe le 26 juin avant-midi, à l’hôtel de ville de Gand. Vous pouvez vous inscrire ici.

    5-6-2018 - Chèques taxi BackSafe pour les jeunes, subsidiés par la Région Wallonne
    Lancement aujourd’hui de la vente des chèques pour 7 villes wallonnes !

     

    29-5-2018 - Conférence d’été « Clean Power for Taxis » le 26 juin à Gand
    Les inscriptions sont ouvertes !

    22-5-2018 - Nouveau président pour le groupe Taxi de l’IRU
    Christian Holzhauser de la Centrale de Taxis de Vienne devient le président du groupe Taxi de l’IRU

     

    26-4-2018 - Action syndicale pour les pensions le 16 mai
    Dans certaines entreprises, cette action pourra occasionner l’absence de travailleurs, militants ou affiliés y participant

    26-4-2018 - FEBET - Journée du Taxi à Bruxelles le 12 mai
    Les membres du GTL des autres Régions du pays sont aussi cordialement invités !

    20-4-2018 - Le gouvernement flamand approuve le décret sur la réforme des taxis/LVC
    Tout dépend à présent de ce qui sera inscrit dans les arrêtés d’exécution.

    11-4-2018 - Regering, hou rekening met KMO’s in nationale kaderwet GDPR !
    Voor de KMO’s betekent de implementatie van de Algemene Verordening Gegevensbescherming (AVG, of in het Engels GDPR) een belangrijke uitdaging

    30-3-2018 - Projet pilote « chèques taxis pour les jeunes » : participez-y avec nous !
    10.000 chèques taxis pour les jeunes de 16 à 30 ans dans 8 villes wallonnes 

    30-3-2018 - Subvention temporaire en Flandre pour les taxis électriques
    D’ici 2020, au moins 10% de la flotte de taxis flamands sera électrique !

    27-3-2018 - COMMUNIQUE DE PRESSE - Réaction à la manifestation des taxis à Bruxelles
    L’action des taxis bruxellois démontre qu’il est plus que temps que Bruxelles s’attaque vraiment au problème de l’ubérisation

    23-3-2018 - Communiqué de presse taxis électriques - Malines
    D’ici 2030 plus que des taxis électriques à Malines !

    23-3-2018 - Manifestation des taxis à Bruxelles ce mardi 27 mars
    D’autres villes ont décidé d’y envoyer également des taxis, par solidarité avec les collègues bruxellois

    22-3-2018 - La colère des taxis, à Amsterdam comme à Bruxelles
    Une trop forte dérégulationet un nombre trop important de voitures roulant pour Uber : la situation est devenue invivable pour les chauffeurs de taxis des grandes villes néerlandaises

    20-3-2018 - Projet pilote chèques taxis pour les jeunes : vous aussi vous souhaitez participer ?
    L’Agence Wallonne pour la Sécurité Routière (AWSR) organise avec le GTL un projet pilote sur l’octroi de chèques taxis pour les jeunes dans 8 villes wallonnes

    19-3-2018 - Implémentation du RGPD/GDPR dans les compagnies de taxis et de LVC
    Beaucoup de membres du GTL ont des questions sur la mise en œuvre du RGPD/GDPR (règlement général sur la protection des données) au niveau de leur entreprise.

    15-3-2018 - Bruxelles : déjà 1.000 chauffeurs Uber ?
    Pour les taxis bruxellois, la situation s’aggrave rapidement en raison de la concurrence déloyale d’un nombre explosif de chauffeurs Uber.

    15-3-2018 - Bruxelles : une nouvelle Task Force devrait d’urgence régulariser la situation
    Le gouvernement bruxellois a promis de la mettre en place pour s’attaquer aux abus des services illégaux de taxis alternatifs (via les plateformes).

    15-3-2018 - Bruxelles : Avis officiels sur le projet d’ordonnance concernant la réforme de la législation sur les taxis
    Une analyse socio-économique de l’impact de la réforme s’impose !

    15-3-2018 - Wallonie : Aéroport de Charleroi
    Le GTL a écrit aux des autorités aéroportuaires de Charleroi, suite aux refus de courses de taxi à l’aéroport

    15-3-2018 - Flandre : projets pilotes pour la mise en place du nouveau réseau de transport public à la demande
    La période d’assouplissement de la réglementation pour les projets pilotes menés dans 4 régions de Flandre, sera prolongée d’un an

    15-3-2018 - International : réunion de l’IRU à Bruxelles, le 17avril
    L’IRU se penchera sur l’avenir du réseau mondial d’applications de taxis (Global Taxi Network).

    15-3-2018 - Mise en place progressive du Fonds de pension pour les travailleurs du taxi et de la LVC
    Une deuxième convention collective de travail a été signée le 18 janvier 2018.

    8-3-2018 - SABAM : tarif indexé
    Les tarifs sont régulièrement adaptés en fonction de l’évolution de l’index. Vous trouverez les nouveaux tarifs ici.

    31-1-2018 - Le paiement de rémunérations en espèces est interdit, sauf le paiement en espèces d’avances sur salaire (TAXIS).
    Le paiement en espèces d’avances sur salaire aux chauffeurs de TAXIS reste possible moyennant certaines conditions. Les chauffeurs de LVC sont exclus.

    26-1-2018 - Demande d’extrait de casier judiciaire : qu’est-ce qui change ?
    Depuis le 1er janvier 2018, le Casier Judiciaire Central a pris en charge la gestion totale du contenu du casier judiciaire

    19-1-2018 - Collaboration des taxis d’Anvers avec Make a Wish
    Vous aussi, vous nous suivez sur Facebook, sur la page Taxilive ?

    19-1-2018 - Une belle campagne BOB dans les média sociaux !
    Notre campagne BOB sur les média sociaux est un succès !

    18-1-2018 - Envoi de factures aux autorités fédérales : désormais par voie électronique
    Depuis le 1er janvier 2018, les factures électroniques sont obligatoires pour tous les marchés publics (Fédéral) publiés de plus de 135.000 EUR

    16-1-2018 - Soutenez les taxis bruxellois !
    Ils mènent une action aujourd’hui afin d’exiger des mesures gouvernementales urgentes pour sauver leur profession

    15-1-2018 - Communiqué de presse Front Commun des Taxis Bruxellois
    Un cortège funèbre pour le défunt taxi bruxellois, victime d’une infection ‘ubérisante’

    11-1-2018 - Arrêt de la Cour de Justice UE sur Uber : les partenaires sociaux exigent une action immédiate !
    Appel au gouvernement et aux services d’inspection : faites respecter la loi, Uber doit payer l’ONSS pour ses chauffeurs !

    8-1-2018 - Taxis - Prime d’ancienneté - Exemples de calcul
    Nous rappelons que les employeurs sont tenus de payer avant la fin du mois de janvier 2018 les primes d’ancienneté à leurs chauffeurs de taxis.

    14-12-2017 - Décret wallon portant sur des mesures pour lutter contre la pollution atmosphérique
    Interdiction progressive des véhicules diesel et création de zones basses émissions en Wallonie

    12-12-2017 - Le conseil des ministres a approuvé le plan d’action 2018 de lutte contre la fraude sociale
    Le plan contient les priorités des services d’inspection sociale pour 2018, notamment dans le secteur des taxis

    12-12-2017 - La plus-value sur la revente de taxis et LVC reste défiscalisable après 2020
    Les fédérations du transport obtiennent gain de cause.

    11-12-2017 - Le secteur des taxis bruxellois partage son pain sec avec Pascal Smet
    Communiqué de presse

    10-12-2017 - Action syndicale pour les pensions le 19 décembre
    .

    8-12-2017 - Manifestation des taxis à Bruxelles le 12 décembre 2017
    Communiqué de Presse

    4-12-2017 - Réformes de la réglementation taxi et LVC/TC : où en est-on ?
    La Flandre et la Wallonie préparent pour le moment une réforme importante de leurs réglementations respectives. Le GTL a pu en prendre connaissance

    1-12-2017 - La FGTB annonce des actions en décembre
    .

    1-12-2017 - La campagne BOB de cet hiver est lancée.
    Et les taxis sont invités à y participer ! Trouvez ici les instruments.

    30-11-2017 - Les taxis bruxellois mobilisent pour une grève
    Le choix entre la Peste (le statu quo, la guerre entre taxis et Uber illégaux) et le Choléra (plan taxi du ministre Smet qui crée un bain de sang social) est inacceptable

    10-11-2017 - Communiqué de presse : Non à la suppression de la déduction des plusvalues sur voitures
    Les organisations patronales fustigent la nouvelle mesure d’imposition

    3-11-2017 - Contrôles renforcés sur la vignette obligatoire pour entrer dans Paris à partir de janvier
    Demandez votre vignette à temps si vous devez vous rendre à Paris en voiture.

    20-10-2017 - Annonce de grève par les syndicats le 8 novembre
    Le GTL a reçu des syndicats un courrier annonçant qu’ils organiseront une manifestation en front commun FGTB-CGSLB-CSC le 8 novembre 2017.

    20-10-2017 - La ville de Gand adapte les tarifs de ses taxis à partir de novembre
    Le prix augmente légèrement, sauf pour les longues courses, qui seront dorénavant moins chères

    19-10-2017 - La Commission paritaire a signé 4 nouvelles conventions collectives
    Celles-ci mettent en oeuvre le protocole d’accord social sectoriel, signé le 26 juin par les partenaires sociaux pour les années 2016-2017

    6-10-2017 - Payer le bus, tram, train, taxi etc à partir d’une seule appli à Anvers
    ...ce sera bientôt possible à Anvers via la plateforme Whim

    6-10-2017 - Bruxelles : Zone de basse émission (LEZ) à partir du 1er janvier 2018 :
    A partir de 2018, Bruxelles sera interdit aux les voitures au diesel de norme Euro 1 ou sans norme euro (critères évolutifs)

    5-10-2017 - Actions de solidarité FGTB
    Le syndicat UBT (FGTB) a informé le GTL qu’il organise ce 10 octobre des actions de solidarité avec les collègues du secteur public.

    5-10-2017 - Les taxis d’Anvers devront passer aux énergies alternatives
    Le GTL et l’APTU publient un Communiqué : "Une politique d’accompagnement sera indispensable pour atteindre des objectifs ambitieux".

     

    15-9-2017 - Suppression de l’exonération des plus-values sur les véhicules d’entreprise
    Le gouvernement fédéral a décidé de supprimer l’exonération des plus-values sur les véhicules d’entreprise.

    15-9-2017 - La situation à Bruxelles
    Quel plan taxi ? Le Front Commun agit à plusieurs niveaux pour mettre fin à la concurrence déloyale de Uber et au malaise qui prévaut dans la Région.

    15-9-2017 - La fédération bruxelloise FEBET adhère au GTL
    Le président de la FeBeT, Khalid Ed-Denguir, entre au conseil d’administration du GTL

    8-9-2017 - Semaine européenne de la mobilité
    Dimanche sans voiture le 17 septembre 2017 16e édition

    18-8-2017 - Les applis des taxis pour les supporters du RSC Anderlecht
    RSC Anderlecht propose les 3 principales applis "taxi" du pays à ses supporters, pour leurs déplacements au Parc Astrid

    4-8-2017 - SABAM : tarif indexé
    Les tarifs sont régulièrement adaptés en fonction de l’évolution de l’index. Vous trouverez les nouveaux tarifs ici.

    3-8-2017 - Parkings pour PMR dans les aéroports belges
    Où peut-on aller chercher un passager à mobilité réduite dans les différents aéroports belges ?

    3-8-2017 - Remboursement des écochèques
    Avez-vous déjà demandé le remboursement des écochèques que vous avez remis à vos chauffeurs en juillet ?

    Remplissez le formulaire de demande de remboursement !

    28-7-2017 - Augmentation des salaires au 1er juillet 2017 (rappel)
    Les salaires des chauffeurs de taxi, de LVC et du personnel de garage ont été augmenté de 0,6% au 1er juillet 2017. 

    28-7-2017 - Aperçu du nombre de taxis, TC et voitures de location : augmentation de 6,4%
    Retrouvez ici les autorisations par région.

    28-7-2017 - Entretien du GTL avec la fédération du secteur automobile (TRAXIO)
    Pour défendre un secteur des taxis mis à rude épreuve (par Uber)

    20-7-2017 - Nos InfoFlash en néerlandais vous intéressent aussi ?
    Vous pouvez aussi suivre l’actualité "taxi" en Flandre en lisant nosInfoFlash néerlandophones

    15-6-2016 - Licences délivrées en Wallonie en Flandre et à Bruxelles 2018/2017 : +12%
    Vous retrouverez ici un aperçu par commune des licences délivrées pour des services de taxis, de taxis collectifs ou de location avec chauffeur

    6-7-2012 - Les plaques d’immatriculation TX (taxi) et TXL,TXV,TXR,TXH
    Procédure de demande de plaques d’immatriculation TX,...Que faut-il savoir ?

    26-4-2018 - Action syndicale pour les pensions le 16 mai
    Dans certaines entreprises, cette action pourra occasionner l’absence de travailleurs, militants ou affiliés y participant

    Les syndicats ont informé le GTL qu’ils organiseront en front commun une "action de grande envergure" sur Bruxelles le mercredi 16 mai sur le thème des pensions.

    Ils rappellent que la participation de travailleurs ou de militants à cette action peut occasionner une absence au travail, qui sera reconnue comme journée de grève, rémunérée comme telle par le syndicat.

    #Belgien #Brüssel #Taxi #Streik

  • Petit aperçu de la dynamique actuelle des grèves en #allemagne
    http://terrainsdeluttes.ouvaton.org/?p=4341

    Plusieurs conflits sociaux défraient en ce moment la chronique en Allemagne, en particulier dans les transports. Après des grèves importantes à la Lufthansa cet été (dont les motifs rappellent celle des pilotes chez Air France), c’est le mouvement initié par le syndicat professionnel des conducteurs de locomotives (GDL) à la …

    #Nos_enquêtes #S'organiser #fondation_luxemburg #Grève #organisation_syndicale #répression_patronale #streik