• Ankunftszentrum in Berlin-Tegel: Fatale Zustände für Geflüchtete
    Nora Noll
    19–23 Minuten

    https://www.nd-aktuell.de/img/jpeg/640/281353
    Abgesperrte Toiletten im Ankunftszentrum in Tegel – laut anonymen Mitarbeitenden ein Dauerzustand

    Martin, Claudia und Matthias arbeiten im Ankunftszentrum Tegel, Deutschlands größter Geflüchtetenunterkunft. Was sie von dort berichten, klingt unglaublich: In dem Camp mit fast 5000 Bewohner*innen sollen Missmanagement, Inkompetenz und Profitmaximierung für menschenunwürdige Zustände sorgen.

    Seit dem 20. März 2022 kommen auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel im Nordwesten Berlins Geflüchtete unter. Kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine als Registrier- und Verteilzentrum für ankommende Flüchtlinge konzipiert, entwickelte sich die Unterkunft zum Dauerprovisorium: Mittlerweile leben ukrainische Geflüchtete durchschnittlich zehn Monate und Asylsuchende aus anderen Ländern für mehrere Wochen an einem Ort, der eigentlich nur als Übergangslösung für ein bis drei Nächte gedacht war.

    Über die schrecklichen Lebensbedingungen wird regelmäßig berichtet. Die Zahlen allein sprechen Bände: In 14 sogenannten Leichtbauhallen stehen 380 Betten, auf einen Zeltkomplex mit zwei Schlafhallen und maximal 760 Bewohner*innen kommen 80 Toiletten. Bis zu 14 Menschen teilen sich ein Schlafabteil, dünne Plastikwände und Vorhänge trennen die Abteile voneinander. Rein rechnerisch ergeben sich 2,63 Quadratmeter pro Person – die Gänge eingerechnet. Die Berliner Standards für Gemeinschaftsunterkünfte unterschreitet das deutlich. Normalerweise sind sechs bis neun Quadratmeter pro Person vorgesehen. In Tegel aber schlafen Hunderte dicht an dicht ohne Privatsphäre, ohne Lärmschutz, ohne Rückzugsraum – Menschen, die vor Krieg, Armut oder Gewalt geflohen sind, mit Traumatisierung zu kämpfen haben. Menschen, die eigentlich Ruhe und Sicherheit bräuchten.

    Was die drei Mitarbeiter*innen »nd« erzählen, lässt nicht nur infrastrukturelle Überforderung vermuten, sondern ein komplettes Versagen auf Leitungsebene. Martin, Claudia und Matthias wollen anonym bleiben. »Wir haben alle Angst vor Konsequenzen, deshalb traut sich niemand zu reden«, sagt Martin. Die wirklichen Namen der drei Beschäftigten sind »nd« bekannt, genauso wie ihre Rollen im Ankunftszentrum.

    Martin, Claudia und Matthias arbeiten seit mindestens einem Jahr auf der unteren Ebene eines der beteiligten Hilfswerke. Die Johanniter, der ASB Berlin-Nordwest, die Malteser und drei Kreisverbände des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) teilen die unterschiedlichen Bereiche der Unterkunft unter sich auf, die federführende Leitung hat das Berliner DRK Sozialwerk (DRK-SWB) inne.

    Vom Club in die Geflüchtetenhilfe

    Wenn Martin von Leitungskräften erzählt, dann spricht er nur von den »Nachtclubleuten«. Denn auf der Führungsebene finden sich viele Menschen, die vorher in der Berliner Musik- und Clubszene arbeiteten. Während der Corona-Pandemie fanden sie einen Job im Impfzentrum in Tegel, das ebenfalls vom DRK-SWB geführt wurde. »Die ganzen Nachtclub-Mitarbeiter waren arbeitslos«, erklärt Martin den Wechsel in die Gesundheitsarbeit.

    Die Zahl der Impfungen nahm ab, dann begann im März 2022 der russische Angriffskrieg. Wo die riesigen Terminals des ehemaligen Flughafens nicht mehr für Massenimpfungen gebraucht wurden, gab es plötzlich Bedarf an Notfallbetten. Neben dem Impfzentrum entstand das »Ukraine Ankunftszentrum« (UA TXL) und übernahm nach sechs Monaten die Räume des Impfzentrums – die Führung blieb beim DRK-SWB. Der Berliner Flüchtlingsrat vermutet, dass das Hilfswerk das Betriebskonzept des Impfzentrums als Grundlage beibehielt. In einem Bericht über die Zustände in Tegel vom Herbst 2023 stellt er fest: Das geleakte Betriebskonzept des UA TXL »beruht erkennbar auf dem Konzept des Impfzentrums TXL«.

    Nicht nur das Betriebskonzept, auch Mitarbeiter*innen wurden übernommen und landeten in Führungspositionen. Das bestätigt das DRK-SWB auf nd-Nachfrage. Es spricht von »erfahrenen Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeitern«, mit denen das Hilfswerk schon während der Corona-Pandemie »gut und verlässlich« zusammengearbeitet habe.

    Mindestens zwei neue Führungskräfte stammen aus dem Musikbusiness. Kleopatra Tümmler, die oberste Leiterin des Ankunftszentrums, arbeitete vor ihrer Anstellung beim Impfzentrum im Konzertmanagement. Martin L., laut dem sozialen Netzwerk LinkedIn im »Business Development bei Ukraine-Ankunftszentrum« tätig und davor in der »IT-Anwenderunterstützung« des Impfzentrums, war nach eigenen Angaben selbstständiger Musikproduzent und DJ. Dem Flüchtlingsrat zufolge soll es sich um weit mehr Mitarbeitende auf unterschiedlichen Positionen handeln, die ursprünglich aus der Clubszene kommen. Matthias, Claudia und Martin erzählen von ehemaligen Türstehern, Barkeeperinnen und Clubangestellten unter ihren Vorgesetzten. »Die Leute aus der Leitung werben ihre Freunde an«, vermutet Martin.

    Stellenausschreibungen an Bekannte weiterzuleiten, ist gängige Praxis und nicht verboten. Auch, dass ein Großteil der Leitungskräfte nicht über Vorerfahrung in der humanitären Arbeit verfügt, sagt nicht automatisch etwas über ihre Kompetenz aus. Doch für Martin, Claudia und Matthias gehören diese Informationen zum großen Ganzen. »Wenn man das weiß, macht plötzlich alles Sinn«, sagt Claudia.

    Arbeitsverweigerung von oben

    So herrsche eine Atmosphäre des Unwissens und der Untätigkeit, weil die Mitarbeiter*innen auf unterster Ebene keine Aufgaben zugewiesen bekämen. »Weil es nichts zu tun gab, hieß es irgendwann, wir sollen uns Arbeit ausdenken. Jetzt müssen wir rumlaufen, aber das ist nur Show«, sagt Martin. Als Sozialbetreuerin müsste sie dann »nach dem Rechten schauen«, damit nicht zu viele Angestellte gleichzeitig am Counter des jeweiligen Zeltkomplexes säßen. Claudia ergänzt: »Die Hilfswerke beschönigen die Arbeit, die wir machen, immer für die höhere Ebene.«

    Von ihrer tatsächlichen Arbeit – der Betreuung von Geflüchteten im Camp – halte die Schichtleitung sie ab. Schon der Kontakt zu den Bewohner*innen sei nicht erwünscht. »Wenn du zu den Gästen freundlich bist, heißt es: Mach das nicht, sonst fliegst du raus«, sagt Matthias. Claudia stimmt zu: »Wenn du Geflüchtete unterstützen willst, zum Beispiel bei einem Sozialantrag oder bei der Wohnungssuche, musst du damit rechnen, dass dein Vertrag nicht verlängert wird.« Weil die Verträge meist auf drei Monate befristet seien, ginge das schnell und ohne Begründung. Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) bestätigt die Befristung: »Bis Ende 2023 wurden die verschiedenen dort tätigen Hilfsorganisationen vertraglich immer nur für drei Monate gebunden.«

    Emily Barnickel vom Berliner Flüchtlingsrat erzählt von Sozialbetreuer*innen oder Mitarbeitenden am Infopoint, die etwa Wegbeschreibungen nur auf Deutsch herausgäben – gleichgültig oder unwissend, dass ein Großteil der Geflüchteten damit nichts anfangen kann. Sie hält die Inkompetenz der Mitarbeitenden im Ankunftszentrum für strukturell bedingt: »Uns wurde erzählt, dass es keine Einarbeitung gibt, keine Übergabe, dass die Leute rumsitzen und nicht wissen, was sie machen sollen.«

    Dauerwartezimmer für Asylsuchende

    Die Beratung für Asylsuchende existiert laut den drei Mitarbeiter*innen und laut Flüchtlingsrat überhaupt nicht. »Die Struktur der Asylsuchenden wird komplett vernachlässigt«, sagt Emily Barnickel. Von Oktober 2022 bis Ende Januar 2023 und dann wieder seit Oktober 2023 wohnen Geflüchtete im Ankunftszentrum, die nicht aus der Ukraine stammen und deshalb keinen sofortigen Aufenthaltstitel nach Paragraf 24 Aufenthaltsgesetz erhalten können. Im Dezember 2023 waren es rund 1650 Menschen, die hauptsächlich aus der Türkei, aus Syrien, Afghanistan, Georgien und Moldau nach Berlin kamen und hier Asyl beantragten.

    Beziehungsweise noch beantragen wollen. Denn der Prozess bis zum Ersttermin kann dauern. Der Flüchtlingsrat bezeichnet die Unterbringung der Asylsuchenden in Tegel sowie im Ankunftszentrum Reinickendorf (Akuz) deshalb als »Parken«. »Asylsuchende erhalten während der Wartezeit im Akuz und in TXL rechtswidrig keinen Ankunftsnachweis nach dem Asylgesetz, keine Sozialleistungen zum persönlichen Bedarf (Barbetrag), keine BVG-Karte, keine Leistungen für Kleidung und keine Leistungen zur Gesundheitsversorgung.«

    Zudem erhielten sie zumindest in Tegel laut Matthias keinerlei Beratung. Martin sagt, dass das zuständige Hilfswerk weder Sozialbetreuer*innen mit den notwenigen Sprachkenntnissen wie Georgisch, Türkisch und Arabisch noch Sprachmittler*innen einstelle. Der Bericht vom Flüchtlingsrat erwähnt sogar, dass Mitarbeitende des Hilfswerkes die Falschinformation verbreitet haben sollen, Asylsuchende hätten keine Krankenversicherung. »Asylsuchende mit dringend behandlungsbedürftigen chronischen Erkrankungen und drohenden bleibenden Schäden, schwersten Traumatisierungen und Gefolterte« hätten deshalb wohl keine Hilfestellung beim Zugang zu medizinischer und psychologischer Hilfe erhalten.

    260 Euro pro Bett pro Tag

    Der Flüchtlingsrat Berlin bestätigt diese Berichte. »Trotz der hohen Zahl des Personals erreichen uns laufend Beschwerden über eine unzureichende Qualität der sozialen Beratung im UA TXL, fehlende Unterstützung beim Zugang zu Sozialleistungen und medizinischer Versorgung, beim Ausfüllen von Formularen und bei der Suche nach einer anderen Unterkunft beziehungsweise Wohnung und über fehlende psychologische Beratung«, steht es in dem Bericht.

    Im Oktober 2023 arbeiteten 1257 Vollzeitäquivalente bei allen Hilfswerken insgesamt in Tegel im Dreischichtbetrieb und 328 Sicherheitsmitarbeitende pro Schicht im Zweischichtbetrieb. Das schrieb die Sozialverwaltung in einer Antwort auf eine Schriftliche Anfrage der Linksfraktion. Es müssten also meistens 419 Mitarbeitende von DRK-SWB, den DRK-Ortsverbänden, Maltesern, Johannitern und ASB gleichzeitig im Camp arbeiten.

    »Wenn man sich anguckt, was die für Personal auffahren, dann ist das total verrückt, weil so wenig passiert für die Menschen«, sagt Emily Barnickel vom Flüchtlingsrat. Martin sagt: »Wir haben sehr viele Mitarbeiter und zu wenig Arbeit. Beziehungsweise Arbeit gäbe es schon, aber die Aufgaben werden nicht verteilt.«

    Wo viel Personal, da viel Geld. Und zwar 35,5 Millionen Euro im Monat. So viel gibt das Land Berlin nach Angaben des LAF für das Ankunftszentrum aus. »Bei einer Belegung mit etwa 4500 Geflüchteten sind das knapp 8000 Euro pro Bett und Monat beziehungsweise 260 Euro pro Bett und Tag – zehnmal so viel wie eine reguläre Notunterkunft in einem festen Haus«, schreibt der Flüchtlingsrat. »Das Preis-Leistungs-Verhältnis des UA TXL dürfte katastrophal sein.« Wohin genau die Millionen fließen, bleibt jedoch undurchsichtig. Der Flüchtlingsrat versuchte vergeblich, mittels einer Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz die genauen Kosten in Erfahrung zu bringen. Das LAF wehrte sich gegen die Anfrage mit der Begründung, es handele sich dabei um ein Geschäftsgeheimnis. Auch auf nd-Nachfrage stellt es keine Aufschlüsselung der Kosten zur Verfügung.

    Matthias, Claudia und Martin kennen die monatliche Summe. Sie und andere Mitarbeitende auf der unteren Eben bekämen zwischen 11 bis 14 Euro netto pro Stunde, das entspricht einem Netto-Monatsgehalt von 2000 bis 2300 Euro. »Selbst wenn man alle Gehälter und Miete und Instandhaltung zusammenrechnet, kommt man doch nicht auf 35 Millionen«, sagt Martin. Auf nd-Anfrage gab das DRK keine Auskünfte über Gehälter und andere Ausgaben.

    »Alle sind ständig krank«

    Laut Claudia, Matthias und Martin erschwere die mangelnde Betreuung und die Untätigkeit der Leitung den Bewohner*innen nicht nur das Ankommen, sie gefährdet ihre Gesundheit. »Alle sind ständig krank«, sagt Martin. Das liege an unhaltbaren Hygienezuständen. »Seit einem Jahr gibt es selten Seife auf den Toiletten, keine Trockentücher und kein Desinfektionsmittel«, sagt Claudia. Wenn sie den Mangel meldeten, heiße es bei ihrem Hilfswerk, dass eine externe Firma zuständig sei. »Und dann passiert nichts.« Bei defekten Toiletten und Duschen komme dieselbe Antwort. »Es wird sich nur die ganze Zeit darum gestritten, wer zuständig ist.« Zuletzt hätten in ihrem Zeltareal nur drei Frauenduschen funktioniert, von 40 Toiletten war die Hälfte gesperrt.

    https://www.nd-aktuell.de/img/jpeg/640/281354

    Die Tegel-Mitarbeitenden haben heimlich Fotos von den Sanitäranlagen gemacht. Oft sei ein großer Teil der Waschbecken defekt.

    Foto: privat

    Das DRK-SWB widerspricht: Desinfektionsmittel stünden »umfangreich« zur Verfügung, die Instandhaltung der Santiäranlagen werde täglich von einem Team überwacht, Havarien würden in Notfällen »24/7« behoben. Die zuständige Reinigungsfirma putze zudem »in kurzen und regelmäßigen Intervallen alle Bereiche«.

    Die drei Mitarbeiter*innen zeigen Fotos, die sie heimlich in den Leichtbauhallen aufgenommen haben. Das sei eigentlich absolut verboten, sagt Martin. Darauf zu sehen: große Wasserlachen auf den Böden der Schlafzelte und der Bäder, leere Desinfektionsspender, defekte Waschbecken hinter rot-weißem Absperrband, Seifenbehälter ohne Seife, verstopfte Klos, Müll in den Sanitäranlagen.

    Die Tische in den Essensbereichen würden überhaupt nicht gereinigt – wohl ebenfalls mit der Begründung, dass die Hilfswerke nicht zuständig seien. Auch das belegen Fotos: Essensreste und Pappgeschirr liegen auf den Tischen und am Boden, außerdem würden wohl die Tischoberflächen nicht desinfiziert, berichten die drei.

    Laut DRK-SWB stünden auf Anfrage Reinigungsutensilien zur Verfügung. »Insbesondere bei der Essensausgabe gibt es Lappen und Wasser, um die Tische jederzeit zu reinigen.« Martin widerspricht. Die Bewohner*innen würden gerne putzen, doch dann müssten sie sich die Putzsachen selbst besorgen. Das sei gerade für Geflüchtete, die noch auf ihre Sozialleistungen warteten, schwierig.

    »Wir sollen sie nicht saubermachen«, sagt Matthias. »Ich habe es vor zwei Tagen gemacht und die Gäste haben applaudiert«, sagt Claudia. »Ich mach es auch manchmal, aber dann lachen mich die Kollegen aus«, sagt Martin. Er ist sich sicher, dass wegen der fehlenden Hygiene Krankheiten grassieren: »700 Menschen fassen da mit dreckigen Händen hin.«

    Dabei müssten eigentlich nicht immer 700 Menschen in einem Zeltkomplex wohnen. Der DRK-SWB behauptet zwar auf nd-Nachfrage, die Belegung erfolge »unter anderem nach Auslastung und Bedarfen der Geflüchteten«. Die drei Mitarbeiter*innen erzählen hingegen von einer gewollten Überbelegung. Der Checkpoint sei angewiesen, die Zelte möglichst dicht zu füllen, leere Bereiche würden gesperrt.

    Claudia erinnert sich an einen Windpocken-Ausbruch im vergangenen Jahr. »Ich meinte zur Schichtleitung, wir müssen die Gäste informieren, aber sie hat es mir verboten.« Nicht-immunisierte Erwachsene können an Windpocken schwer erkranken, bei Schwangeren kann eine Infektion kurz vor Entbindung das Leben des Kindes gefährden. Wenn Claudias Behauptung stimmt, nahmen die Verantwortlichen in Tegel Tote in Kauf. Das DRK-SWB widerspricht den Vorwürfen. »Alle Bewohnenden wurden entsprechend informiert und aufgeklärt.« Emily Barnickel weist zudem darauf hin, dass das Ankunftszentrum nicht mehr über eine Quarantäne-Station verfügt.

    Toxisches Arbeitsumfeld

    Glaubt man den Erzählungen von Martin, Matthias und Claudia, gibt es zudem keinen adäquaten Umgang mit psychischen Krisen. Menschen fielen etwa monatelang durch psychotischen Verhalten auf, mit dem sie sich selbst und andere gefährdeten. Dennoch reagiere die Leitung erst in allerletzter Minute. Claudia befürchtet, dass nicht wenige Menschen durch ihren monatelangen Aufenthalt im Ankunftszentrum psychisch krank werden. »Wenn man nicht schon traumatisiert war, wird man dort traumatisiert.«

    Nicht nur die Bewohner*innen stehen unter enormer psychischer Belastung. »Es ist auch ein sehr toxischer Ort für uns Mitarbeiter«, sagt Claudia. Die Angst, wegen Kritik die Arbeit zu verlieren, das Verbot, Bewohner*innen auf Eigeninitiative zu helfen, der menschenverachtende Umgang mit den Geflüchteten und verächtliche Reaktionen, wenn sie sich emphatisch zeige, das alles habe bei ihr bereits zu einer psychischen Krise geführt.

    Sie habe deshalb schon mehrmals überlegt zu kündigen. »Aber ich dachte, ich bleibe so lange ich kann.« Mittlerweile wisse sie zumindest, dass es auch andere Mitarbeitende gebe, die die schrecklichen Zustände in Tegel nicht hinnehmen wollen. Martin und Matthias geht es ähnlich. Sie haben das Bedürfnis, der Gleichgültigkeit und Inkompetenz etwas entgegenzusetzen. »Es gibt dort so viele Mitarbeiter, die gar kein Herz für die Bewohner haben«, sagt Martin. Vielleicht, so die Hoffnung, könnten sie im Kleinen etwas besser machen.

    Doch eigentlich gehöre Tegel geschlossen. »Es ist eine Katastrophe, von oben bis unten«, sagt Claudia. Die Hauptverantwortung sehen sie alle bei der Leitung.

    Es bleibt schlimmer

    Am 26. September 2023 beschloss der Berliner Senat, das Ankunftszentrum von 4000 auf ungefähr 7100 Schlafplätze zu erweitern. Für die Ausweitung gab es keine Teilausschreibung, das DRK-SBW wurde auch mit dem Betrieb der neuen Leichtbauhallen beauftragt – »trotz zahlreicher massiver Beschwerden«, wie der Flüchtlingsrat schreibt. Schon zur Eröffnung des Ankunftszentrums hatte es keine Ausschreibung gegeben. »Damals ging es unmittelbar um die Nothilfe, für die die Organisationen aufgrund ihrer schnellen Reaktionszeit, der Organisationsfähigkeit und des vorhandenen Personals für eine Großunterkunft die beste Wahl darstellten«, erklärt das LAF diese Entscheidung. »Bei einer Personalstärke von weit über 1000 Personen im 24/7-Modus sollte das nachvollziehbar sein.« Ein Markterkundungsverfahren 2023, also die Suche nach anderen geeigneten Betreibern, »ergab keine alternative Möglichkeit«.

    Am 26. März 2024 beschloss der Berliner Senat, den Betrieb des Ankunftszentrums für ein weiteres Jahr bis Ende 2025 zu verlängern.

    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1181267.fluechtlinge-ankunftszentrum-in-berlin-tegel-fatale-zustaende-fue

    #Berlin #Tegel #DRK

    @cdb_77

  • Eine Bauhütte, die nicht baut: Berlin setzt auf Marktversagen
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1181424.landeseigene-betriebe-eine-bauhuette-die-nicht-baut-berlin-setzt-


    Holzmodule, wie hier von der österreichischen Firma Kaufmann Bausysteme, wird es aus landeseigener Produktion in Berlin nicht geben.

    Tja, ein bischen Rotgrün könnte Berlin schon gebrauchen.

    12.4.2024 von Nicolas Šustr - Berliner Senat beerdigt bei der Holzbauhütte Tegel Ambitionen für Einstieg in kommunale Bauwirtschaft

    »Sie wollen also gar nicht bauen, bauen, bauen. Sondern diskursiv arbeiten. Sonst wird ja so getan, als ob es andersherum wäre.« Das sagt Linke-Stadtentwicklungspolitikerin Katalin Gennburg aus dem Abgeordnetenhaus zu »nd« als Reaktion auf die Bestätigung von Tegel Projekt, dass die seit Jahren vorgesehene Holzbauhütte keine Module für das auf dem ehemaligen Flughafengelände geplante Schumacher-Quartier fertigen soll.

    »Vom Plan, eine eigene Fertigung für das Schumacher-Quartier auf dem Gelände zu installieren, sind wir abgerückt«, erklärt die Tegel Projekt GmbH auf Anfrage von »nd«. Zum einen sei »dies nicht im Sinne wichtiger Partner« gewesen, zudem seien »mittlerweile mehrere holzverarbeitende Betriebe in Brandenburg niedergelassen«, damit gebe es »keinen Bedarf mehr für eine solche Ansiedlung vor Ort«. Die wichtigen Partner sind die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, die »ihren Generalübernehmer jeweils gerne unabhängig voneinander selber auswählen möchten«.

    Die übrigen Planungen bezüglich der »Futr Hut« genannten Holzbauhütte haben laut Tegel Projekt weiterhin Bestand. Sie sei vor allem »als kooperativer Denk- und Experimentierraum für die Bauwende konzipiert«, in dem Fachleute aus Forschung, Architektur und Planung, aus Holz- und Bauwirtschaft, Komponentenherstellung und Digitalisierung sowie viele andere mehr »an der Entwicklung innovativer nachhaltiger Bau- und Werkstoffe sowie Fertigungsprozesse arbeiten«.

    »Ich glaube, in der Lage sind wir nicht, dass wir jetzt eine staatliche Wohnungsbaueinheit brauchen«, bekräftigte am Montag Bausenator Christian Gaebler (SPD) im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses die Haltung. Das Problem der Landes-Wohnungsbaugesellschaften seien »die Preise, die sich aber jetzt nicht daran festmachen, dass sich irgendjemand da große Gewinne einstreicht, sondern dass einfach die Kosten auch für Material und Logistik entsprechend gestiegen sind und übrigens auch die Kosten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter«.

    Katalin Gennburg bestreitet das. »Die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel und die Kapazitäten sind Voraussetzungen für ein funktionierendes kommunales Wohnungsbauprogramm«, sagt sie. Das gehe los bei eigenen Planungskapazitäten und weiter mit Bauhütten oder auch Recyclinghöfen für Baustoffe. Die private Bauwirtschaft nutze ihre Kapazitäten für das Produkt, das am lukrativsten sei, so die Linke-Politikerin. »Ein öffentliches Fertigteilwerk kann aber entscheiden: Ich fertige keine Bauteile für Luxusbalkons, sondern Module für den gemeinnützigen Wohnungsbau«, nennt sie ein Beispiel.

    Die Ziele der Holzbauhütte waren ehrgeizig. In der 2020 vorgelegten Potenzialanalyse »Bauhütte 4.0 – Innovations- und Produktionsstandort für den urbanen Holzbau« kamen Forschende des Fraunhofer-Instituts für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik sowie der Technischen Universität Berlin zu dem Schluss, dass so »die Grundlage für das effiziente Bauen mit Holz in urbanem Maßstab« gelegt werden könnte.

    Zum damaligen Zeitpunkt war der Holzbau 10 bis 15 Prozent teurer als konventionelle Baumethoden. Mit der Bauhütte sollte »ein System etabliert werden, mit dem mittelfristig um 20 bis 25 Prozent günstiger gebaut werden kann als bei konventioneller Bauweise«, wie es bei der Vorstellung der Analyse hieß. Dabei werden gleichzeitig 80 Prozent klimaschädliche Emissionen eingespart. »Der Name Bauhütte 4.0 bezieht sich auf die Idee der Dombauhütte, die auch prägender Gedanke des Bauhauses war. Der Geist der interdisziplinären Ideenschmiede von damals soll in ihr fortleben: Abermals kommen in der Bauhütte 4.0 kluge, kreative Köpfe zusammen, um auf neuen Wegen qualitatives Bauen durch industrielle Fertigung erschwinglich zu machen«, erklärte Tegel Projekt 2020.

    »Wir sind in Alarmbereitschaft, denn die Bauhütte war ein wesentlicher Beitrag, um die Bauwirtschaft in Berlin zukunftsfähig zu machen. Es ist inakzeptabel, wenn die Holzbauhütte aus privatem Profitinteresse abgewickelt wird«, sagt Katalin Gennburg.

    Schon lange vor den infolge der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine explodierten Materialkosten beklagten die Landes-Wohnungsunternehmen, entweder gar keine Angebote auf Ausschreibungen zu bekommen oder nur zu stark überhöhten Preisen. Doch selbst mitten in der größten privatwirtschaftlichen Baukrise seit Langem sacken die Fertigstellungen der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften massiv ab. Wurden 2022 noch fast 6000 Wohneinheiten von ihnen fertiggestellt, waren es 2023 nur noch knapp 4600; für das laufende Jahr werden nur noch 4100 neue kommunale Wohnungen erwartet.

    Vor 100 Jahren sprangen Gewerkschaften und öffentliche Hand nicht nur in Berlin, sondern beispielsweise auch in Wien in die Bresche, die das dramatische Versagen des gewinnorientierten Sektors in der sozialen Wohnraumversorgung hinterlassen hatte. Da die private Bauwirtschaft mit Verweigerungen und Preisabsprachen die öffentlichen und gemeinnützigen Bauprojekte auszubremsen versuchte, reagierten Sozialdemokratie und Gewerkschaft mit dem Aufbau einer sozialen Bauwirtschaft.

    2018 forderte der Stadtsoziologe Andrej Holm eine zeitgemäße Wiederauflage des Konzepts Bauhütte, um den öffentlichen Bau in Schwung zu bringen. In ihrer Klausur in Rheinsberg machte sich die Linksfraktion des Berliner Abgeordnetenhauses im gleichen Jahr den Ansatz zu eigen. Gemeinsam mit den Grünen wurde schließlich als erster Anlauf die Holzbauhütte auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel auf den Weg gebracht. Doch das Thema Fertigung von Modulen hat sich bekanntlich inzwischen erledigt.

    Ein von der Linksfraktion 2019 ausgearbeiteter Antrag mit dem Titel »Landeseigene Baukapazität aufbauen!« scheiterte am innerkoalitionären Veto der SPD. Die Grünen-Fraktion hatte nach längeren internen Diskussionen und zahlreichen Änderungen dem Prüfauftrag zum Aufbau eines landeseigenen Baubetriebs schließlich ihre Zustimmung erteilt, unter anderem mit der Begründung, dass auch viele Private sich »verstärkt Baukompetenzen und Planungskapazitäten in ihre Unternehmen aufgrund des Fachkräftemangels« holten. Doch die SPD blieb bei ihrem Nein.

    »Zwischen Linken und Grünen war die Holzbauhütte ein Gemeinschaftsprojekt. Ökologisches Bauen ist ein zutiefst grünes Thema. Über die Systemfrage ist es ein linkes Thema«, sagt Katalin Gennburg. Die Bauhütte sollte in ihren Augen insgesamt die Möglichkeit bieten, nachhaltiges und ökologisches Bauen auch mit weiteren alternativen Baustoffen wie Stroh, Hanf oder Lehm voranzubringen. »Soziale Bauträger wie beim Haus der Statistik oder beim Dragonerareal müssten mit eingefasst werden. Die Erkenntnisse, wie man solche Projekte eigentlich realisieren kann, müssten auch in Verwaltungswissen überführt werden«, so die Abgeordnete.

    »Der Umbau der Landes-Wohnungsunternehmen (LWU) ist allerdings eine zwingende Voraussetzung dafür, dass eine Bauhütte ein Erfolg werden kann«, sagt Gennburg. Hier herrscht weitgehend Einigkeit zwischen Linke und Grünen. Denn wie in der Sitzung des Bauausschusses deutlich wurde, war es die Gesobau, die darauf beharrte, ihren Auftragnehmer für den Wohnungsbau im Tegeler Schumacher-Quartier selber auszusuchen. Die Linke-Politikerin spricht in diesem Zusammenhang von einem »Baufilz« von Landeseigenen und einer überschaubaren Anzahl von Projektentwicklern, die den Löwenanteil des kommunalen Neubaus errichten.

    »Zur Erfüllung der ehrgeizigen Neubauziele muss die Neubaufähigkeit der landeseigenen Wohnungsunternehmen durch einen gemeinsamen deutlichen Ausbau ihrer Planungs- und Baukapazitäten verbessert werden«, darauf hatten sich die beiden Parteien in den Koalitionsverhandlungen 2021 bereits geeinigt. Dafür sollte bis Mitte 2022 eine »rechtsfähige Anstalt öffentlichen Rechts« gegründet werden. »Sie unterstützt die Unternehmen bei der Nutzung von Synergien, übernimmt den Aufbau einer gemeinsamen Bau- und Planungskapazität, richtet ein betriebswirtschaftliches Controlling ein und koordiniert die Vorbereitung der Aufsichtsratssitzungen«, hieß es zu den konkreten Aufgaben. Bis Ende 2023 sollte »ein umsetzungsorientiertes Konzept zur besseren Zusammenarbeit der LWU bis hin zur eventuellen Bildung einer Holding« entwickelt werden. Doch die SPD lehnte strikt ab.

    »Wir haben durchdekliniert, was Linke-Baupolitik sein könnte. Nur wenn man diese Messlatte anlegt, kann man ernsthaft in Koalitionsverhandlungen gehen, die nicht bloße Farbenspiele sind«, sagt Katalin Gennburg. »Wir brauchen starken kommunalen Einfluss bei dem, was am längsten währt: Immobilien.«

    #Berlin #Tegel #Stadtentwicklung #Kapitalismus #SPD

  • Berlin: Auf dem ehemaligen Flughafen Tegel könnten 25.000 Wohnungen entstehen – ein Plädoyer
    https://www.berliner-zeitung.de/open-source/berlin-auf-dem-ehemaligen-flughafen-tegel-koennten-25000-wohnungen-

    Die Idee liegt in der Luft, und endlich greift sie einer auf. Einen einzigen Mangel hat der Artikel : Öffentlichen Nahverkehr kennt er nur als Bus und Bahn.

    Taxis werden aber genauso gebraucht, um Gehbehinderte und Reisende mit schwerem Gepäck direkt vor der Haustür aufzunehmen. Auch für die kleinen studentischen Umzüge mit einem oder zwei Kubikmetern Zeug sind Taxis das effektivste und umweltschonendste Beförderungsmittel. Vielleicht wird es in der TXL-Neustadt die ersten autonomen, selbstfahrenden Taxis Berlins geben. Das riesige Gelände wäre ideal dafür.

    Die Möglickeit, mit PKW und Kleinbussen an jeder Haustür vorzufahren, gehört deshalb auch in jedes grüne Stadtkonzept.

    25.11.2023 von Andreas Barz - Der stillgelegte Airport im Norden Berlins bietet Platz für sehr viel mehr Häuser als bislang geplant. Die Umsetzung ist ein Muss in Zeiten enormen Wohnraummangels. Ein Plädoyer.

    Wohnen heißt – nach Martin Heidegger – bleiben. Doch bleiben setzt voraus, dass man auch kommen kann. Die Arbeitsgruppe für den Stadtentwicklungsplan Wohnen 2040 geht aktuell von rund 400.000 Neuberlinern bis zum Jahr 2040 aus. Darin enthalten sind noch nicht Zuzüge durch weltweite politische Krisen oder Klimakatastrophen.

    Machen wir uns nichts vor: Es wird diese Krisen geben. Schon 400.000 neue Stadtbürger benötigen rund 200.000 Wohnungen, die durch Verdichtung oder Neubau realisiert werden müssen. Nur, wo können diese 200.000 Wohnungen geschaffen werden?
    Platz für eine Wohnstadt der Zukunft

    Das Flugfeld des ehemaligen innerstädtischen Flughafens in Tegel, im Norden und Westen durch den Flughafensee und den Forst Jungfernheide, im Süden durch Kleingärten und im Osten durch die Autobahn und Kasernen begrenzt, bietet Platz für eine Wohnstadt der Zukunft – mit knapp hunderttausend Menschen.

    Der Flughafen hat eine Fläche von mehr als 500 Hektar, das entspricht fünf Quadratkilometern. Von der Gesamtfläche sind derzeit für die Tegeler Stadtheide 220 Hektar, für die Urban Tech Republic 230 Hektar und für das Schumacher Quartier rund 50 Hektar vorgesehen.

    Während im Wohnquartier 5000 Wohnungen für rund 10.000 Menschen gebaut werden sollen, könnte nach Planungen der Tegel Projekt GmbH die Fläche der Urban Tech Republic 20.000 Arbeitsplätzen Platz bieten. 2000 Studierende der Berliner Hochschule für Technik ließen sich in den denkmalgeschützten Gebäuden des ehemaligen Terminals unterbringen.

    Der städtebauliche Rahmenplan geht auf das Jahr 2014 zurück. Baurecht ist bislang für keine der Flächen geschaffen, was der Tegel Projekt GmbH zufolge vor allem auf die verspätete Inbetriebnahme des neuen Airports in Schönefeld zurückzuführen ist.

    Doch seit 2014 haben sich die Bedingungen in Berlin deutlich verändert: Die Stadt wächst – und zwar rasant. Der Wohnungssektor, einschließlich der mit dem Wachstum einhergehenden sozialen Infrastruktur, benötigt darum viele neue Bauflächen. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen ist trotz Ausbau der digitalen Infrastruktur und eines postpandemischen Anstiegs an Homeoffice-Arbeitsplätzen ebenfalls ungebrochen hoch. Der Platzbedarf der im Wedding beheimateten Berliner Hochschule für Technik ist seit Jahren evident und soll daher nicht infrage gestellt werden.

    Mit einer Gesamtfläche von 500 Hektar stellt die ehemalige Flughafenfläche in Tegel neben dem bereits 2008 außer Betrieb genommenen Flugfeld in Tempelhof mit rund 390 Hektar die größte Entwicklungsfläche Berlins dar.

    2014 haben sich die Stadtbewohner im Rahmen eines Referendums mehrheitlich für die Nichtbebauung des ehemaligen Flughafens Tempelhof entschieden und damit auf Jahrzehnte einer baulichen Nutzung eine Absage erteilt. Dem Tempelhofer Feld kommt daher künftig vor allem eine klimaregulierende Aufgabe zu. Teile des Flugfelds könnten als Ausgleichs- und Ersatzfläche umgestaltet werden und so die in Tegel geplante Stadtheide entbehrlich machen.

    Statt eine Überprüfung der stadtentwicklungspolitischen Leitlinien voranzutreiben, verliert sich die Planung für die Nachnutzung des Flughafens Tegel aber im Klein-Klein und soll das überholte Planungskonzept aus dem Jahr 2014 unbedingt an den Start bringen.

    Die Bedarfe der wachsenden Stadt, die Wohnstadt oder auch die gemischte europäische Stadt werden für diese größte Berliner Entwicklungsfläche nicht in den Blick genommen, und so wirkt der Masterplan für die 500 Hektar wie aus der Zeit gefallen oder wie eine Lehrseite der Charta von Athen, die 1933 die Stadt in funktionsgetrennte Zonen unterteilte.

    Hier das Wohnen, dort das Arbeiten und möglichst in den Zentren Kultur und Verwaltung. Ähnlich sieht auch die Planung für Tegel aus: Das alte Terminal besetzt die Berliner Hochschule für Technik, drum herum gruppiert sich die Urban Tech Republic, am Rand wird das Schumacher Quartier als Wohngebiet errichtet und im Norden – zum Flughafensee und zur Jungfernheide – gruppieren sich die durch die Flugnutzung kontaminierten Ausgleichs- und Ersatzflächen.

    Auch die aktuelle Verkehrsplanung hinkt den Bedarfen und den Erfordernissen einer modernen klimaneutralen europäischen Stadt hinterher und setzt vor allem auf die Anbindung des Quartiers per Straße. Vage bleiben die Formulierungen zum Ausbau des Straßenbahnnetzes, die in diesem Teil der Stadt nicht vorkommt und erst umständlich an das Straßenbahnnetz im Ortsteil Mitte angebunden werden müsste, was erfahrungsgemäß lange dauert und auf massiven Widerstand stoßen wird.

    Vorbild für die weitere Entwicklung sollten die neuen Stadtquartiere in Wien oder in Kopenhagen sein, in denen Schnellbahnen die Pioniere der Entwicklung waren. Auf dem Flugfeld Aspern in Wien, das für 45.000 Menschen als Wohn- und Arbeitsort völlig neu entwickelt wird, war als Erstes die U-Bahn fertig und brachte zunächst die Bauarbeiter in das Quartier. Auch für Tegel könnte dies so sein, wenn der Senat sich entschließen würde, die alte U-Bahnplanung für den Anschluss des Flughafens aus den 1960er-/70er-Jahren wiederaufzunehmen und die vorhandenen Tunnel am Knotenpunkt Jungfernheide zu nutzen und zum Flugfeld zu verlängern.

    Die U-Bahn sollte dann nicht auf dem Tegeler Flugfeld enden, sondern gleich zur benachbarte Insel Gartenfeld – ebenfalls ein städtisches Entwicklungsgebiet – und später weiter durch die nördlichen Spandauer Wohngebiete bis hin in das hoch verdichtete Umland verlängert werden. Anders als im Märkischen Viertel, das bis heute immer noch nicht an das Schnellbahnnetz angebunden ist, oder die noch im Bau befindliche Europacity nördlich des Hauptbahnhofs, könnte Berlin in Tegel der Mobilitätswende und der damit einhergehenden Attraktivierung des Nahverkehrs einen völlig neuen Schub verleihen.

    Eine grundlegende Überarbeitung der Planung für das Flugfeld in Tegel könnte zudem stark umstrittene Projekte an anderer Stelle – wie auf der Elisabethaue oder Am Sandhaus in Buch – ausgleichen helfen und damit auch zur Befriedung der stark gespaltenen Stadtgesellschaft beitragen.

    Mit einem klugen Mobilitätskonzept, mit Hochschule und Gewerbe, mit Parks und Gärten, mit einer sozialen Infrastruktur, die alle begeistert, könnte hier die gemischte europäische Stadt der Zukunft entstehen. Allerdings braucht es hierfür Mut. Mut der öffentlichen Verwaltung und Politik, die Weichen richtig zu stellen, Mut der Wohnungswirtschaft, ein Gemeinschaftsprojekt auch gemeinsam zu stemmen und nicht in Hinterzimmern auszuhandeln, und Mut der Stadtgesellschaftt, auch mal für etwas und nicht immer gegen etwas zu sein.
    25.000 Wohnungen möglich

    Nimmt man die weit vorangeschrittene städtebauliche Umsetzung der Europacity an der Heidestraße mit ihren 61 Hektar für rund 3000 Wohnungen und 16.500 neue Arbeitsplätze als Blaupause, ließen sich auf dem mehr als achtmal so großen Areal in Tegel rund 25.000 Wohnungen und circa 135.000 Arbeitsplätze realisieren. Zieht man die Kritik der ehemaligen Senatsbaudirektorin Regula Lüscher an der Europacity hinsichtlich der städtebaulichen Dichte und baulichen Höhe in Betracht, ließen sich in Tegel weitaus mehr Wohnungen realisieren.

    Bislang plant die Tegel Projekt GmbH neben einigen Hochpunkten im Schumacher-Quartier nur vier- bis sechsgeschossige Wohngebäude. Das widerspricht allen parteiübergreifenden Bekenntnissen der vergangenen Jahre zu mehr Höhe und Dichte. Und es passt auch nicht zur Klage über einen Mangel an verfügbarer Baufläche, wenn ein solches Gelände quasi vorstädtisch bebaut und damit Potenzial verschenkt wird.

    Berlin: Bildungssenatorin plant Willkommensklassen in Flüchtlingsunterkünften Tegel und Tempelhof

    Immobilien: Wo gibt es wie viele Eigentumswohnungen unter 250.000 Euro?

    Auch die stark durchgrünte Gropiusstadt oder der Wohnpark Alt-Erlaa in Wien mit seinen grünen Terrassenhäusern könnten als positive Vorbilder für das Neudenken von Tegel herangezogen werden. Zudem haben die im Bündnis junger Genossenschaften organisierten Genossenschaften eine Modellplanung für ein durchmischtes Stadtquartier für rund 2500 Menschen vorgeschlagen und 2022 der Öffentlichkeit präsentiert.

    Gemeinsam mit den Genossenschaften sollen kommunale Wohnungsunternehmen 90 Prozent der geplanten Wohnungen in Tegel realisieren. Landesunternehmen, Genossenschaften, Tegel Projekt GmbH, der Bund und die Berliner Stadtentwicklungs- und Verkehrsverwaltung sollten daher im Rahmen einer gemeinsamen Tegel-Konferenz für eine Überarbeitung des Masterplans zusammenkommen und die Weichen für Berlins größte städtebauliche Entwicklungsmaßnahme stellen. Parallel hierzu könnten die umstrittenen Vorhaben im Bezirk Pankow oder die immer wieder neu entfachte Debatte über die Randbebauung des Tempelhofer Flugfeldes ein für alle Mal zu den Akten gelegt werden.

    Der Wohnpark Alt-Erlaa in Wien

    Der Wohnpark Alt-Erlaa in WienVolker Preußer/imago
    Nachsatz zur aktuellen Wohnungsbaudebatte in Berlin

    Die Regierungen in Bund und Ländern haben das Wohnen zu der sozialen Frage des 21. Jahrhunderts erklärt. Auch um Schieflagen durch den seit Jahrzehnten abnehmenden Bestand von Sozialwohnungen zu beseitigen. Das kann nur durch einen massiven Wohnungsneubau gelingen. Gleichzeitig ächzen unsere Städte unter den Auswirkungen des Klimawandels und müssen in großer Geschwindigkeit umgebaut werden. Das betrifft auf kurze Sicht den Umbau der Städte zu Schwammstädten, den Ausbau des Baumbestands zur Regulierung des Stadtklimas sowie einen Stopp der Neuversiegelung des Bodens.

    Open Source Newsletter

    Vielen Dank für Ihre Anmeldung.
    Sie erhalten eine Bestätigung per E-Mail.

    Eine solche Null bei der Neuversiegelung wird jedoch nur zu schaffen sein, wenn vorhandene Flächen intensiver genutzt werden – das bedeutet mehr Dichte und Höhe und vor allem den Umbau der Landesbauordnungen, die vielfach immer noch die funktionsgetrennte Stadt und die Charta von Athen zur Grundlage haben, und den Umbau ehemals für den Verkehr genutzter Flächen. Hierzu zählen die Flugfelder, Eisenbahnanlagen und auch die überdimensionierten Straßen der autogerechten Stadt.

    Eine wichtige Rolle wird auch dem Umbau der Städte und den durch die Mobilitätswende möglich gewordenen Rückbau der autogerechten Stadt des 20. Jahrhunderts zukommen. Straßenräume werden zurückgebaut, entsiegelt und bepflanzt. Parkplatzflächen oder auch reine Gewerbegebiete werden zugunsten von Mischgebieten umgebaut, auch um größere Dichten auf den jeweiligen Stadtflächen zu ermöglichen.

    Sollte Berlin zu einem anderen Entschluss gelangen und keine ausreichende Zahl neuer Wohnungen bauen und nur noch jene Teile der Stadtbevölkerung in den Fokus nehmen, die schon da sind, hätte dies fatale Folgen für all die Bereiche, die die Stadt stark machen: Die Auswirkungen auf den Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturstandort Berlin wären dramatisch, denn ohne Wohnungen kein Bleiben und kein Kommen. Im Segment des akademischen Wohnens, aber auch im Bereich der Angebote für Senioren beobachten wir dieses Phänomen bereits heute.

    Es steht außer Frage, dass Politik und Stadtgesellschaft Regeln für das bezahlbare Wohnen und gegen Mietwucher aufstellen müssen, und selbstverständlich sollte über eine Vergemeinschaftung des Bodens als nicht vermehrbares Gut debattiert werden. Enteignungen und Zwangskollektivierung sind der falsche Weg. Die massive Unterstützung des kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsneubaus wäre vielmehr der richtige Weg. Hierzu gehören ein ausreichendes Angebot von Grundstücken und die Ausweitung der Wohnbauförderung.

    Das Flugfeld in Tegel gibt Berlin eine einmalige Chance, die Stadt der Zukunft mit den Berlinerinnen und Berlinern nicht nur zu diskutieren, sondern auch umzusetzen.

    Andreas Barz ist Vorstandsvorsitzender der Studentendorf Schlachtensee eG. und Ko-Sprecher des Bündnisses junger Genossenschaften.

    #Berlin #Tegel #TXL #Wohnen.#Stadtentwicklung #ÖPNV

  • RIAS-Kutte kennt sich aus mit Kurt Pomplun
    http://www.rias1.de/sound4/rias_/kutte/kutte.html

    RIAS Berlin „Kutte kennt sich aus“ (1971-1977) mit Heimatforscher Kurt Pomplun
    „Rundschau am Mittag“ 31.12.1968 Joachim Cadenbach im Interview mit Kurt Pomplun (2:54): Im Juni ist ja die Temperaturen sehr erfreulich, auch wenn Napoleon behauptet hat, der deutsche Sommer ist ein grün angestrichner Winter.

    http://www.rias1.de/sound4/rias_/rundschau/rundschau/681231_rias_aktuell_rundschau_am_mittag_joachim_cadenbach_interview_kurt_pompl
    Auf der Seite können sie die Folgen 1 bis 127 hören.

    Kurt Pomplun – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Pomplun

    Kurt Pomplun (* 29. Juli 1910 in Schöneberg; † 5. August 1977 in Berlin) war ein deutscher Heimatforscher. Er publizierte Werke zur Geschichte Berlins und Brandenburgs, seiner Mundart und mündlich überlieferten Märchen und Sagen.
    ...
    Pomplun beantragte am 27. Dezember 1937 die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 5.585.940).[1] Bereits 1933 war er der SS beigetreten, in der er es mindestens bis zum Hauptscharführer brachte.
    ...
    Im Alter von 67 Jahren verstarb Kurt Pomplun am 5. August 1977 während einer Diskussion in der Schöneberger Buchhandlung Elwert und Meurer an Herzversagen.

    #Albrechts_Teerofen #Alte_Berliner_Bahnhöfe #Amüsement #Ärzte #Bänkelsänger #Berlin #Strand_und_Freibäder #Berlin-Museum #Bernau #Biesdorf #Britz #Britz #Brücken #Brunnen #BVG-Museum #Cafes #Dahlem #Dampferfahrten #Düppel #Eisenbahn-Nahverkehr #Fasching #Filmmetropole #Friedenau #Fronau #Gartenlokale #Gassenhauer #Gatow #Geschichte #Groß-Berlin #Gründerzeit #Grunewaldseen #Häfen #Hansaviertel #Havelland #Heiligensee #Hohenschönhausen #Humor #IFA #Inseln #Jagdschloß_Grunewald #Kaulsdorf #Kladow #Klein-Glienicke #Klein-Machnow #Kneipen #Kohlhasenbrück #Kolonie_Grunewald #Köpenick #Krankenhäuser #Kurfürstendamm #Lankwitz #Leierkastenmänner #Lichtenrade #Lichterfelde #Lietzensee #Lübars #Mahlsdorf #Maibräuche #Marienfelde #Märkisches_Museum #Märkisches_Viertel #Moabit #Nikolassee #Operetten #Operetten #Pankow #Parks #Pfaueninsel #Pichelsdorf #Post-Museum #Potsdam #Potsdamer_Platz #Radio #Rauchfangswerder #RIAS #Rixdorf #Rote_Insel #Rundfunk #Sagen #SansSouci #Schloß_Charlottenburg #Schloßpark_Charlottenburg #Schmargendorf #Schmökwitz #Schöneberg #Schönow #Siemensstadt #Spandau #Spielzeug #Sport #Spreewald #Springer-Haus #Staaken #Stansdorf #Steglitz #Steinstücken #Stralau #Südende #Tegel #Tegelersee #Tempelhof #Theater #Theater #Tiergarten #Treptow #Turnen #Unter_den_Linden #Volks-Theater #Wannsee #Wedding #Weihnachten #Weinstadt_Berlin #Weißensee #Westend #Wilmersdorf #Wintergarten #Scala #Wintersport #Zeitungswesen #Zitadelle_Spandau #Zoo #Zoologischer_Garten

  • Inflation: Dieser Bioladen in Berlin-Wedding hat ein Rezept gegen Geschäftssterben
    https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/nach-corona-rekordgeschaeft-berliner-bioladen-schreckt-nicht-vor-de

    25.11.2022 von Silvia Benetti - Anders als viele Geschäfte ihrer Branche hat Martina Marggraf mit ihrem Bioladen im Weddinger Sprengelkiez keine Umsatzeinbußen wegen der Inflation. Langfristig ist sie jedoch misstrauisch. 

    Pralle Tomaten, leuchtend gelbe Paprika und riesige Salatköpfe prunken auf dem Tisch im Eingangsbereich, es duftet nach Kaffee und frischen Brötchen. Martina Marggraf, 37 Jahre alt und Mutter von drei Kindern, führt seit 2011 den Bioladen in der Tegeler Straße unweit des Leopoldplatzes.

    Neben frischen Lebensmitteln verkauft Martina auch Bio-Hygieneartikel sowie ökologische Kinderkleidung. Dazu betreibt sie in den Räumlichkeiten ein Café. In der Sitzecke mit einladenden Holztischen können Kunden ein Franzbrötchen oder ein Stück Quiche essen und bei einem Cappuccino oder Tee entspannen. Die Backwaren stammen aus der Bäckerei eines befreundeten Konditors in Kreuzberg.

    „Du hast hier eine Familie, du bist bekannt“

    „Viele Kunden haben hier einen Anlaufpunkt im Kiez“, sagt Marggraf der Berliner Zeitung. Das erklärte offenbar auch, warum der aktuelle Umsatz zwar unter den Rekorden der Corona-Zeit liege, dennoch im Vergleich zu 2019 nicht zurückgegangen sei. Während der Lockdowns 2020 und 2021 sei der Bioladen für viele ein Zufluchtsort gewesen, behauptet die Geschäftsfrau; einer der wenigen Orte, in dem sie Kaffee zum Mitnehmen bekommen und ein paar freundliche Worte hätten mit anderen Menschen wechseln können. Damals habe sie angefangen, das Café auch am Sonntag zu öffnen, was für einen hohen Zulauf gesorgt habe. Zwar durften die Kunden die Backwaren und den Kaffee nur mitnehmen, trotzdem sei der Zulauf außerordentlich gewesen.

    Auch nach dem Ende der Pandemie, so Marggraf, hielten die Kunden dem Kiezladen die Treue. Zwar hamstere jetzt niemand mehr Mehl, Hefe und Toilettenpapier, dennoch könne von Umsatzeinbrüchen nicht die Rede sein. Ohnehin sei in den Jahren eine vielfältige Stammkundschaft entstanden, die sowohl Fernsehstars und Spitzenpolitiker als auch Normalverdiener und Hartz-IV-Empfänger umfasst. „Wir haben Leute, die täglich kommen und frisch einkaufen. Gerade bei Obst und Gemüse haben wir viel Durchlauf, weil man bei uns auch drei Champignons mitnehmen kann. Wir haben also Großfamilien, aber auch Singles. Und alle schätzen das.“ Das würden zwar auch Bioketten versuchen, doch so gemütlich und persönlich sei es dort nicht. „Du hast hier eine Familie, du bist bekannt“, sagt die Unternehmerin.
    Energiekosten hat Marggraf noch nicht weitergegeben

    Ein weiterer Pluspunkt für ihren Bioladen sei aus ihrer Sicht die Preispolitik. „Was mir wichtig war, als ich eröffnet habe, und was ich auch geschafft habe, ist, dass jeder sich das leisten kann.“ Aus diesem Grund liegt der Preis für einen normalen Kaffee unverändert bei 2,20 Euro, ein Cappuccino kostet 2,60 Euro. Da die Gewinnmarge beim Kaffee höher sei, so Marggraf, mache sie trotzdem keinen Verlust. Bei anderen Produkten habe sie dagegen die Preise anpassen müssen. Backwaren etwa seien wegen der stark gestiegenen Energiekosten 20 bis 25 Prozent teurer geworden. Anders als die Ketten, die oft bestimmte Produkte unter dem Einkaufspreis verkaufen, um Kundschaft zu locken, hielte sie sich immer an die unverbindliche Preisempfehlung.

    Auch ihr deutscher Bekleidungslieferant habe die Preise erhöht, da die Rohstoffe Wolle und Seide sich verteuert haben. Kostete ein Schlafsack letztes Jahr 90 Euro, seien es jetzt 115 Euro. Die Textilunternehmen aus Skandinavien verzichteten dagegen auf die Preiserhöhungen. Bei den Hygieneartikeln seien Preisveränderungen mit der Ausnahme von Toilettenpapier ebenfalls ausgeblieben.

    Unwesentlich teurer als 2021 gibt es im Bioladen auch Obst und Gemüse, das Martina Marggraf von Bauern aus der Region bezieht und günstiger als die Bioketten wie etwa Bio Company und Denns anbietet. „Wir haben zum Beispiel eine 50-Prozent-Kiste für Obst und Gemüse, das auch am nächsten Tag noch in Ordnung ist“, sagt Martina. Ihr Fokus liege dabei auf frischer und hochwertiger Ware, mehr als auf Gewinn. Auch sei es ihr wichtig, ihre wenigen Mitarbeiter fair zu bezahlen. Die gestiegenen Energiekosten für das Geschäft – der Stromabschlag habe sich beispielsweise im Vergleich zu den letzten Jahren verdoppelt – habe sie noch nicht an die Kunden weitergegeben. Möglicherweise sei das aber demnächst notwendig. Die Frage, ob Bioläden die hohe Inflation überleben werden, bejaht sie. „Die Leute werden weiter auf Qualität achten. Sie sind bereit, weniger zu kaufen, dafür hochwertiger.“

    „Der Kiezladen wird aussterben“

    Hört man Martina Marggraf zu, möchte man meinen, dass sie ein wirksames Rezept gegen das Geschäftesterben in den Innenstädten gefunden hat: eine familiäre Atmosphäre, hohe Qualität und faire Preise. Sie habe es geschafft, sich mit dem Bioladen, dem Café und der Kinderkleidung gleich drei Standbeine aufzubauen, und mache alles auch elf Jahre nach der Eröffnung des Ladens sehr gerne, bestätigt die 37-Jährige.

    Jedoch machen die bisher guten Umsätze keinen wirtschaftlichen Erfolg aus. Ein solches Geschäft lohne sich schon jetzt kaum, sagt Martina, obwohl sie 80 Stunden pro Woche arbeite. Rote Zahlen schreibe sie zwar nicht, dennoch sei der Gewinn nach Abzug von Betriebskosten, Steuern und Abgaben im Verhältnis zu den Arbeitszeiten nicht der Rede wert. Denn zu den hohen Gewerbemieten kämen immer höhere private Lebenshaltungskosten und die Konkurrenz aus dem Internet. „Es werden sich immer weniger Leute finden, die bereit sind, für einen geringen Verdienst solche Arbeit zu machen. Du musst auch deine Miete zahlen können“, argumentiert die Gründerin.

    Aus diesen Gründen werden ihrer Meinung nach Geschäfte wie ihres langfristig nicht überleben. Dafür sei der Trend, online einzukaufen, viel zu ausgeprägt, und die Corona-Zeit habe ihn noch verstärkt, gibt die Geschäftsfrau zu. Sie stellt fest: „Jeder mag die Kiezläden, jeder geht gerne sonntags hier bummeln und kauft ein Brot oder einen Apfel. Aber das Meiste bestellen sie doch im Internet. Da klickt man zweimal, und der Lieferdienst kommt innerhalb von zehn Minuten. Alle sind auf Schnelligkeit.“

    Vorerst macht Martina Marggraf jedoch weiter. Eine Mutter mit ihrem Kleinkind betritt in der Zeit den Laden und grüßt freundlich, so wie jemand, der alte Bekannte trifft. Auch das Kleine lächelt. „Manchmal glaube ich, dass wir es schaffen“, sagt Marggraf zum Schluss etwas aufgemuntert. „Dass wir es schaffen, den Leuten zu vermitteln, nicht alles im Internet zu kaufen.“

    #Berlin #Wedding #Tegeler_Straße #Handel #Stadtentwicklung

  • Ein Spaziergang zur Osterquelle: Schöner das Wasser nie fließet - Berlin - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/ein-spaziergang-zur-osterquelle-schoener-das-wasser-nie-fliesset/19674876.html

    16.04.2017, von Andreas Conrad - Die Lübarser Osterquelle gilt als letzte sprudelnde Quelle Berlins. Der Name geht auf einen uralten Brauch zurück: das Holen des Osterwassers.

    Jetzt geht es nur noch zu Fuß weiter oder mit dem Rad – natürlich auch hoch zu Ross, schließlich sind wir in Alt-Lübars. Das letzte Gehöft, ein Reiterhof, bleibt zurück, geradeaus führt eine Chaussee rüber nach Blankenfelde, doch nach links lädt der sandige, bald sich verjüngende Schildower Weg zum Spaziergang hinunter ins Tegeler Fließ ein.

    Dort hinten soll sie irgendwo liegen: die Osterquelle, „die letzte freisprudelnde Quelle Berlins“, wie sie auf dem „offiziellen Hauptstadtportal“ berlin.de angepriesen wird. Ein seit Jahrhunderten bekannter, von allerlei Legenden umrankter Ort, ein Stück urtümliche, unverfälschte Natur, wie es scheint, und sogar mit direktem Bezug zum wichtigsten Fest der Christenheit. Das sollte einem gerade in diesen Tagen doch einen Besuch wert sein.

    Freilich, die Lübarserin, die an der Endhaltestelle der Buslinie 222, am Rande des Dorfangers, den Weg zur Quelle beschrieb, hat die Vorfreude etwas gedämpft: „Erwarten Sie nichts Spektakuläres.“ Ob es denn ein beliebtes Ausflugsziel sei? „Na, das sind hier eher der Alte Dorfkrug und der Labsaal. Zur Quelle würde ich niemanden hinscheuchen.“
    Und jetzt nichts wie rein ins Urstromtal

    Nur nicht abschrecken lassen, der Weg von der Straße hinunter ins alte Urstromtal wäre auch ohne Quelle einen Osterspaziergang wert. Saftiges Grün, Felder wie Wiesen, wohin das Auge blickt, sanft sich wellende Hügel zur Rechten, links ein silbern blinkender Teich, dazwischen in nicht allzu großer Ferne Büsche und Bäume, zu denen der Pfad sich hinwindet. Übrigens Teil des „Barnimer Dörferwegs“, wie einer der zahlreichen Wegweiser wissen lässt, nur auf die Osterquelle fehlt anfangs jeglicher Hinweis. Immerhin findet sich auf einer Infotafel zum Urstromtal, die der Naturschutzbund Nabu am Wegesrand postiert hat, eine Karte mit dem Eintrag „Osterquelle“. Sie muss also ganz nah sein.

    Und tatsächlich, nach wenigen 100 Metern liegt sie zur Rechten, ein gemauertes Halbrund, von frisch sprießendem Laub beschattet, wie es sich gehört. Eine weitere Tafel bestätigt, dass es sich tatsächlich um die gesuchte Quelle handelt, erklärt grafisch sehr anschaulich, wie sie durch eine Wassersperrschicht aus Lehm, die sich in den sandigen Untergrund geschoben habe, entstanden sei.
    Sieben Liter pro Sekunde? Schön wär’s

    Aber ach, dieses Rieseln entspricht in der Tat nicht dem, was man sich gemeinhin unter einer Quelle vorstellt. „Sieben Liter pro Sekunde mit einer durchschnittlichen Temperatur von 9°C“ werden der Quelle auf Wikipedia noch zugesprochen, aber davon kann an diesem Apriltag keine Rede sei. Nur aus drei der neun Röhren rinnt, sickert und tröpfelt es, am Grunde des Beckens hat sich gerade mal eine größere Pfütze gebildet, immerhin mit stetem Zufluss, wie das auf der anderen Seite des Pfades in einem kleinen Graben davonrinnende Wasser zeigt.

    Aber man findet dort durchaus die für solche Quellen typische Flora und Fauna, wie Bernd Machatzi, Mitarbeiter des Landesbeauftragten für Naturschutz und Landschaftspflege, versichert: die Brunnenkresse etwa, die Winkel-Segge und besondere Moosarten, dazu Kleinkrebse und die Larven der Köcherfliege. Früher habe es in Berlin viele solcher Sickerquellen gegeben, etwa an den Hängen der Havel, noch heute könne man einige finden. Man sehe dort zwar kein Wasser, das nur flächig, nicht punktuell austrete, doch an der Vegetation könne man sie erkennen. Insgesamt aber sei die Zahl solcher Stellen durch die intensive Trinkwassergewinnung der Millionenstadt stark gesunken.

    Für die Wasserwirtschaft ist die Osterquelle freilich ein belangloser Miniborn, wie ein Anruf bei den Wasserbetrieben ergibt. Ähnliche Sickerquellen, wo Wasser über einer Sperrschicht aus Lehm an die Oberfläche trete, gebe es etwa auch in Buch und Karow, weiß Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe. Für deren Brunnenanlagen sei das Lübarser Nass ohne Bedeutung, das nächste Wasserwerk sei in der Nähe des Tegeler Sees.
    Erstmals wurde die Osterquelle im Jahr 1751 erwähnt

    Nicht immer wurde der Osterquelle solch eine Geringschätzung zuteil, allerdings hatte sie früher offensichtlich mehr zu bieten als heute. Die erste bekannte Erwähnung findet sich in der „Historischen Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg“ von Johann Christoph und Bernhard Ludwig Bekmann, erschienen 1751 in Berlin: „Unweit Lubarsch, Berl. Insp. entstehet aus einem hohen berg und untenhin aus den ringsumher hervortreibenden quellen ein wasser, welches mitten im sommer, auch in den heissesten Tagen eiskalt ist, jedoch im härtesten winter niemahls zufrieret: dergleichen eigenschafft oben s. 598. auch bei dem Freienwald. Gesundbrunnen anzutreffen ist, und in den Mineraltheilen seinen grund hat.“ Das Wasser muss damals also an gleich mehreren Stellen aus der Erde gequollen sein.

    Auf die Herkunft des Namens Osterquelle findet sich in der alten Chronik kein Hinweis, vielleicht war er damals noch nicht gebräuchlich. Entstanden ist er durch einen wohl in vorchristlichen Ritualen wurzelnden, in sorbischen Gegenden Brandenburgs teilweise noch lebendigen, hierzulande vergessenen Brauch: das Holen des Osterwassers. Es galt als besonders rein, ihm wurden heilende, sogar verschönernde Kräfte zugesprochen, hilfreich für zarte Haut – sofern es in der Osternacht oder am Ostermorgen unter völligem Schweigen aus Flüssen oder Quellen geholt wurde, am besten von Jungfrauen. Die jungen Männer hingegen machten sich einen Spaß daraus, die Mädchen bei ihrem verschwiegenen Treiben zu erschrecken, zum Lachen oder gar zum Sprechen zu bringen, obwohl das Wasser, wie man glaubte, dadurch seine Wirkung verlor. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieser Brauch auch in Berlin geübt, wie Ernst Friedel, Gründer und erster Direktor des Märkischen Museums, aus seiner Kindheit berichtete. So hätten Soldaten auf der Weidendammer Brücke immer wieder versucht, ihren Holden beim Holen des Osterwassers ein Lächeln zu entlocken, und das Potsdamer Tor sei die ganze Osternacht geöffnet geblieben, um all die Wasser holenden Frauen durchzulassen.

    Auch die Lübarser Osterquelle muss mal diese Bedeutung gehabt haben, auch wenn man sich das nur noch schwer vorstellen kann. Wie ein schwacher Widerschein des alten Brauchs wirkten in den beiden Vorjahren die Einladungen der Kirchengemeinde Lübars, nach dem Gottesdienst am Ostermontag gemeinsam zur Osterquelle zu spazieren. In diesem Jahr ist auch dies nicht mehr geplant. Osterwasser in ausreichender Menge wäre dort ohnehin nicht mehr zu holen.

    Allerdings, so muss das nicht bleiben. Der Niederschlagsverlauf der vergangenen Tage sei einfach nicht ausreichend gewesen, beruhigt Naturschutzexperte Machatzi. Wenn es kräftig regne – und das soll es ja durchaus in diesen Tagen –, sammle sich das Wasser im Einzugsgebiet, und die Osterquelle beginne wieder zu sprudeln. Immerhin, ein kleiner Trost für ein verregnetes Osterfest.

    #Berlin #Lübars #Wasser #Osterquelle #Labsaal #Barnimer_Dörferweg #Buch #Karow #Tegeler_See #Gesundbrunnen #Ernst_Friedel #Weidendammer_Brücke #Potsdamer_Tor #Kirchengemeinde_Lübars

  • Auf wiedersehen, #Tegel: the long goodbye to West #Berlin | The Independent

    https://www.independent.co.uk/travel/news-and-advice/tegel-airport-berlin-brandenburg-british-airways-twa-pan-am-b1561253.

    Despite the mandatory mask, my final flight into Berlin Tegel airport was far more comfortable than the first.

    On Friday evening, I paid British Airways £71. On Saturday morning I caught a train to London Heathrow airport. An hour later, I boarded an Airbus A320 that climbed to 39,000ft, and above Hanover began a slow and gentle descent to the German capital.

    In January 1989, the experience was rather different. First I paid TWA £75 for a return flight from Gatwick to Frankfurt. Then I paid Pan Am £99 return to continue to West Berlin.

    The further the Cold War recedes into the past, the weirder it seems. At the start of the year in which the Berlin Wall came down, flying on one now-extinct US airline to West Germany then changing to another now-defunct American carrier for a domestic flight to reach a city divided by a lethal barrier seemed almost normal.

    #allemagne #aéroport #dfs #transports #avion #infrastructure #trop_tard

  • Protest gegen Flughafen-Kompromiss: Berliner Taxifahrer fühlen sich am BER benachteiligt - Berlin - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/protest-gegen-flughafen-kompromiss-berliner-taxifahrer-fuehlen-sich-am-ber-benachteiligt/26489554.html
    Die für den Flughafen Berlin Willy Brandt vereinbarte Laderegelung ist bis ins letzte Detail verfehlt.

    28.10.2020 von THOMAS LOY - Mit der Eröffnung des BER tritt eine neue Taxiregelung in Kraft. Die Berliner Verbände sind damit unzufrieden, die Taxi-Unternehmen in Schönefeld profitieren.

    Die acht Jahre der Nichteröffnung des BER haben nicht ausgereicht, den „Taxikrieg“ zwischen Berlin und dem Landkreis Dahme-Spreewald mit einem Friedensvertrag aus der Welt zu schaffen. Verschiedene Unternehmer haben zu einer Protestfahrt zur BER-Eröffnung am Sonnabend aufgerufen. Organisator Erkan Özmen rechnet mit mehr als 1000 Teilnehmern.

    Dabei verkündete die Senatsverwaltung für Verkehr Mitte September, man habe sich mit dem Landkreis Dahme-Spreewald (LDS) auf einen Kompromiss geeinigt, nach vielen vergeblichen Anläufen. Der Kompromiss klingt erstmal fair. Aus Berlin und dem Landkreis, in dem der neue Flughafen liegt, dürfen jeweils 300 Taxen am BER auf Fluggäste warten. Je nach Bedarf kann die Zahl aufgestockt werden, jeweils paritätisch.

    Doch die Berliner Taxifahrer fühlen sich benachteiligt. In Berlin gibt es viel mehr Taxibetriebe als im benachbarten Dahme-Spreewald. Während dort quasi alle Taxibetriebe, die wollen, eine sogenannte „Ladeberechtigung“ bekommen, sind es in Berlin nur rund vier Prozent der rund 7000 Fahrzeuge. Wer dabei sein wollte, musste Mitte Oktober bei einer Lotterie mitmachen und auf sein Losglück hoffen. Nach einem Jahr sollen die Berechtigungen dann neu vergeben werden.

    Leszek Nadolski von der Taxiinnung Berlin hat sich gar nicht erst für den BER beworben. Er lehnt den Kompromiss aus verschiedenen Gründen ab. Wer am BER Fahrgäste aufnehmen möchte, müsse eine Ortskundeprüfung für den Landkreis nachweisen, obwohl mehr als neunzig Prozent der Fahrten nach Berlin gingen. Diese Regelung finden auch die Taxifahrer aus Dahme-Spreewald unsinnig, zumal die Berliner Taxifahrer bis zur BER-Öffnung kaum Zeit haben die Prüfung zu machen. Theoretisch dürften sie zum BER-Start also gar nicht antreten.

    Senat trat nur als „Bittsteller“ auf
    Zweiter Nachteil aus Sicht der Berliner: Alle BER-Taxen aus dem Landkreis Dahme-Spreewald dürfen künftig auf dem Berliner Markt mitmischen, obwohl sie andere Tarife haben und kein sogenannten Fiskaltaxometer, das Betrügereien erschwert. Die aufwendige Ortskundeprüfung in Berlin müssen sie aber nicht absolvieren, nur einen abgespeckten Grundkurs.

    Für Nadolski ist klar: Der Senat war bei den Verhandlungen nur der „Bittsteller“, ohne Druck vor allem aus der SPD hätte es womöglich gar keinen Kompromiss gegeben. Und das würde bedeuten, dass die Berliner Taxibetriebe vom BER ausgeschlossen wären. Sie hätten Fluggäste zum Flughafen fahren, aber keine mit zurücknehmen dürfen. Diese Leerfahrten wollte Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) unbedingt verhindern.

    Seitens der Brandenburger Taxi-Unternehmer wird der Kompromiss begrüßt und auch ein wenig als Kompensation für die kargen Jahre ohne den Flughafen Tegel verstanden. Bislang galt schlicht: Berliner Taxen durften nur in Tegel auf Fahrgäste warten, Brandenburger Taxen nur in Schönefeld. Wer Fahrgäste aus Brandenburg nach Tegel fuhr, musste leer zurückfahren.

    „Wir haben jahrelang selber gelitten“, sagt Öczan Ekinci vom „SXF Taxiverband BER“. Von Tegel in den Landkreis Dahme-Spreewald sei es schließlich viel weiter als vom BER bis zur Berliner Stadtgrenze. Jahrelang seien im Landkreis keine Taxikonzessionen mehr vergeben worden, weil das Geschäft am alten Flughafen Schönefeld nicht ausreichte. Und jetzt, in Corona-Zeiten, warteten die Kollegen bis zu sieben Stunden auf eine Fuhre. „Wenn jetzt auch noch 7000 Berliner Taxen zum BER kämen, könnten wir dicht machen.“

    Der globale Anbieter Uber macht allen zu schaffen
    Der Vorteil, künftig auf dem großen Berliner Markt mitzumischen, sei nur ein theoretischer. „Wir möchten gar nicht in Berlin arbeiten.“ Dort sei der Markt inzwischen durch die Konkurrenz von Uber schwierig. Die digitale Plattform ist für alle Taxiunternehmen in der Region eine Herausforderung.

    Weil Uber-Fahrzeuge nicht als Taxen gelten, brauchen die Fahrer keine Ortskundeprüfung. Abgerechnet wird per App, die Tarife orientieren sich an der Nachfrage, können also stark schwanken. Uber-Fahrzeuge sind an den Flughäfen nicht zugelassen, die Fahrer warten meist auf privaten Parkplätzen in der Umgebung und sind in wenigen Minuten am Terminal. So funktionierte es zumindest bisher.

    #Taxi #Uber #Berlin #LDS #Flughafen #Verkehr #TXL #SXF #BER #Schönefeld #Tegel #Politik

  • Analysis of Berlin’s taxi services
    by exploring GPS traces
    https://svn.vsp.tu-berlin.de/repos/public-svn/publications/vspwp/2015/15-07/BischoffMaciejeweskiSohr2015taxidata.pdf

    Abstract—With current on-board GPS devices a lot of data
    is being collected while operating taxis. This paper focuses on
    analysing travel behaviour and vehicle supply of the Berlin taxi
    market using floating car data (FCD) for one week each in 2013
    and 2014. The data suggests that there is generally a demand peak
    on workday mornings and a second peak over a longer time in
    the afternoon. On weekends, the demand peaks shift towards the
    night. On the supply side, drivers seem to adapt to the demand
    peaks very efficiently, with fewer taxis being available at times of
    low demand, such as during midday. A spatial analysis shows that
    most taxi trips take place either within the city centre or from/to
    Tegel Airport, the city’s largest single origin and destination.
    Drivers spend a large amount of their work time on waiting for
    customers and the taxi rank at Tegel Airport is the most popular
    one.

    Keywords — #Taxi #Berlin, #floating_car_data, #FCD, #taxi_demand,
    #taxi_supply, #Tegel_Airport

    (PDF) Analysis of Berlin’s taxi services by exploring GPS traces
    https://www.researchgate.net/publication/308500452_Analysis_of_Berlin's_taxi_services_by_exploring_GPS_traces

    Conference : 2015 International Conference on Models and Technologies for Intelligent Transportation Systems (MT-ITS)

  • “Screw Humboldt ” - Jorge Canizares Esguerra
    https://medium.com/@jorgecanizaresesguerra/screw-humboldt-def1320213f5

    How could the Prussian claim any authority on geo-distribution on the Chimborazo if Humboldt half-climbed once the volcano for a few hours and then left? Humboldt’s maps are cute but wrong. In fact, empirically they are crap. Let me tell you how to really do and map biodistribution

    Un article à charge contre notre héros sud-américain, dépeint comme un touriste pas sérieux plutôt qu’un scientifique, et à l’occasion pilleur d’idées et de concepts.

  • Historische Orte: Vier mal Achtundsechzig - taz.de
    http://www.taz.de/!5189221

    29. 12. 2007 - Im kommenden Jahr wird die Geschichte der 68er mal wieder neu erzählt. Viele Orte im Westteil der Stadt sind untrennbar mit dieser Episode des Aufbruchs verbunden. Ein paar davon haben wir noch einmal aufgesucht.

    Einer ist noch da. Einer von denen, die hier Ende der 60er von Revolution sprachen und vom Sozialismus. Hagen Krieger sitzt in der „Dicken Wirtin“ am . „Hier saßen Baader, Ensslin und Horst Mahler“, sagt er mit rauchiger Stimme und zeigt auf einen Tisch. Krieger weiß das noch sehr genau.

    Von 1966 bis 1968 arbeitete der Mann mit dem grauen Dreitagebart nämlich hinter der Theke. Damals, als die „Dicke Wirtin“ ein Treffpunkt der HDK-Studenten war. „Von Horst Mahler bekam ich damals ’sozialistische Schulungen’“, sagt Krieger. Sein Tresennachbar lacht: Der heutige Neonazi als Lehrer des Sozialismus. Wie lange ist das her.

    In der Kneipe ist die Zeit stehen geblieben: Theke, Stühle, Holzdecke sind dunkelbraun, Rauch hängt in der Luft wie ein Vorhang. Im Hintergrund ein Lied von Roxette: „Im spending my time, watching the days go by“. Krieger und die anderen Stammgäste sind über 60, und sie sind nicht viele.

    „Studenten kommen schon lange nicht mehr“, sagt Michal Woltman. Der Mann mit dem polnischen Akzent muss es wissen. Seit zwanzig Jahren steht er hinter der Theke. Die letzte große Zeit der „Dicken Wirtin“ hat er noch erlebt. Das war vor der Wende, als Touristen mit Bussen vor die Holztür gefahren wurden.

    Schon Ende 1968 zogen die Studenten fort, sagt Krieger. Zum „Schotten“ in die Schlüterstraße zum Beispiel. Warum? „Weil der Laden in Mode kam. Schily war auch immer da.“

    MATTHIAS LOHRE

    Die Frau vom Grill schaut erstaunt. Ob sie jemand mal nach der Plakette für Rudi Dutschke gefragt habe? Oder nach dem Büro des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds? „Nein, davon wollte noch nie jemand wissen.“ Dabei steht ihr Stand direkt vor dem einstigen SDS-Sitz, Kudamm 140. Und nur zehn Meter neben der Metallplakette im Gehweg, die an die Schüsse vor knapp 40 Jahren erinnert.

    Die Inschrift erinnert an den Mordversuch des Hilfsarbeiters Josef Bachmann am 11. April 1968: „An den Spätfolgen der Schussverletzung starb Dutschke 1979. Die Studentenbewegung verlor eine ihrer herausragendsten Persönlichkeiten.“

    Was genau geschah, erzählen diese Sätze nicht. Dutschke hatte gerade das Büro des SDS verlassen und wollte auf sein Rad steigen, als ein junger Mann auf ihn zutrat. Wenig später hallten Schüsse über den Kudamm. Dutschke lag blutend am Boden, mit Kugeln in Hals, Brust und Gehirn. Im Krankenhaus entfernten die Ärzte zwei Geschosse, die im Hals blieb vorerst drin. Der 28-Jährige, der Freunden wie Feinden weit mehr war als ein politischer Beirat des SDS, musste erst wieder sprechen lernen.

    Das Büro gibt es schon lange nicht mehr. Heute steht hier ein grauer Betonklotz, im Erdgeschoss ist ein Supermarkt. Im Nachbarhaus ist eine Polizeiwache, neben der Plakette hält der Metrobus.

    Ganz richtig findet es die Dame vom Grill übrigens nicht, wie mit dem Ort des Attentats umgegangen wird. Immerhin sehe sie manchmal Grüppchen, die sich auf Stadtführungen den Tatort zeigen lassen. „Aber ich finde es schon doof, wenn Leute direkt auf der Gedenktafel ihr Motorrad abstellen. Das macht man ja eigentlich nicht.“

    MATTHIAS LOHRE

    Wielandstraße

    Von seiner Hinterhauswohnung im vierten Stock hat Ralf Stephan den perfekten Überblick. Durchs Küchenfenster schaut der 65-Jährige auf die Wohnungen im Vorderhaus. Seit 30 Jahren wohnt er hier, Wielandstraße 13, in Kudamm-Nähe. „Dort drüben in der ersten Etage, das ist die Wohnung“, sagt der Mann mit den grauen, nach hinten gekämmten Haaren. Dort drüben befand sich die „Wielandkommune“.

    Rund 20 Personen lebten 1968 hier, auch Georg von Rauch und Michael „Bommi“ Baumann. In Anlehnung an die Tupamaros aus Uruguay nannten sie sich „Stadtguerilleros“. Rauch wurde 1971 bei einem Feuergefecht von einem Polizisten erschossen. Wie die Kommune I am Stuttgarter Platz praktizierte die Wielandkommune einen antibürgerlichen Lebensstil. Mit Drogen und sexuellen Experimenten.

    Hauptmieter war der Rechtsanwalt Otto Schily. Laut Stephan gehört ihm die Wohnung heute noch. Für ihn ist Schily ein „Drecksack“, ein „elendiger Karrierist. Gut, dass der jetzt nicht mehr in der Politik ist.“ Schilys spätere Frau habe mal bei ihm zur Untermiete gewohnt.

    Zur Bewegung hatte Stephan selbst keinen Bezug. „Immer die Frauen zu wechseln war nicht mein Ding.“ In den Räumen der damaligen Kommune arbeitet heute eine Gestaltpsychologin.

    TOBIAS GOLTZ

    Tegeler Weg

    „Fuck BGS, Kripo und Hurensöhne“ hat jemand auf ein Stromhäuschen gegenüber dem Landgericht am Tegeler Weg gesprüht. Dass das Graffiti mit der „Schlacht am Tegeler Weg“ von 1968 zu tun hat, darf bezweifelt werden, dafür ist die Farbe zu frisch. „Hier sind immer wieder Leute sauer auf Polizei und Justiz“, sagt ein Anwohner, der seit über 50 Jahren in der Gegend wohnt. Brutale Straßenschlachten wie im November 1968 habe es seitdem aber nicht mehr gegeben. Heute sei die Gegend „ein eher verschlafener Kiez“.

    An jenem 4. November hatte die Generalstaatsanwaltschaft beantragt, dem späteren RAF-Mitglied und heutigem Rechtsextremisten Horst Mahler Berufsverbot zu erteilen. Denn Mahler hatte nach dem Attentat auf Dutschke im April gegen Springer demonstriert. Am darauffolgenden Tag beschuldigte Bild den jungen Anwalt, die Demo angeführt zu haben. Das Landgericht lehnte den Antrag zwar ab, trotzdem versuchten mehr als 1.000 Demonstranten vors Landgericht zu ziehen. Mit bis dahin unbekannter Militanz gingen die Aktivisten gegen die Einsatzkräfte vor. Mit Folgen auf beiden Seiten: Die Einsatzkräfte, die damals noch die Tschakos der Kaiserzeit trugen, bekamen Helme verpasst. Und beim SDS entbrannte eine Debatte um Gewalt und Militanz, die zur Spaltung des Stundenverbands führte.

    Auf der anderen Straßenseite fließt noch immer die Spree. Ein Ausflugsschiff hat angelegt. „Schlacht am Tegeler Weg? Nie gehört“, sagt der Bootsmann. Dabei heißt sein Schiff „Kreuz AS & Nostalgie“.

    FELIX LEE

    #Berlin #Charlottenburg #Savignyplatz #Carmerstraße #Schlüterstraße #Kurfürstendamm #Wielandstraße #Tegeler Weg #Geschichte

  • Chinesischer Konzern veralbert Berlin als Häufchen-Stadt – B.Z. Berlin
    https://www.bz-berlin.de/berlin/reinickendorf/chinesischer-konzern-veralbert-berlin-als-haeufchen-stadt


    Neben der TaxihalteIn in Tegel hängt ’ne neue Reklame, die et in sich hat.

    Vonne Chinesen verarschen lassen wa uns nich , tönt die B.Z. , den’ hamwat schon im Boxakriech jezeicht wo der Hammer hängt. Und uff unsre Wauwis lassen wa schon jarnüscht komm’ . Schöne Vorlage habta den Trump-Freunden und Transatlantikern jeliefat, um Stimmung jejen de Konkurrenz aus Fernost zu machen, könnte man der HUAWEI TECHNOLOGIES Deutschland GmbH sagen, imma schön rin inne Fettnäpfchen, wennse schonmal da sind, kamma ooch rinlatschen, spritzt so scheen.

    Ein Chinesen-Witz eines Telekommunikations-Riesen auf Plakaten empfängt die Passagiere am Flughafen Tegel.

    „Was wird in Berlin flächendeckender sein: 5G oder Hundehaufen?“ Diese Frage stellt sich eine Omi mit Hund im Ankunftsbereich und auf den Fluggastbrücken. 5G, das ist die nächste Generation des Mobilfunks und hier längst nicht flächendeckend in Sicht – anders, als Tretminen auf den Gehwegen.

    Der Absender der Werbung, Huawei aus Shenzhen (bringt 2019 das erste 5G-Smartphone heraus), rüstet auch Netzwerke aus. „Die Huawei-Werbung blickt mit einem Augenzwinkern auf die Hauptstadt“, sagt Flughafensprecher Daniel Tolksdorf. Nach B.Z.-Informationen zahlen die Chinesen für ihr Hauptstadt-Bashing mehr als 70.000 Euro.

    So jeht Denunziation. Knete hamse massich. Jeldjierich sinnse. Jeheime Technik hamse. Schade ditte Chinesen keene Juden sind, hätte man am 9. Novemba noch bessa an olle Tradition’ andocken könn’, oda?

    Jetzt mal im Ernst, wer die Internetadresse auf dem Werbeplakat öffnet, erfährt, worum es geht: Die größte deutsche Firma mit chinesischem Hintergrund möchte sich einen Ruf als fortschrittlicher Modernisierer aufbauen und von künftigen Großaufträgen profitieren. Diese Kampagne kann eine Zeitung aus dem konservativen, NATO-verbundenen Springer Verlag natürlich nicht einfach hinnehmen.

    Chinalobbying auf dem deutschen Hauptstadtflughafen, da geht der empörten Redaktöse der Hut hoch. Vielleicht hat Huawei auch keine Werbung in den Springermedien geschaltet. Prompt appelliert die Postille an die niedrigsten nationalistischen Gefühle, um die gelbe Gefahr auszubremsen.

    Das war schon in der Vergangenheit mit Nebenwirkungen verbunden. Wie dumm.

    Kriegsstimmung kann man mit dem nationalistischem und ausländerfeindlichem Gedöns schüren. Das hat immer schon gut funktioniert, das ist keine Nebenwirkung. Heute sollen Deutschlands Rüstungsausgaben massiv angehoben werden. Haupsache die Chinesen kriegen vom Geldsegen nichts ab , heißt die deutsche Devise.

    Mir doch egal, wer die Rüstungsprofite macht. Das einzige, was man gegen die Chinesen sagen kann, die kennen kein Trinkgeld. Reisende aus den USA haben da mehr Stil. Auch egal. Wir fahren sie alle. Zum amtlichen Preis. Das ist der Job. Willkommen in Berlin.

    Mission Statement - Huawei Digitales Hauptstadtbüro - Deutschland besser verbinden.
    http://huawei-dialog.de/mission-statement

    Huawei ist bereits seit 2001 in Deutschland aktiv und beschäftigt mehr als 2.200 Mitarbeiter an 18 Standorten. Damit ist Huawei das größte chinesische Unternehmen in Deutschland. In München befindet sich der Hauptsitz von Huaweis Europäischem Forschungszentrum (ERC), das insgesamt 18 Forschungseinrichtungen in ganz Europa umfasst:

    Das Unternehmen hat in Deutschland eine breite Kundenbasis, zu der u.a. die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica zählen.
    Huawei ist Partner von Telekommunikationsunternehmen und Netzbetreibern beim LTE-Rollout und der Erschließung ländlicher Gebiete mit Internet. Mit seiner Technologie ist es ein wichtiger Partner bei der Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung.
    Wir setzen auch in Deutschland einen Schwerpunkt auf die Forschungs- und Entwicklungsarbeit und sind mit zahlreichen Universitäten und Forschungsinstitutionen Kooperationen eingegangen – darunter die RWTH Aachen und Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft. Seit 2006 ist Huawei in Deutschland mehr als 30 Kooperationen bei Forschungsprojekten mit insgesamt 19 unterschiedlichen Institutionen eingegangen.
    Huawei ist engagierter Partner der deutschen Politik und Wirtschaft, u.a. durch aktive Teilnahme bei BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.), VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e.V.), BREKO (Bundesverband Breitbandkommunikation e.V.), BUGLAS (Bundesverband Glasfaseranschluss e.V.), eco (Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V.), der Deutsche Breitbandinitiative, der Allianz für Cyber-Sicherheit, dem Wirtschaftsrat Deutschland, dem IT-Gipfel, der Initiative D21, dem Münchener Kreis und der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften (acatech).

    #Berlin #Reinickendorf #Tegel #Flughafen_Tegel #Werbung #Humor #Rüstung #NATO #China #Wirtschaft

  • Der Bezirk Reinickendorf hat eine Veranstaltungsreihe zum 250. Geburtstag von Wilhelm von Humboldt organisiert
    http://www.tagesspiegel.de/kultur/reinickendorf-feiert-wilhelm-von-humboldt-bilde-dich-selbst-dann-wirke-auf-andere/19410658.html

    Programm: https://www.berlin.de/ba-reinickendorf/politik-und-verwaltung/bezirksamt/bauen-bildung-und-kultur/artikel.559208.php

    Donnerstag, 2. März 2017, 19.30 Uhr

    FEIERLICHE ERÖFFNUNG DER VERANSTALTUNGSREIHE

    Wilhelm von Humboldt als Aufklärer

    Festvortrag: Dr. Manfred Geier

    Musikalisches Rahmenprogramm:

    Musikschule Reinickendorf

    Ort: Humboldt-Bibliothek

    Veranstalter: Bezirksamt Reinickendorf,

    Abteilung Bauen, Bildung und Kultur

    Wilhelm von Humboldt war als politischer Bürger und Staatsmann am aktuellen Zeitgeschehen beteiligt und begeisterte sich für die antike Kultur und ihre klassische Erneuerung. Er war Bildungstheoretiker und Lehrer, Philologe und Philosoph, Sprachwissenschaftler und Ethnologe. Doch hinter der Vielfalt seiner Interessen und Arbeiten stand eine grundlegende Idee, die bereits der 18-jährige Wilhelm von Humboldt zur Maxime seines Lebens und Werks wählte, als er 1785 in den Kreis der „Berliner Aufklärer“ eintrat und sich für die Philosophie Immanuel Kants begeisterte. Nicht nur aus Anlass seines 250. Geburtstags soll daran erinnert werden, sondern auch angesichts gegenwärtiger Entwicklungstendenzen in Kultur und Politik.

    Dienstag, 7. März 2017, 13.00 Uhr

    LUNCHTIME MIT WILHELM VON HUMBOLDT

    „The O’Reinick’s“. Jigs, Reels & Polka

    mit kurzen Texten von Wilhelm von Humboldt

    Leitung: Klaus Kühn

    Ort: Hallen am Borsigturm – 2. OG

    Veranstalter: Musikschule Reinickendorf

    Weitere Veranstaltungen in der Reihe „Lunchtime mit Wilhelm von Humboldt“ am 4. April, 2. Mai und 6. Juni.

    Donnerstag, 16. März 2017, 19.00 Uhr

    GRIECHISCH FÜR DEN TISCHLER

    Das Bildungskonzept Wilhelm von Humboldts

    Vortrag: Dr. Rainer Werner

    Ort: Humboldt-Gymnasium

    Veranstalter: Geschichtswerkstatt Tegel, Humboldt-Gymnasium

    Ausgehend von der Philosophie der Aufklärung postulierte Wilhelm von Humboldt eine Bildung, die den ganzen Menschen in den Blick nimmt. Bildung sollte nicht primär auf die Ausbildung für einen Beruf abzielen, sondern die Persönlichkeit bereichern. Die heute zu beobachtende Entwicklung an Schule und Hochschule geht in die umgekehrte Richtung. Es geht verstärkt um Fertigkeiten („Kompetenzen“) und nicht um Wissen, um individuelle Lernprogramme und nicht um das Lernen im Gespräch, um Digitalisierung und nicht um geistige Reifung. An der Hochschule hat die Bologna-Reform die Verschulung des Studiums vorangetrieben und das Ideal der Verbindung von Forschung und Lehre untergraben.

    Donnerstag, 23. März 2017, 19.30 Uhr

    „CONTRE LA FUREUR DE GOUVERNER"

    250 Jahre Wilhelm von Humboldt

    Vortrag: Dr. Rainer Hank

    Veranstalter: Kulturhaus Centre Bagatelle und Kunstverein Centre Bagatelle

    Ort: Kulturhaus Centre Bagatelle

    Was ist die Aufgabe des Staates? Soll er Glück und Wohlstand seiner Bürger fördern? Oder sich darin bescheiden, Sicherheit zu garantieren, damit die Menschen nach ihrer eigenen Façon selig werden können? Ist also der umverteilende Wohlfahrtsstaat oder der Sicherheit bietende Rechtsstaat wichtiger? Es lohnt sich, einen Helden der deutschen Ideengeschichte zu befragen. Wilhelm von Humboldt war ein Universalgenie. Er fragt nicht nach dem Ursprung des Staates, sondern – radikaler – nach seinem Zweck und kommt zu radikalen Antworten, die, lange verschüttet, im Wahljahr 2017 neue Aktualität erhalten könnten. Der Vortrag des Wirtschaftsjournalisten Rainer Hank widmet sich der Geburt des Liberalismus aus dem Geist der preußischen Aufklärung und der Berliner Bohème um 1800.

    Donnerstag, 30. März 2017, 19.30 Uhr

    WILHELM UND CAROLINE – EINE MODERNE BEZIEHUNG?

    Lesung aus ihrem Briefwechsel mit

    Einführung

    Es lesen: Claudia Johanna Bauer und

    Meinhard Schröder

    Ort: Humboldt-Bibliothek

    Veranstalter: Geschichtswerkstatt Tegel

    Verliebt, verlobt, verheiratet. Caroline und Wilhelm von Humboldt galten als Traumpaar ihrer Zeit – mit erstaunlich modernen Ansichten. Ihr gegenseitiges Versprechen: Aus unserer Ehe darf kein Zwang werden, keine Einschränkung der persönlichen Freiheiten! Das brachte vor allem Caroline immer wieder in „Liebeszwickmühlen“ und beeinflusste auch ihre Gesundheit. Gerade weil sie sich nicht scheiden ließen, lebten Caroline und Wilhelm von Humboldt eine hochdramatische Beziehung, gelegentlich am Rande des Abgrunds. Die szenische Lesung aus ihren Briefen gibt Einblick in ein spannendes Lebensexperiment.

    Montag, 3. April bis Freitag, 7. April 2015, jeweils 9.00 bis 12.30 Uhr

    DIE „WILHELM VON HUMBOLDT-WOCHE“

    Schulklassen sind dazu eingeladen, sich auf verschiedenen künstlerischen Wegen mit dem Leben und Werk Wilhelm von Humboldts auseinanderzusetzen: Die vier Workshops, darunter ein Poetry-Slam- und ein Theaterworkshop, sind geeignet für die Klassenstufen 2–10.

    Ort: Jugendkunstschule ATRIUM

    Freitag, 7. April 2017, 19.30 Uhr

    WELTANSICHTEN

    Wilhelm von Humboldt und die Sprachen

    der Welt

    Vortrag: Prof. Jürgen Trabant

    Ort: Humboldt-Bibliothek

    Veranstalter: Bezirksamt Reinickendorf,

    Abteilung Bauen, Bildung und Kultur

    Wilhelm von Humboldt war nicht nur der Gründer der Berliner Universität und ein großer preußischer Staatsmann, sein hauptsächliches Interesse galt den Sprachen der Welt. Ihnen widmete er seine ganze wissenschaftliche Energie, als er sich aus der Politik nach Tegel zurückzog. Sprachen waren für ihn die Art und Weise, wie Menschen sich die Welt geistig aneignen. Er nannte sie daher „Weltansichten“. Er beschäftigte sich mit so verschiedenen Sprachen wie dem Baskischen, den amerikanischen Sprachen, Sanskrit, Chinesisch und den austronesischen Sprachen, denen er sein Hauptwerk widmete.

    Donnerstag, 20. April 2017, 19 Uhr

    DAS REINICKENDORFER HUMBOLDT-JUBILÄUM UNTER DEM HAKENKREUZ

    Vortrag: Martin Reimann

    Ort: Humboldt-Gymnasium

    Veranstalter: Geschichtswerkstatt Tegel, Humboldt-Gymnasium

    In den Reinickendorfer Gedenkfeiern zum 100. Todestag Wilhelm von Humboldts im Jahre 1935 begegnen sich zwei Interessen. Das nationalsozialistisch geführte Bezirksamt will den berühmten Toten so gefeiert wissen, dass der nationalsozialistische Staat als legitimer Erbe des Humboldt’schen Vermächtnisses erscheint. Und der als Festredner ausgewählte Wilhelm Blume, Reformpädagoge und Direktor der Humboldtschule, erfindet eine Lösung des heiklen Problems, die es allen rechtmachen soll, seiner Schule, den Humboldt-Erben und den neuen Machthabern: Er macht Humboldt zum Mittler zwischen Schiller, Goethe und – Hitler.

    Donnerstag, 27. April 2016, 10 Uhr

    WILHELM VON HUMBOLDT UND FRANKREICH

    Vortrag: Dr. Denis Thouard

    Für Schülerinnen und Schüler und das

    interessierte Publikum.

    Veranstalter: Gabriele-von-Bülow-Gymnasium

    Denis Thouard, Forschungsdirektor am Centre Marc Bloch, spricht über die Beziehung Wilhelm von Humboldts zu Frankreich. Humboldt, der jahrelang in Paris gelebt hat, erhielt hier wichtige Anregungen für seine Sprachforschungen. Thouard zeigt die Einflüsse, die die französische Kultur und die damalige Gelehrsamkeit der französischen Intellektuellen auf Humboldts Leben und Denken hatten.

    Donnerstag, 27. April 2017, 19.30 Uhr

    WILHELM VON HUMBOLDT ALS PHILOSOPH

    Vortrag: Prof. Volker Gerhardt

    Ort: Humboldt-Bibliothek

    Veranstalter: Bezirksamt Reinickendorf, Abteilung Bauen, Bildung und Kultur

    Wilhelm von Humboldt gilt zu Recht als bedeutender Sprachforscher und Bildungsreformer. Auch seine Leistungen als Diplomat und Förderer der Kultur verdienen Beachtung. Doch es wird bis heute übersehen, dass Wilhelm von Humboldt schon als junger Mann zu einer unvergleichlichen philosophischen Vollendung gefunden hat. Seine frühen Schriften zur Staasphilosophie, zur Theorie der Menschheit oder zur Grundlegung der Individualität sind keineswegs bloß die Bedingung für seine spätere Lebensleistung; sie haben vielmehr zu Einsichten geführt, die selbst in der Philosophie in ihrer epochalen Bedeutung bis heute nicht angemessen geschätzt werden.

    Mittwoch, 3. Mai, 11.00 Uhr

    KICK-OFF „HUMBOLDT-PARCOURS“

    Ort: Humboldt-Bibliothek

    Veranstalter: Humboldt-Gymnasium

    Schülerinnen und Schüler des Humboldt-Gymnasiums stellen ihre Ideen für einen webbasierten interaktiven Parcours „Auf den Spuren der Humboldts in Berlin-Tegel“ vor. Das Projekt entwickeln sie über einen Zeitraum von zwei Jahren. Abschluss wird der 250. Geburtstag Alexander von Humboldts im Jahr 2019 sein.

    Donnerstag, 4. Mai 2017, 19.30 Uhr

    WILHELM VON HUMBOLDT UND DAS MENSCHENRECHT AUF INDIVIDUALITÄT

    Vortrag: Prof. Conrad Wiedemann

    Ort: Humboldt-Bibliothek

    Veranstalter: Bezirksamt Reinickendorf, Abteilung Bauen, Bildung und Kultur

    Zum Ideal des mündigen Menschen, wie es sich Ende des 18. Jahrhunderts herausbildete, gehört nicht nur die „Maxime, jederzeit selbst zu denken“ (Kant), sondern auch die Wunschvorstellung, sich nach seiner individuellen Veranlagung ausbilden zu können. Die Väter dieser Idee („Werde, der du bist“) waren fraglos Rousseau und Goethe, doch bildete sich wenig später in Berlin so etwas wie das experimentelle Zentrum für das Problem. Die herausragenden Akteure dort waren Karl Philipp Moritz, Rahel Levin-Varnhagen – vor allem aber Wilhelm von Humboldt.

    Samstag, 6. Mai 2017,

    Start zwischen 11–14 Uhr

    DEN HUMBOLDTS AUF DER SPUR

    Rätselrallye für Kinder von 8–13 Jahren

    Mit Kirschendieb- & Perlensucher—Projekten

    Start: Dorfkirche Alt-Tegel, Ende:

    Humboldt-Bibliothek

    Veranstalter: Museum Reinickendorf

    Wo und wie lebten die Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt? Wie sind sie so bekannt geworden? Welche Spuren haben sie in Tegel hinterlassen? Hat es in Tegel gespukt? Und woher hat die Dicke Marie ihren Namen? Wenn du zwischen 8 und 13 Jahre alt bist, gerne kniffelige Rätsel löst und Detektiv spielst, dann kannst du dich an diesem Samstag bei einer Schnitzeljagd auf die Spuren der berühmten Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt in Tegel machen.

    Donnerstag, 11. Mai 2017, 18.30 Uhr

    AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG

    Ratio und Emotio: Einblicke in das Leben und Wirken Wilhelm von Humboldts

    Öffnungszeiten: Mo–Fr und Sa 9–17 Uhr

    Veranstalter: Museum Reinickendorf, Alt-Hermsdorf 35, 13467 Berlin,

    bis 3. September 2017

    Die Kabinetts-Ausstellung im Museum Reinickendorf zeigt prägende Stationen und Erlebnisse im Leben Wilhelm von Humboldts.

    Donnerstag, 18. Mai 2017, 19.30 Uhr

    MALERISCHE ARCHITEKTUR

    Schinkels klassizistischer Umbau von Schloss Tegel

    Vortrag: Dr. Annette Dorgerloh

    Ort: Humboldt-Bibliothek

    Veranstalter: Geschichtswerkstatt Tegel

    Karl Friedrich Schinkel und sein Auftraggeber Wilhelm von Humboldt kannten und schätzten die landschaftliche Gartenkunst, die sich – im Rückblick auf die Antike – seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in vielen europäischen Ländern durchgesetzt hatte. Ausgehend von der Umgestaltung des Tegeler Schlosses und der Errichtung der Familiengrabstätte im Schlosspark geht der Vortrag der Frage nach Vorbildern und Wirkungen dieser Gestaltungsleistungen nach.

    Sonntag, 21. Mai 2017, 13.30 Uhr

    FOTOMARATHON

    Dozent: Dominik Dittberner

    Treffpunkt: Tegel-Center, Buddestraße 21

    Veranstalter: Volkshochschule

    Nimm Humboldt in den Fokus: Egal ob erfahrener Hobbyfotograf, Schüler oder Großvater mit seinem Enkel – jeder kann mitmachen.

    Montag,12. Juni 2017, 19.30 Uhr

    SCHÖNHEIT, GRAZIE UND GEIST

    Die Frauen der Familie von Humboldt

    Lesung und Vortrag: Beate Neubauer

    Ort: Humboldt-Bibliothek

    Veranstalter: Gleichstellungsbeauftragte und Humboldt-Bibliothek

    Wer waren die Frauen hinter den Brüdern Alexander und Wilhelm? Während Marie Elisabeth, die Mutter der Brüder, als hugenottischer Flüchtling aus Frankreich einwanderte, gehörte ihre Enkeltochter Gabriele bereits zur Elite der preußisch-kaiserlichen Hofgesellschaft. Eine Assimilationsfamiliengeschichte, die ohne den Anteil der Frauen nicht denkbar gewesen wäre.

    Freitag, 16. Juni 2016, 15 bis 18 Uhr

    DIE LITERARISCHE KREUZFAHRT

    Dozentin: Claudia Johanna Bauer

    Treffpunkt: Anlegestelle Tegel Greenwichpromenade

    Veranstalter: Volkshochschule

    Wilhelm von Humboldt „stimmte seinen Geist“, indem er jeden Morgen ein Sonett verfasste. Unser Mini-Workshop bietet Gelegenheit zur literarischen Inspiration während einer Schiffsrundfahrt auf der Oberhavel.

    Samstag, 17. Juni 2017, 11 Uhr

    DER HUMBOLDT-VATER UND DIE MAULBEERPLANTAGEN VON TEGEL

    Führung von Meinhard Schröder im Schlosspark

    Veranstalter: Geschichtswerkstatt Tegel

    Die Maulbeer-Plantagen von Tegel sind Teil der Bemühungen preußischer Könige, eine eigene Textil-, insbesondere Seidenindustrie aufzubauen. Gleichzeitig ermöglichten sie die schrittweise Privatisierung des königlichen Gutes Tegel. 1752 gelang es dem Pächter gegen das Versprechen, 100 000 Maulbeerbäume zu pflanzen, das Gut in Erbpacht zu erwerben. Erst Alexander Georg von Humboldt, Vater der Humboldt-Brüder, kümmerte sich entschieden und mit finanziellem Einsatz um die Maulbeerbäume. Auch das gesamte Gut führte er zu wirtschaftlicher Blüte. Anhand einer alten Karte besichtigen wir im Schlosspark die ehemaligen Standorte der Maulbeer-Plantagen.

    Samstag, 17. Juni 2017, 14.30 Uhr

    DIE WEISSE MAULBEERE

    Die weiße Maulbeere, Seidenraupe und die Technik des Seidenbaus

    Vortrag: Dr. Ines Rönnefahrt

    Ort: Restaurant Wiesenstein - Alte Waldschänke, Karolinenstraße 9, 13507 Berlin

    Veranstalter: Geschichtswerkstatt Tegel

    Nur unter optimalen Lebensbedingungen produzieren Seidenraupen den begehrten Seidenfaden, der die Grundlage für wundervolle Seidenstoffe bildet. Rohseide gewinnt man, indem man die Kokons abhaspelt. Der Vortrag veranschaulicht die aufwendige Haltung der empfindlichen Seidenraupen, die Zucht des Maulbeer-Seidenspinners, die Gewinnung von Rohseide und die weitere Verarbeitung zu Seidenstoffen. Die Besucher dürfen selbst versuchen, den filigranen Seidenfaden von einem Kokon abzuhaspeln.

    #Berlin #Reinickendorf #Tegel #Geschichte #Tourismus

  • Wohnungsmarkt: Mehr als 17.000 Mietwohnungen wurden zu Eigentumswohnungen, angespannter Berliner Wohnungsmarkt | Berliner Zeitung
    http://mobil.berliner-zeitung.de/berlin/wohnungsmarkt-mehr-als-17-000-mietwohnungen-wurden-zu-eigentu


    Nous assistons á la transformation de Berlin d’une ville de locataires dans une ville de propriétaires.

    Besonders betroffen ist demnach der Bezirk Pankow mit rund 3750 umgewandelten Wohnungen. Es folgen Friedrichshain-Kreuzberg und Charlottenburg-Wilmersdorf. Auf dem angespannten Berliner Wohnungsmarkt fehlen bereits seit Jahren günstige Mietwohnungen. Die Eigentumsquote schätzte der Senat inzwischen auf 23 Prozent. Amtliche Zahlen für 2015 lagen noch nicht vor.
    Ein lukratives Geschäft

    Die Umwandlung eines Mietshauses in Eigentumswohnungen ist für den Besitzer meist ein lukratives Geschäft. Er kann sein Haus dann wohnungsweise verkaufen und damit deutlich höhere Renditen erzielen. Da eine nicht vermietete Wohnung teurer verkauft werden kann als eine vermietete, werden Mieter nach Einschätzung des Berliner Mietervereins oft gekündigt oder „rausgekauft“.

    Gerhart Hauptmann Schule Anwohner sammeln Unterschriften gegen Campus Ohlauer
    http://mobil.berliner-zeitung.de/berlin/gerhart-hauptmann-schule-anwohner-sammeln-unterschriften-gege
    https://www.flickr.com/photos/mw238/14342841107

    Flickr

    Bobo ou pas bobo, les protestation des voisins traditionnellement à gauche et verts se font entendre.

    Da hat sich die Bezirkspolitik in Friedrichshain-Kreuzberg offenbar so richtig verzockt. Anstatt für ihr Wohnprojekt Campus Ohlauer gelobt zu werden, weil dort arme Flüchtlinge, obdachlose Frauen und andere sozial Schwache sowie Studenten ein preisgünstiges Obdach finden sollen, sieht man sich heftiger Kritik ausgesetzt.
    Bürgerbeteiligung eingefordert

    Vor allem aber empört die basisdemokratisch gestählten Kreuzberger, dass sie bei der Entwicklung des Projekts nicht mitreden durften. Denn die Planung ist längst fertig, die Howoge hat dafür sogar einen Preis in einem städtebaulichen Wettbewerb des Senats gewonnen. Und eigentlich ist Howoge-Manager Stefan Schautes stolz darauf, alles von der Wunschliste des Bezirksamtes im Neubau untergebracht zu haben, sogar die Familienbibliothek im Erdgeschoss.

    Doch Selbstlob beeindruckt in Kreuzberg gar nicht, zumal der Howoge-Mann einräumt, dass mit dem Neubau tatsächlich Grenzwerte etwa beim Lärmschutz überschritten werden. „Das Projekt erfordert profunde Verkehrs- und Umweltgutachten sowie eine ergebnisoffene Bürgerbeteiligung“, verlangt Anwohner Achim Appel. Man fühle sich vom Bezirk nicht beteiligt und schlecht informiert.

    Reinickendorf Auf der Humboldtinsel wird ein Luxus-Viertel gebaut
    http://mobil.berliner-zeitung.de/berlin/reinickendorf-auf-der-humboldtinsel-wird-ein-luxus-viertel-ge
    Au terminus du U-Bahn à Tegel un îlot industriel est transformé en réserve de riches.


    Die Lage ist kaum zu übertreffen – direkt am Wasser und doch städtisch. Vor den Rohbauten, die jetzt auf der Humboldtinsel in Reinickendorf entstehen, glitzert das Wasser des Tegeler Hafens in der Sonne, Schwäne schwimmen vorbei. Von den Terrassen direkt an der Uferkante aus sieht man die nahe Humboldt-Bibliothek und die Sechserbrücke, eines der Wahrzeichen des Bezirks. Und wenn wie geplant im Frühjahr 2017 die ersten Bewohner in die Luxus-Residenzen einziehen, können sie bequem die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Sie müssen nur über eine Brücke gehen und laufen zu Fuß zur U-Bahnstation Alt-Tegel.
    Floating Houses am Wasser

    Derzeit wird die Idylle noch vom Baulärm und den vielen Lastwagen gestört, die auf die langgestreckte, schmale Insel zwischen Hafen und Tegeler Fließ rollen. Denn die Arbeiten laufen auf Hochdruck. In sechs bis acht Wochen, sagt Hermann Hahn, Generalbevollmächtigter der Martrade Immobilien GmbH, soll für die insgesamt 78 Wohneinheiten Richtfest gefeiert werden.

    Zu dem Bauvorhaben gehören aber nicht nur hochpreisige Stadtvillen und Doppelhäuser mit eigenem Bootssteg. Auch vier sogenannte Floating Houses – schwimmende Häuser – sollen hier entstehen. „Bisher gibt es in Berlin nichts Vergleichbares“, sagt Marius Helmuth-Paland vom Reinickendorfer Stadtplanungsamt. Floating Houses seien nicht etwa Hausboote. Vielmehr würden die Häuser auf schwimmenden Stahlbeton-Pontons errichtet. Sie sind mit der Insel verbunden, und bewegen sich ganz sacht mit dem Wasser auf und ab. Jedes Floating House hat 220 Quadratmeter Wohnfläche und etwa 100 Quadratmeter Terrassenfläche. Der Preis liegt zwischen 1 und 1,2 Millionen Euro pro Haus, sagt Hahn.

    #Berlin #Reinickendorf #Tegel #Sechserbrücke #Humboldtinsel #Gentrification